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Neuling mit Technikfrage
Verfasst: So Mai 13, 2007 7:45 pm
von chriss
Hallo!
Nach einiger Zeit des Mitlesens ist bei mir eine Frage aufgetaucht, deren Antwort ich in keinem Buch finden konnte. Nachdem ich nicht weiß, auf welchen Saiten die Technik üblicherweise verwendet wird, habe ich mich zu dieser Rubrik entschlossen:
Ich spiele seit etlichen Jahren (mit Pausen) auf autodidaktischer Basis Liedbegleitung und Klassik und habe nun einen VHS-Kurs Liedbegleitung belegt, um Lücken zu schließen.
Dort wurde vor etlichen Wochen mit einer Technik begonnen, die der Lehrer einfach nur mit Fingerpicking bezeichnet, die sich aber etwas von den Sachen bei Westermeier unterscheidet: Es werden Bass- und Melodiefinger gleichzeitig angelegt, aber dann nacheinander gespielt.
Ist dieses Anlegen jetzt nur eine Anfängerhilfe, ist es eine spezielle Technik, oder ist es beim Fingerpicking so selbstverständlich, daß es gar nicht mehr erwähnt wird?
Eine passende Tabulatur (aber ohne Technikvermerk) habe ich in "1000 Tips für Gitarre" unter "Countrypicking" gefunden.
Bei dem VHS-Tempo (trotz nur 6 Leuten) dauert es wohl noch eine halbe Ewigkeit, bis etwas unterscheidbares daraus wird, und ich bin in der Bücherei nun auf die Fingerpicking-Bücher von Westermeier gestoßen, möchte aber nicht ein komplettes Technik-Durcheinander produzieren.(Ich übe schon nebenher leichte Klassik-Stücke, weils sonst gar zu langweilig wird...).
Vielleicht könnt Ihr mir ja hierbei helfen,
grüße,
chris.
Verfasst: So Mai 13, 2007 9:55 pm
von Taylorpicker
Ich würde diese Technik in 1. Linie Anfängern empfehlen. Da trifft man noch nicht die richtige Saite. In vielen Stücken geht das auch gar nicht, weil die betreffende Saite noch klingt und man sie abdämpfen würde. Wenn du es anders besser kannst, dann mach es so.
Viele Grüße
Taylorpicker
Verfasst: Mo Mai 14, 2007 6:36 am
von Holger Hendel
Das ist eine haarige Sache, zu der ich nicht viel sagen kann...ich sehe es ähnlich wie Taylorpicker: anfangs sicherlich eine hilfreiche Sache, um Sicherheit zu gewinnen, doch nicht wirklich praktikabel für´s Picking (aus dem von Taylorpicker genannten Grund). Wenn ich sowas heute versuchen würde, käme mein komplettes Spiel zum Erliegen (habe es ausprobiert *g*), da ich in 99,9 % die angespielten Saiten klingen lasse. Wobei es sicherlich eine Bereicherung wäre, diese Technik zu beherrschen ( --> Abdämpfen).
Evtl. kann sich ja mal ein "Klassiker" dazu äußern, denn mir schwebt irgendein Bild vorm inneren Auge rum, dass diese Spieltechnik bei klassischer Kost eher mal zum Einsatz kommt...?! Kann aber auch total daneben liegen.
Verfasst: Mo Mai 14, 2007 10:13 am
von Admin
Ich dneke auch, daß das Anlegen eher soetwas ist, wie eine Anfängerhilfe.
Verfasst: Di Mai 15, 2007 9:46 am
von chriss
Tja, dann vielen Dank für die Antworten.
Mich wundert's zwar, nachdem im selben Kurs schon ein paar einfache Klassik-Pickingmuster ohne Anlegen durchgenommen wurden, aber andererseits zeichnet sich der Großteil der Teilnehmer nicht unbedingt durch großes Talent und /oder häufiges Üben aus - mal schaun, was daraus wird.
Grüße,
Chris.
Verfasst: Di Mai 15, 2007 9:50 am
von Holger Hendel
Wie gesagt, ein "Klassiker" sollte sich am besten mal zu Wort melden; mir war wirklich so, als spielte das Anlegen in dieser Stilistik eine wichtige Rolle.

T
Verfasst: Di Mai 15, 2007 10:57 am
von Lothar
Verfasst: Di Mai 15, 2007 11:11 am
von Holger Hendel
Moin Lothar, da bringste Licht ins Dunkel.

Ich stelle mir das aus heutiger Sicht total schwierig vor, auf diese Weise eine Saite abzudämpfen. Überhaupt dämpfe ich nur sehr wenig. Darüber mache ich mir jetzt mal Gedanken, habe ja Zeit.
Verfasst: Di Mai 15, 2007 11:13 am
von Mario
Hallo,
such mal im Forum unter Dirk's Gitarrenstunde Blog.
Oder schau hier
http://www.gitarre.kleemil.de/apoyando.html
Ich weiß zwar nicht genau, ob das gemeint ist, aber deine Beschreibung erinnert schon daran.
Mario
Verfasst: Di Mai 15, 2007 11:55 am
von Holger Hendel
@Mario: Erinnerte mich auch daran, doch so ganz ist es das nicht.
Beim apoyando-Anschlag stützt sich der Anschlagfinger nach erfolgter Tonerzeugung auf der nächsttieferen Saite ab.
Ich frage mich bis heute, was das bringen soll.

Ich bin froh, dass ich einigermaßen mit meinen Fingern klarkomme, dass der Mittelfinger die g-Saite, der Ringfinger die b-Saite und der kleine Finger die e-Saite anschlägt. Die beschriebene apoyando-Technik würde mich ja total durcheinanderbringen. Ich versteh´s einfach nicht bzw. sehe keinen tieferen Sinn in dieser Technik. Weshalb sollte der Anschlagfinger auf der nächsttieferen Saite zur Ruhe kommen?! Der einzige plausible Grund wäre, dass genau diese (nächsttiefere) Saite in genau dem Moment (= nach Tonerzeugung auf der nächsthöheren Saite) zum Verstummen gebracht werden soll. Nicht wirklich alltagstauglich, wenn man mich fragt. Oder ich bin wirklich zu verpeilt, um diese Spieltechnik zu durchblicken.
Verfasst: Di Mai 15, 2007 9:28 pm
von chriss
Tja, nachdem ich mich schon seit einer Weile autodidaktisch durch Klassik-Lehrbücher schlage, sagt mir apoyando auch was (auch wenn ichs nicht beherrsche). Es hat aber einen feinen Unterschied: bei Apoyando wird NACH dem Schlag an einer anderen Seite angelegt, im Kurs (ausdrücklich nicht klassische Gitarre) sollen Daumen und Melodiefinger gleichzeitig anlegen und nacheinander schlagen.
Heute hat der Lehrer erst wieder betont, daß man bei höheren Tempi/komplizierteren Mustern durcheinanderkomme, wenn man nicht vorher so anlegt.
Das wird wohl seine eigene Methode zu sein, um auch unbegabten Schülern das Fingerpicking nahe zu bringen. (mir zumindest ist es ein Rätsel, warum jemand vorher einzeln in einem best. Schlagmuster geübte Akkorde (A+E) nicht abwechselnd spielen kann, nicht mal ansatzweise...?)
Nun, ich werde dann wohl beides üben, kann nicht schaden.
Danke für die vielen Antworten und Grüße,
Chris.
T
Verfasst: Mi Mai 16, 2007 8:13 am
von Lothar
Verfasst: Mi Mai 16, 2007 8:18 am
von Holger Hendel
@Lothar: Das ist hoch spannend für mich. Der Autor äußert sich zwar nicht zum "Finger auf die Saite auflegen", aber zu einem anderen interessanten Punkt:
denn der Daumen ist der einzige Finger, dem ausnahmslos Tonwiederholungen erlaubt sind
Genau das bekommen viele Picker auch nicht mit / hin.

Erst nach ca. acht Jahren Gitarrespiel kam ich den Punkt, an dem relativ schnelle Tonwiederholungen erforderlich waren- und ich habe mich gewundert, warum es nicht so recht klappen wollte. Erst in Ulli Bögershausen Buch "Von Anfang An" wurde ich dann auf den Pfad der Tugend gebracht: Langfinger der Anschlagshand wechseln sich ab. Das zu lernen ist eine meiner großen Baustellen zur Zeit.
Verfasst: Mi Mai 16, 2007 8:33 am
von matthiasL
Sorry,
aber ich glaube hier werden staendig die Sachen durcheinandergeworfen, nicht hilfreich fuer einen Anfaenger.
Ich denke du solltest einen autodidaktischen Weg gehen oder einen anderen Lehrer suchen, mit dem du diese Fragen direkt klaeren kannst.
Auch solltest du dich entscheiden welchen Weg du musikalisch gehen willst und dem entsprechend die Ratschlaege die du bekommst einordnen. Es hat zB keinen Zweck wenn du Folkpicking machen willst nach streng klassichen Mustern zu lernen.
Wenn du aber fuer dich selbst entschieden hast wo es hingehen soll, kannst du dir ein Technikarsenal aneignen das du brauchtst. Und da koennen natuerlich auch streng klassische Techniken dabei sein (zB Boegershausen: Apoyando oder Michael Hedges: Tonlaengenbegrenzung mit der re. Hand).
Und ausserdem brauchst du nicht zu denken in ein zwei Jahren waere alles lernen vorbei. Ab so ca. 10 Jahren faengt man an ein bissl besser zu sein und seinen eigenen Stil zu entwickeln.
Cheers ML
Verfasst: Mi Mai 16, 2007 9:16 am
von Holger Hendel
@matthiasL:
aber ich glaube hier werden staendig die Sachen durcheinandergeworfen
Wo das?! Ich hatte auch erst die Befürchtung, doch es wurde bislang doch sehr auf unmißverständliche Eindeutigkeit geachtet.