Schmerzen im Daumengrundgelenk

Für alle, die Hemmungen haben "Anfängerfragen" woanders zu stellen. Traut Euch! Vielleicht kann jemand helfen.

Moderator: RB

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Christine
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Schmerzen im Daumengrundgelenk

Beitrag von Christine »

Hallo Forum,

ich lerne jetzt seit etwa einem halben Jahr klassische Gitarre. Pro Tag übe ich etwa eine Stunde. Seit etwa 3 Wochen bekomme ich immer wieder Schmerzen im linken Daumengrundgelenk (also das Gelenk unter dem Daumen-Handballen, ich glaube es ist das "Grundgelenk") :( . Besonders z.B. beim Üben eines Stückes, bei dem ich den 2. Finger liegen lassen muss, oder beim Üben von Arpeggien. Die Beschwerden bleiben dann auch über ein paar Stunden, auch wenn ich schon längst mit dem Spielen aufgehört hatte. Ich mache mir jetzt etwas Sorgen, weil ich gehört habe, dass manche wegen Problemen in diesem Gelenk irgendwann ganz mit der Gitarre aufhören mussten ...
Wäre da ein bißchen Krafttraining gut? Nützt so ein Gyrotwister was (so'n Kreiselding)? Habt Ihr da Erfahrungen?

Danke für Tipps!
Christine
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saite
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Beitrag von saite »

Hallo Christine,

zu Deinem Daumenproblem kann ich leider nicht viel sagen, aber zum Gyrotwister.
Wenn sich Dein Daumen so anfühlt wie mein Zeigefinger :x , würde ich sagen: überanstrengt und mal das Üben aussetzen! Wenn Du Dir ernsthaft Sorgen machst, dann zeig es lieber einem Arzt.
So ein Gyrotwister ist schon ein tolles Teil. :D Ich denke es stärkt aber mehr den ganzen Arm als die Hand.
Meine Kinder haben Weihnachten so Dinger gekriegt. Die ganze Familie, Tanten, Onkel, Oma, Opa usw. waren über die Festtage mit nichts anderem beschäftigt. Einige mußten richtig üben, um klarzukommen. :lol: War echt witzig. Also, ich finde diese Teile toll gemacht(irre Konstruktion), aber ob's viel hilft??? Eher würde ich sagen, es ist mal ein originelles Geschenk. Selber kaufen würde ich es nicht.

Gute Besserung! Gruß Kerstin :)
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Hallo saite u. Christine,

vorab: Geräte, wie der Gyrotwister sind er allerletzte Mist! Fürs Gitarrenspiel nutzt sowas rein gar nichts, jedenfalls nicht auf irgendeiner Form der akustischen Gitarre. Für die Kräftigung von Fingern gibt es im qualifizierten Unterricht gezielte Übungen. Alles andere ist dummes Zeug. Das lehrt uns schon die Geschichte als Schumann über eine Winde mit einem Gewicht seinen kleinen Finger stärken wollte; der gesamte Vektor ist der gleiche, wie beim Gyrotwister. Das Ende der Fahnenstange war, daß die Sehne irreparabel verletzt wurde und es das gleichzeitige Aus mit dem Klavierspielen war. Also Vorsicht vor solchen Kräftigungsgeräten - kann ich leider nicht deutlich genug sagen!

Das "klagende" Gelenk in Höhe des Handgelenks ist das Wurzelgelenk. Nach nur einem halben Jahr ist es untypisch, daß man schon eine ganze Stunde am Tag spielt. Sehr häufig führen 3 Faktoren zu diesem Schmerz:
:
1) Der Auflagedruck der Greiffinger ist permanent zu hoch. Hier ist der Lehrer gefordert, besonderes Augenmerk auf die Bewegungsökonomie und Sensorik zu legen. Dies geschieht eigentlich ganz selbstverständlich; möglicherweise hat Dein Lehrer hierbei etwas wesentliches versäumt. Dies muß unbedingt kontrolliert und in einem sehr langwieriegen Prozess wieder abtrainiert werden; die falschen Informationen liegen im Unterbewußtsein, das bedeutet viel konzentriertes und langsames Arbeiten, vorzugsweise sehr bewußt mental.
:
2) Durch einen Haltungsfehler - bei Konzertgitarren sehr häufig durch einen zu flachen Steigungswinkel des Halses bei korrekter Positionierung des Daumens an der Halsmitte muß das Handgelenk stark überdehnt werden. Hierbei kommen individuelle anatomische Gegebenheiten zum Tragen. Ist z. B. der Handrücken (wie bei mir) zum Unterarm nicht gerade sondern ist mit der äußeren Handkante leicht nach unten gedreht, dann erfährt das Wurzelgelenk des Daumens eine ungleich größere Belastung als bei einem ebenen Ansatz. Abhilfe bringt ein (sehr) steiler Halswinkel. Dies erreicht man z. B., indem man die Fußbank ganz hoch einstellt und mit der höheren Seite zu sich dreht. Dabei wird sie eine halbe Fußlänge zurück hinter das Knie positioniert. Zusätzlich kann man den Winkel steigern, indem man die Gitarre auf dem Oberschenkel mit dem Außenbug nach unten dreht. Bei Verwendung einer Gitarrenstütze kann man diese auf den rechten Oberschenkel legen. Dadurch ist das Handgelenk der Greifhand näher am Körper und muß weniger abgewinkelt werden. Evtl. verändert sich der Winkel der Anschlagshand bzw. -finger zu den Saiten => ausprobieren und auf die neue Haltung einspielen.
:
3) Falscher Ehrgeiz. Man ist besonders gut motiviert und kann eigentlich nicht genug bekommen. Der Körper ist in Wirklichkeit aber noch nicht an diese ausgedehnte zeitliche Belastung gewöhnt. Wenn ein bestimmtes Pensum überschritten ist und man auf "biegen und brechen" weitermachen will, verkrampft man sich unbewußt. So kommt es zum übermäßigen Kräfteeinsatz, worauf der Körper als Signal mit Schmerz reagiert.

In jedem Fall ist zunächst der Lehrer gefordert. Außerdem würde ich empfehlen, über das 1. Jahr die Zeit auf 30 Minuten täglich zu limitieren. Oft tut es auch gut, wenn man mal ein paar Tage oder 1 Woche mit dem Spielen pausiert, denn "weniger" bringt oft mehr als man denkt.
Liebe Grüße
Bernd
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Gast

Beitrag von Gast »

Hi Saite und Bernd,

vielen Dank für die Antworten. Die Idee mit dem Gyrotwister lasse ich dann besser. Was die Länge des Übens betrifft: Ich dachte eigentlich immer, 1 Stunde am Tag sei eher noch wenig. Meist ärgere ich mich, dass ich nicht mehr Zeit investieren kann. Aber vielleicht sollte ich es wirklich eher etwas runterfahren.
Auch den Tipp mit der Haltung werde ich beherzigen: Ich habe mich schon erwischt, dass ich zu Hause etwas nachlässig bin - bei meinem Lehrer reiße ich mich immer zusammen .... :wink:

Viele Grüße
Christine
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pegahorn
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Beitrag von pegahorn »

@Bernd

Hallo Bernd,
jetzt mal nix Abfälliges über den Gyrotwister, seitdem ich den benutze bin ich beim Fingerhakeln der King.
Aber jetzt mal im Ernst, ich geb dir Recht was die klassische Gitarre betrifft, aber für Klavier ist er durchbar brauchbar

Gruß Richard
(PS: komm doch mal vorbei, der Grill ist permanent an)
Es ist ehrenvoller eine Bank auszurauben, als eine zu gründen (B. Brecht)
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

pegahorn hat geschrieben:@Bernd

Hallo Bernd,
jetzt mal nix Abfälliges über den Gyrotwister, seitdem ich den benutze bin ich beim Fingerhakeln der King.
Aber jetzt mal im Ernst, ich geb dir Recht was die klassische Gitarre betrifft, aber für Klavier ist er durchbar brauchbar

Gruß Richard
(PS: komm doch mal vorbei, der Grill ist permanent an)
Danke Richard,

ich habe schon an Dich gedacht und denke, daß ich innerhalb der nächsten 3 Wochen einen Dienstag bei Dir auf der Matte stehe. Momentan habe ich noch einiges zu tun, da habe ich auch den Kopf nicht frei für externe Termine. Aber sei gewiß, bald klappt´s.
Liebe Grüße
Bernd
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Well...Dinge wie Gripmaster, Gyrotwister etc. sind aus medizinischer Sicht nicht grundsätzlich zu verteufeln (auch in Hinblick auf Fähig- und Fertigkeitszugewinne auf einer Gitarre nicht!), doch letztendlich gibt es in der Medizin sehr kontroverse Meinungen darüber, wie etwa auch über Therapieknete bei (degenerativen / progredienten) rheumatischen Erkrankungen...ja oder nein? Das sollte jeder für sich selbst entscheiden, genau wie der eine Patient seine Schmerzen eher durch Kälte gelindert sieht, während ein anderer Patient mit exakt der selben Krankheit eher bei Wärme schmerzfreier wird. Ich kann aus persönlicher Erfahrung äußerst positiv über das "Spiel" / den Umgang mit sog. Qi-Gong Kugeln berichten. Wer Interesse hat: ich stelle gerne meine wissenschaftliche Arbeit zu diesem Thema zur Verfügung (sofern ich sie rekonstruiert bekomme- ist beim Festplattencrash wohl etwas...in Mitleidenschaft gezogen worden *g*). Kann also noch einige Wochen / Monate dauern...
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Hallo Holger,

über Qi-Gong habe ich auch schon was gehört. Ich wäre an Deiner Arbeit interessiert. Wenn es schneller gehen soll und noch wichtige Daten auf der Platte sind, die Du nicht zurückholen kannst, dann kann es zu 99% die Firma Convar: www.convar.de
Liebe Grüße
Bernd
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Moin Bernd,

das Problem ist ein betriebssystemspezifisches- ich versuche erst Mal, via Knoppix (von CD startbares Linux) noch was zu retten... ;) wird spannend...dummerweise hab´ich die Tage einfach zu wenig Zeit für sowas...die Ausarbeitung über die Kugeln habe ich definitv in einem Forum veröffentlicht- wenn ich mich jetzt noch erinnern würde in welchem... :)

However, ich sage dann hier bescheid, sobald ich das Ding wieder druckreif auffer Platte habe.
Aläx
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Beitrag von Aläx »

Hallo

Ich bin nicht ganz der herschenden Meinung dass das Alles (Gripmaster usw.) Humbug, totaler Mist und schädlich ist.
Möglicherweise hat sich der ein oder andere an diesen Geräten geschädigt. Ich denke jedoch dass dann die Schuld bei den Beteiligten zu suchen ist.
Bei vernünftiger Anwendung des Gripmasters habe ich noch nie Probleme gesehen. Ich benutze diese Sachen im Rahmen des Kampfsportes und des Kletterns. Ich habe das für mich auch im Gitarrenbereich entdeckt und keinen einzigen Nachteil entdeckt.Die Story von Schuhmann sehe ich so, dass niemand so genau weiss was damals passiert ist.
Ich kenne Leute die habe sich ihre Finger damit ruiniert dass sie Batterien zwischengebunden habe um mehr Spreitzfähigkeit zu erlangen.Alles krank , oder ???

tschau Aläx
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Hallo Aläx,

im Grunde hast Du recht. Aber es zeigt sich immer wieder, daß sehr häufig bei Anfängern (meist Autodidakten) aufgrund von falschem Ehrgeiz der Körper mit Schmerz wegen Überbelastung reagiert. "Möglichst viel und lange bringt angeblich mehr", denkt der Laie und schneidet sich damit ins eigene Fleisch. Falls einer dann noch denken mag, daß man wegen der Schmerzen noch nicht fit ist und zur Kräftigung solche Hilfsmittel einsetzt, der ist schneller mit dem Gitarrenspiel fertig als ihm lieb ist. Deswegen halte ich davon überhaupt nichts. Man kann auch mit Schaumstoffbällen sehr effektiv und viel weniger "aggressiv" arbeiten.
Liebe Grüße
Bernd
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