Boden ZU schwingungsfreudig?

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

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chrisb
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von chrisb »

:aua: :aua: :aua:
ich würde mit der abgabe des instruments mein geld verlangen.
ansonsten befürchte ich, wird es ein schrecken ohne ende .........
viel glück!
chrisb
Es335
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von Es335 »

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clone
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von clone »

+1

(Sehe ich auch so. Wenn der Erbauer etwas Ehre im Laib hat, dann macht er das so. Und kommt da gar nicht erst groß mit irgendeiner Rechtslage... und dann schaut er sich die Gitarre noch einmal ganz in Ruhe und sehr gründlich an. Ohne den Druck an dem konkreten Instrument noch etwas retten zu wollen oder zu müssen... )
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Holger Hendel
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von Holger Hendel »

Jo, +1
Ohne den Druck an dem konkreten Instrument noch etwas retten zu wollen oder zu müssen...
Das ist aus meiner Sicht der entscheidende Punkt. Die Initiative dazu auch vom Mysterybauer ausgehen müsste.
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YNWA
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von YNWA »

Ich lese hier seit einiger Zeit mit großem Erstaunen mit und frage mich tatsächlich, was in so einem Fall die rechtliche Situation ist.
Es gibt doch gar keine allgemein gültigen Maße oder Konfigurationen im Gitarrenbau, anhand derer man beweisen kann, dass jemand einen Fehler gemacht hat (abgesehen von extrem offensichtlichen Fehlern, wie dass man keine 10 mm starke Decke machen sollte, oder eine Akustikgitarre mit Cutaway... :shock: ). Was sind denn in dieser Hinsicht überhaupt "Fehler"? Klar, Materialfehler, wenn das Binding mal fliegt, oder fehlerhafte Hardware, aber ansonsten gibts da doch keinerlei Beweisführung und einen immensen Spielraum. Wir bewegen uns hier letztendlich im Millimeter-Bereich.
Jedes Gutachten und Verfahren würde hier den Wert der Gitarre übersteigen, zumal gerichtliche Entscheidungen hinsichtlich solcher Themen von völligen Laien getroffen würden.

Kenne das aus meinem eigenen Alltag - da gehen die Meinungen teilweise so extrem auseinander, dass Gitarrenbauer A völlig andere Vorstellungen von Thema X hat, als Gitarrenbauer B. Da fällt dann auch schon mal das Wort "Fehlkonstruktion".
Noch dazu: Taylor's Halskonstruktion, für manche genial für mich ein ganz großer Fehler... Cutaways, für manche genial, ... :lol:


Spaß beiseite:
Ich glaube dem TE durchaus, dass an der Gitarre was nicht nach dem aktuellen "State of the Art" gebaut ist, andererseits graut es mir bei solchen Geschichten vor einer eigenen Selbständigkeit. Theoretisch kann ja jeder Kunde, der ja ganz oft ein Laie ist, um die Ecke kommen und sagen, "hier haben Sie was falsch gemacht". Egal wer dann was beweisen muss und wer nicht - der Ärger ist trotzdem da, ggf. auch schlechte Bewertungen im Netz, obwohl man nicht mal was falsch gemacht haben muss. Ist einfach keine schöne Situation. Wie gesagt: Es mag gut sein, dass der TE berechtigte Kritik an diesem Instrument hat.

Ich finde unterm Strich bestätigt das aber meine allgemeinen Erfahrungen mit diesem Thema, die mich auch immer ein wenig bedenklich stimmen:
Schlechte Gitarren kann jeder bauen und das geschieht auch ganz regelmäßig, ganz ungeachtet des Preises. Die ganz großen Firmen bauen meiner Erfahrung nach im Schnitt viel "bessere" Instrumente, als die allermeisten kleinen Gitarrenbauer, haben aber einen deutlich schlechteren Ruf, weil "von der Stange".
Es gibt einfach zu viele Ahnungslose auf dem Gebiet und viele, die sich verkünsteln, um einfach mal was anderes zu bauen als "die Großen, die es eh nicht können". Nicht falsch verstehen. Der fachkundige kleine Betrieb ist dem großen mMn. immer vorzuziehen, aber es gibt eben verdammt viele Blender da draußen und es wird irgendwo auch immer schwieriger, noch durchzublicken, wer sich wirklich auskennt. Es gibt begnadete Klassik-Bauer, die wiederum beim Thema Stahl total abschmieren. Das gibts natürlich auch anders rum und mit E-, dann gibt es welche, die können fast alles.

Ich spiele da lieber meine üblichen Verdächtigen. Die enttäuschen mich nicht, gewinnen sowieso die meisten Blindtests unter "Fachkundigen". Zuhörer im Publikum können es sowieso seltenst unterscheiden, wozu also der ganze Stress :lol:
Ich weiß bei meinen Instrumenten letztendlich vorher was ich kriege und maximal fliegt mal ein Binding. Aber das soll jeder machen, wie er denkt.
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Gitarrenmacher
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von Gitarrenmacher »

Nur für mein Verständniss......

1. Da ist ein erfahrener Gitarrenbauer, mit dem du deine Vorstellungen besprochen hast.
2. Du hast eine oder mehrere Gitarren aus dieser Werkstatt gehört und gespielt, für gut befunden und eine
Gitarre mit diesen oder sehr ähnlichen Eigenschaften geordert.
3. In der Bauphase bzw. Projektierung fängt dieser Gitarrenbauer an, wichtige Parameter an Boden und/oder Decke zu verändern, nach dem Motto, ich könnte mir vorstellen, dass das den Klang positiv beeinflusst, was anscheinend in die Hose geht.
4. Die fertige Gitarre entspricht klanglich nicht im Entferntesten dem, was Du vorher von ihm gehört hast.
5. Der Gitarrenbauer räumt ein, dass die Gitarre nicht dem entspricht, was ihr vereinbart habt, bietet aber nur eine Teilwandlung des Kaufpreises an.

Nur für mein Verständniss........
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mcfinlough
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von mcfinlough »

YNWA hat geschrieben:
Fr Apr 05, 2024 3:54 pm
Ich lese hier seit einiger Zeit mit großem Erstaunen mit und frage mich tatsächlich, was in so einem Fall die rechtliche Situation ist.
Es gibt doch gar keine allgemein gültigen Maße oder Konfigurationen im Gitarrenbau, anhand derer man beweisen kann, dass jemand einen Fehler gemacht hat (abgesehen von extrem offensichtlichen Fehlern, wie dass man keine 10 mm starke Decke machen sollte, oder eine Akustikgitarre mit Cutaway... :shock: ). Was sind denn in dieser Hinsicht überhaupt "Fehler"? Klar, Materialfehler, wenn das Binding mal fliegt, oder fehlerhafte Hardware, aber ansonsten gibts da doch keinerlei Beweisführung und einen immensen Spielraum. Wir bewegen uns hier letztendlich im Millimeter-Bereich.
Jedes Gutachten und Verfahren würde hier den Wert der Gitarre übersteigen, zumal gerichtliche Entscheidungen hinsichtlich solcher Themen von völligen Laien getroffen würden.

Kenne das aus meinem eigenen Alltag - da gehen die Meinungen teilweise so extrem auseinander, dass Gitarrenbauer A völlig andere Vorstellungen von Thema X hat, als Gitarrenbauer B. Da fällt dann auch schon mal das Wort "Fehlkonstruktion".
Noch dazu: Taylor's Halskonstruktion, für manche genial für mich ein ganz großer Fehler... Cutaways, für manche genial, ... :lol:


Spaß beiseite:
Ich glaube dem TE durchaus, dass an der Gitarre was nicht nach dem aktuellen "State of the Art" gebaut ist, andererseits graut es mir bei solchen Geschichten vor einer eigenen Selbständigkeit. Theoretisch kann ja jeder Kunde, der ja ganz oft ein Laie ist, um die Ecke kommen und sagen, "hier haben Sie was falsch gemacht". Egal wer dann was beweisen muss und wer nicht - der Ärger ist trotzdem da, ggf. auch schlechte Bewertungen im Netz, obwohl man nicht mal was falsch gemacht haben muss. Ist einfach keine schöne Situation. Wie gesagt: Es mag gut sein, dass der TE berechtigte Kritik an diesem Instrument hat.

Ich finde unterm Strich bestätigt das aber meine allgemeinen Erfahrungen mit diesem Thema, die mich auch immer ein wenig bedenklich stimmen:
Schlechte Gitarren kann jeder bauen und das geschieht auch ganz regelmäßig, ganz ungeachtet des Preises. Die ganz großen Firmen bauen meiner Erfahrung nach im Schnitt viel "bessere" Instrumente, als die allermeisten kleinen Gitarrenbauer, haben aber einen deutlich schlechteren Ruf, weil "von der Stange".
Es gibt einfach zu viele Ahnungslose auf dem Gebiet und viele, die sich verkünsteln, um einfach mal was anderes zu bauen als "die Großen, die es eh nicht können". Nicht falsch verstehen. Der fachkundige kleine Betrieb ist dem großen mMn. immer vorzuziehen, aber es gibt eben verdammt viele Blender da draußen und es wird irgendwo auch immer schwieriger, noch durchzublicken, wer sich wirklich auskennt. Es gibt begnadete Klassik-Bauer, die wiederum beim Thema Stahl total abschmieren. Das gibts natürlich auch anders rum und mit E-, dann gibt es welche, die können fast alles.

Ich spiele da lieber meine üblichen Verdächtigen. Die enttäuschen mich nicht, gewinnen sowieso die meisten Blindtests unter "Fachkundigen". Zuhörer im Publikum können es sowieso seltenst unterscheiden, wozu also der ganze Stress :lol:
Ich weiß bei meinen Instrumenten letztendlich vorher was ich kriege und maximal fliegt mal ein Binding. Aber das soll jeder machen, wie er denkt.
Naja, also dass der Sound in erster Linie von der Decke kommt, und dass man gut abgelagertes Holz verwenden muss, damit es nicht zum Einsacken des Bodens (oder auch der Decke) kommt, sind auf jeden Fall mal allgemein gültige Regeln!
Wie die rechtliche Lage ist, weiß ich nicht, aber die sollte hier auch keine Rolle spielen, bei zwei vernünftigen Menschen, dem Kunden und dem Erbauer...

Ich persönlich habe, mit Ausnahme des Mysteryman, nur hervorragende Erfahrungen mit Solo-Gitarrenbauern gemacht! Und sie übrigens auch mit mir, nur mal so nebenbei... :wink:

Ob man sich Gitarren von den großen Fabriken kauft, oder lieber auf kleine Betriebe setzt, ist eine Philosophie-Frage, da gibt es kein Richtig oder Falsch... dass aber die großen Fabriken bessere Gitarren bauen, als die Solo-Gitarrenbauer, halte ich für mehr als gewagt... für mich (der auch alles Mögliche schon gespielt hat) kommt (bisher) keine der Factory Gitarren qualitativ an die Gitarren der Solo-Luthier ran, nicht mal in die Nähe!
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von Es335 »

Gitarrenmacher hat geschrieben:
Fr Apr 05, 2024 4:31 pm
Nur für mein Verständniss......
...

Nur für mein Verständniss........
Hallo Christian,

angeregt durch deinen Versuch, das Thema zu strukturieren, habe ich angefangen entsprechende Textauszüge zusammenzustellen, um mir einen Überblick zu verschaffen, weil die starke Fixierung auf die Fehlerursachensuche den Fokus doch mächtig verschoben hat.

Also im Prinzip ist (fast) alles gelaufen. Der Gitarrenbauer hat die Mangelhaftigkeit seines Produktes zugestanden. Er nimmt die Gitarre zurück, wird versuchen, den Fehler zu beheben, um sie anderweitig zu verkaufen.

Der Punkt an dem sich nicht nur Chris mächtig "reibt" ist, dass der TE erst dann einen nicht näher bezifferten Prozentsatz des Geldes zurückbekommen soll, wenn die Reparatur und der Verkauf erledigt ist.

Ein absolutes Unding auch in meinen Augen. Das man bei einer angefertigten Gitarre nicht alles zurückbekommt ist normal und 20% Absclag durchaus marktüblich, aber dann eben auch Gitarrenrückgabe gegen Geld!

Das ist aber letztlich die freie Entscheidung des TE. :wink:

PS: @mcfinlough: Bitte korrigieren, wenn ich etwas falsches geschrieben habe! :wink: :D
Zuletzt geändert von Es335 am Fr Apr 05, 2024 9:32 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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Gitarrenmacher
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von Gitarrenmacher »

YNWA hat geschrieben:
Fr Apr 05, 2024 3:54 pm
Spaß beiseite:
...............
Ich finde unterm Strich bestätigt das aber meine allgemeinen Erfahrungen mit diesem Thema, die mich auch immer ein wenig bedenklich stimmen:
Schlechte Gitarren kann jeder bauen und das geschieht auch ganz regelmäßig, ganz ungeachtet des Preises. Die ganz großen Firmen bauen meiner Erfahrung nach im Schnitt viel "bessere" Instrumente, als die allermeisten kleinen Gitarrenbauer,.........

Na dann haben wir´s ja endlich.
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von mcfinlough »

Es335 hat geschrieben:
Fr Apr 05, 2024 7:19 pm
Gitarrenmacher hat geschrieben:
Fr Apr 05, 2024 4:31 pm
Nur für mein Verständniss......
...

Nur für mein Verständniss........
...

PS: @mcfinlough: Bitte korrigieren, wenn ich etwas falsches geschrieben habe! :wink: :D
Das kommt schon ungefähr hin so, danke dir für die Zusammenfassung! :D
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von YNWA »

mcfinlough hat geschrieben:
Fr Apr 05, 2024 6:57 pm
YNWA hat geschrieben:
Fr Apr 05, 2024 3:54 pm
Ich lese hier seit einiger Zeit mit großem Erstaunen mit und frage mich tatsächlich, was in so einem Fall die rechtliche Situation ist.
Es gibt doch gar keine allgemein gültigen Maße oder Konfigurationen im Gitarrenbau, anhand derer man beweisen kann, dass jemand einen Fehler gemacht hat (abgesehen von extrem offensichtlichen Fehlern, wie dass man keine 10 mm starke Decke machen sollte, oder eine Akustikgitarre mit Cutaway... :shock: ). Was sind denn in dieser Hinsicht überhaupt "Fehler"? Klar, Materialfehler, wenn das Binding mal fliegt, oder fehlerhafte Hardware, aber ansonsten gibts da doch keinerlei Beweisführung und einen immensen Spielraum. Wir bewegen uns hier letztendlich im Millimeter-Bereich.
Jedes Gutachten und Verfahren würde hier den Wert der Gitarre übersteigen, zumal gerichtliche Entscheidungen hinsichtlich solcher Themen von völligen Laien getroffen würden.

Kenne das aus meinem eigenen Alltag - da gehen die Meinungen teilweise so extrem auseinander, dass Gitarrenbauer A völlig andere Vorstellungen von Thema X hat, als Gitarrenbauer B. Da fällt dann auch schon mal das Wort "Fehlkonstruktion".
Noch dazu: Taylor's Halskonstruktion, für manche genial für mich ein ganz großer Fehler... Cutaways, für manche genial, ... :lol:


Spaß beiseite:
Ich glaube dem TE durchaus, dass an der Gitarre was nicht nach dem aktuellen "State of the Art" gebaut ist, andererseits graut es mir bei solchen Geschichten vor einer eigenen Selbständigkeit. Theoretisch kann ja jeder Kunde, der ja ganz oft ein Laie ist, um die Ecke kommen und sagen, "hier haben Sie was falsch gemacht". Egal wer dann was beweisen muss und wer nicht - der Ärger ist trotzdem da, ggf. auch schlechte Bewertungen im Netz, obwohl man nicht mal was falsch gemacht haben muss. Ist einfach keine schöne Situation. Wie gesagt: Es mag gut sein, dass der TE berechtigte Kritik an diesem Instrument hat.

Ich finde unterm Strich bestätigt das aber meine allgemeinen Erfahrungen mit diesem Thema, die mich auch immer ein wenig bedenklich stimmen:
Schlechte Gitarren kann jeder bauen und das geschieht auch ganz regelmäßig, ganz ungeachtet des Preises. Die ganz großen Firmen bauen meiner Erfahrung nach im Schnitt viel "bessere" Instrumente, als die allermeisten kleinen Gitarrenbauer, haben aber einen deutlich schlechteren Ruf, weil "von der Stange".
Es gibt einfach zu viele Ahnungslose auf dem Gebiet und viele, die sich verkünsteln, um einfach mal was anderes zu bauen als "die Großen, die es eh nicht können". Nicht falsch verstehen. Der fachkundige kleine Betrieb ist dem großen mMn. immer vorzuziehen, aber es gibt eben verdammt viele Blender da draußen und es wird irgendwo auch immer schwieriger, noch durchzublicken, wer sich wirklich auskennt. Es gibt begnadete Klassik-Bauer, die wiederum beim Thema Stahl total abschmieren. Das gibts natürlich auch anders rum und mit E-, dann gibt es welche, die können fast alles.

Ich spiele da lieber meine üblichen Verdächtigen. Die enttäuschen mich nicht, gewinnen sowieso die meisten Blindtests unter "Fachkundigen". Zuhörer im Publikum können es sowieso seltenst unterscheiden, wozu also der ganze Stress :lol:
Ich weiß bei meinen Instrumenten letztendlich vorher was ich kriege und maximal fliegt mal ein Binding. Aber das soll jeder machen, wie er denkt.
Naja, also dass der Sound in erster Linie von der Decke kommt, und dass man gut abgelagertes Holz verwenden muss, damit es nicht zum Einsacken des Bodens (oder auch der Decke) kommt, sind auf jeden Fall mal allgemein gültige Regeln!
Wie die rechtliche Lage ist, weiß ich nicht, aber die sollte hier auch keine Rolle spielen, bei zwei vernünftigen Menschen, dem Kunden und dem Erbauer...

Ich persönlich habe, mit Ausnahme des Mysteryman, nur hervorragende Erfahrungen mit Solo-Gitarrenbauern gemacht! Und sie übrigens auch mit mir, nur mal so nebenbei... :wink:

Ob man sich Gitarren von den großen Fabriken kauft, oder lieber auf kleine Betriebe setzt, ist eine Philosophie-Frage, da gibt es kein Richtig oder Falsch... dass aber die großen Fabriken bessere Gitarren bauen, als die Solo-Gitarrenbauer, halte ich für mehr als gewagt... für mich (der auch alles Mögliche schon gespielt hat) kommt (bisher) keine der Factory Gitarren qualitativ an die Gitarren der Solo-Luthier ran, nicht mal in die Nähe!
Ja gut, da hast du natürlich recht aber die Sache mit "abgelagertem Holz" ist doch so offensichtlich, dass man es eigentlich in Verbindung mit einem Gitarrenbauer nicht mehr erwähnen müssen sollte. Wobei du da ja auch schon wieder die erste "Meinungsverschiedenheit" hast: Der eine macht das mit ausschließlich luftgetrocknetem Holz, das in der Vollmondphase von seinem Urgroßvater im Naturschutzgebiet geschlagen wurde, der nächste hilft ordentlich mit einer Trockenkammer nach und nimmt "egal was", Hauptsache Gewinnmaximierung, der übernächste backt das Holz komplett tot und nimmt nur "Ädeirondäck Sprrruce".

Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Gitarrenbauer das 1. Gebot der Wichtigkeit einer Gitarrendecke vernachlässigt hat und was er mit dem Boden in welcher Stärke auch immer gemacht hat, ist einfach nicht wirklich nachweisbar und es ist sehr subjektiv, ob einem das gefällt oder nicht. Deswegen würde ich hier irgendwie rein gefühlsmäßig den "Mysteryman" ein wenig in Schutz nehmen wollen.

"dass aber die großen Fabriken bessere Gitarren bauen, als die Solo-Gitarrenbauer, halte ich für mehr als gewagt..."

... naja, das habe ich ja so auch nicht gesagt. Mir war schon bewusst, dass das eine kontroverse Aussage ist, allerdings habe ich gesagt:
"Die ganz großen Firmen bauen meiner Erfahrung nach im Schnitt viel "bessere" Instrumente, als die allermeisten kleinen Gitarrenbauer"

Das heißt ja nicht, dass die großen Fabriken immer bessere Gitarren bauen, als die Solo-Gitarrenbauer. Natürlich wirst du von einem hevorragenden Gitarrenbauer in der Spitze ein viel feiner definiertes und besseres Resultat bekommen können. Allein schon, dass das finale Setup nicht standardisiert sondern auf dich zugeschnitten ist, ist ein meilenweiter Unterschied. Der persönliche Kontakt, die Möglichkeit, bei Fertigungsschritten zusehen zu können, eine Entwicklung vom Stück Holz zum fertigen Instrument zu erleben. Das Auge isst mit.

Ich habe aber von vielen Solo-Gitarrenbauern schon wesentlich schlechter klingende Instrumente zu wahnwitzigen Preisen gespielt und gehört, als das bei "Fabrikgitarren" der Fall war. Die waren dann teils wahnsinnig fein, innovativ und künstlerisch verarbeitet, aber haben z.B. nicht das Soundprofil rübergebracht, das man klischeehaft von einer Gitarre dieser Bauform haben möchte. Natürlich hast du bei den "Fabrikgitarren" irgendwo auch mal eine Grenze hinsichtlich eigens auf dich zugeschnittener Klangoptimierungen oder gar optischer Spielereien, aber mir geht es um den "Grundsound" und wenn ich z.B. ne 12. Bund Dread haben will, dann muss die holzig, trocken, definiert, laut und einfach "Cannon" mäßig klingen und nicht in überlagernden Obertönen und und klirrend feinen Höhen erstrahlen und eine gewisse "boxiness" im Klangprofil aufweisen. Da sind einfach schon (vielleicht auch falsche) Vorstellungen verankert, die man hören möchte. Trotzdem würde ich das dem Gitarrenbauer im Nachgang nicht als Fehler ankreiden, ist halt ein persönlicher Geschmack.

Ich durfte das übrigens auch mal in einer Runde erleben, wo wir einen Blindtest unter Freunden gemacht haben. Die Solo-Gitarrenbauer Instrumente haben tatsächlich bei weitem nicht immer am besten abgeschnitten. Es wäre super spannend, das mal im Rahmen eines Forentreffens zu erleben. Ich glaub da würden sich einige über ihr eigenes Instrument stark wundern, egal ob Fabrik oder Solobauer. :mrgreen:
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clone
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von clone »

Es335 hat geschrieben:
Fr Apr 05, 2024 7:19 pm
(...)Der Gitarrenbauer hat die Mangelhaftigkeit seines Produktes zugestanden. Er nimmt die Gitarre zurück, wird versuchen, den Fehler zu beheben, um sie anderweitig zu verkaufen. (...)

Das man bei einer angefertigten Gitarre nicht alles zurückbekommt ist normal und 20% Absclag durchaus marktüblich (...)
Nur noch einmal zu meinem Verständnis, es ist üblich bei einem eingestandenermaßen mangelhaften Produkt, das man auch wegen dieser Mängel zurücknimmt, dennoch eine 20% Vergütung zu erwarten?

Der wird also für den Murks bezahlt? Die Rückgabe findet ja nicht wegen Nichtgefallens statt, sondern wegen der Mängel.
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von gruhf »

mcfinlough hat geschrieben:
Fr Apr 05, 2024 5:15 am
Hi Gruhf,

danke für deinen Beitrag, aber du hast mich, glaube ich, falsch verstanden... ich hatte lediglich auf die äußerst "freundlichen" Beiträge vom guitar hero reagiert! :wink:

Du hast mit allem Recht, was du schreibst! Aber ich will dem Gitarrenbauer weder etwas Böses, noch will ich ihm irgendwelche "Konstruktionsfehler" nachweisen! Wie ich schon in einem vorherigen Beitrag schrieb, könnte sich der Mysteryman auf den Standpunkt stellen, dass das so gewollt war und gut ist... richtig? Klar!
Er könnte aber auch einfach hinter seiner Arbeit stehen! Und dass er wollte, dass die Decke akustisch fast tot ist und ca. 70% des Klangs vom Boden kommt, könnte er zwar behaupten, aber glauben würde es ihm wohl niemand... ein paar Regeln gibt es dann schon im Gitarrenbau... dazu gehört, "die Decke macht den Sound" :wink:
Übrigens habe ich bisher niemanden gefunden, der die Gitarre live (gestrummt) gehört hat, der nicht gesagt hat "das ist grauenhaft" und "hör bitte auf, mir tun die Ohren weh" (und nein, das liegt nicht an meinen Fähigkeiten :wink: )

Wie auch immer, es ist alles gut, er wird die Gitarre ja bald selbst in den Händen halten und dann wird man sehen, was passiert...
Hallo Ben,

Deine Reaktion auf den Beitrag von guitar hero habe ich schon als solche aufgefasst. Mir ging es vor allem um den Hinweis, dass Gitarrenbau vielfach (noch?) mehr Handwerk denn exakte Wissenschaft ist. Die "Konstruktion" des Instruments beschränkt sich dabei oft (nicht immer) darauf, mehr oder weniger das zu verwenden und modifizieren, was die Herren Martin, Hauser, Gibson, Larrivee, Schneider/Kasha et al. vorgemacht haben. In diesem quasi evolutionären Prozess halte ich den Begriff "Konstruktionsfehler" für schwierig - nicht nur in rechtlicher Hinsicht.

Dein "Mystery-Gitarrenbauer" hat eine Fichtendecke mit üblicher Stärke verwendet und wird auch beim Macacauba-Boden vermutlich nicht extrem von den üblichen Bodenstärken abgewichen sein. Macacauba hat mit i. d. R. > 15 GPa einen recht hohen E-Modul und damit in üblicher Stärke auch z.B. eine hohe Biegesteifigkeit. Da der Gitarrenbauer die Regeln der Physik vermutlich nicht außer Kraft setzen kann, ist die These von der fehlerhaften "Klang"abstrahlung durch den Boden noch zu verifizieren (Kennt jemand die Dicke des Bodens bei Torres' Papiermaché-Gitarre?). Vorher wäre ich mit Begriffen wie "Mängel" oder "Murks" zurückhaltend (oder hast Du die fragliche Gitarre schon gehört/gespielt, clone?).

Die großen Gitarrenhersteller bauen vielleicht nicht die besseren Instrumente - aber wahrscheinlich konstantere Qualität als ein Einzelfertiger. In der Fabrik gibt es i. d. R. ein größeres Holzlager, präzisere Vorrichtungen, viel CNC-Einsatz. Dafür verzichtet man auf die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten der Einzelfertigung. Darüber hinaus ist der Gebrauchtmarkt recht groß. Schön, dass es so viele unterschiedliche Möglichkeiten und Wege gibt, an eine Gitarre zu kommen.
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von clone »

gruhf hat geschrieben:
So Apr 07, 2024 12:35 pm
Vorher wäre ich mit Begriffen wie "Mängel" oder "Murks" zurückhaltend (oder hast Du die fragliche Gitarre schon gehört/gespielt, clone?).
Man kann auch Dinge künstlich verkomplizieren, bzw. versuchen Dinge zu akademisieren. Und zwar so lange, bis dann alles irgendwie relativ und nicht mehr bewertbar ist.

Wenn ich den Thread richtig gelesen habe, hat der Gitarrenbauer doch selbst eingeräumt, dass die Gitarre Konstruktuionsfehler hat. Und der TE hat zudem doch die Gitarre auch noch von anderen Gitarrenbauern einschätzen lassen ... .

Zudem, auf Seite 2 schreibt der TE:
"Kurz bevor er meine Gitarre gebaut hat, musste er 6(!) Instrumente aus dem Verkehr ziehen, weil alle ein zu dünnes Bracing hatten und die Decken eingesackt sind!"

Das sind die Fakten!

Und wenn du mir schon so kommst, falls du nicht der konkrete Gitarrenbauer selber bist, hast auch du die fragliche Gitarre nicht schon gehört oder gespielt. Da willst du mir einen Makel andichten, den du dann auch selber hast... .

Insofern....... ich beziehe mich da auf Fakten....
gruhf
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Re: Boden ZU schwingungsfreudig?

Beitrag von gruhf »

clone hat geschrieben:
So Apr 07, 2024 1:07 pm
Insofern....... ich beziehe mich da auf Fakten....
Fakten sind nachweisbare, überprüfbare oder allgemein bekannte Sachverhalte - und nicht Hörensagen :wink:
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