Daumenhaltung

Für alle, die Hemmungen haben "Anfängerfragen" woanders zu stellen. Traut Euch! Vielleicht kann jemand helfen.

Moderator: RB

einhandsegler73
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Daumenhaltung

Beitrag von einhandsegler73 »

Hallo!

Ich bin in einer Gitarrenschule über folgenden Satz “gestolpert”:
“Der Daumen der linken Hand wird etwa in der Mitte des Griffbretts aufgesetzt. (...) Er sollte nie über das Griffbrett hinausragen. Auch der Daumenballen sollte den Gitarrenhals nie berühren.”

Bild [(c) 2003 Ludwig Doblinger KG, Wien-München]

Also, diese Daumenhaltung ist ja kein Problem, wenn man tatsächlich eine Konzertgitarre in “klassischer” Haltung spielt.
Doch:
Manche von euch spielen ja auch Konzert- UND Westerngitarre.
Wie sieht das denn aus, wenn man statt einer "klassischen Gitarre" eine Westerngitarre (oder auch E-Gitarre) mit ja deutlich schmalerem Griffbrett im Stehen (also umgehängt) spielt?
In dieser Position wäre ja für die oben beschriebene Haltung eine extreme Abknickung des Handgelenks erforderlich, so dass hier die auf dem Bild als “Haltungsfehler” gezeigte Daumenhaltung doch eigentlich eher der “Normalfall” sein dürfte – oder wie seht IHR das?
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wolfwal
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Beitrag von wolfwal »

Die hier dargestellte "richtige" Daumenhaltung gilt meines Wissens für die Klassiker unter den Gitarristen. Daumen über/um/........ den Hals ist da verpönt, bei Folk-/Rock-/Jazzgitarristen ist diese Haltung durchaus üblich, da werden ja auch öfters mal die Basssaiten mit dem Daumen gegriffen.

Ganz schwierig zu charakterisieren ist die Daumenhaltung dann bei denen, die auf dem Hals herumtappen, da ist der Daumen dann sowieso irgend- bzw. nirgendwo! :whistler:


"Richtig bzw. falsch" ist da eher unpassend und meiner Meinung nach stilabhängig! :guitar1:
Der Nachteil am Nichtstun ist, dass man nie weiß, wann man fertig ist!

Gruß, Wolfi!
einhandsegler73
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Beitrag von einhandsegler73 »

Ja, und ich finde, die hier als "korrekt" bezeichnete Haltung lässt sich z. B. im Stehen mit Westerngitarre quasi "in Hüfthöhe umgehängt" praktisch nicht umsetzen - oder?!
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tele
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Beitrag von tele »

"Richtig bzw. falsch" ist da eher unpassend und meiner Meinung nach stilabhängig!
Ich würde eher sagen, die Haltung des Daumens hängt weniger vom Musikstil, als von der Gitarrenhaltung und dem Gitarrentyp ab.

Ich bin da praktisch "zweisprachig" aufgewachsen:

Einerseits "klassische Haltung" mit Fußbank unter dem linken Fuß und Konzertgitarrenkopf auf der Höhe meines Kopfes. Wenn ich so spiele, dann mit dem Daumen in der Mitte des Gitarrenhalses. Ganz korrekt, wie im Lehrbuch. Egal ob Bach oder Jazz.

Andererseits E-Gitarre (später Western) mit der Gitarre auf dem rechten Bein, Gitarrenkopf auf Rippenhöhe. Bei dieser Haltung und dem schmaleren Hals von Steelstrings greift mein Daumen auch schon mal das tiefe F auf der E-Saite oder dämpft diese, damit beim D-Dur kein E mitbrummt. So wie Stefan Grossmann. Die Klassiker mögen die Nase rümpfen, aber für uns funktioniert's...
http://www.youtube.com/watch?v=No4GRszy-MM
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Liederbolt
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Beitrag von Liederbolt »

wolfwal hat geschrieben:Die hier dargestellte "richtige" Daumenhaltung gilt meines Wissens für die Klassiker unter den Gitarristen. Daumen über/um/........ den Hals ist da verpönt, ...
Das ist aber auch erst seit geraumer Zeit der allgemeine Konsens - in vielen historischen "Guitarre-Schulen", sowie in den volkstümlichen Lehrwerken für Gitarre/Laute aus der Wandervogelzeit, wurde der Daumen oftmals zum Greifen eines Basstones herangezogen.

...wobei die Sattelbreite dieser Instrumente meist nicht über 45 mm hinausging.

Ein F-Dur-Akkord über alle Saiten mit gegriffenem F im Bass und leerer A-Saite ist auch gar nicht anders möglich - ein früher oft gebräuchlicher Akkord, der meist mit dem Daumen der rechten Hand durchgestrichen wurde.

Beispiel:

"Die linke Hand umgreift den Hals der Guitarre, Der Daumen wird sehr oft bei Accorden, zu den Noten auf dem E Basse gebraucht, und wird mit ^ bezeichnet."

Aus: "Schule für Guitarre oder Laute", J. Decker-Schenk, 1892

[URL=http://www.pic-upload.de/view-2478 ... .jpg[/img][/url]
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wolfwal
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Beitrag von wolfwal »

Liederbolt hat geschrieben:
wolfwal hat geschrieben:Die hier dargestellte "richtige" Daumenhaltung gilt meines Wissens für die Klassiker unter den Gitarristen. Daumen über/um/........ den Hals ist da verpönt, ...
Das ist aber auch erst seit geraumer Zeit der allgemeine Konsens - in vielen historischen "Guitarre-Schulen", sowie in den volkstümlichen Lehrwerken für Gitarre/Laute aus der Wandervogelzeit, wurde der Daumen oftmals zum Greifen eines Basstones herangezogen.
Danke, das hab´ ich nicht gewusst! Ich habe zu der Zeit aber auch noch nicht Gitarre gespielt! :whistler: :D
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landmesser
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Beitrag von landmesser »

wolfwal hat geschrieben:
Liederbolt hat geschrieben:
wolfwal hat geschrieben:Die hier dargestellte "richtige" Daumenhaltung gilt meines Wissens für die Klassiker unter den Gitarristen. Daumen über/um/........ den Hals ist da verpönt, ...
Das ist aber auch erst seit geraumer Zeit der allgemeine Konsens - in vielen historischen "Guitarre-Schulen", sowie in den volkstümlichen Lehrwerken für Gitarre/Laute aus der Wandervogelzeit, wurde der Daumen oftmals zum Greifen eines Basstones herangezogen.
Danke, das hab´ ich nicht gewusst! Ich habe zu der Zeit aber auch noch nicht Gitarre gespielt! :whistler: :D
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wolfwal
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Beitrag von wolfwal »

landmesser hat geschrieben: ........... Junger Hüpfer :mrgreen: :mrgreen:
Danke sehr, das höre ich die letzten Jahre immer seltener, eher schon: "Hallo, Opa!" :pro:
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Orange
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Re: Daumenhaltung

Beitrag von Orange »

einhandsegler73 hat geschrieben:“Der Daumen der linken Hand wird etwa in der Mitte des Griffbretts aufgesetzt. (...) Er sollte nie über das Griffbrett hinausragen. Auch der Daumenballen sollte den Gitarrenhals nie berühren.”
Dann spiel ich seit Jahren falsch, das erklärt natürlich so einiges ! :mrgreen:
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RB
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Beitrag von RB »

Auch sollten die Finger die Saiten möglichst nie berühren. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, daß kein falscher Ton gespielt wird.
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wolfwal
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Beitrag von wolfwal »

Am besten greift sich ein Barree
auf der Luftgitarreree! :whistler:
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Liederbolt
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Beitrag von Liederbolt »

Ein gekehltes Griffbrett war ja zu dieser Zeit Mode... ...aber das hab ich ja noch nie gesehen - extra Mulden für den Daumengriff in den ersten 3 Bünden einer Laute (Hauser, 1913):

http://cdn03.trixum.de/upload2/172000/1 ... 79f0ad.jpg

http://cdn03.trixum.de/upload2/172000/1 ... ee06da.jpg
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Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Auf jeden Fall würde ich erstmal nicht Richie Havens nacheifern...obwohl seine Daumenhaltung hat seinen Erfolg nicht verhindert ;)

Bild
Ansonsten sehe ich das so wie Ulrich.
Schöne Grüße, Rolli
www.daskulturgut.de - KulturGUT
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Liederbolt
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Beitrag von Liederbolt »

Rolli hat geschrieben:Auf jeden Fall würde ich erstmal nicht Richie Havens nacheifern...obwohl seine Daumenhaltung hat seinen Erfolg nicht verhindert ;)
Das hat sich auch schon früher mal jemand sehr zu Herzen genommen...

http://www.youtube.com/watch?v=WNivTEdgT7Y
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