Hallo Joachim,
da hab' ich auch schon d'rüber nachgedacht, aber eigentlich isses ja klar: Jeder Hersteller/Gitarrenbauer braucht eine preisliche Bandbreite um möglichst viele Geschmäcker und Geldbeutel abzudecken.
Was mach nun ein Meisterluthier, der in der Lage ist Trauminstrumente zu bauen bei den "billigen" Modellen ?
Ich denk' mal dass eher die Frage ist, was macht er nicht ?!?
Gut, da ist erst mal die Frage der verwendeten Materialien. Tonhölzer haben eine preisliche Irrsinnsbandbreite von vielleicht 10 Euro/Set für Nato bis zu 1000 Euro/Set für Rio vom Feinsten. Decken dito. Und echtes Abalone z.B. kostet wie Schwein. Plus Verarbeitung.
Am meisten "Unterschied" macht aber bestimmt die Arbeit, sprich der handwerkliche Aufwand, den so ein Gitärrsche macht. Und da geht's dann um die Unterschiede: Bracing direkt vom Elektrohobel auffe Decke oder individuell "gevoiced" und handgeschnitzt, werden die Bünde einfach "reingenagelt" und gemeinsam per Rundumschlag abgerichtet oder schenkt der Gitarrenbauer jedem einzelnen Bund 10 Minuten Aufmerksamkeit (bei den Teuren wird jedes Bundende liebevoll befeilt und poliert). Sind Steg und Sattel handbearbeitet aus Knochen oder kommt ein fertiges Plastikteil rein. Dann das Finish: Mattlack draufgespayed, UV-gehärtet mit der Lampe und fertig (möglichst noch wenn die Gitarre schon montiert ist, sieht man am Halsstock) oder wird vielleicht eine hauchdünne Nitro-Hochglanzlackierung aus 15 Schichten aufgebracht (Spritzen - trocknen - schleifen - spritzen - trocknen - schleifen etc etc.) mit anschliessender mühsamer Handpolitur ?
Zum Schluss dann noch: wieviel Mühe wird in's sogenannte "Setup" investiert ? Kommt die Gitarre optimal eingestellt oder im "Rohzustand" ?
Ich denke auch beim grossen Meister liegt die Kunst bei den billigeren Modellen beim Weglassen - denn irgendwo muss ja gespart werden - dass heisst aber nicht, dass eine preiswerte Gitarre von einem guten Hersteller (nach eventueller nachträglicher Feinarbeit) unbedingt schlechter klingen muss.
Manchmal werden "Billig-Gitarren" gerade durch Kleinigkeiten regelrecht "kastriert" - ich hab' mir 'ne Aria OM als Lagerfeuerschlampe für 149 Euronen im Ebay geschossen... das Dingen hat wie Blechdose geklungen... also: Löffel raus, das Dingen fachgerecht scallopiert (ich hab' einen groooossssen Aschenbecher voll Holz da rausgeholt

), einen liebevoll gearbeiteten Knochensattel und kompensierten Knochensteg spendiert, das Griffbrett und die Bünde mit 000-Stahlwolle poliert... und siehe da: die kleine Gitarre kann richtig klingen wenn man sie lässt... und laut isse jetzt auch
Gruss, H-bone