Geschwindigkeit steigern (Flatpicking)

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

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arokh
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Geschwindigkeit steigern (Flatpicking)

Beitrag von arokh »

Hallo,

ich bin ein wenig vom Bluegrass infiziert worden und dazu gehören unter anderem ja ziemlich flotte Flatpicking Soli ... da werden die 16tel nur so aus dem Ärmel geschüttelt. Infiziert wie ich bin, habe ich nun in meine Übungssessions 20-30 Minuten eingebaut in denen ich mich nur darauf konzentriere, meine Picking Geschwindigkeit zu erhöhen.

Ich möchte einmal kurz beschreiben wie ich das mache:

Ich nehme (nach dem ich mich warmgespielt habe) mir kurze Licks und Tonleitern vor, stelle das Metronom auf meine Wohlfühlgeschwindigkeit (eine Geschwindigkeit bei der ich das Lick relativ locker sauber spielen kann) um erstmal reinzukommen.

Wenn das läuft, erhöhe ich das Metronom auf meine Grenzgeschwindigkeit (bei der es gerade noch sauber läuft, wenn ich mich richtig konzentriere; bzw. insb. nach längerem Spiel auch kleine Unsauberkeiten auftreten)

Um diese Grenzgeschwindigkeit herum bewege ich mich dann: Ich versuche konzentriert die Übung sauber zu spielen. Wenn ich aber merke ich mache zu viele Fehler: Geschwindigkeit runter (min. 10 BPM, aber auch schon mal 30BPM) und ein paar Runden sauber und ohne Fehler spielen, erst dann wieder hoch, ggf. ne kurze Pause machen um die Hand zu entspannen.

Wenn es gut läuft gehe ich auch mal 10 BPM über die Grenzgeschwindgikeit, damit die Hände lernen, dass es eigentlich noch schneller soll.

Irgendwann ist es soweit, dass die Grenzgeschwindigkeit sauber läuft und die neue Grenze bei 10 BPM drüber angesetzt wird.


Nun meine Fragen :D

1. Würdet ihr sagen, dass ist ein vernünftiges Vorgehen?
2. Habt ihr weitere Tipps, bzw. Änderungsvorschläge falls ich Blödsinn mache?
3. Wie sind eure Erfahreung dazu, wie langsam oder schnell der Fortschritt kommt? Bei mir ist es so: Ich übe im Schnitt 20-30 Minuten an 5 Tagen die Woche nur Geschwindigkeit. Und seit Anfang des Jahres habe ich bei den paar Licks die ich übe, meine Grenzgeschwindigkeit, je nach Lick, von sagen wir mal 100 BPM auf 110 - 120 BPM (16tel) gesteigert? Kommt mir natürlich elends langsam vor, insbesondere habe ich zur Zeit das Gefühl, das es grade gar nicht mehr voran geht.

Außerdem: Die Geschwidigkeit kriege ich tatächlich nur bei den Licks hin die ich richtig geübt habe, improvisieren ist z.B. deutlich langsamer.

Ich wollte nun einfach mal eure Erfahrungen hören, um mich selber besser einschätzen zu können und vielleicht geduldiger zu werden, oder zu sehen, dass ich was falsch mache, oder dass ich vielleicht einfach die Grenzen meiner Fähigkeiten erreicht habe. :shock:
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tomis
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Beitrag von tomis »

Hallo arokh
lass doch mal was hören
welche tunes übst du gerade ?
töne sagen manches mal mehr als worte
ich bin ebenso bluegrass infiziert
und habe eher das problem des sauberen anschlages
vielleicht könnten wir uns mal treffen
dörpe ist ja nicht soweit weg und
ich wollte mir eh mal die Gitarrengalerie angucken
mit Blues und Gruß
Thomas
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RB
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Beitrag von RB »

Mir geht es ähnlich, wie im Eingangsposting, wobei auftretende Probleme auch bald ausschließlich rechts angesiedelt sind. Insbesondere ist es so, daß Improvisation nur in gemächlichem Tempo gelingt: 100 bis vielleicht 110, danach ist es aus.

Die Übungsmethode klingt so, als könne man damit eine gute Technik erreichen, das kann ich nur nicht beurteilen, weil ich eher wie ein Ungeduldiger vorgehe. Es soll möglichst schnell möglichst viel sein und so kämpfe ich mich durch eine Anzahl von Fiddle Tunes und treibe sie gleichzeitig voran. Das Gefühl, auf einem Plateau zu hängen, kommt dabei auch immer wieder mal auf, andererseits sind auch immer wieder Entwicklungen zu verzeichnen, ich glaube, das ist ganz normal.
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Ralle
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Beitrag von Ralle »

oh jau, Bluegrass.
Nachdem ich nun auch mandolinenverseucht bin (ich wollte es wirklich nur mal ausprobieren), ist das Thema bei mir auch wieder hochgekocht ....
Direkt mit Metronom übe ich gar nicht - das würd' mir keinen Spass machen.
Meine bevorzugte Methode: JamTracks (Salt Creek etc .....) runterladen oder selbst welche erstellen und selbige dann mit den gängigen Audio Tools am PC auf eine mir grenzwertige Geschwindigkeit einstellen und dazu mitjammen.
Der Vorteil hierbei: Du hast es bei diesen Tunes eher mit den in der Praxis häufiger vorkommenden unregelmässigen Saitenwechseln zu tun (im Gegensatz zur Tonleiter hoch/runter) und wenn es denn mal sitzt, wird das nächste Stück umso einfacher.
Sollte die rechte Hand des Teufels einmal gar nicht wollen, spiele ich den gleichen JamTrack etwas langsamer ab und versuche dazu zu improvisieren - das entspannt

Entwicklungstechnisch hänge ich im Augenblick noch stark bei den Saitenwechseln, also wenn die nächste zu pickende Saite entgegen der Schlagrichtung liegt.
Das klappt zwar irgendwie schon ganz gut, bremst das flüssige Spiel aber immer noch gehörig ab.
Dieses Problem versuche ich, nach intensiver Recherche im Netz, über die Haltung der rechten Hand zu lösen und damit habe ich auch ziemlich schnell kleinere Erfolge erzielen können.
Vielleicht hifts ja dem ein oder anderen auch:
- rechte Hand sollte eine leicht geballte Faust darstellen - hier standen meine Finger immer sehr weit auseinander.
- der rechte Handballen, der anno dunnemals bei mir als Anker wirklich fest auf dem Steg auflag, berührt den Steg jetzt nur noch sehr leicht und dient nur noch zur Orientierung und nicht mehr als Stütze.
- immer darauf achten, mit dem Plec möglichst kurze Wege zum nächsten Anschlag einzuhalten
Wer noch Tips/Tricks/Beschwörungen auf Lager hat - her damit ......

und wenn nix mehr geht: Körper langsam in den Sessel gleiten lassen, Instrument auf die Plautze legen und ohne Ziel rumdudeln - kommen ab und an auch recht gute Sachen bei rum ;-)
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RB
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Beitrag von RB »

Die JamTrack-Methode mache ich auch, das ist mit Band in a Box sehr einfach zu bewerkstelligen. Neben den üblichen Geschwindigkeiten achte ich dabei mitunter auf eine einigermaßen realistische Lautstärke, damit ich lerne, nicht nur einigermaßen schnell und flüssig, sondern auch laut zu sein.
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tomis
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Beitrag von tomis »

Hallo Ralle
du bist ja auch gar nicht weit weg
gibts hier etwa mehr flatpicker als man denkt ?!
mit Blues und Gruß
Thomas
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Ralle
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Beitrag von Ralle »

@tomis
johu, seh's gerade - sind ja nur 6cm auf der Karte.
Noja, der Flatpicker steckt bei mir noch in den Teenagerschuhen .... dafür habe ich zu lange rumgebluesert.
Trotzdem interessiert mich im Augenblick musikalisch der Stil und die Technik im BG mehr als alles andere.
Nur schade, dass man Gleichgesinnte eher selten findet - schlage den VAFP (Verein Anonymer FlatPicker) vor.
...vlt. schafft man zukünftig, bzw wenn ich mehr als 10 Stücke in akzeptabler Geschwindigkeit spielen kann, auch mal einen foreninternen Jam.
Wollte jetzt aber nicht OT werden.

cheerio
Ralle
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tomis
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Beitrag von tomis »

wir könnten auch den blues kloppen
ich hab zwei resonatoren und kann sliden
hätte ich nix dagegen
mit Blues und Gruß
Thomas
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Pida
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Re: Geschwindigkeit steigern (Flatpicking)

Beitrag von Pida »

arokh hat geschrieben:Wenn das läuft, erhöhe ich das Metronom auf meine Grenzgeschwindigkeit (bei der es gerade noch sauber läuft, wenn ich mich richtig konzentriere; bzw. insb. nach längerem Spiel auch kleine Unsauberkeiten auftreten)
In welchen Schritten erhöhst du die Geschwindigkeit? Die Schritte sollten nicht zu klein sein, ich erhöhe immer um etwa 10% (soweit das für mich machbar ist).
arokh hat geschrieben:3. Wie sind eure Erfahreung dazu, wie langsam oder schnell der Fortschritt kommt?
Ich kam lange nicht über 100-120 bpm bei gleichmäßigen Läufe im Wechselschlag. Nach einem Jahr intensiveren Übens, bei dem Sololinien aber nur eine Nebenrolle einnehmen, bin ich heute etwa 20% schneller.
Es ist sehr schwer, da Zahlen zu nennen. Manches Lick hängt nur an einer Stelle, und aufwärts spielt es sich leichter als abwärts. Eigentlich habe ich da nur eine wichtige Stelle in meinem Repertoire. Manchmal kratze ich da gut warmgespielt an 150 bpm, bei einem Kaltstart hakt's vielleicht schon bei 115.

Von Ralle kamen ein paar Hinweise, wie es bei ihm besser klappt. Ich möchte nicht sagen, dass diese Ansätze falsch sind (im Gegenteil!), aber ganz grundsätzlich:
Meiner Erfahrung nach liegt die Schwierigkeit beim Schnellspielen liegt in den Bereichen, von denen wir hier sprechen, in der Koordination, nicht in den einzelnen Bewegungsabläufen. Man bleibt nicht bei 120 bpm hängen, weil man die Anschlaghand geöffnet hat und so leicht Nachteile durch Fliehkräfte hat oder weil man die Hand ein wenig aufstützt. Bei wesentlich höheren Tempi spielen aber sicher auch solche Feinheiten eine Rolle und natürlich bist du gut beraten, vorausschauend zu lernen.

arokh, du schreibst, dass du bei Geschwindigkeiten anfängst, in denen du relativ locker spielen kannst. Senke die Geschwindigkeit soweit, dass du das 'relativ' streichen kannst. Damit meine ich, dass du das Lick immer und immer wieder spielen könntest, bis du vielleicht einschläfst, aber sicher nicht verkrampfst. Übe nicht ausschließlich, aber auch bei solchen Geschwindigkeiten.

Die Sache mit (i) gelernte Licks vs. (ii) Improvisation würde ich völlig separat betrachten, bei (ii) kommt einfach eine weitere Dimension erschwerend hinzu.

Und eine Aufnahme von dir wäre wirklich hilfreich. Besser noch ein Video mit allen relevanten Infos, von der Saitenlage bis zum verwendeten Plektrum.
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wally
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Beitrag von wally »

Hi,

weg mit der SPANNUNG in den Händen.
Das ist Gift. Und zwar richtig böses Gift.
Sobald ich Spannung in den Händen spüre:
Aufhören. Ich bin zu schnell für mich.
Klartext:
Spiele den Lauf nicht so schnell, dass Du ihn fehlerfrei und flüssig hinbekommst,
sondern so langsam, dass Du ihn ohne jegliche Spannung in beiden Händen spielen kannst.
Dieses Tempo behälst Du eine Woche bei.
Nicht schneller probieren.
Schei--e, sooo laaangsaaam hab ich seit Jahren nicht mehr gespielt.
Und wahrscheinlich auch nicht so locker.

EINE WOCHE LANGSAM UND OHNE SPANNUNG.
Danach kannst Du dann in 10bpm-Schritten steigern,
bis Du wieder Spannung spürst.
Du wirst Dich wundern, wie schnell Du völlig locker und kraftfrei spielen kannst.
NIE DARFST DU SPANNUNG IN DEN HÄNDEN HABEN.
Sobald Spannung in den Händen auftritt: runterschalten.
Der Motor läuft sonst heiß.
(Daumen tut weh, "Elektroschlag" in Fingerkuppe, Sehnenscheidenentzündungen, Ellbogen schmerzt etc.)
Musik soll schließlich ENTSPANNEN.

Alles Gute

Wally
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arokh
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Beitrag von arokh »

Vielen Dank für eure Antworten,

ich bin zumindest beruhigt, dass ich nicht der einzige bin, dem es so geht und dass es auch nicht allzu unnormal langsam voran geht bei mir.

Ich will versuchen auf alle Eure Punkte kurz einzugehen:

Das mit dem Video ist eine gute Idee, ich werde mal versuchen, das am Wochenende irgendwie hinzubekommen (hab ich noch nicht gemacht bisher).

Das mit dem locker spielen und bei Spannung in den Händen aufhören bzw. runterschalten versuche ich schon, sollte ich aber definitiv konsequenter durchziehen.

Tatsächlich ist es aber auch so, dass ich Fehler mache obwohl ich keine Spannung spüre. Da ist es so wie RB sagt: insb. die rechte Hand limitiert. Wesentliches Problem sind Saitenwechsel (die ich auch versuche gezielt auf Leersaiten zu üben).

Wenn ich die Geschwindigkeit erhöhe, dann in Schritten von 10 BPM was im Augenblick auch ca. 10% entspricht.

Mit Jam Tracks habe ich es tatsächlich noch nicht probiert, sondern wirklich nur mit Metronom - sollte ich mal probieren. Ich übe auch hauptsächlich nur ein paar sehr kurze Licks (2 - 4 Takte) und ein wenig Tonleitern. Stecke insb. Bluegrassmäßig also noch sehr in den Kinderschuhen, alleine schon was mein "Verständnis" des Stils angeht. Darum klingen auch Improvisationen (die ich bei max. 100 BPM eher deutlich weniger hinkriege) immer sehr einfallslos, insb. wenn sie länger als 2 - 3 Takte werden ;) Aber ich denke das kommt auch mit dem Üben weiterer Licks, dass man ein Gefühl für den Stil bekommt.

Und wenn jemand mal in Bremen ist habe ich natürlich nichts gegen einen persönlichen Austausch ... man sollte aber bedenken dass ich blugrassig noch am Anfang stehe ;)
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