Eine "Neuer" meldet sich an

Für alle, die Hemmungen haben "Anfängerfragen" woanders zu stellen. Traut Euch! Vielleicht kann jemand helfen.

Moderator: RB

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frankjoe
Beiträge: 26
Registriert: Do Mär 08, 2007 9:14 am

Eine "Neuer" meldet sich an

Beitrag von frankjoe »

Hi Mucker,

über ein anderes Forum auf Euch aufmerksam geworden, habe ich hier eine Zeitlang mitgelesen und mich nach einiger Überlegung bei Euch registriert.

Ich heiße Frank, werde demnächst 52, und bin Vollzeitberufstätig.

Musikalisch bin ich auf der Gitarre seit meinem 13. Lebensjahr unterwegs. Nach einiger Zeit im Rock bin ich eher durch Zufall mit 16 in eine Folkkneipe während eines Live-Konzertes hineingestürmt. Das löste eine ziemliche Veränderung aus. Während beim Rock-Gig die Musiker eher wenig mit dem Publikum zu tun haben, war im Folk ein reger Kontakt
vorhanden - Musiker zum Anfassen.
Und auch die Musik, na ja, das weiß jeder von Euch - die hat was.
So vertickerte ich mein Rock-Geraffel und rüstete mich akustisch aus. Meine neue akustische war eine für mich und die damaligen Verhältnisse recht teure Yamaha für rund 400 DM, die mich jahrelang begleitet hat. Diese Gitarre war zwar nichts außergewöhnliches, klang aber gut, hatte eine prima Saitenlage und ließ sich gut spielen. Und außerdem war sie ziemlich robust. Wo ich auch hinging /-fuhr nahm ich sie mit.

Wieder einmal schneite ich in die o.a. Kneipe hinein, es war die "Kommode 2000" in Wolfsburg, die dank der Betreiber sich inzwischen zu einem in der überörtlichen Szene bekannten Folkclub entwickelt hatte. Kennt die hier noch jemand?
Wie auch immer, dort hörte ich auf Vinyl einen Mann mit einer dunklen Stimme Banjo spielen und war vom Fleck weg fasziniert.
Banjo, das war`s, das wollte ich auch haben. Sparen, ab in den besten Braunschweiger Musi-shop, Framus-Banjo gekauft, 4-saitig. Üben, üben, üben und doch kam nicht das heraus, was ich auf der Platte hören konnte.
Eine ziemlich lange Zeit später stellte sich heraus, dass ich ein 5-String gehört habe. Das war seinerzeit ein höchst ungewöhnliches Instrument, zumindest in Ost-Niedersachsen, dass kulturell wegen der Grenznähe ziemlich unterentwickelt war.
Jetzt ging die Suche nach einem 5-String los. Ich fand dann Monate später eines - auf dem Pariser Flohmarkt. Das Teil war grottenschlecht, aber es hatte 5 Saiten. Und ein anderes war eh nicht zu bekommen, nicht mal auf Bestellung. Bei einem Shop in New York habe ich mir Pete Seegers "How to play a..." bestellt und jetzt kam ich den Geheimnissen des 5-string dank Buch und Vinyl deutlich näher.
Mittlerweile ein richtiger Folk-Fan geworden besuchte ich regelmäßig die Kommode. Anlässlich eines Konzertes traf ich auf den Mann, dessen dunkle Stimme und Banjospiel mich so sehr beeinflusst hat.
Es war Derroll Adams, mit dem ich ins Gespräch kam. Er zeigte mir kurz, wie er auf dem Banjo spielt. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft, wir trafen uns immer öfter. Wenn er in Wolfsburg oder Umgebung war, wohnte er bei mir. Nächtelang hat er mir erzählt, mich Banjo gelehrt, gesungen und -gesoffen. Er war nämlich alkoholkrank.
Er lehrte mich so viel, dass ich ihn gern als meinen Banjo-Lehrer bezeichne. Er war das natürlich nicht im klassischen Sinne, die Entfernung zwischen Wolfsburg und Antwerpen war dafür viel zu groß. Und doch lehrte er mich im Laufe der Jahre seinen Stil und viele seiner Licks und Songs.

In der Kommode stieß ich auch auf den noch ganz jungen Wader und zunächst noch als Waders Begleitgitarrist Lämmerhirt anlässlich der 7-Lieder-Tournee. Später, nachdem Lämmerhirt bekannter geworden war, kam er dann allein. Was für ein Gitarrist er war, damals schon.

Wenn ich heute seine alten Songs bei/von Euch höre, fühle ich mich in die frühen 70er zurückversetzt. Und das war es wohl auch, was mich hier zur Anmeldung brachte.
By the way: Zu Kite Flight wurde er inspiriert, als er Drachenflieger über seiner Heimatstadt fliegen sah. Einer dieser Flieger, die in den Hügeln über seienr Stadt starteten, dort die Runden drehten und dann am Weserufer landeten, war ich. Aber das war Jahre später.

Der Rest ist schnell erzählt, das Berufsleben holte mich ein. Musik wurde deutlich vernachlässigt, die Kommode machte dicht, beruflich verschlug es mich nach Hannover.
Nach langen Jahren anderer Hobbies kam ich 2002 wieder zur Rockmusik und eher nebenbei entdeckte ich auch den Folk wieder.

Neben meinem Rock-Geraffel spiele ich seit langen Jahren eine Breedlove und mittlerweile 3 open back 5-strings, ein Derroll-Adams aus den 70ern und zwei Bart Reiter, die ich aus den USA importiert habe. Über diese Instrumente werde ich an anderer Stelle etwas schreiben.

Und jetzt bin ich bei Euch angekommen und wünsche uns allen eine gute gemeinsame Zeit miteinander.

Viele Grüße
Frank-Joe
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Beitrag von Admin »

Tolle Geschichte. Sie erinnert mich in Teilen ein wenig daran, daß ich mit 17 den damals ebenfalls noch jungen W. Lämmerhirt gesehen und gehört hatte. Eigentlich kann man sagen, daß dieses Erlebnis und die Platte "The golden Hour of Donovan" das waren, was man "prägende Einflüsse" nennt.

Jedenfalls willkommen hier im Forum. Du bist, soweit ich es mitbekommen habe, der zweite 5-stringer, der sich hier eingefunden hat.
frankjoe
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Beitrag von frankjoe »

Admin hat geschrieben: Jedenfalls willkommen hier im Forum. Du bist, soweit ich es mitbekommen habe, der zweite 5-stringer, der sich hier eingefunden hat.
Vielen Dank für Deine freundlichen Worte.
Der zweite 5-stringer? Ja, diese Gattung war schon immer rar und scheint sich nur mühsam vor`m Aussterben zu bewahren.
Wie auch immer, ich bin kein Bluegrass-Picker. Ich konnte das zwar mal, aber so richtig interessiert hat es mich nie. Deshalb war ich auch nie besonders gut oder schnell darin.
Ich bin ein Fan der Old Picking Styles, Frailing, Doubble Thumbing und natürlich des eher ungewöhnlichen Stiles von Derroll, der sich eine Mischung aus allem zusammengebastelt hat - mit Ausnahme von Bluegrass.
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Frank-Joe,

herzlich willkommen.

Eigentlich bin ich ja nur rotzige 12 Jahre jünger
als Du aber Deine Geschichte liest sich wie
"aus der guten alten Zeit". ;-)

Vielleicht liegts daran, dass ich ausschließlich mit
fertigen Rock 'n Rollern groß geworden bin und
das "Akoustische" eher die 2-te Hälfte meines Lebens
zu prägen scheint.

Viele Grüße, Nik
frankjoe
Beiträge: 26
Registriert: Do Mär 08, 2007 9:14 am

Beitrag von frankjoe »

Kingfrog hat geschrieben:...aber Deine Geschichte liest sich wie
"aus der guten alten Zeit". ;-)
Hi Nick,

mir kommt das auch so vor. Wenn ich manchmal zurückdenke, dann kommen mir Gedanken wie, da gab`s ja noch den VW-Käfer, der kostete um die 7000 DM, Bröchten kosteten 10 Pfennig und Zigaretten gab`s noch im 10er Pack für 1 Mark, Die K1 warb in Berlin für die freie Liebe.

Und hier kommt etwas, was so manch einer sich heute nicht mehr vorstellen kann:
Vor der Reform des Familienrechtes im Jahr 1976 konnte der Ehemann z.B. telefonisch den Arbeitgeber seiner Frau anrufen und Ihre Stellung kündigen. Sie konnte nichts dagegen tun.
Oder wie wäre es damit: Ging ein Ehepartner fremd, konnte er schuldhaft geschieden werden. Und das Gericht konnte und hat bei Strafandrohung verboten, dass der schuldig geschiedene mit der/dem neuen Partner vor Ablauf von bis zu 3 Jahren zusammen wohnt oder gar heiratet.

Tja, so gut war die alte Zeit nicht durchweg. Manches war schon merkwürdig und überholt.
Mario
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Beitrag von Mario »

Hallo Frank-Joe,
herzlich willkommen auch von mir. Tja, viele dieser Geshichten sind sich ähnlich und doch ist jede individuell. Ich z.B. bin zum Banjo durch Ian McIntosh gekommen (istt leider im vergangenem Jahr verstorben), mit dem ich zwar nie so nahe war, wie du mit Deroll, aber immerhin waren wir auch ein wenig befreundet und wenn wir uns auf Konzerten getroffen haben, hat es auch einen (sehr einseitigen :oops: ) Austausch an Tipps gegeben.
@ Admin: Gut du hast Recht, ich würde mich nicht als 5-string Spieler bezeichnen, aber son büschen gehöre ich auch zur Fraktion - also drei 8)

Beim 5-string ist mein Problem immer, dass ich auch auf diesem Instrument so eher dem Gitarrenpicking fröne.

@Frank-Joe: Mein erstes Tenor (also 4-string) Banjo war ein gebrauchtes Aria (hängtt jetzt als Schmuckstück an der Wand). Das Framus kam erst vor wenigen Jahren. Hat bei einem Kumpel in der Ecke gelegen und so lange geweint, bis ich es gespielt habe (jetzt liegt es leider wieder in der Ecke - aber bei mir).
Gruß
Mario
12 Töne, 24 Buchstaben, viel Gefühl im Bauch - ein neues Lied ist entstanden
frankjoe
Beiträge: 26
Registriert: Do Mär 08, 2007 9:14 am

Beitrag von frankjoe »

Mario hat geschrieben:Ich z.B. bin zum Banjo durch Ian McIntosh gekommen (istt leider im vergangenem Jahr verstorben), mit dem ich zwar nie so nahe war, wie du mit Deroll, aber immerhin waren wir auch ein wenig befreundet und wenn wir uns auf Konzerten getroffen haben, hat es auch einen (sehr einseitigen :oops: ) Austausch an Tipps gegeben.
Ian McIntosh?
ich merke schon, ich bin in der richtigen Fraktion. Erstmals traf ich auf ihn auf einem Festival in Braunschweig. Ich war am ersten Abend dort - nicht nur, aber eben doch, weil Derroll auch dort auftrat.
Vor seinem Auftritt betrat ein schlanker Mann mit einem 5-string unangemeldet die Bühne, stellte sich vor, Ian McIntosh. Er sprach davon, a couple Songs zu spielen, d.h. damals 2 Songs. Und er fing ohne viel zu reden auch gleich an.
Fertig - Stille im Saal - dann starker Applaus. Er trat einen Schritt zurück und verbeugte sich lächelnd. Wieder vorgetreten begann er den 2. Song. Und wieder Applaus... Das Publikum forderte Zugabe. Er gab sie. Nach 1 1/2 Stunden durfte er gehen.
Er hat mich sehr beeindruckt, und so fuhr ich am 2. Abend wieder hin; denn McIntosh trat auf. 2 Stunden Musik und Geschichten. Ich war hin und weg.
Ich habe ihn seither öfter gesehen, mit ihm gesprochen, mit ein paar Licks abgeholt. In seiner freundlichen Art war er mir ungemein symphatisch.
Ich wusste, dass er sich vor langen Jahren zur Ruhe setzte. Tut mir leid zu hören, dass er verstorben ist.
Aber ich habe noch etwas Vinyl von ihm. Ist doch schön, ihn immer noch hören zu können. Dann kommen auch die Erinnerungen.

Und? was für ein Framus hast Du denn so rumliegen?

Danke für`s Willkommen.

Gruß
Frank
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