Gitarre spielbar machen

Alles über akustische Gitarren für Stahlsaiten

Moderator: RB

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corangin
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Gitarre spielbar machen

Beitrag von corangin »

Hallo,

Ich spiele seid Ungefähr 2 Jahren Gitarre (bin also noch grün hinter den Ohren :) ) und möchte mich auf Fingerstyle konzentrieren, da dies meinem persönlichen Geschmack und den Vorlieben am besten entspricht.

Ich habe ich mir eine Guild GAD 25 gekauft (blauäugig und ohne vorher angespielt zu haben), leider.

Nun wollte ich mal bei den Profis fragen, ob es denn irgendwelche Tipps gibt, diese Gitarre spielbar zu machen.

Gerade wenn es den Bund weiter rauf geht, oder Bare ins Spiel kommt, muss ich bei dieser Gitarre drücken wie ein Ochse, damit die Seiten rein klingen.

So ist von flüssigem und lockerem Spiel nicht die Rede.

Der Hals der Gitarre ist in Neutralstellung.
Verändere ich diesen auch nur sehr gering nach hinten, fangen die Seiten sofort an zu scheppern.
Kleinere Seiten lassen sich zwar besser drücken, fangen aber auch sehr schnell zu scheppern an.

Was kann ich anstellen, damit diese Gitarre besser zu spielen ist ?
Oder sollte ich lieber mit einem anderen Modell liebäugeln, etwa eine Taylor ?

Viele Grüße
Patric
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nolinas
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Beitrag von nolinas »

Hallo corangin,

die einzig wirklich handfeste Angabe zu Deiner Gitarre ist die Modellnummer. Du kannst nicht wirklich glauben, dass das für sinnvolle Beiträge ausreichen kann.

1. Drücke Saite für Saite im dritten Bund, wie groß ist der Abstand der Saiten vom Bundstäbchen des 1. Bundes? Das sollte eigentlich hauchdünn sein, kaum erkennbar.

2. Wie hoch ist der Abstand der Saiten zur Oberkante der Bundstäbchen auf Höhe des 12. Bundstäbchens?

Überprüfe diesen Kram doch erstmal, dann kriegst Du hier eher brauchbare Antworten.


Gruß

Daniel
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Harald H. Morton
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Beitrag von Harald H. Morton »

Hallo Patric,

wenn Du das Gefühl hast, dass mit dem Instrument was nicht stimmt, so ist es sicherlich der beste Weg, einen Gitarrenbauer nachschauen zu lassen. Insbesondere auch deshalb, da Du sicherlich für eigene Veränderungen (Halsstabverstellung, Steg- oder Sattelveränderung) noch nicht die Erfahrung besitzt. Du schreibst ja selber, dass Du Dich erst seit zwei Jahren mit der Gitarrenmusik beschäftigst. Das ist nicht herablassend gemeint, sondern ich berichte aus leidvoller Eigenerfahrung.

Es kann aber auch sein, dass Deine Spieltechnik noch nicht so ausgereift ist. Gerade wenn Du erwähnst, dass Du beim "Barré" die Saiten wie ein Ochse drückst, so ist dies ein Hinweis, dass Dir die Technik noch nicht so geläufig ist. Beim Barré-Griff muss nicht immer jede Saite herabgedrückt werden. Es ist vielmehr eine Druckverlagerung des Barréfingers zu empfehlen. Dadruch kann die Hand wesentlich entspannter arbeiten. Weiterführende Hinweise findest Du in guten Lehrbüchern (z.B. Scott Tennant - "Pumping Nylon") oder noch besser, Du nimmst einen Gitarrenlehrer.

Beste Grüße

Harald H. Morton
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RB
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Beitrag von RB »

Ich schließe mich der ersten Antwort an: Der Abstand der Unterkante der tiefen E-Saite zur Oberkante des 12ten Bundes einerseits und der Abstand zwischen der Unterkante der tiefen E-Saite zur Oberkante des 1sten Bundes wenn die Saite am 3ten Bund heruntergedrückt ist, wäre sinnvoll, damit man das ganze besser Einschätzen kann. Für eine schwere Bespielbarkeit kommen fünf Ursachen in Betracht:

1. Saitenlage am Sattel zu hoch
2. Saitenlage am Steg zu hoch
3. Halskrümmung zu ausgeprägt
4. Halswinkel zu gerade

Fünf: Der Spieler hat noch zu wenig Routine und empfindet das, was dem Routinier leicht von der Hand geht, als unzumutbar.

Nehmen wir einmal an, daß die Ursache in der Gitarre und nicht im Spieler zu orten ist, dann kommen die Punkte 1, 2, 3 oder 4 oder eine Kombination davon in Betracht.

Die Punkte 1 bis 3 sind harmlos und einstellbar, wofür ein Zupfinstrumentenmacher schon von Vorteil wäre, denn es bedarf gewisser Kenntnisse und Handfertigkeiten, um die Problematik zu erkennen und dann zu beheben.

Der Punkt 4 würde eine größere Instandsetzung des Instruments erfordern, nämlich eine Korrektur des Halswinkels - nicht zu verwechseln mit der Einstellung der Halskrümmung am Einstellstab (was Punkt 3 wäre).

Punkt 5: Üben würde helfen.
corangin
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Beitrag von corangin »

Hallo,

Und danke erstmal für die schnellen Antworten.
Der Abstand der Seiten über dem 1. Bund ist bei der E und der A Seite in der Tat klein, aber zu sehen.

Bei den restlichen Seiten ist der Abstand kaum noch zu erkennen, wenn ich die Seiten im 3. Bund drücke, so wie Du es beschrieben hast.

Der Abstand der Saiten zur Oberkante der Bundstäbchen auf Höhe des 12. Bundstäbchens ist gut 2mm (E-Seite), auch hier wird der Abstand zu den dünneren Seiten weniger, was ja auch normal ist, denke ich, da die Seiten ja dünner sind :)

Mit der Modellnummer meinst Du die Seriennummer ?
Diese ist GAD-38183

Der Hals befindet sich wie gesagt in Neutraler Stellung.
Bei leichtem verstellen nach hinten, fangen die Seiten direkt an zu scheppern.

Bei leichtem verstellen nach vorne brauche ich eine Schraubzwinge um die Seiten zu drücken.

Mein Gitarrenspiel vergleiche ich nicht mit anderen, aus Gründen der Motivation ;)

Aber auch nach 2 Jahren und Meterdicker Hornschicht auf den Fingern, fängt die Hand nach einer 1/2 Stunde an weh zu tun.

Ich hoffe, damit konnte ich mein Problem einigermaßen plausibel erklären.

In diesem Falle musste ich eben erstmal wissen, welche Angaben genau für eine sinnvolle Beurteilung herhalten müssen.

Grüße
Patric
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Bean
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Beitrag von Bean »

hatte n ähnliches problem mit ner 30jahre alten epiphone.. die auch von anfang an nicht optimal eingestellt war (laut erzählungen). daher hing sie 99% der zeit an der wand (optimale lagerbedingungen ;-) )

Mein "tipp" dazu:
such dir nen gitarrenbauer in deiner nähe.. gib ihm ein bisschen zeit und hinterher 30€ auf die hand.. dann wird er schon einiges machen können.

bei meiner epiphone (verschraubter hals) hat "mein" gitarrenbauer den hals abgenommen n mini stück holz eingelegt und den hals wieder drangeschraubt (dadurch kommt das griffbrett weiter nach vorne und die saitenlage wird flacher = leichtere bespielbarkeit).. noch etwas nachjustiert an der halsschraube.. danach hat er die komplette gitarre gereinigt ..bünde abgeschliffen mechaniken gefettet usw. .. haben uns die ganze zeit unterhalten und konnte mir auch viel abgucken ;-)

bei meiner neuen gitarre war ich auch nicht 100% zufrieden und hab sie auch für meine bedürfnisse einstellen lassen.. (gehört wie ich danach auch oftmals gelesen hab fast schon zum guten ton :) )

LG Bean
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rainbow
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Beitrag von rainbow »

wenn ein Musikgeschäft in Deiner Nähe ist oder in Deinem Bekanntenkreis jemand auch Gitarre spielt:

probier doch einfach mal ein paar andere Instrumente zum Vergleich aus

dann weisst Du

1. dass es nicht an Deiner Spieltechnik liegt, sondern an der Gitarre

2. wo Du einstellungstechnisch mit Deinem Instrument hinwillst

vielleicht ist ja auch mit einem Wechsel der Saitenstärke (oder mit einer Erneuerung der Saiten) etwas zu erreichen?

beim Einstellen des Halsstabes ist zu beachten, dass es manchmal einige Zeit dauert, bis sich das wieder "gesetzt" hat, also immer nur wenig verstellen und dann 1 Tag oder so warten und das Ergebnis prüfen, bevor Du weiter drehst

vielleicht bekommst Du auch Hilfe beim Händler, von dem Deine Gitarre stammt?

oder z. B. von einem Gitarrenlehrer, durch deren Hände gehen ja auch viele Instrumente

Schöne Grüsse

Reinhard
LoogMusic
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Beitrag von LoogMusic »

Tja, wirklich schwer zu sagen... Zwar wird die Guild nicht in den USA gefertigt, aber dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass sich die Saitenlage nicht noch verbessern ließe.

So schlecht sind die Guild nicht, dass einerseits der Hals fast gerade sein soll (...eine leichte Krümmung vor allem im oberen Bereich muß der Hals aber sogar haben) und andererseits nicht noch an den von RB beschriebenen Stellen am Sattel oder am Steg etwas abzuflachen wäre.

Einen Sinn würde es ergeben, wenn der Steg viel zu hoch läge, dann kompensiert dies ein gemeiner Mensch (auch Gitarrenverkäufer) gerne mit schnellem Geradestellen des Halses, was aber grundfalsch ist. Dann ist die Saitenlage auf den ersten Bünden zwar noch spielbar, aber je weiter du nach unten spielst, umso stärker wird der Höhenanstieg bis zum Steg! Oder die Klampfe scheppert schon auf den ersten Bünden und ist weiter unten trotzdem schlecht spielbar.

Die Höhe der Stegeinlage über der hölzernen Stegplatte würde ich an deiner Stelle messen und vergleichen. Für Fingerpicker scheint eine eher niedrige Saitenlage in Frage zu kommen, da man eher moderate Anschlagsstärken spielt. Bei meiner Martin beträgt diese Höhe gerade mal um die 3 mm. Dazu eine nur leichte Halskrümmung ergibt eine traumhafte Bespielbarkeit, die allerdings nicht fürs strummen oder einprügeln auf die Gitarre geeignet ist, sonst schepperts. Wenn du bei dir aber über 5-8 mm oder gar mehr hast (hab ich auch schon gesehen), würde ich die Hoffnung noch nicht aufgeben.

Wenn du dich da noch nicht rantraust: Gitarrenbauer machen lassen (schließlich kann es auch am Sattel liegen)... Ich habe solche Experimente aber immer versucht und schließlich meine Erfahrungen gemacht. Kauf dir erstmal eine passende Stegeinlage aus Plastik, feil dran rum und probier aus, bevor du die Originaleinlage angehst... die ist manchmal aus Knochen und etwas schwieriger als Ersatzteil zu bekommen (und stinkt fies beim abschleifen).

Die Halskrümmung würde ich dann sukzessive verstärken, also den Trussrod nach und nach lockern, je niedriger du mit der Stegeinlage runtergehst, bis es gerade nicht mehr scheppert bei deiner Spielweise.


Logi
Keep on pickin`...

Martin OM 21 - Aria Parlor DLX 12-fret - Suzuki WE 120 Roundshoulder 12-fret - Ibanez Concord 12-String - Framus Junior 0300 12-fret - Framus Sport 12-fret - Yamaha CG 131 - Dean Bluegrass Mandoline sowie 3 Stromgitarren...

(... mein Gott, wann soll ich die alle spielen geschweige denn, kennenlernen?? Okay, ich liebe Gitarren...)
corangin
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Danke Euch

Beitrag von corangin »

Vielen Dank erstmal für die vielen Ratschläge.

Es scheint doch wesentlich komplexer zu sein, als ich zuerst angenommen habe.

Mein Gitarrenlehrer sagte auch zu mir, dass ich dieses über den Hals der Gitarre einstellen könnte, was ja nicht funktionierte.

Aus fehlender Erfahrung meinerseits, riet er mir aber auch davon ab, am Hals der Gitarre zu schrauben.

Ich werde mir meine Klampfe nehmen und damit zu einem Gitarrenbauer gehen, falls es hier in der Nähe einen gibt :)

Falls es etwas zu richten gibt, werde ich Euch informieren, was er getan hat.

Viele Grüße
Patric
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

corangin hat geschrieben:Der Hals befindet sich wie gesagt in Neutraler Stellung.
Bei leichtem verstellen nach hinten, fangen die Seiten direkt an zu scheppern.
Hallo Patric.
Meinst Du gerade oder leicht vom Saitenzug gebogen.

Schau mal hier (ganz unten).
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
https://www.taaken.net
corangin
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Beitrag von corangin »

Hallo,

nein, der Hals ist nicht ganz gerade.
Mit Neutralstellung meine ich, das der Wiederstand mit oder gegen den Uhrzeigersinn der Schraube erst anfängt, wenn man beginnt zu drehen.

Zur Zeit befindet sie sich also in der Mitte, wenn man das so sagen kann.

Gruß Patric
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RB
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Beitrag von RB »

Die Krümmung unter Saitenzug sollte so sein, daß man bei heruntergedrückter E-Saite am 1. und am 12. Bund am 6ten Bund ca 0,5 mm durchschauen kann.

Die Saitenlage am Sattel sollte so sein, daß man unter den am 3. Bund heruntergedrückten Saiten am 1. Bund kaum noch Zwischenraum sieht, vielmehr reicht es, wenn man ihn beim Auftippen auf den erten Bund noch spürt.

Ob und wieviel Widerstand die Schraube für den Einstellstab der Halskrümmung bietet, ist kein Indikator für eine bestimmte Einstellung. Ich schätze, daß Du von einem ordentlichen Setup noch nicht viel Vorstellung hast. Daher kann ich mich nur dem Rat derjenigen anschließen, die Gitarre afür in kompetente Hände zu geben.
corangin
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Re: Danke Euch

Beitrag von corangin »

corangin hat geschrieben:Ich werde mir meine Klampfe nehmen und damit zu einem Gitarrenbauer gehen, falls es hier in der Nähe einen gibt :)

Falls es etwas zu richten gibt, werde ich Euch informieren, was er getan hat.

Viele Grüße
Patric
Da stimme ich Dir voll und ganz zu :)
Die Seitenlage habe ich ja weiter oben schon beschrieben.
Und außer der E und der A Seite sieht man kaum einen Zwischenraum.

Gruß
stringbender
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Beitrag von stringbender »

Hallo Patric,

solange der Halsstab nicht in beide Richtungen verstellbar ist, kann man durch Verstellen der Schraube auch einiges zerstören, wenn man den Hals zu sehr nach hinten stellt. Ich kann Dir daher nur raten, bring die Gitarre zum nächsten Gitarrenbauer. So etwas ist keine Grosse Sache und Du gehst kein Risiko ein.

viele Grüße
Armin
Armin Dreier Gitarrenbau
Römerstr.9
73614 Schorndorf
07181/44486
www.dreier-gitarren.de
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