Statik/Deckenwölbung 12 Saiter

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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Matze
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Statik/Deckenwölbung 12 Saiter

Beitrag von Matze »

Meine langjährigen Erfahrungen mit 12 Saitern:

2005
kaum Ahnung, einfach Gitarren verglichen. Es wurde eine Cort Earth 200. Um die 400 Euro, normale Dread- Ich hätte nie gedacht, dass sie bis heute meine Referenz in Bespielbarkeit und Klang sein würde. Keine Veränderungen in fast 20 Jahren.

2012
jetzt muss ne Jumbo her; soll ja die Königin der 12 Saiten sein. Guilds angetestet, war aber nicht überzeugt. Also wurde es eine Blueridge für 800 Euro. 2 Jahre war alles in Ordnung. Dann fing sich die Decke an zu wölben, und zwar beachtlich, so dass die Saitenlage nicht mehr in Ordnung war. Also Stegeinlage und sogar die gesamte Brücke runtergeschliffen, aber auch das hat ja irgendwann seine Grenzen. Spätestens dann, wenn die Diskantsaiten fast gerade über die Stegeinlage führen, ist Schluss. Sonst muss die Nut der Stegeinlage tiefer gesetzt werden. Geht das überhaupt ? Tonabnehmer raus und so weiter.
Es reichte gerade aus, um die Bespielbarkeit einigermaßen wiederherzustellen.
Kann mal passieren, Einzelfall, über 100 kg Saitenzug, abhaken.

2014
Kauf einer BSG 12 Saiter Koa. Ein Traum fürs Auge und die Hände. Nicht ganz so günstig, aber die Gitarre fürs Leben eben.
Denkste. Nach 2 Jahren das gleiche Spiel. Extreme Deckenwölbung mehr als 1 cm mit der entsprechenden Konsequenz für die Saitenlage. Bespielbarkeit nicht mehr vorhanden. Also dieses Mal zum Gitarrenbauer meines Vertrauens. Der sagte nur lapidar: "Ein Instrument, dass gut klingt, arbeitet eben auch." Hilft aber nicht wirklich weiter das Problem zu lösen. Die BSG blieb 6 Wochen in seiner klimatisierten Werkstatt, die Deckenwölbung leider auch. Also hat auch er die Brücke und Stegeinlage extrem reduziert. Jetzt geht es so einigermaßen, aber auch er konnte die Bespielbarkeit der "neuen" Gitarre nicht ganz wieder herstellen.
Und die Frage bleibt: wann hat dieser Prozess ein Ende?
Bis jetzt ist alles Gottseidank relativ stabil geblieben.

Fazit: achtet möglichst auch auf eine gute Statik der Gitarre, wenn ihr an ihr jahrelange Freude haben wollt. Aber wie macht man das?

Grüße

Matze
dominik
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Registriert: Fr Mär 02, 2007 11:56 am

Re: Statik/Deckenwölbung 12 Saiter

Beitrag von dominik »

Das ist einer der Gründe, warum ich gerne gebrauchte Gitarren kaufe. Ich denke, die stärksten Veränderungen machen die Instrumente in den ersten zwei Jahren durch. Natürlich wünscht sich jeder Instrumentenhersteller einen Wow-Effekt beim potenziellen Käufer. Vielleicht wird deshalb manchmal auch die Statik über Gebühr ausgereizt.
LG, Dominik
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meistermichel
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Re: Statik/Deckenwölbung 12 Saiter

Beitrag von meistermichel »

Meine erste Steelstring war eine 12 saitige Höfner, ca.1974. Seitdem spiele ich fast nur 12er, hatte schon wirklich viele und habe immer noch ein Dutzend.
Zu viele Hersteller bauen eine 12er wie eine 6er, nur mit dickeren Balken, die haben das Instrument überhaupt nicht verstanden. Nur ganz wenige verwenden z.B. eine kürzere Mensur...
Stege und Sättel mache ich immer selbst, ab Werk ist da nur meist Murks drauf, Ausnahme Lakewood.
Alle meine 12er haben 2mm Saitenlage auf der tiefen E.
Schon ganz am Anfang habe ich silk&steel Saiten benutzt, etwas später dann habe ich die THOMASTIK PLECTRUM .11-.50 Saiten mit -wirklich wenig- Saitenzug entdeckt, nie mehr andere gespielt, und schon seit sehr langer Zeit stimme ich die 12 Saiter immer mindestens 1/2 Ton tiefer, manche auch einen Ganzton, z.B: meine Blueridge 180 Jumbo, die klingt so wirklich am besten und die Decke ist tatsächlich so gestaltet, dass sie wahrscheinlich eine normale Stimmung mit normalen Saiten nicht lange aushält. Je feiner die Balken, umso besser der Klang, das gilt halt auch für unsere geliebten 12saiter. Und vom sound her ist diese preiswerte chinesische Gitarre wirklich sehr beeindruckend. Schönere Obertöne als die Taylor Jumbo aus dem Customshop, wirklich. Die ist nur etwas rockiger und tatsächlich wie eine 6er zu spielen.
Ich habe sogar vier doublenecks, da ist wirklich Zug auf den Decken, aber Deine Probleme hatte ich nie. Hier habe ich die 12er alle einen Ton tiefer.
Meiner Meinung nach liegt es an den Saiten und der zu hohen Stimmung.
Es gibt zwar durchaus 12er, die auch eine Normalstimmung aushalten ( Guild, Lakewood), aber die klingen dann auch nur gut, wenn man richtig ´reinhaut und dann ein Barrée im 7. Bund noch sauber greifen? Na, ich weiß nicht.
Nicht mehr in meinem Alter.
Fast alle 12er, die ich in die Hand bekomme, sind für mich fast unspielbar, na ja, halt schön laut bei E-A-D-G, aber dafür spiele ich keine 12er, sondern für die Töne, die ich auf der 6er halt nicht bekomme. Und ich spiele fingerpicking ohne fingerpicks und gerne ohne Blutbad.
Übrigens haben wir hier in Deutschland seit ein paar Jahren im Schnitt eine immer höhere Luftfeuchtigkeit, und die trägt bekanntlich ja auch zu unnötigen Deckenwölbungen nicht unerheblich bei. Meinen Luftbefeuchter habe ich schon lange nicht mehr benutzt.
Die perfekte 12er ist die Adamas 1688 von Ovation. Durchgehende Fächerverbalkung, Kohlefaser-unterstützte Decke, absolut stabiler Hals, 64er Mensur. Saitenlage 1.9mm ohne Schnarren seit Jahren. Alle spielbaren Töne gleich laut. leider häßlich.
...ersmastimmen
Matze
Beiträge: 32
Registriert: Mi Nov 08, 2006 6:23 pm
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Re: Statik/Deckenwölbung 12 Saiter

Beitrag von Matze »

Hallo meistermichel,

danke für deine Tipps und die Weitergabe deiner langjährigen Erfahrungen.
Ich bin da eher der schlichte Typ; also Griffe in den ersten Lagen, Normalstimmung, Elixiersaiten 10-47 und fertig. Wie beschrieben klappt das bei der Cortdread auch ganz wunderbar ohne Deckenwölbung. Nur die Jumbos halten das scheinbar nicht aus.
Die THOMASTIKsaiten werde ich gelegentlich mal ausprobieren.

Bis dann
Matze
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