Bearclaw Decke

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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Joachim
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Bearclaw Decke

Beitrag von Joachim »

Hallo,

als Deko für unser Forum dient ja die wunderschöne CEO-5 unseres admins mit bearclaw Decke.
Bearclaw heißt ja wohl übersetzt Bärentatze. Sind das nicht eigentlich Fehler im Holz, wie kommen Sie zustande und warum werden diese Decken so geschätzt, oder täusche ich mich :?
Gruss
Joachim :guitar1:

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RB
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Beitrag von RB »

Joachim, es stimmt, eigentlich sind das Unregelmäßigkeiten im Wuchs, die dann beim Aufschneiten als Streifen sichtbar werden, die wiederum so aussehen, als ob ein Teddy dran gekratzt hätte. Ich glaube, daß es da eine Hype gibt (sagt man so ?). Mir wäre es gleich gewesen, wenn das Deckenholz mit regelmäßiger Maserung versehen gewesen wäre. Aber es gibt Leute, die schwören drauf, daß das beim Klang irgendetwas Positives bewirken soll, aber ich habe noch keine ganz plausible Erklärung dafür gehört/gelesen. Daher bin ich etwas skeptisch.

Naja und manche stehen auf das Aussehen einer solchen Decke. Mir war es offengestanden egal. CFM baut drei Gitarren in dieser Bauform (HD-28VS, D-18VS und die CEO 5) und meine war die günstigste, das ist der profane Grund, warum ich sie genommen habe. Ich bin aber von Klang, Bespielbarkeit und Aussehen sehr angetan. Die Amerikaner im UMGF haben virtuell ein bisschen die Nase gerümpft, als einer nach den Qualitäten der CEO 5 fragte und haben die beiden anderen als besser empfohlen. Also gibt es für mich noch eine Steigerungsoption, wenn das stimmen sollte :mrgreen: .
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Herbie
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...einfach schön...

Beitrag von Herbie »

Hallo,

ich habe letztes Jahr mit Herrn Stoll gesprochen; er hat mir versichert, daß die Maserung
einer Decke keinen Einfluß auf den Klang hat. Besonders eng liegende Jahresringe
werden ab einer bestimmten Preisklasse einfach verlangt.So waren seine Worte.

Ich finde "bearclaws" einfach schööööööööööööön !

Viele Grüße Herbi
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Saitenheimer
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Beitrag von Saitenheimer »

Stimmt Herbie.

Früher dachte ich auch immer ein AAA-Deckenholz müsste besser klingen als eins mit minderer Qualität. Stimmt nicht. Das ist nur eine Sache der Optik. Der Gitarrenbauer nimmt den Rohling ( damit ist nicht ein stadtbekannter Schläger gemeint :P , O.K. der war jetzt ne so gut ! ) und klopft drauf. Anhand dieses Klangs kann er dann abschätzen, ob und für was das Holz gut ist.
Mag sein, dass enge Jahresringe zur Stabilität der Decke beitragen.

Aber diese bearclaw-Decken reizen mich auch ungemein.
Was mich auch interessieren würde ist deutsche Alpenfichte
oder ne Haselfichtendecke.
Hat da jemand Erfahrung damit ?

Stefan
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Herbie
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Beitrag von Herbie »

Hi Stefan,

ja, bei Haselfichte gibt es auch schöne Maserungen, z.B. so:
http://www.lindberg.de/catalog/product_ ... cts_id=575

Bei den europäischen Fichtensorten hast du mehr Höhen, dabei ist
es egal ob deutsche, italienische oder slowenische Fichte verwendet
wird. Manche nennen es auch Alpenfichte.Gitarrenbauer Gropius
schreibt der Haselfichte optisch attraktive Verwerfungen zu; von
besserem Klang ist nicht die Rede:
http://www.gropius.de/holz/holzarten.html

Aus höheren Lagen kommt das Holz immer, es wächst dort nicht
so schnell. Fichte aus der Ebene gibts im Möbelhandel.


Zitat:Anhand dieses Klangs kann er abschätzen...für was

Ein weit verbreiteter Irrtum:
Er hört, ob Risse im Holz sind, die er von außen nicht sehen kann.

Herbie
----------------------------
hat eine Klassische
Fichte / Palisander
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Saitenheimer
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Beitrag von Saitenheimer »

Danke für die Richtigstellung und die Antwort, Herbie.

Ich war letztes Jahr bei einer Besichtigung von Lakewood mit dabei und Martin Seeliger hat dann die Bedeutung der Gitarrendecken erklärt.
Er meinte dann eben, dass diese oder jene klanglich besser wäre.
Du magst bestimmt recht haben, wenn Du sagst, dass er dann hört, ob ein Deckenholz überhaupt taugt. Also leicht möglich, dass meine Interpretation falsch war oder ich das einfach falsch verstanden hab, sorry.
Aber die Decke der Takamine ist wirklich sehr schön.
Ich bin mir sicher, dass so was auf ner Lakewood auch ganz gut aussehen würde... :lol:

Stefan
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

Hier muss ich aber doch noch einmal nachfragen.
Woran erkennt der Gitarrenbauer denn, ob ein Holz einen hervorragenden, guten oder mittelmäßigen Klang erzeugen wird. Das hat sich jetzt ein Wenig so angehört, dass das Holoz keine Rolle spielt, solange es strukturell in Takt ist, was ich mir aber nicht vorstellen kann.
Gruss
Joachim :guitar1:

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RB
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Beitrag von RB »

Ich habe darüber einiges gelesen und weiß daher, wie man eine Gitarre baut - theoretisch :mrgreen: . Meine verschiedenen Quellen sagen, es gebe hartes und weiches Holz auch innerhalb einer Holzsorte. Dem wird im handwerklichen Bau oder im guten manufakturmäßigen Bau berücksichtigt, indem die Decke vor und nach der Beleistung immer noch bearbeitet wird, bis sie beim Anklopfen zur Zufriedenheit des Gitarrenbauers "klingt", oder eher "klopft". Unabhängig von der Fichten- oder Zedernsorte muß das Holz gut aufgesägt sein, also so, daß die Maserungssichten in der Decke möglichst senkrecht stehen. Wenn man ins Schalloch schaut und sich den die Deckenkante betrachtet, ist ein solcher Maserungsverlauf gut:

|||||||||||||||||

Ungünsstig ist es dagegen, wenn die Maserung so

//////////////// oder so \\\\\\\\\\\\\\\\\\\

verläuft.

In Längsrichtung ist ideal, wenn die Maserung nicht gegen die Deckenoberfläche absinkt, also "schräg" durch den Längsschnitt der Decke geht. Das kann man im Grunde an der fertigen Gitarre kaum erkennen, selbst bei unbehandelten Holzplatten soll es schwer auszumachen sein. Auch hat das eher statische Gründe.

Wenn die Maserung im Deckenquerschnitt möglichst senkrecht steht und im Decken-Längsschnitt nicht oder kaum Winke aufweist, sieht man gelegentlich die Markstrahlen, das sind -, die sich wie Wölkchen quer zur Maserung hinziehen. Wenn diese "medullary rays" über die ganze Decke zu sehen sind, kann man ziemlich sicher sein, daß die Decke unter instrumentenbauermäßigen Gesichtspunkten gut aus dem Baum geschnitten ist. Die Markstrahlen sieht man ganz gut hier:

Bild
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Saitenheimer
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Beitrag von Saitenheimer »

Also Joachim...
ich kann Dir nur sagen, was mir Martin erklärt hat...und der ist ja nun auch schon seit über 20 Jahren im Geschäft.
Wenn man sich mal vor Augen hält, wie viele Gitarrenbauer es eigentlich in Deutschland gibt und wie bekannt der Name "Lakewood" mittlerweilen ist, kann man vielleicht nachvollziehen, warum ich so viel Wert auf seine Aussagen lege.
Und das ist wirklich keine große Firma.
Jeder, der mal bei ihm war, oder seine Internetseite frequentiert, sieht wie eng das in dieser ehemaligen Zigarrenfabrik zugeht und wie wenig Mitarbeiter er eigentlich hat.
Ja ja...ich schweife wieder ab.
Also mein Beitrag zum "Newsletter" wird ein Erfahrungsbericht über Lakewood und Matin Seeliger sein. O.K. ?
Zurück zum Thema...
Er begründet seine Aussagen in Bezug auf die Qualität von Tonhölzern einfach mit seiner Erfahrung.
Und ich muss ihm recht geben.
Ich war bei ihm, hab den Klang beschrieben, den ich haben will und ich hab ihn...auf den Punkt.
Diese Fachmänner hatten in ihrem Leben zigtausende von Hölzern in der Hand...fühlen, sehen, hören...entscheiden !... und das schon beim Einkauf.
Qualität erkennen, verarbeiten und verkaufen können...das ist wohl in dieser Branche der Weg zum Erfolg.

Stefan
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