Git.einstellen - H?ndler"pflicht"?!

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Moderator: RB

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Holger Hendel
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Git.einstellen - Händler"pflicht"?!

Beitrag von Holger Hendel »

Moin Leute,

ein Schüler brachte vor zwei Wochen eine Gitarre der Firma "Kay" an; meiner Einschätzung nach ein wirklich ganz finsteres Holz, die Griffbrettoberfläche kratzt, Bundstäbchen stehen teilweise leicht über, doch v.a. schnarrt das Ding...und macht im Bass 0 Druck. Wirklich grenzwertig.

Aber gut, er hat sie wohl schon länger und ich komme mit dem Einstellen nicht nach - no idea, was ich noch tun soll, über den Halsstab geht jedenfalls nix, mit anderen Saiten habe ich es auch probiert. :?

Ich habe auch nicht wirklich die Zeit, mich der Sache anzunehmen, er ist jetzt ziemlich traurig darüber, dass sein Gespiele trotz zeitlich intensiven Übens immer noch blöd klingt (die schnarrt halt in allen Registern, sowohl "klassisch" 1st fret als auch jenseits vom 12. Bund). Ich riet ihm also, mal beim Händler nachzuhaken, ob die ihm nicht beim Einstellen helfen könnten. War wohl keine gute Idee. Hätten sich wohl ziemlich pampig verhalten (meinte wohl u.a., dass sie korrekt eingestellt sei) etc. k.A. war nicht dabei. Jedenfalls hat er sie dagelassen zum Einstellen.

Für mich die spannende Frage jetzt: also aus meiner Sicht ist die Gitarre so nicht vernünftig zu gebrauchen - er hat sie nicht länger als max. vier Monate. Ist der Händler eigentlich verpflichtet, da "nachzubessern"?! Oder wie schaut das aus? Ist ja ein hochsensibles Thema, wird so ein Instrument nicht korrekt gelagert, gepflegt usw. kann es ja auch schnell "unspielbar" werden.

Wie sieht das aus? Wahrscheinlich muss das Instrument zum Zeitpunkt des Verkaufs halbwegs korrekt bespielbar sein?! Danke für Info.
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Guchot
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Beitrag von Guchot »

Schwierige Sache... In dem konkreten Fall wird der Händler sich prima damit rausreden können das da ja schon jemand anders daran "rumgepfuscht" hat (mal aus Sicht des Händlers ausgedrückt). Da wäre es wahrscheinlich besser gewesen gar nix zu machen und ihm das Ding unverändert vor die Füße zu schmeißen. Andererseits wieder ein typischer Fall von "you got what you've paid for". Gitarren zum Discountpreis mit Fachhandelservice gibts nun mal nicht.
Wie das jetzt rein rechtlich aussieht, weiß ich nicht genau. Aus meinem lückenhaften Wissen meine ich herauskramen zu können das die Garantie des Herstellers ein halbes Jahr uneingeschränkt gilt und danach die Beweispflicht beim Käufer liegt. Und soviel ich weiß bezieht sich das eben auf den Hersteller und nicht den Händler. In dem Fall müßte sich der Kollege direkt an Kay wenden. Aber ich kann mich da auch irren, vielleicht gibst im Board berufenere Leute für Rechtsfragen.
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marcus
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Beitrag von marcus »

Ich meine, man muss irgendwann auch mal akzeptieren,
einen Fehler gemacht zu haben.

Mir geht diese zunehmende "ist er in der Pflicht", "hat er/ich das Recht",
"kann ich dies und das rechtlich beanspruchen" ebenso zunehmend auf den Keks.

Es gibt letzendlich nur zwei Wege:
Man einigt sich gütlich, d.h. über vernüftig geführte Gespräche,
oder
wenn das erfolglos ist, werden andere für die Streitenden eine Entscheidung herbeiführen.

Wenn dein Schüler nun ein Schrottholz gekauft hat und meint, der Händler wäre in der Plicht,
es zu einem Gutholz umzubauen, mag er hingehen und sein Anliegen vorbringen.
Weigert der Händler sich und dein Schüler ist der Meinung, er sei im Recht,
so wird er den Weg zu einem ordentlichen Gericht suchen müssen.
Den Weg dahin zeigt ihm ein Vertreter der rechtsberatenden Berufe.

Außerdem tritt er mit der Kay in große Fußstapfen.
E.C. und Jimmy Page begannen darauf ihre Karrieren,
vielleicht sollte dein Schüler es als Herausforderung sehen. :wink:
»A painter paints pictures on canvas.
But musicians paint their pictures on silence.«

Leopold Stokowski
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RB
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Beitrag von RB »

Die Frage ist ganz einfach zu beantworten: Der Händler hat die Pflicht und der Käufer das Recht, wenn die Gitarre mangelhaft ist. Ob das der Fall ist, entscheidet in der mir bekannten Jurisprudenz das Gericht meist unter Zuhilfenahme eines Sachverständigen. Der kostet mehr, als mehrere finstere Hölzer zusammengenommen.

Daher spielt sich vieles, dessen preislich-streitwertiger Rahmen eher unterhalb des Mehrfachen des Preises eines finsteren Holzes liegt, eher in einem Kontext ab, in dem Verhandlungsgeschick, solide Argumentationsfähigkeit und nicht zuletzt Charme und gutes Aussehen die ausschlaggebenden Faktoren sind.

Jetzt darfst Du raten, was mich zur Berufswahl getrieben hat. Aber sage nichts Falsches. Denk nicht mal dran.
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RB
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Beitrag von RB »

Hahaaaa, wieder neue Begriffe gelernt: Finsteres Holz, Schrottholz und Gutholz. Merke ich mir alles. Auch sehe ich, daß mein Vorschreiber Marcus und ich dasselbe meinen, so bedünkt es mich.
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

Oh Fuck ! Verbrennt doch das ganze alte Schrottholz beim Grillen... die Würste werden's euch danken !
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Verbrennt doch das ganze alte Schrottholz beim Grillen... die Würste werden's euch danken !
Wenigstens duftet die Kay nicht nach Bootslack - im Gegensatz zu einer anderen garstigen Klassikgitarre aus Italien, die an einem grauen Novembernachmittag vor ca. zwei Jahren ihr Ende fand...ihr kennt die Geschichte. ;)

Nun jut, is ja schon mal etwas klarer die Sache. Also - ich will den Mann auf keinen Fall dahin treiben, dass der Händler ihm die Einstellung umsonst überlässt oder sowas - der Schüler ist doppelt so alt (= erfahren & weise :) ) wie ich und gewiss ein wesentlich besserer Geschäftsmann als ich - der verhandelt das sicherlich bestens in seinem Sinne.

Die Problemstellung finde ich nur so spannend, da es ja wirklich ein heikles Ding ist...also...recht neue Gitarre, aber - für meine Begriffe - nicht nebengeräuschefrei spielbar (v.a. wenn man etwas mal Dampf gibt ist alles aus), die bekannten Einstellmöglichkeiten, die ohne größeren Aufwand / tieferes Fachwissen möglich sind greifen nicht - was tun?! Wäre ich betroffen...ich würd´da sicherlich recht grantig werden. Hoffe mal, dass die sich einig werden konnten.

Habe mich mal über Kay schlaugelesen, ja mei - die waren ja mal voll drauf, vll. hat er ein Montagsmodell bekommen.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

H-bone hat geschrieben:Oh Fuck ! Verbrennt doch das ganze alte Schrottholz beim Grillen... die Würste werden's euch danken !
mhm, dem ist nichts hinzuzufügen. Erst mit der Knete knausern und dann sich wundern, wenns nix wird und nach Schrott klingt. Ist mir auch passiert, mit einer so genannten "GEWA Tenessee", meiner allerersten Gitarre. Das kommt davon, wenn man sich im Vorfeld zu wenig informiert bzw. nicht auf erfahrene Gitarristen hört. Ich hab zumindest nicht den Händler dafür verantwortlich gemacht, denn das ist er IMHO auch nicht, schon garnicht ganze 4 Monate nach dem Kauf. Lehrgeld muss offensichtlich jeder mal zahlen!
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Ich bin sicher alles andere als ein wirklich erfahrener Gitarrist - doch selbst aus meiner laienhaften Perspektive ist meine basale Anforderung an ein relativ neues Instrument, dass eine "Mindestbespielbarkeit" sichergestellt ist. Nach vier Monaten bekommen fünf Leute (die teilweise echt verhundste Gitarren wieder hinbekommen haben) die Kay nicht in den Griff?! Ich finde es halt ein wenig strange (sowohl die Situation als die Gitarre (mit den überstehenden Bunddrähten...für den Preis) an sich). Letztendlich kann man aber nicht reinschauen und wer weiß, wie mein Spezi mit dem Teil umgegangen ist.

Dass mein Schüler sich den Ofen trotz des miesen, drucklosen Sounds gekauft hat...tja...zu dem Zeitpunkt kannte er mich ja noch nicht. ;) :lol:

Doch das hat mMn mit "Lehrgeld" o.ä. wenig zu tun, das ist vielmehr eine Grundsatzfrage; ich würde mich wundern, wenn die Regel hieße "billige Gitarren schnarren idR, lassen sich nicht gescheit einstellen...". Dem ist nicht so - sämtliche von mir vermittelten Modelle der "Folkgitarre" (für NP > 40 € inkl. drei Jahren Händlergarantie) spielten sich problemlos, da war der Knackepunkt eher das ungünstige Halsprofil. Die Kay hingegen hat ca. 180 € gekostet - ein Preis, da schnitzen einem Hersteller wie z.B. Cort schon echt gescheite Dinger für. Für ein Einsteigerinstrument 180 € zu investieren (ich weiß, andere Leute zahlen 350 € ... ) ist schon eine amtliche Hausnummer aus meiner Sicht - ich kann seine Verärgerung nachvollziehen. Nächsten Mo. sehen wir uns wieder, vll. gibt´s dann die Auflösung der Sache.
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Kwalke
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Beitrag von Kwalke »

Wenn Händler oder Hersteller meinen, sie können "schrottige" Instrumente verkaufen, dann sollte man ihnen diese auch um die Ohren hauen, sprich reklamieren. Und zwar immer und immer wieder, bis sie damit aufhören.
Die Händler wissen, mit welcher Gewährleistung sie für etwas einstehen müssen, und sollten dementsprechende Instrumente verkaufen.

Wenn das nicht für einen bestimmten günstigen Preis möglich ist, dann kann man so etwas auch nicht anbieten.

Gruß

Thomas
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H-bone
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Beitrag von H-bone »

180 Euro ? :shock: Sooo viiiel Geld für 'ne Gitarre ? Oje, dafür muss sie aber dann schon ein Edelteil sein, und das mindeste ist, dass sich ein Gitarrenbauer (aber bitte der Meister selber) nochmal 3 Stunden in die Werkstatt stellt um das Meisterinstrument professionell einzustellen...

Schliesslich verdient der Händler ja richtig schweres Geld mit der Gitarre... :!:

Mann, mann, mann...

Das China-Teil hat vielleicht mal Produktionskosten von 40 Euro, den Rest schluckt Transport und Vertrieb... bitte, was erwartest Du, Holger ?

You get what you pay !

Gruss, Martin
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

H-bone hat geschrieben:
You get what you pay !

Gruss, Martin
Moinmoin,

während der Musikmesse vor zwei Jahren (FFM) hab ich ein Gespräch mitbekommen, in dem es um einen Container voll Gitarren ging, den ein großer Revierhändler kaufen wollte.
E-Gitarren im Strat-Style. Mit PUs und Mechaniken und Saiten, aber bitte für nicht mehr als 20 $/Stk.
Es gibt da, sagte der Händler, ein GSO*, das ginge.

*= Guitar-Shaped Object

SchingSchang

Andreas
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RB
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Beitrag von RB »

Holger, die Frage ist doch beantwortet.

Kauft jemand aus Versehn Gitarren
deren Saiten manchmal schnarren
horcht er nach den schönen Tönen
"gibs auf " so wird man ihn verhöhnen
Bund-Drähte pieken seine Hand
oh Schand, nur Tand gebaut auf Sand.

So ein Fehlgriff tut zwar weh
doch schaut man dann ins BGB
keimt Hoffnung auf: "Hurra" ich lache
"eine mangelhafte Sache."
Drum geh ich hin und rufe aus
das Ding kommt wieder aus dem Haus.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

H-bone hat geschrieben:180 Euro ? :shock: Sooo viiiel Geld für 'ne Gitarre ? Oje, dafür muss sie aber dann schon ein Edelteil sein, und das mindeste ist, dass sich ein Gitarrenbauer (aber bitte der Meister selber) nochmal 3 Stunden in die Werkstatt stellt um das Meisterinstrument professionell einzustellen...
:rotfl:

Das ist gut, guter alter Sarkasmus pur, und der kommt von einem Gitarrenbauer, der es wohl wissen muss, was ein gutes Instrument wert ist bzw. kostet.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

RB hat geschrieben:Drum geh ich hin und rufe aus
das Ding kommt wieder aus dem Haus.
Auch noch nach vier Monaten? Bei dem Billigteil? Und auch noch dann, wenn schon jemand anderer gewerkelt hat?

Übrigens: Schönes Gedicht! :r:
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