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Anmerkungen zur Rezension der Dreier CBF
Verfasst: So Apr 27, 2008 9:44 pm
von Janpeter
Liebe Gitarren-Gemeinschaft;
als Marcel Reich-Ranicki über literarische Texte disputierte, hing für den jeweiligen Autor doch Einiges davon ab; eine gute Rezension war ebenso verkaufsfördernd, wie ein völliger Verriss.
Bei Gitarrenbauern dürfte das etwas anders liegen: Ein Verriss dient dort vielleicht nicht unbedingt der Verkaufsförderung.
Der Buch-Autor liefert eben einen Text; der Gitarrenbauer eine Gitarre; beide können rezipiert und auch rezensiert, letztlich auch bewertet werden. So etwas hatte wohl auch der Rezensent Christian Veith mit seinem Artikel im letzten Akustik-Gitarren-Magazin, S. 84-85, im Sinn.
Wenn ich nun die Veith-Rezension der Dreier CBF aufs erste so durchlese, komme ich zum Schluss: Keine Gitarre für mich, überhaupt etwas dürftig konstruiert, weil "Dreier normalerweise nur sehr dünne", will heißen road-untaugliche, Lackierungen aufbringt, und nur "eine behutsame Spielweise" mit "maximaler Saitenstärke von 011-050" erlaubt; d.h. ein äußerst fragiles Instrument, bestensfalls zum behutsamen Beherbergen in klimatisierten Gitarrenkoffern geeignet, den man mal für fünf Minuten zum Hochzeitstag öffnen darf.
Der Hals "ist angeblich", genau weiß man's gar nicht, so spricht der kluge REzensent, sicher stabilisiert; ein Carbon-Stab, kein Ausdruck moderner Technik, sondern eher ein zweifelhafter "innerer Wert", wie der Rezensent weiter dahin plaudert. Zur Halsverbindung äußert er sich erst gar nicht, was für mich aber wichtig wäre.
Die Gitarre sei "in erster Linie auf leichte Ansprache und Durchsichtigkeit gebaut, was sich in reduziertem Druck äußere"; der "bekannte Glockenton des Rio-Palisanders ist nach wie vor spürbar"; warum dann so ein teures, exklusives Holz, frage ich mich, das andernortens stets ein hohes Lob erntet und mit mächtigen Aufpreisen goutiert wird.
Obgleich ein gewaltiger, "5 mm breiter Steg auf eine zusätzliche Einzelkompensierung verzichtet, beeinträchtigt das nicht die Oktavreinheit"; aber, so fährt der Rezensent in einer interessanten contradictio fort: "ergeben sich vernehmbar Auffälligkeiten in der Bundreinheit"; wie also nun? - Ist die Gitarre schlussendlich bundrein oder nicht?
Das Fazit dann: Die Dreier CBF ist eine (hoch) "spezialisierte Fingerstyle-Gitarre" ... "für einen eher sanften Anschlag und dünne Besaitung mit zurückhaltenden Mitten und glockiger Tongestaltung".
Würde ich mir nun als LEser einer solchen Rezension eine Gitarre von Dreier kaufen?? - Wohl kaum.
Aber: Durch dieses Forum habe ich Vertrauen in die Arbeit von Armin Dreier gewonnen, auch wenn ich selbst noch keine Gitarre von ihm in der Hand hatte. Aber: Mein Vertrauen in derartig obskurante Rezensenten der Akustik-Gitarre erscheint nach einem solchen Artikel etwas angeschlagen.
Ich finde es schade, dass eine derart "dünnsaitige" Rezension einer offensichtlich wenig repräsentativen Gitarre eines ansonsten anerkannten Gitarrenbauers in einem öffentlichen Gitarren-MAgazin Eingang finden kann. Es wäre wünschenswert, dass die Redaktion solche Artikel mal nüchtern und bei Licht lesen, bevor so etwas an die Öffentlichkeit geht.
Trotz Allem, herzliche GRüße an Armin Dreier!!
Für heute, Euer
Jan-Peter
Verfasst: So Apr 27, 2008 10:40 pm
von saitentsauber
Ich kann nur bedingt mitreden, denn ich kenne weder den Testbericht noch die cbf-Gitarre aus erster Hand.
Trotzdem Folgendes: Eine kurze Internetrecherche zeigt, dass Chr. Veiths musikalischer Schwerpunkt im Bereich Bluegrass und Folkrock liegt. Das könnte ja Einiges erklären
Im Übrigen finde ich viel Positives in der Rezension bzw. ihrer Wiedergabe durch Janpeter:
- dünne Lackschicht (da kann das Holz unbeschwert schwingen);
- leichte Ansprache (gut für Fingerpicker im Allgemeinen und solche mit leichtem Anschlag im Besonderen);
- durchsichtiger Ton (also kein Klangmatsch, kein Mulmen);
- spürbarer Glockenton des Rio-Palisander.
Klingt doch interessant, oder? Jedenfalls nicht nach Lagerfeuergitarre
Eher so, als ob ich mal nach Schorndorf fahren sollte...
Verfasst: Mo Apr 28, 2008 6:35 am
von chrisb
moin,
hab den bericht ja noch nicht gelesen.
aus meiner erfahrung mit testberichten und dann doch mal selbst getesteten gitarren muss ich sagen das mich bis jetzt kein bericht als treffend überrascht hat.
das liegt daran das sowohl der testbericht als auch mein test immer etwas subjektives hatten da ja klang eine frage des geschmackes ist.
es ist allerdings schade wenn ein testredakteur eventuelle käufer durch seinen negativen testbericht abschreckt. wenn das so bei diesem bericht wäre tut es mir leid für armin. anderseits kann ich mir nicht vorstellen das 1. diese gitarre keine granate ist und 2. cbf diese gitarre mit samthandschuhen anpackt.
Re: Anmerkungen zur Rezension der Dreier CBF
Verfasst: Mo Apr 28, 2008 7:39 am
von RAc
...
Verfasst: Mo Apr 28, 2008 1:58 pm
von RB
Doch, eine Rezension enthielt einen wahren Satz. Die Rezension betraf die Martin Ceo 5 und der Satz lautete sinngemäß:
"Erster Akkord gegriffen und angeschlagen. Holla, da kommt ja richtig Musik raus"
Also, der Satz stimmte jedenfalls.
Nee, es ist schon erstaunlich, mit welchem Wohlwollen manches Mal auch recht einfache und bescheidene Instrumente bedacht werden und dann sowas. Das scheint nicht gerade fair.
Verfasst: Mo Apr 28, 2008 4:37 pm
von elfer
hallo zusammen,
ich lese hier im forum schon länger mit, aber weil ich dachte, es sei schon so vieles gesagt, hab ich mich bisher nicht angemeldet. für dieses thema halte ich es aber für wichtig, weil ich nämlich zwar nicht mitreden kann, was den artikel angeht, allerdings bin ich vor ca 2 monaten mal in schorndorf gewesen und hab bei armin dreier eine seiner gitarren probiert (eine concert mit cocobolo boden und zargen). also, das war der absolute wahnsinn. schnelle ansprache, sehr brilliant und differenziert und ehrlich, eine wirkliche allroundgitarre, von finger- über flatpicking bishin zu medium-strumming ist alles möglich. nicht gerade für schrabbelsachen geeignet, aber für alles, was filigran ums eck schaut, wirklich eine offenbarung. nach drei wochen bin ich nochmal hingefahren, hab sie nochmal gespielt und seither bin ich am sparen. an gitarren ist wohl alles subjektiv, aber mit meinem ersten beitrag will ich nur eins sagen: armin dreier baut gitarren von weltniveau!!
viele grüße
euer elfersaitenspieler
Verfasst: Mo Apr 28, 2008 5:13 pm
von OldPicker
Und das von enem Spieler, der so eine nette Auswahl an Alternativgitarren hat.
Ja, Du hast absolut recht.

Verfasst: Mo Apr 28, 2008 6:24 pm
von Gast
RB hat geschrieben:Doch, eine Rezension enthielt einen wahren Satz. Die Rezension betraf die Martin Ceo 5 und der Satz lautete sinngemäß:
"Erster Akkord gegriffen und angeschlagen. Holla, da kommt ja richtig Musik raus"
Also, der Satz stimmte jedenfalls.
--
Nee, nun mal wieder ernsthafter.
Ich kenne zwar Armin's Gitarren nicht, würde mir deshalb auch nie eine diesbezügliche Bemerkung erlauben, aber ...
... besinnt Euch doch bitte wieder zurück, dass diese "TESTURTEILE" doch primär einen UNTERHALTUNGSWERT haben!
Andererseits ... stimmen solche Formulierungen und etwaige Folgen natürlich schon etwas nachdenklich.
Da will nun jemand, der Spass an der Sache hat, sich endlich mal eine "richtig gute" Gitarre gönnen, stößt auf solche Worte ...
... und ist "etwas irritiert".
Vielleicht sollte mancher "Gitarrentester" erst noch einmal tief Luft holen, bevor er den "Senden"-Knopf drückt.
jm2c.
Verfasst: Mo Apr 28, 2008 7:35 pm
von Janpeter
Hallo, Alter Niederrheiner aus Hattinge (das ich ein bißchen kenne);
ganz wie Du sagst - mit anderen Worten: Beim Tippen von Rezensionen bitte vorher das Gehirn einschalten; etwas was beim Chris Veith offenbar über den FI-Schalter gestolpert iss.
Jan-Peter
Verfasst: Mo Apr 28, 2008 9:18 pm
von Geli
So, jetzt hab ich mir den Artikel mal vorgenommen und bin wirklich erstaunt über Eure Kritik daran.
Da hat sich doch einer differenziert mit der Gitarre auseinander gesetzt und die einzige negative Kritik ist "so pendelt das gegriffene G am dritten Bund der sechsten Saite um 10 bis 15 Cent (=1/100 Halbtonschritt) über dem Sollwert."
Da kann ja nun jeder entscheiden ob er damit leben kann.
Alles anderen Eigenschaften der Gitarre finde ich eigentlich sehr gut herausgearbeitet.
Da baut jemand eine Signaturegitarre mit ganz bestimmten Vorgaben und der Tester findet genau die Eigenschaften die diese Gitarre haben soll auch vor.
Was erwartet Ihr denn. Das er schreibt "tolle Allroundgitarre"? Das ist bestimmt auch nicht im Sinne des Gitarrenbauers.
Ich kenne viele Gitarristen, denen ich diese Gitarre auf Grund des Artikels wärmstens empfehlen könnte, aber auch ebensoviele denen ich sie nicht empfehlen würde, weil sie nicht zu deren und auch nicht zu meiner Spielweise passt.
Aber wäre ich excellenter Fingerpicker mit filigraner Spielweise, würde ich auf Grund dieses Artikels diese Signaturegitarre mit in die engere Wahl nehmen, wenn eine Neuanschaffung ansteht, eben weil der Artikel differenziert beschreibt, was man von diesem Instrument erwarten kann.
Wer das Fazit des Artikels liest, bekommt sowohl von der Gitarre als auch von ihrem Erbauer einen sehr positiven Eindruck.
Und grade der Satz :" Als Signature-Model darf und soll sie ihre Eigenheiten haben. Damit entzieht sie sich naturgemäß in manchen Aspekten einer vergleichenden Bewertung." zeigt doch, dass der Tester das Konzept dieser Gitarre verstanden hat und zu vermitteln weiß.
Kurz und gut, ich weiß gar nicht was Ihr habt
Gruß
Geli
Verfasst: Mo Apr 28, 2008 10:47 pm
von H-bone
Ich hab' mich ja schon öfter über Sinn, Zweck und Qualität der sogenannten "Testberichte" in der Akustikgitarre ausgelassen.
Zum einen sind sie sowas von arschlangweilig - sorry den Ausdruck - stets die selbe, vorgegebene Struktur, da wird ewig an sattsam bekannter Elektronik oder gar Mechaniken rumgekaut, wirklich wichtige Details wie Halsbreite oder Halsverbindung dagegen gerne mal weggelassen. Dann kommen von den selbsternannten Göttern und Scharfrichtern auch gerne mal fachliche Tipps: "Die Saitenlage war etwas hoch, aber zum Glück war die Halseinstellschraube gut zu erreichen...". Da kommt mir das Kotzen, ein Anfänger könnte sowas lesen und bitter auf die Schnauze fallen...
Ich weiss noch die Sätze damals bei meiner Triple-O: "Bei heftiger Spielweise mit dem Plektrum können die Saiten anschlagen, es knarzt im Getriebe..." (Autotester oder was... ich kann mich nicht erinnern ein Getriebe eingebaut zu haben)... " Beim Hals spürt man förmlich die Ziehklinge..." (Hä ? Ich hab' sie doch nicht etwa steckenlassen ?!?)... "...der offenporig hochglänzend lackierte Korpus..." (DAS würde ich auch ganz gerne lernen wie sowas geht...).
Fazit: Die Jungs mögen passable Musiker sein, aber vom Gitarrenbau haben sie soviel Ahnung wie 'ne Kuh vom Autofahren...
Warum in aller Welt lässt man nicht den "Signature-Geber" einen Artikel schreiben, warum, wieso er sich diese Gitarre erwählt und welche spezifischen Eigenschaften er sich gewünscht hat... das wäre um einiges spannender und würde für den Leser eine eindeutige Aussage sein...
Gruss, Martin
Verfasst: Di Apr 29, 2008 6:46 am
von string
Hallo,
muss mich da Geli anschließen:
Ich kenne viele Gitarristen, denen ich diese Gitarre auf Grund des Artikels wärmstens empfehlen könnte, aber auch ebensoviele denen ich sie nicht empfehlen würde, weil sie nicht zu deren und auch nicht zu meiner Spielweise passt.
Es tut persönlich einfach immer ziemlich weh, wenn man von etwas begeistert ist und die Freude nicht mit anderen teilen kann.
Eine "Abwertung" ist in solchen Fällen immer mit einer Ent-(Täuschung) verbunden. Vor allem wenn man sich so ein teures Produkt angeschafft hat.
Zweifel: „Hab` ich jetzt vielleicht so viel Geld zum Fenster hinaus geworfen?“
Aber bei solchen Dingen habe ich inzwischen gemerkt, dass eine Bewertung meistens nur subjektiv sein kann. Es sei denn bei ganz offensichtlichen Dingen, die Mechaniken klappern beim Spielen oder das Instrument hat einen Schiefhals.
Als „erfahrener“ Gitarrist würde ich grundsätzlich immer ein Instrument selbst testen, um für meine Empfindungen/Vorstellungen festzustellen, ob mich der Klang anspricht und der Hals und die Saitenlage es meinen Fingerchen traumhaft leicht machen.
Ein Anfänger wird sich ja von Haus aus nie so ein teueres Instrument zulegen, auch wenn der Testbericht noch so verlockend wirbt.
Somit glaube ich fast, dass in diesem Fall Dreier keinen erheblichen Schaden durch diese Besprechung haben wird. Es wurde kein gravierender Mangel angeprangert, nur dass sich die Gitarre nicht als „Roadguitar“ eignet. Wer nimmt schon so ein edles Stück mit in die Fußgängerzone??
Mich machen da eher die überwiegend immer so super tollen Lobleshymnen skeptisch.
Also Armin Dreier für die Zukunft alles Gute!
Gruß
Klaus
Verfasst: Di Apr 29, 2008 7:37 am
von Sperris
Ich gehe mit Martins Meinung 100% kondom!!!
In den Test stehen aus meiner Sicht nur Worthülsen, die mit Drag and Drop aufpoliert werden. Also ran an dei Demo-CD und mal lauschen wie sich die Gitarre anhört!
Doch auch das wird zu einem absoluten Fiasko. Da wird eine Fingerstylegitarre getestet und der Demosong besteht aus einem Bandarrangement, in dem das Singlenotespiel der Gitarre völlig untergeht! Hier scheint Unvermögen, Inkompetenz und die Profilierungssucht einens Möchte-Gern-Komponisten Gestalt geworden zu sein. Alle Einspielungen zu den Tests hören sich gleich an! Eine herbe Enttäuschung also.
Ich habe vor einigen Tagen eine Mail an die Redaktion geschrieben. Eine Reaktion hat es bisher noch nicht gegeben.
Gruß Ralf
Verfasst: Di Apr 29, 2008 8:31 am
von matthiasL
Ich finde die Beurteilung von Geli die absolut zutreffende.
Cheers ML
Verfasst: Di Apr 29, 2008 8:49 am
von string
Ich gehe mit Martins Meinung 100% kondom!!!
Sollte man nicht so hochsterilisieren.
Ich habe vor einigen Tagen eine Mail an die Redaktion geschrieben. Eine Reaktion hat es bisher noch nicht gegeben.
Was soll man auf eine Peinlichkeit erwidern, wenn man sich durchschaut fühlt??

Solche Leserbriefe sind jedoch wichtig. Von Zeit zu Zeit schicke ich auch immer wieder mal eine Giftspritze an die AG.
Gruß
Klaus