Bezeichnung bei Jumbo Bodies

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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Bernd C. Hoffmann
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Bezeichnung bei Jumbo Bodies

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Hallo zusammen,

ich lese bei Jumbo Gitarren immer wieder Bezeichnungen wie "00", "000" etc. Was hat es damit auf sich?

Danke im voraus.
Liebe Grüße
Bernd
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Hallo Bernd,

Diese Bezeichnungen stammen von C.F.Martin sen. Es sind ursprünglich reine Grössenbezeichnungen gewesen, da es andere Korpusformen erst ab ca.1929 gab (z.B. die Dreadnought).

Sie waren "absteigend", d.h. die kleinste war die 5 (Terz), dann 4, 3 1/2, 3, 2 1/2, 2, 1, 0, 00, 000

Lang Zeit war die 0 die grösste erhältliche Gitarre.

Hier eine ganz gute Seite dazu:

http://www.provide.net/~cfh/martin.html#size

Gruss, H-bone
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

@H-bone:

Bei Jumbo Gitarren, gibt es diese Bezeichnungsweise auch?
Gruss
Joachim :guitar1:

2006 - Kreul Nr. 29 - Tuja
2008 - Kreul Vollfichte Kreulevaro
2011 - Kopie Stauffer Gitarre (1804)
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Joachim,die Bezeichnung "Jumbo" stammt von Gibson, lustigerweise hatten die eine roundshoulder Dreadnought als "Southern Jumbo" bezeichnet. Martin hat dann irgendwann die M-size rausgebracht, irgendwann haben die Japaner dann beim Nachbauen was durcheinandergebracht. Jedenfalls hiess dann eine Gitarre mit der "M"-Grösse plötzlich "Jumbo". Später änderte Martin diese Bezeichnung in "0000", noch später dann in "J".

Ich denke Bernd meint mit "Jumbo" einfach diese taillierte Gitarrenform wie die OM oder 14-Bund 000.
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guitar-hero
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Beitrag von guitar-hero »

H-bone hat geschrieben:... Jedenfalls hiess dann eine Gitarre mit der "M"-Grösse plötzlich "Jumbo". Später änderte Martin diese Bezeichnung in "0000", noch später dann in "J"....
... um dann heute wieder eine "Jumbo mit reduzierter Zargentiefe" als "0000" zu verkaufen.
Und dann sag noch einer, wir Gitaristen haben's leicht, dass alles zu verstehn. :wink:
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Hehe, hero, richtich... :lol: (schön dich mal wieder zu lesen :wink: )

Noch ne kleine Anekdote dazu: Eigentlich hiess die Gibson damals "Southerner Jumbo" (die Jumbo des Südstaatlers), das lange Wort "Southerner" passte aber nicht auffe Kopfplatte, hat man dann kurzerhand abgeschnitten und "Southern Jumbo" (Südliche Jumbo) d'raus gemacht... :lol: Jaja, man muss sich nur zu helfen wissen... :P
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Bernd, falls interessant, hier ein paar kleine Videos von Maury, kann man die Unterschiede der Grössen schön hören:

Grösse "0": http://i.b5z.net/i/u/1530927/f/0-28_Ian_Anderson2.wmv

Grösse "00": http://i.b5z.net/i/u/1530927/f/Martin_00-28VSMM.wmv

Grösse "000": http://i.b5z.net/i/u/1530927/f/Martin_000-42.wmv

Grösse "000 12-fret": http://i.b5z.net/i/u/1530927/f/Martin_000-28VS.wmv

Gruss, H-bone
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klaust
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Beitrag von klaust »

H-bone hat geschrieben: Grösse "0": http://i.b5z.net/i/u/1530927/f/0-28_Ian_Anderson2.wmv
WHOW...die is ja g**** :!: (liegt aber vieleicht auch an dem Stück was damit gespielt wird, oder and der Aufnahme,....)
Ich glaube, da könnte ich auch ein 'Verhältnis' mit eingehen...(wie OldPicker sagen würde)

Gruss
klaus
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Hallo H-Bone,

danke für Deine Aufklärung.

Die Martins sehen ähnlich aus, wie eine Konzertgitarre. Ich hatte mir immer den Begriff "Folkgitarre" dafür zurecht gelegt. Ist das nun falsch?

Unter einem Jumbokorpus habe ich bislang die Vorstellung dieses Bildes (ob nun mit oder ohne Cutaway) mit einem auffällig großen Außenbug und vergleichsweise enger Tailienkurve:
http://www.thomann.de/artikel-181244.html

Gehören beide Korpusformen (außer Dreadnought) in die gleiche Kategorie?
Liebe Grüße
Bernd
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Bernd, dazu noch was Geschichtliches.

1929 änderte sich die übliche Korpusform auf Wunsch des Banjo-Spielers Perry Bechtel von 12-bündig auf 14-bündig.

Das heisst diese Gitarre:
Bild

wurde diese:
Bild

Als dann noch mehr Lautstärke gefragt war nahm Martin einfach den Korpus ihrer damal grössten Archtop-Jazz-Gitarre (die damals eh nicht so gut lief), verpasste ihr eine Flattop-Fichtendecke und nannte sie "0000":
Bild

Diese Form war's dann die später (irrtümlicherweise) als "Jumbo" populär wurde.

Ne "echte" Southern Jumbo von Gibson sieht dagegen so aus:
Bild

Gruss, H-bone
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Danke Dir H-bone,

ich bilde mir ein, ich beginne zu verstehen. Dann hat also die Bezeichnung mit den Nullen nichts mit der Bauform zu tun, die ich unter einem Jumbokorpus nach dem Beispiel auf der Thomannseite verstehe.

Gestern Abend hat mir ein Lowden-Spieler in einer Kneipe gesagt, die Nullen haben fast nichts mit der Größe zu tun. Viel mehr ginge es um die verwendeten Hölzer. So sei eine 00 aus Mahagoni mit Zederndecke. Da ich aber schon unterschiedliche Fotos im Web gesehen hatte, konnte ich das nicht so richtig glauben. Anschließend hat er mir auch was über Flamencogitarren erzählt; die von Yamaha seien die besten, die der Weltmarkt zu bieten habe. Naja, ich habe mich dann verabschiedet...
Liebe Grüße
Bernd
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RB
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Beitrag von RB »

Dazu kann man vielleicht noch ergänzend sagen, daß die Bezeichnungen mit 4, 3, 2, 1 und 0 aus einer Zeit um 1830-40 stammen, zu einer Zeit, als sich die heutite klassische und die heutigen Stahlsaiten-Formen noch nicht herausgebildet hatten. Vielmehr sieht man aus jener Zeit Gitarren, die nach heutigen Begriffen sehr klein sind und bei denen die obere und untere Korpushälfte gleich ausladend waren ("Eieruhr-Form"). Als man dann dem Bedarf entsprechend Gitarren zu bauen begann, die größer waren, als die Form "0", hätte man sie eigentlich "-1" nennen müssen, nahm aber lieber "00" und dann "000".

Die Dreadnought kam den Leuten aus ihrer damligen Perspektive so ungeheuerlich groß vor, daß man ihr einen ganz matialischen Namen geben wollte, eben "Dreadnought". Damit tanzte man erstmals aus der Nomenklatur mit den Ziffern heraus.

Gibson hat wohl mit der "Southern Jumbo" mit einem ebenfalls sehr gewichtigen Namen gekontert.

Hingegen waren die Holz- und Ausstattungsziffern bei Martin so ab 1840 rum die auch heute noch gebräuchlichen 18, 28, 25, 41, 42 und 45. "18" bedeutete damals schon, daß der Korpus aus Mahagoni gefertigt wird, "28" hingegen deutet auf einen Korpus aus Palisander hin. Je höher die Ziffern, desto teurer und edler der Schmuck.

Das macht sicher jeder Hersteller anders. Von den ehemals von Martin und Gibson verwendeten Bezeichnungen für eine bestimmte Korpusform haben sich "000", "Dreadnought" (oder auch schlicht "D"), "Jumbo" und verschiedene weitere verselbständigt und werden von verschiedenen Herstellern und von Gitarrespielern markenübergreifend verwendet.
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