Deckenholz

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

fingerstylist
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Deckenholz

Beitrag von fingerstylist »

Eine Frage an die Gitarrenselberbauer hier.

Es gibt Fichtendecken ja schon ewig. Die scheinen sehr haltbar und gut geeignet.
Vor einigen Jahrzehnten ( 60 Jahre ? ) kamen Zederdecken dazu. Auch hier scheint es das Holz als Deckenholz sehr geeignet und die Haltbarkeit scheint auch gut zu sein
Dann irgendwann auch Mahagoni und dann Redwood. Insbesondere beim letzen ist die Haltbarkeit noch nicht im "langzeitversuch" erprobt, aber der Klang prima.

Nun entdecke ich in letzter Zeit immer mal wieder völlig untypische Deckenhölzer: Nussbaum, black Limba...
Was ist davon zu halten?
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saitentsauber
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Re: Deckenholz

Beitrag von saitentsauber »

Zielt die Frage eher auf den Klang oder die Haltbarkeit?
fingerstylist
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Re: Deckenholz

Beitrag von fingerstylist »

Zielt die Frage eher auf den Klang oder die Haltbarkeit?
Beides :)
Ich vermute ja für den Baukundigen ( Gitarrenbauer )gibt es gute Gründe warum man sich bisher weitesgehend auf Fichte bzw, Zeder konzentriert hat. Nach meinen wenig fundierten Verständnis erweist sich die dauerhafte Haltbarkeit ja eigentlich erst im Langzeitversuch, aber ich vermute das es zudem auch andere Gründe gibt. Nussbaum und black Lima, um bei den oben genannten Beispielen zu bleiben, sind vermutlich gut und einfach zu verarbeiten ohne Tendenz zum reißen und können toll aussehen, aber das allein qualifiziert ein Holz ja nicht als Deckenholz.
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chrisb
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Re: Deckenholz

Beitrag von chrisb »

moin,

willst du auf die haltbarkeit der holzart hinaus?
oder auf die haltbarkeit der decke?
letztere ist auch von gewählter beleistung, deckenstärke, ausarbeitung der decke etc. abhängig.
davon wiederum ist auch der klang abhängig.
oder willst du hören das harthölzer bei gleicher deckenstärke und beleistung stabiler sind als weichhölzer?
dafür klingen sie "anders".

was ist davon zu halten?
ein gitarre muss gut klingen, gut bespielbar sein und statisch stabil sein. egal welche hölzer.
der rest liegt am umgang des gitarristen mit der gitarre..........
chrisb
fingerstylist
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Re: Deckenholz

Beitrag von fingerstylist »

willst du auf die haltbarkeit der holzart hinaus?
oder auf die haltbarkeit der decke?
letztere ist auch von gewählter beleistung, deckenstärke, ausarbeitung der decke etc. abhängig.
davon wiederum ist auch der klang abhängig.
Ich glaub ganz so simpel ist es dann doch nicht.
Ich bin neugierig und etwas überrascht das neuerdigs (?) ungewöhnliche Hölzer für die Decken genommen werden, statt der Fichte oder Zeder. Ich frage mich ob das quasi ein experimentelles bauen ist mit "Risiko" für den Käufern? Es wird doch Kriterien geben weswegen das man bisher nicht gemacht hat. Das man bisher aus reiner Gewohnheit fast ausschließlich Fichte/Zeder/Mahagoni genommen hat mag ich nicht so recht glauben.
Da ich da aber nichts genaues weiß hoffe ich das jemand der Gitarren baut mich in dieser Hinsicht etwas schlauer machen könnte
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HR
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Re: Deckenholz

Beitrag von HR »

So neu sind Decken aus Harthölzer nicht!
Martin hat vor ca.15 Jahren schon Gitarren aus Mahagonie (Korpus + Decke) gebaut. Ich glaube das ist die 15er Serie. Klingen wohl etwas kräftiger als die üblichen Fichtendecken.

Was ich mir durchaus vorstellen kann, dass die Decken inkl. Beleistung etwas schmächtiger ausfallen kann.
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fingerstylist
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Re: Deckenholz

Beitrag von fingerstylist »

Martin hat vor ca.15 Jahren schon Gitarren aus Mahagonie (Korpus + Decke) gebaut
Ja, ich hatte mal eine solche (Martin- Kopie ) und da war das für mich als vom Katzendarmbesaiteten Instrumenten kommend überraschend ,das man auch Mahagoni nehmen kann. Wahrscheinlich ursprünglich ein Experiment das sich mit der Zeit etabliert hat, oder?
( 15 Jahre Erfahrung hinsichtlich der Haltbarkeit in struktureller und klanglicher Hinsicht ist ja auch nicht sehr lange Erfahrung im Vergleich zu über 100 Jahre alte Gitarren mit Fichtendecke.)
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JazzDude
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Re: Deckenholz

Beitrag von JazzDude »

Ähm, ich bin ziemlich sicher, dass es vor knapp hundert Jahren schon Mahagoni-Gitarren von Martin gab (Stichwort depression era).
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Re: Deckenholz

Beitrag von rwe »

JazzDude hat geschrieben:
Fr Jul 12, 2024 3:59 pm
Ähm, ich bin ziemlich sicher, dass es vor knapp hundert Jahren schon Mahagoni-Gitarren von Martin gab (Stichwort depression era).
Schon vor etwas über 100 Jahren: https://www.fretboardjournal.com/column ... rtin-2-17/

So richtig ins "öffentliche Leben" traten Mahagoni-Steelstrings dann wohl wieder erst mit Guild (M20, 1967, und D25, 1968) ein. Martin war zu der Zeit wohl eher nicht so sehr in diesem Bereich aktiv. Die 15-Series kam ja erst "kürzlich" (IMHO wieder) auf den Markt.
fingerstylist
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Re: Deckenholz

Beitrag von fingerstylist »

Ähm, ich bin ziemlich sicher, dass es vor knapp hundert Jahren schon Mahagoni-Gitarren von Martin gab (Stichwort depression era).
Danke für die Info! Wieder was dazu gelernt :)

Ich hab mal yt "befragt" und finde diesen Beitrag ( https://www.youtube.com/watch?v=syIUIjQ ... oodGuitars ) ab ca 3:25 erhellend. Bei zu schweren Holz und Holz mit nicht parallellaufender grader Maserung geht zu viel Saitenenergie verloren.

Das hieße im Umkehrschluss: alles was nicht zu schwer ist, möglichst grade parallele Maserung aufweist, nicht zu sehr schwindet oder reißt und sich gut verarbeiten läßt und haltbar ist wäre grundsätzlich geeignet, wenn es denn klanglich gefällt.
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Re: Deckenholz

Beitrag von saitentsauber »

Koa wurde noch nicht genannt, aber eine Zeit lang recht häufig verwendet - auch aktuell nicht so selten (Taylor). Hersteller aus "exotischen" - nicht Europa und nicht USA - Ländern wie Neuseeland oder Chile haben Hölzer verwendet, die bei ihnen vor der Tür wachsen bzw. gewachsen sind.

Das mit der "möglichst geraden parallelen Maserung" kommt woher?
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Re: Deckenholz

Beitrag von fingerstylist »

Das mit der "möglichst geraden parallelen Maserung" kommt woher?
Sagt der Mann im Video und scheint hinsichtlich eines optimalen Schwingungsverhaltens auch logisch. Allerdings evtl. nur im Vergleich mit Hölzern wo die Maserung wild kreuz und quer verläuft. Mahagoni z.B. wirkt auf mich ja eher , wie soll ich sagen: "flächig" und Mango auch? Bei black Limba hingegen hast du diese parallele Maserung.
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HR
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Re: Deckenholz

Beitrag von HR »

rwe hat geschrieben:
Fr Jul 12, 2024 4:14 pm
Die 15-Series kam ja erst "kürzlich" (IMHO wieder) auf den Markt.

Ich hab' die "all mahogany" damals selbst gesehen und gespielt. Das mögen jetzt 13 oder auch18 Jahre her sein. Aber keinesfalls erste "kürzlich".
lg
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Re: Deckenholz

Beitrag von rwe »

HR hat geschrieben:
Fr Jul 12, 2024 6:50 pm
Ich hab' die "all mahogany" damals selbst gesehen und gespielt. Das mögen jetzt 13 oder auch18 Jahre her sein. Aber keinesfalls erste "kürzlich".
Ich habe keine akustische Gitarre, die erst 20 Jahre alt ist.... Bitte vor diesem Hintergrund bewerten (und daher auch für Tüdelchen).
Tatsächlich war die D15 mal ein Grund, mir ernsthaft zu überlegen, ob ich mir vielleicht doch mal 'ne Martin kaufen sollte. Ist aber eben schon so lange her und ich habe es nicht weiter verfolgt.
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Gitarrenmacher
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Re: Deckenholz

Beitrag von Gitarrenmacher »

Ohne den Rest der Diskussion zu bewerten......
und nur bezugnehmend auf das über C.F. Martin&Co. gesagte.
https://vintagemartin.com

Kapitel "Knock on wood"
In 1922 Martin introduced the 2-17 with a mahogany top as well as back and sides. The Style 17 line was soon expanded to include single 0 and 00 guitars.


Und weiter heißt es dann.....

An all mahogany Style 15 was added to the Martin line in 1940.

Und hier über Martin Hawaiian Modelle

In July of 1916, with Hawaiian music all the rage following it's introduction to a large portion of the American public at the Panama Pacific Exposition in Chicago the previous year, the C. F. Martin Co. shipped six samples each of Hawaiian koa wood guitars with appointments generally similar to Martin's styles 0-18, 0-21, and 00-28 to the Southern California Music Company of Los Angeles, a chain of Southern California music stores, and one of Martin's largest accounts.
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
http://www.gitarrenmacher.de
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