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Erfahrungen mit "gypsy-gitarren"?

Verfasst: Sa Jan 30, 2010 2:35 pm
von js_plasma
hallo zusammen,
zuerstmal möcht ich mir kurz als neuling hier vorstellen:
ich bin 46 jahre alt, und speile seit ca. einem halben jahr wieder gitarre. wieder deswegen, weil ich von ca. 35 jahren schon mal für 2 jahre kassische kitarre gelernt hatte, aber das ganez damals dummerweise wieder aufgegeben habe! :-( in diesem sinne bezeichne ich mich deshalb als anfänger! :-D
ich spiele zur zeit auf der gitarre von damals, einer alten cimar western-gitte, die aber optisch und auch akustisch (lt. fachmann) noch sehr gut in schuss ist. :-)

ich bin aber immer noch auf der suche nach einer "etwas anderen" gitarre, dabei bin ich auf die gypsy-gitarren gestoßen, z.b:
http://de.woodbrass.com/product_info.ph ... s_id=75804
oder
http://www.gypsyguitar.de/cms/index.... ... &Itemid=73

diese gefallen mir sehr von der optik und vom aufbau her. und ich denke mal, ab einer gewisen preisklasse (mir schweben da so 250-400€ vor, die ich ausgeben würde) sollten die auch vom klang und verarbeitung her was taugen! :-)

mit der sufu ("gypsy") hab ich leider hier im forum nicht aussagekäftiges gefunden... hat jemand hier erfahrungen damit? wie ist die spielbarkeit, klang,...

ich spiele zur zeit lieder von der art und schwierigkeit des "lagerfeuerdiploms" (wiki) (und vielleicht noch ein bisschen drüber hinaus), möchte aber mehr fingerpicking (z.b. irische folksongs, hab mir das buch von patrick steinbach gekauft - oder habt ich noch andere vorschläge für anfänger?) dazu lernen... wär da sone gypsy-gitte dafür geeignet?

danke schon mal für euere zahlreichen meinungen

gruß und wech....
jörg

Verfasst: Sa Jan 30, 2010 3:21 pm
von RB
Hi, erst einmal willkommen hier. Für die Musik, die Dir vorschwebt, ist mE eine Djangoklampfe weniger geeignet. Die haben einen trockenen, perkussiven Klang mit wenig Obertönen und kurzem Nachklang. Die irischen Sachen verlangen eher das Gegenteil, nämlich eine Gitarre mit einem obertonreichen und dennoch klaren Klang mit eher leichter Ansprache und schönem Nachklang (Sustain).

Verfasst: So Jan 31, 2010 9:44 am
von stephan
RB hat geschrieben:Für die Musik, die Dir vorschwebt, ist mE eine Djangoklampfe weniger geeignet. Die haben einen trockenen, perkussiven Klang mit wenig Obertönen und kurzem Nachklang. Die irischen Sachen verlangen eher das Gegenteil, nämlich eine Gitarre mit einem obertonreichen und dennoch klaren Klang mit eher leichter Ansprache und schönem Nachklang (Sustain).
RB hat völlig recht. Treffender kann man es nicht ausdrücken.
Wenn Du also nun eine Djangoklampfe kaufst, wirst Du über kurz oder lang Dir eine Zweite zulegen, eine solche nämlich, die für's Picking geeigneter ist.
In diesem Sinne also schonmal Glückwunsch zu 2 neuen Gitarren!
Gruß
Stephan

Verfasst: Di Feb 02, 2010 5:16 pm
von Juan
Hi

Möchte mich da den Ausführungen meiner Vorredner vollinhaltlich anschließen.

Aber nicht nur die Bauart der Gitarre, sondern auch die Spieltechnik hat entscheidenden Einfluss auf den Sound. Die Djangoklampfe - eigentlich sollte man sie lieber Maccaferri (nach dem Erbauer) nennen - werden üblicherweise mit richtig dicken Picks gespielt. Knochen, Horn, Ebenholz aber auch Kokusnuss und Stein sind die angesagten Materialien. Die sind so gefräst, dass sie zwischen Daumen und erstem Finger richtig einrasten. Man hat auf diese Art natürlich eine sehr gute Kontrolle. Wenn man aber noch nicht viel Erfahrung mit Picks hat, besteht die Gefahr, dass man innerhalb kürzester Zeit die Decke zu Kleinholz schraddelt. Also Vorsicht.

Der Stil lebt zum einen von den rasanten Solis, aber ohne den typischen Ryhmus (Pompe Manouche) ist das auch alles nix. Üblicherweise werden die Gitarren mit den D-förmigen Soundholes als Rythmusgitarren verwendet, während die mit den kleinerenLöchern "Oval-Hole" häufig als Soloinstrumente zum Einsatz kommen. Zwingend ist das aber nicht.

Die von Dir verlinkten Instrumente kann ich nicht einschätzen, die hab ich noch nie gespielt. Der Preis erscheint mir aber sehr niedrig. Ich habe mir meine Ovale-Hole bei John LeVoi in Alford, GB bauen lassen.

http://www.johnlevoiguitars.co.uk/

John ist ein begandeter Gitarrenbauer und ein supernetter Typ. Ich habe ihn mal auf einer Englandreise kennengelern und konnte seine Werkstatt besuchen, in der es erstmal einen ordentliche Tee gab und wir dann den ganzen Nachmittag über Gitarren gequatscht haben.

Meine Le Voi weicht von der üblichen Ausführung insofern ab, als sie keinen Palisander, sondern einen Mahagoni-Korpus hat. Klar, dass man für so ein Modell schon einiges hinlegen muss, aber wenn Du Dich mal durch die Seiten anderer Gitarrenbauer klickst wirst Du feststellen, dass dieser Typ nicht "billig" ist.

Manche Gitarrenbauer bieten ihre Modelle mit "Soundbox" an, das soll so eine Art Resonator sein. Meine hat das nicht. John meint, des bringts nicht und ich hab ihm da einfach vertraut.

Ein Tip: Ibanez hat vor vielen Jahren mal eine Maccaferri-Reihe im Programm gehabt. Ich hab mal eine D-Hole gespielt und die war richtig gut! Wenn Dir sowas in die Finger fällt, unbedingt antesten!

Anderer Tip: Fahr auf das Django-Rheinhardt-Memorial, das jedes Jahr in Augsburg stattfindet. (Nicht jeder wird gleich nach Samois sur Seine fahren). Dort stellen viele Gitarrenbauer aus und man kann alles testen, bis zum Rolls Royce-Modell für € 20.000,--. Die Veranstaltung hat aber auch einen Frustfaktor, denn da sind wahnsinnig viele Gitarristen dies ziemlich drauf haben.

Die Django-Klampfe ist definitv was besonderes, mit der man nicht viele verschiedene Stilrichtungen machen kann. Wenn man sich aber dafür entscheidet, dann würde ich lieber in ein gutes Instrument investieren. Das Teil muss Dir liegen! Um den Stil zu erlernen und zu prüfen ob Dir die Richtung wirklich liegt, würde ich erstmal auf Deiner Cimar weiter machen. Schaff Dir den Stil drauf und dann kannst Du immer noch investieren.

Gruss


Jens

Verfasst: Mi Feb 03, 2010 11:33 pm
von Juan

Verfasst: So Feb 07, 2010 12:53 pm
von js_plasma
hallo jens!
wow, danke dir für deine wirklich ausführlichen erklärungen.... das hilft mir wirklich weiter.

wie gesagt ist es natürlich ein bisschen ein problem, gitarren dieses typs probe zu spielen, (was ich ja vor einem kauf sowieso machen würde) weil die ja nicht überall einfach "so rumstehen" ;-)

aber die idee mit augsburg finde ich auch nicht schlecht, ist ja für mich jetzt nicht aus der welt. ich denke, das werd ich mir mal "antun", wenns zeitlich passt!

viele grüße
jörg