T. hat geschrieben:Fazit: Vor irgendwelchen Panik-Käufen in Richtung Lowden oder Avalon erstmal die Tschechenfirmen checken. Kommt besser und ist auch deutlich billiger.
Du würdest einem Autokäufer, der einen S-Klasse Mercedes kaufen will, dazu raten, sich doch besser einen Fiat Punto zuzulegen, denn der hat auch Türen, eine Motorhaube, 4 Räder und bietet den Komfort, sitzend von A nach B zu gelangen, oder ?
Was diese High-Level-Gitarren wie Lowden, oder noch teurer Ryan, Olson etc. von 1000€-Furchs unterscheidet ist zuallerst einmal der Einsatzbereich für den diese Gitarren konzipiert und gebaut werden. Diese Gitarren sind dafür gebaut, spieltechnisch anspruchvollstes Material möglichst "stressfrei" zu meistern. Diese o.g. Jungs wie Bensusan, Roche etc. spielen diese Gitarren nicht, weil sie damit angeben, sondern weil sie das für ihr Spiel bestmögliche Handwerkszeug haben wollen. Chris Jones z.B., der eigentlich allen als Lakewood-Spieler bekannt ist, griff, wenn es richtig anspruchsvoll (klanglich und spieltechnisch) wurde, auch nur zur Lowden. Das kann man übrigens auf der DVD "Nautilus Tour 2002 - Sara K. live" sehen und hören - übigens sehr zu empfehlen...
Natürlich gibts erstmal keinen grossartigen Unterschied zwischen einer Furch und - sagen wir mal - einer Lowden, wenn ich das Teil nur dazu benutzen will, eine Liedbegleitung zu "Blowing in the Wind" zu zimmern. Eine Furch lässt sich zugegebenermassen einigermassen vernünftig bespielen, hat einen einigermassen vernünftigen Klang und das zu einem eingermassen vernünftigen Preis. Alles ist einigermassen vernünftig (wie auch der Fiat Punto).
Aber: Die Spreu trennt sich aber dann vom Weizen, wenn es spieltechnisch schwieriger wird. Dann muss man etwas etwas genauer hinschauen...
a) Bespielbarkeit/ Ergonomie: Natürlich höre ich schon den Einwand "Wenns schwer geht, dann muss halt die Saitenlage tiefer gestellt werden....". Das ist leider nur die halbe Wahrheit. Eine tiefere Saitenlage bremst halt den möglichen Dynamikumfang aus. Anders gesagt: je tiefer desto schneller schnarrt es, wenn mal kräftiger reinlangt wird, weil das Stück an bestimmten Stellen "fortissimo" verlangt. "Pianissimo" geht dann übrigens auch nicht so piano, wie man es gerne hätte. Die Kunst besteht jetzt darin, das Teil so hinzukriegen, dass die optimale Bespielbarkeit nicht auf Kosten der Saitenschwingung geht. Hier gehts dann ans Eingemachte: Halsform, -breite, Spacing, Saitenhöhe etc. muss alles in einer optimalen Beziehung zueinander stehen. Da gehts dann um Millimeter oder gar nur Teile davon. Diese Exaktheit in der Verarbeitung kann kann ich bei einer 1000 € Gitarre einfach nicht haben, selbst bei tschechischen Stundenlöhnen nicht.
b) handwerkliche Ausführung: da liegen Welten zwischen der 1000€ Furch und einer der o.g. Marken. Da muss man kein Gitarrist sein, um diesen Qualitätsunterschied zu sehen. Der Aufwand, der z.B. bei einer Lowden der 35er Serie nur im Innenleben (Dolphin-Bracings etc.) getrieben wird, ist schon enorm. Es würde mich nicht wundern, wenn die allein für die Bracings so lange brauchen, wie Furch für die komplette Gitarre...Auch hier geht es ausschliesslich darum, dem versierten Spieler die klanglichen Möglichkeiten zu liefern, die er für sein Spiel benötigt.
c) Verwendete Materialien: Hölzer, Mechaniken sind natürlich auch auf einem ganz anderen Niveau als bei einer 1000€ Furch. Das muss man eigentlich kein Wort drüber verlieren.
Natürlich kann man mit einer Furch sein gesamtes Spielerleben glücklich werden, aber ab einem bestimmten spieltechnischen Level kommt man bei Gitarren der 1000€ Klasse ganz einfach an eine Grenze. Wenn ich was von einer "Tschechenfirma" haben will, das in ähnlicher oder gleicher Qualität ist wie Lowden etc., dann muss ich mich an Rozawood wenden, bei denen die Standardmodelle bei ca. 2500€ anfangen, nach oben keine Grenze...
