Akkorde im Blues

Für alle, die Hemmungen haben "Anfängerfragen" woanders zu stellen. Traut Euch! Vielleicht kann jemand helfen.

Moderator: RB

richy
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Akkorde im Blues

Beitrag von richy »

Hallo liebe Pickergemeinde,
nachdem ich nun paar Jahre mehr schlecht als recht Gitarre spiele bin ich an dem Punkt angelangt wo ich mich frage: Was spiel ich da eigentlich? Und warum spielt man das so?
Ich hatte bisher von Harmonielehre wenig bis gar keine Ahnung. Ich habe lediglich Stücke von Tabulatur nachgespielt (das Notenlesen hab ich im Dschungel der Versetzungszeichen irgendwann aufgegeben).

Ich hab mir gedacht etwas Theorie kann nicht schaden und habe das Buch 'Blues you can use' von John Canapes aus dem Regal gekramt das da schon etwa 3 Jahre vor sich hinstaubt.

Als erste Übung wird da die E Moll Pentatonik (1.Lage) erklärt gefolgt von einem Übungsstück in Form eines 12-taktigen Blues in E.
Es wird die ganz normale Blues-Progression verwendet (I-IV-V = E-A-B).
Der Aufbau ist: ein Lick über die E-Moll-Pentatonik, ein paar Takte E7, wieder ein Lick über die E-Moll-Pentatonik, ein paar Takte A7 usw.
Ist mir von Aufbau her eigentlich nichts neues. Was ich mir aber nicht erklären kann ist: Wieso werden hier E7, A7 und B7 verwendet? In den Akkorden werden ja Töne verwendet die in der Moll-Pentatonik nicht vorkommen.
Ich habe dann etliche andere "Blues in E"-Tabs analysiert und festgestellt dass meistens Dur-Septim Akkorde mit Licks auf der E Moll-Pentatonik kombiniert werden.
Warum sind die Licks in Moll die Akkorde in Dur?
Und warum noch zusätzlich als Septim-Akkorde? Die Septime kommt ja nicht mal in der Dur-Pentatonik vor.

Falls das jemand einigermassen verständlich, einem Laien wie mir erklären könnte, wäre ich äusserst dankbar.

Gruss
Richy
cottonman
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Beitrag von cottonman »

Blues soll man nicht verstehen, man soll ihn fuehlen. Und Spass soll er machen.

Sorry, bestimmt nicht die Antwort, die du gesucht hast, aber ich glaube kaum , dass Robert Johnson oder Charlie Patton, Rev. Davis, und wie sie alle heissen, sich jemals um Pentatoniken gekuemmert haben.

Wenns gut klingt, braucht man doch nichts kapputtzuthoretisieren.

Und wenn der VI-Akkord zu E un mal A ist...... fein. spiele ich A, und habe eine Sorge weniger. :lol:

Saludos
ach ja, ne Gitarre hab ich auch..................
Bernd C. Hoffmann
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Re: Akkorde im Blues

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

In der Mollpentatonik lassen sich "Klänge" erzeugen, die auch in vielen Melodiefragmenten im Blues vorkommen. Dann gibt es einzelne Töne, sog. "Blue Notes", die in den Dur Akkorden vorkommen. Beispielsweise ist das in der Em Pentatonik das Gis (G-Saite am 1. Bund). Wenn Du den Ton bei E-Moll dazu nimmst, dann heißt er ganz einfach E-Dur (ist nur ein kleines Beispiel). Dies ist ein Grund für die (eigentlich) nicht zur Mollpentatonik gehörenden Töne in den Akkorden.

Werden die Akkorde nun um (kleine) Septimen erweitert, dann sind diese nicht leitereigen zum Dur-Akkord, wohl aber zum Mollakkord. Aus diesem Grund läßt sich gegen ein Bluesschema in Dur sehr gut eine Pentatonik in Moll spielen.

Ich hoffe, es ist für Dich etwas klarer geworden. Ohne dem Wissen über die Struktur von Tonleitern und Akkordaufbau weiß ich nicht, wie ich es einfacher für Dich erklären könnte.
Liebe Grüße
Bernd
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richy
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Beitrag von richy »

Danke Bernd,
das mit der Septime hab ich verstanden. Ich war bisher immer der Meinung dass z.B. beim E7 die grosse Septime mit hinzu genommen wird. Des es aber nur die kleine Septime ist und der Akkord mit der grossen Septime dann Emaj7 heisst ist mir jetzt erst so richtig klar geworden. Wäre eigentlich sehr einfach gewesen da selber drauf zu kommen.

Das mit der Blue Note hab ich nicht ganz verstanden. Ich hab mal bisschen im Buch rumgeblättert, weiter hinten im Kapitel 11 steht: "Ein Ton den wir bereits öfter der Moll-Pentatonik hinzugefügt haben ist die #4 (übermässigte Quarte) oder b5 (verminderte Quinte), die sogenannte "Blue-Note".
Wenn ich das richtig verstehe dann müsste das im Fall der E-Dur Tonleiter
ein A# sein.

Eine Seite weiter steht dann:
"Ein anderer Ton den wir bereits in die Moll-Pentatonik eingeführt haben ist die grosse Terz (#3). Die grosse Terz ist ein akkordeigener Ton des I-Akkordes und kann überall dort verwendet werden, wo der I-Akkord gespielt wird."
Soweit mich meine geringen Kenntnisse der Harmonielehre nicht täuschen entscheidet die verwendete Terz in einem Akkord darüber ob es ein Moll- oder Dur-Akkord ist (klein=Moll/gross=Dur).

So langsam wird es aber klarer.. Ich kann also zusätzlich zur Moll-Pentatonik die #4 bzw. b5 verwenden (Blue-Note) und die #3 so lange ich mich im I-Akkord bewege.

Gruss
Richy
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Bushi
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Beitrag von Bushi »

Ich schließ mich der Meinung von cottonman mal an ...

Ich will um Gottes Willen nicht eure Kenntnisse in der Theorie verdammen, aber ich bekomme stets auch solche Antworten, die mir nach 2 Minuten einfach nur den Kopf schwirren lassen und mir eher die Lust nehmen als sie zu steigern.

Es gibt Blues in vielen verschiedenen Tonarten ...
Da fragt man, was paßt an "Spielereien", wenn ich beispielsweise nen Blues in G machen will und bekommt ne Doktorarbeit als Antwort.
Keep it simple:
Sagt einfach, es passen folgende Akkorde. X, Y, Z/7 usw. usw.... und wenn ihr helfen wollt, fügt ggf.´noch Griffbilder hinzu.

Viele wollen einfach nur spielen, haben die Klampfe im Arm und fragen "Welcher Akkord würde das jetzt noch etwas interessanter machen?"
So einer bin ich und das ist weiß Gott nicht der richtige Zeitpunkt, mir mit einem Studium der Musiktheorie zu drohen ...

Ich bewundere die, die sich die Mühe gemacht haben, sich durch diesen ganzen Theoriewust zu quälen. Das meine ich ehrlich.
Aber ich bewundere Jene weit mehr, die zwar keinen Schimmer von diesem Kram haben, aber FEELING in die Klampfe bringen und das klanglich erleben lassen. Ich komponiere selbst kleine Stücke (ohne auch nur nen Schimmer von theoretischen Grundlagen zu haben), die mir aus den Fingern fließen, kann sie weder schreiben noch erklären, aber man kann sie HÖREN ... That's it.

Musik ist, was man hört und fühlt.
Nicht das, was man in Büchern liest.
Das sage ich mit größtmöglicher Provokanz, zu der ich fähig bin.
Ich spiele auf:
"The LADY" Washburn D10 CE/B (mit Cutaway !!!)
Harley Benton HBD-112
Fender Squier Strat
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Hallo Bushido,

ich sehe keine Provokanz in Deinen Worten, lediglich die Auseinandersetzung mit dem Klang im Ergebnis. Da habt Ihr beiden völlig recht. Aber hier wurde konkret eine Frage nach dem theoretischen Hintergrund gestellt.

Quälerei war das für mich nie. Mir ging es nicht um das Ergebnis (Interpretation, Feeling) sondern darum, was sich dahinter verbirgt. Ich weiß gern, womit ich es zu tun habe. Mit diesem Bewußtsein habe ich das sehr gerne gemacht.
Liebe Grüße
Bernd
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mass
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Beitrag von mass »

moin moin,
kennt jemand n gutes buch über die musiktheorie?, ein komplettes nachschlagwerk wäre cool. :wink: mass
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Rein theoretische Werke find ich ein bisschen steril, ich suche immer was das mit dem Instrument gebunden ist. Dann kommt auch was für die Praxis raus. Aber Bücher mit der Gitarre als Zielgruppe sind selten, meist sind Solo-instrumente (Sax, usw) oder Klavier beschrieben ...

Ich hab vor kurzem dieses gelesen:

- Mel Bay Guitar Fretboard Harmony, über Griffe aufbau mit Triaden, Vierton griffe (kenn das wort nicht, Quatraden ?) und den link mit den verschiedenen Skalen

- Fretboard Logc I+II+III: das CAGED system, bis zu arpeggios und Skalen erweitert. Gut aber es ist ein "einsames" Werk, wo der link mit anderen Musikern nicht optimal verbessert wird. Aber um Einsicht zu kriegen ist es nicht slecht.

- Little book of Scales and Arpeggios: nur ein Taschennachschlagwerk (alles in A geschrieben, als Gedächtnishelfer).

- z. Z. beschäftige ich mich mit J. Aebersold "How to improvise" und "Major und Minor" Buch+playalong CD. Die Bücher sind nicht so besonders, aber die CD's sind nützlich.

Man muss sich schon bewusst sein das die Harmonielehre in dieser Form von ca. 1950 stammt und das Jazz und Blues schon vorher grosse und gute Seiten der Musikgeschichte geschrieben hatten.
Also zu eng soll man das nicht sehen...

Vor kurzem war mal so eine Frage auf einem Forum:

Wie spielt man Blues "modal" nach der Blues Tonleiter ?
Die Antwort war lustig: wenn man Blues modal spielt klingt es jazzig, nicht mehr bluesig...
mass
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Beitrag von mass »

@Davanlo danke für die ausführliche info.mass
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Beitrag von Admin »

"ABC Musik" von Wieland Ziegenrücker.

Der Titel klingt banal, ebenso sieht auch die Einbandgestaltung des Taschenbuchs albern aus, aber es ist die kompakteste Informationsballung zum Thema Musiktheorie, die mir bisher untergekommen ist. Außerdem ist es preisgünstig.

Zum sogenannten FEEEELING möchte ich auch etwas bemerken: Jede Musik muß mit Gefühl vorgetragen werden, wenn sie nicht zum stumpfen Ableiern verkommen will. Das gilt für Blues ebenso, wie für andere Musik. Beim Blues wird das aber gerne besonders betont und ich habe den Eindruck, als bestehe die Auffassung, der Blues verschließe sich der Analyse und bedürfe auschließlich des Gefühls. Eine solche Ansicht hielte ich für nicht vertretbar. Blues ist Musik wie andere Musiken auch und er unterliegt daher von Menschen gemachten Gesetzmäßigkeiten, die man ergründen kann. Jemand, der kaum Gitarre spielen kann, dem wird ein Eimer voller "Feeling" nicht viel nützen. Er braucht einen Onkel und einen Opa, beide möglichst schwarz, die ihn am Samstag in die Sümpfe zum Fischen mitnehmen und ihm den Blues vorsingen. Nähert man sich als Gitarrespielender Europäer dem Blues, wird eine Untersuchung der harmonischen Grundlagen doch erlaubt sein.

Eines der besonderen Merkmale, die "blue note" ist wahrlich eine Besonderheit, weil sie dann zur Blue note wird, wenn sie sich nicht für Dur oder Moll entscheidet, sondern in dem Raum dazwischen "herumeiert". Beim E-dur Akkord ist es also weder G, noch Gis, sondern der Prozeß der etwas über dem G anfängt und etwas unter dem Gis aufhört.
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Admin hat geschrieben:"ABC Musik" von Wieland Ziegenrücker.

Der Titel klingt banal, ebenso sieht auch die Einbandgestaltung des Taschenbuchs albern aus, aber es ist die kompakteste Informationsballung zum Thema Musiktheorie, die mir bisher untergekommen ist. Außerdem ist es preisgünstig.
Das wäre auch mein Tipp gewesen, aber den Titel gibt es nicht mehr. Bei eBay kriegt man es gelegentlich. Die neue Version ist leider nicht mehr so toll. Da lernt man sicher auch viel draus, aber ich persönlich würde, wenn ich ihn kriege, den alten Titel nehmen.
Liebe Grüße
Bernd
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Admin hat geschrieben:"ABC Musik" von Wieland Ziegenrücker.

Der Titel klingt banal, ebenso sieht auch die Einbandgestaltung des Taschenbuchs albern aus, aber es ist die kompakteste Informationsballung zum Thema Musiktheorie, die mir bisher untergekommen ist. Außerdem ist es preisgünstig.

Zum sogenannten FEEEELING möchte ich auch etwas bemerken: Jede Musik muß mit Gefühl vorgetragen werden, wenn sie nicht zum stumpfen Ableiern verkommen will. Das gilt für Blues ebenso, wie für andere Musik. Beim Blues wird das aber gerne besonders betont und ich habe den Eindruck, als bestehe die Auffassung, der Blues verschließe sich der Analyse und bedürfe auschließlich des Gefühls. Eine solche Ansicht hielte ich für nicht vertretbar. Blues ist Musik wie andere Musiken auch und er unterliegt daher von Menschen gemachten Gesetzmäßigkeiten, die man ergründen kann. Jemand, der kaum Gitarre spielen kann, dem wird ein Eimer voller "Feeling" nicht viel nützen. Er braucht einen Onkel und einen Opa, beide möglichst schwarz, die ihn am Samstag in die Sümpfe zum Fischen mitnehmen und ihm den Blues vorsingen. Nähert man sich als Gitarrespielender Europäer dem Blues, wird eine Untersuchung der harmonischen Grundlagen doch erlaubt sein.

Eines der besonderen Merkmale, die "blue note" ist wahrlich eine Besonderheit, weil sie dann zur Blue note wird, wenn sie sich nicht für Dur oder Moll entscheidet, sondern in dem Raum dazwischen "herumeiert". Beim E-dur Akkord ist es also weder G, noch Gis, sondern der Prozeß der etwas über dem G anfängt und etwas unter dem Gis aufhört.
So war es ja nicht gemeint ... meistens versetzt modal Spiel den Schwerpunkt der Skale, und bei Blues funktionniert das nicht so gut...
mass
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Beitrag von mass »

Thanks,
werde erstmal den ABC holen, und weiter schauen. gruß mass
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jayminor
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Beitrag von jayminor »

mass hat geschrieben:moin moin,
kennt jemand n gutes buch über die musiktheorie?, ein komplettes nachschlagwerk wäre cool. :wink: mass
schau auch mal hier..... ist zwar kein Buch, aber vielleicht hilft es dennoch
http://www.matthies-koehn.de/harmonielehre/
Aktuelle Infos----------> https://jay-minor.jimdosite.com/
Diskografie-------------> http://jayminor1958.bandcamp.com/
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klaust
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Beitrag von klaust »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:
Admin hat geschrieben:"ABC Musik" von Wieland Ziegenrücker.

Der Titel klingt banal, ebenso sieht auch die Einbandgestaltung des Taschenbuchs albern aus, aber es ist die kompakteste Informationsballung zum Thema Musiktheorie, die mir bisher untergekommen ist. Außerdem ist es preisgünstig.
Das wäre auch mein Tipp gewesen, aber den Titel gibt es nicht mehr. Bei eBay kriegt man es gelegentlich. Die neue Version ist leider nicht mehr so toll. Da lernt man sicher auch viel draus, aber ich persönlich würde, wenn ich ihn kriege, den alten Titel nehmen.
Ich habe dies hier erst vor ein paar Tagen bestellt und kurz darauf bekommen. Das ist es doch, oder?
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Gruss
klaus
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