Weiter! Weiter?

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

Benutzeravatar
RB
Beiträge: 20394
Registriert: Di Feb 08, 2005 11:18 pm
Wohnort: Wetzlar
Kontaktdaten:

Beitrag von RB »

Die Grenzen werden nicht überwunden, sondern nach hinten geschoben, so ist mein eigener Eindruck. Das kann unter Umständen recht schnell und einfach gehen, in anderen Fällen ist es bei mir ein müsamer Prozeß. Ausschlaggebend ist nach meiner Einschätzung Hartnäckigkeit und eine Vorstellung dessen, was man will.

Es gibt ja diese berühmte These, derzufolge der Erfolg und das Erreichen einer irgendwie definierten Fähigkeit auf einem Musikinstrument mindestens 10.000 Stunden Training erfordert. Das soll an Violinistinnen geprüft worden sein, die allesamt Berufsmusikerinnen waren. Diejenigen, die früher begonnen hatten, waren in ihrem beruflichen Erfolg weiter gelangt, was darauf zurückgeführt wurde, daß sie schlicht mehr Zeit mit dem Instrument verbracht haben, als diejenigen, die einige Jahre später begonnen hatten. Das läßt den Schluß zu, daß auch die späteren Mädels es zu großer Meisterschaft bringen können, wenn sie nur am Ball bleiben würden.

Die Reduzierung auf die Quantität halte ich indessen für zu kurz gegriffen. Ich nehme nämlich an, daß die Geigerinnen gegenüber der Durchschnittsbevölkerung schon eine Auswahl derjeinigen sind, die nach Neigung und vielleicht auch Prädisposition zur Musik tendieren. Vielleicht würden mir Musiklehrer aus der Praxis bestätigen, daß es Schüler gibt, denen es schwer fällt, beim Stimmen des Instrumens herauszuhören, welcher von zwei Tönen der leicht höhere oder niedrigere ist, während andere das im Nu heraus haben. Das ist eine Vermutung und es würde mich doch interessieren, ob ich da schief liege.
Benutzeravatar
clone
Beiträge: 2092
Registriert: Di Okt 09, 2007 11:57 am
Wohnort: Berlin

Beitrag von clone »

RB hat geschrieben: Vielleicht würden mir Musiklehrer aus der Praxis bestätigen, daß es Schüler gibt, denen es schwer fällt, beim Stimmen des Instrumens herauszuhören, welcher von zwei Tönen der leicht höhere oder niedrigere ist, während andere das im Nu heraus haben. Das ist eine Vermutung und es würde mich doch interessieren, ob ich da schief liege.
Das glaube ich nämlich auch, dass es so ist. Es gibt Leute, die auch nach Jahren des recht intensiven Übens den Takt nicht wirklich halten können. Andere (der Bassist einer früheren Band von mir) haben Null Gefühl in der rechten Hand. Und das sogar trotz Klassik-Kontrabass Hintergrund. Nicht das es mechanisch exakt gewesen wäre, nein, es war ohne jedes ´feeling´ aber keineswegs wirklich exakt... . Nur um einmal zwei Beispiele zu nennen... .

Ach so, zu dem Üben noch einmal. Ich vermute auch, dass recht viele Menschen bis zu einem gewissen Niveau kommen können (im Grunde egal wobei). Und als Hobby ist das ja auch gut und okay. Ansonsten gilt aber schon etwas die Relation zwischen Aufwand (und Zeit) und dem Ergebnis, oder? Ich meine 23 Jahre lernen bis zum Abitur... .
TorstenW
Beiträge: 809
Registriert: Fr Jun 13, 2008 9:00 pm

Beitrag von TorstenW »

Ist auf jeden Fall so, dass Menschen Musik auf verschiedenen Ebenen wahrnehmen.
Ich hab einen Schüler, der kann sich Melodietöne sofort merken, und weiß dann, wenn er sich verspielt. Er hat aber ein ganz schlechtes rhythmisches Verständnis und muss sich da jeden Rhythmus hart erarbeiten.

Es ist auch total spannend darüber zu sprechen, was man als ersten Eindruck eines Musikstücks wahrnimmt.
Ich kenne Leute, die hören ein Stück und können dir nach dem ersten Hören sagen: x Takte, gliedert sich in folgende Abschnitte, Tonartwechsel hier und da, folgende Instrumente setzen an folgenden Stellen ein, oder aus.
Andere Leute hören primär auf Melodie, wieder andere auf den Rhythmus, oder auf den Bass. Ich persönlich bin mehr so der Emotionshörer und kann oft nach einmaligem Hören nur ganz wenig zu Struktur oder bestimmten Instrumenten sagen (wenn ich mich nicht darauf konzentriere), aber dafür fallen mir oft besondere Stellen, oder Effekte auf , auch wenn das vllt gar nicht so offensichtlich ist.

Jeder hat so seine Stärken und Schwächen, der eine mehr, der andere weniger, und je besser man sich kennt, desto besser kann man sie ausgleichen. Womit wir wieder beim Üben sind ;-)
Benutzeravatar
Waldaner
Beiträge: 216
Registriert: Mi Apr 06, 2011 8:32 pm
Wohnort: Haltern am See

Beitrag von Waldaner »

Ja sicher, immer weiter.
Grenzen werden eigentlich nicht erreicht sondern nur nach hinten versetzt. Wer davon absieht einem (Welklasse-) Idol nachzueifern, wird keine Grenzen erfahren.
Denn immer wenn eine neue Hürde genommen wurde (vor der man noch vor einem halben Jahr meinte, sie ist nicht zu nehmen) steht die nächste Hürde bereit.
Ich spiele nicht, weil das Stück technisch schwierig ist, sondern weil mir die Melodie gefällt. das ist das einzige Kriterium für mich Und ist es leicht zu spielen, umso besser.
Ist es schwierig, lerne ich eben länger oder warte noch einige Zeit, in der ich mich weiter entwickle.
Jedenfalls sollte man nie den Gedanken zulassen: das kann ich nicht, das ist zu schwer.
Das sind die Erfahrungen, die ich als reiner Autodidakt innerhalb fünf Jahren spielens gewonnen habe.

Natürlich werde ich nie die Schnelligkeit der einschlägigen Spieler erreichen, das will ich auch gar nicht, danach strebe ich nicht. Aber wenn ich dann ein Aufwärmzupfmuster plötzlich schneller spielen kann als vorher, freut es mich.
Wichtiger als Schnelligkeit ist doch, dass der Ton klingt.

Gruß
Der Waldaner
Kaum verloren wir das Ziel aus den Augen, verdoppelten wir unsere Anstrengungen.

http://www.youtube.com/user/10oder5
Benutzeravatar
Orange
Beiträge: 6055
Registriert: So Dez 12, 2010 5:56 pm
Wohnort: Linz
Kontaktdaten:

Beitrag von Orange »

Hier passt mein "Senf" ganz gut rein :) .

"Manchmal, aber nur manchmal ...." (Die Ärzte) ... habe ich Tage da läuft gitarrenmässig einfach quasi so gut wie nix.

Sprich: Ich greife hochmotiviert zur Gitarre, beginne zu spielen und zu singen und habe das Gefühl irgendwie einen gewaltigen Schritt zurück gemacht zu haben, dann läuft´s einfach nicht.

Die Griffe sitzen nicht richtig, der Gesang ist eine totale Katastrophe und je mehr ich mich bemühe, desto schlimmer wird´s.

Das sind dann die Tage wo ich max. 1 - 2 Lieder spiele und dann doch was anderes mache.

Am nächsten Tag schaut dann die Sache immer ganz anders aus, Gott sei Dank :D .

Frage mich dann immer woran es liegt, ist aber wie bei vielen Sachen (Sport, etc. ...) --> Tagesverfassung.
Benutzeravatar
PeterR
Beiträge: 163
Registriert: Mi Mai 04, 2011 5:24 pm
Wohnort: Olching

Beitrag von PeterR »

Hallo!

Sehr interessantes Thema!
Es ist mit allem so. Je mehr man eine Sache übt, desto besser läuft sie einem von der Hand. Ich bin z.B. ein großer Fan von Eric Clapton, besonders seine akustischen Songs haben es mir angetan. Mittlerweile spiele ich einige seiner Stücke ziemlich gut (jaja, ich weiß, es riecht... :roll: ), aber jeder wird hören, ob der Meister klampft, oder ich! Das liegt einfach daran, daß ich keine 8 - 10 h am Tag Zeit habe, Gitarre zu spielen, sondern zwischendurch auch die Brötchen für uns verdienen muß! Daß das so ist kann ich insofern "belegen", da ich momentan an einem Stück, eigentlich mehr das Intro, von Dave Goodman (East Bound Train) knabbere. Vor vier Tagen hab ich noch gesagt, das schaffe ich nie, vor zwei Tagen dann der Durchbruch, ich wußte, wie der Lauf geht und heute spiele ich das Ding schon fast schneller, als Dave... aber noch laaaange nicht perfekt. Ich will damit nicht angeben, sondern das belegt nur, das ca. 1-2 h täglichem kontinuierlichen Spielens dieses Laufs (kein Witz!) dieses Ergebnis gebracht hat. Jetzt kommt der Feinschliff, sprich, nun übe ich die Perfektion. Aber auch hier setzt die Zeit das Limit!
Fazit:
Ich habe schon lange aufgegeben, mich an Profies zu messen oder diese erreichen zu wollen. Das frustriert auf Dauer nur.
Was sind eigentlich "Profies"? Nun, das sind Berufsmusiker, die wie gesagt 8-10 h am Tag Gitarre spielen, während Du in dieser Zeit Deinem Job nachgehst. So einfach ist das :wink:

Übrigens:
Solche "geht nicht" Tage wie Kaindee hab ich auch manchmal...

Nette Grüße

Peter
Martin D 28M mit L.R. Baggs Lyric
Martin 000 28 EC mit L.R. Baggs Lyric
Hanika 54 PC
Gibson Les Paul Custom Bj. '79
Fender Stratocaster American Elite
Benutzeravatar
RB
Beiträge: 20394
Registriert: Di Feb 08, 2005 11:18 pm
Wohnort: Wetzlar
Kontaktdaten:

Beitrag von RB »

Diese scheinbaren Rückschritte kennt wohl ein jedes.
Benutzeravatar
Pappenheim
Beiträge: 9431
Registriert: Mi Feb 24, 2010 7:26 pm
Wohnort: Gaweinstal, Niederösterreich
Kontaktdaten:

Beitrag von Pappenheim »

Und die sind zum Glück auch nur scheinbar.
Benutzeravatar
Manati
Beiträge: 3961
Registriert: Sa Apr 19, 2008 5:04 pm
Wohnort: Schläfrig-Holstein

Beitrag von Manati »

PeterR hat geschrieben: Übrigens:
Solche "geht nicht" Tage wie Kaindee hab ich auch manchmal...
Ich bin sicher, dass wir solche Tage alle mal haben. An diesen Tagen lege ich die Gitarre nach einer Viertelstunde genervt weg, wie Kaindee, und lasse es halt sein. Schon am nächsten Tag sieht es immer anders aus.
"Real stupidity beats artificial intelligence every time."
Terry Pratchett, 1948 - 2015
Benutzeravatar
Orange
Beiträge: 6055
Registriert: So Dez 12, 2010 5:56 pm
Wohnort: Linz
Kontaktdaten:

Beitrag von Orange »

Das beruhigt mich jetzt wenn´s euch auch so geht 8) .

Aber was ist mit den Musikern hier im Forum die oft auf der Bühne stehen: Gibt´s da auch so Tage, und was macht ihr dann kurz vorm Auftritt ? (Schnapserl ?)
Benutzeravatar
PeterR
Beiträge: 163
Registriert: Mi Mai 04, 2011 5:24 pm
Wohnort: Olching

Beitrag von PeterR »

Hallo!

Ja, so in der Richtung...
Der SE - Schnaps (SE für Sch...egal)

Zum Thema "geht nicht" Tage...
Vielleicht ist es ja die Gitarre, die Ihre Tage hat... Bild

(...fast wia im richtign Lebn' :wink: )

Nette Grüße

Peter
Martin D 28M mit L.R. Baggs Lyric
Martin 000 28 EC mit L.R. Baggs Lyric
Hanika 54 PC
Gibson Les Paul Custom Bj. '79
Fender Stratocaster American Elite
Benutzeravatar
Pappenheim
Beiträge: 9431
Registriert: Mi Feb 24, 2010 7:26 pm
Wohnort: Gaweinstal, Niederösterreich
Kontaktdaten:

Beitrag von Pappenheim »

Genau heute ist so ein Tag :? :(

Frust!

Hab die Gitarre schon weggelegt und werde jetzt Simpsons schaun ...

Bild
Benutzeravatar
troubadix
Beiträge: 950
Registriert: Fr Jul 20, 2007 6:04 pm

Beitrag von troubadix »

Ich denke, dass man primär erst einmal das tun sollte, was einem Spaß macht, weil es unser Hobby ist und wir auch im Rest des Lebens schon genügend Verpflichtungen haben. Aber der persönlich Ehrgeiz ist natürlich das, was einen antreibt. Wenn man deswegen sich ständig an ( zu ) schwieirigen Stücken versucht, hat man viel Frust, weil es eben nicht so klappt, wie man das möchte. Stücke zu spielen, die einen fordern, aber nicht überfordern scheint mir daher die bessere Wahl zu sein.
Ich habe inzwischen einen ganz guten Weg für mich gefunden. Ich nehme mir im Unterricht jeweils ein Stück vor, dass ich für zu schwer halte, gehe es ganz langsam mit meinem Lehrer durch ( das kann wirklich lange dauern ) und spiele für mich das, was mir Spaß macht. Dabei achte ich nicht auf Schwierigkeitsgrad, sondern nur darauf, was mir Spaß macht. Wenn es etwas zu schwer ist, habe ich Grund zu üben. Wenn es mich wirklich anspricht, tue ich das dann auch.

Aber grundsätzlich würde ich mir eher Stücke vornehmen, die Spaß machen. Deswegen spielen wir ja alle und Zwänge haben wir alle an anderen Stellen genug.
Gruß, Troubadix
Benutzeravatar
JeSter
Beiträge: 144
Registriert: Do Mär 31, 2011 5:31 pm
Wohnort: Münster

Beitrag von JeSter »

Ich denke es ist wie mit jedem anderen Hobby. ICh war und bin noch immer der Auffassung das man zum Erreichen bestimmter qualitäten Talnet braucht.

Sagen wir mal Ulli Bögerhausens Können (oder sonst jmd gutes) wird mit 100 punkte definiert. Dann werde ich mit max. Einsatz für sagen wir mal in 20 Jahren trotzdem nicht diese 100 Punkte erreichen. Auch nicht wenn ich mehr spielen sollte. Für die letzten %punkte fehlt dann einfach das quäntchen Talent.

Hab selber etwas auf sehr hohen Niveau gekonnt, aber an die Spitze kam ich nie trotz immens hohen Trainingsaufwand.

Wieviel talent oder welche Arten von Talent man bekommt, sind auch versch. So kann man wohl das Talent haben gut Gitarre zu spielen und dann noch das "Talent" für ein absolutes Gehör. Dann das Talent für eine schnelle Lernauffassung.

Wenn ich mir bspw. Sungha Jung angucke...der sich selber autodidaktisch Gitarrenspiel beigebracht hat (+50std Klassischen Unterricht) dabei erst mit 10 angefangen hat zu spielen und dann schon mit 12-13 Weltklasseniveau erreicht hat - dann ist das für mich immer eine Bestätigung das Talent eine große Rolle spielt.

www.sunghajung.com

When did Sungha Jung start to play guitar?

Sungha started to play guitar in the beginning of the year 2006.

Has Sungha taken guitar lessons or other music lessons?

No. Sungha loved to play guitar early on at a very young age, so he taught himself to play by watching video clips without any sheet music from the very beginning.
Sungha Jung's father helped Sungha a few times, but Sungha learned so fast that soon he had to learn to play all by himself.

How does Sungha get tabs for all the music he plays?

Sungha mostly plays guitar without any sheet music or tabs, but by watching video clips on internet.
He sometimes uses sheet music when it is available, but about 90% of the videos posted has been played without the use of sheet music.

Once, Sungha posted a video of him playing Tango by Ulli Boegershausen, a famous fingerstyle musician from Germany, people who watched Sungha's video soon started to contact Ulli Boegershausen for tabs, which surprised him very much because he has not released the tabs yet.
Ulli Boegershausen was pleasantly surprised to see Sungha's videos for the first time, and the two of them have been great friends ever since, sharing many musical inspirations to this day.

btw. hier ist der Link von der ersten Aufnahme von tango 2007
http://www.youtube.com/watch?v=IBVUS_q8_lY
Duke GA-PF Cut
Alhambra 4P Zeder
Stromgitarre Höfner Stratocaster Nachbau von 1968

Wer anderen eine Bratwurst brät, hat ein Bratwurstbratgerät!
Benutzeravatar
Orange
Beiträge: 6055
Registriert: So Dez 12, 2010 5:56 pm
Wohnort: Linz
Kontaktdaten:

Beitrag von Orange »

Ich glaube mir ist vor ein paar Tagen endgültig der Knopf in Sachen Barree-Griffe aufgegangen :P !?

Die haben mich ja immer schon geärgert, und je nach Tagesverfassung ist´s mal besser und mal schlechter gegangen, damit auch alle 6 Saiten sauber klingen.
Durch eine kleine andere Bewegung in der Greifhand laufen die seit ein paar Tagen aber plötzlich wie von alleine.

Dann wollen wir mal hoffen daß das so bleibt :roll: .

Vor allem mein "heißgeliebter" h-moll wollte und wollte nicht so wie ich, aber jetzt pfeifft´s :D .

Also immer Weiter Weiter liebe Leut´ ... und Vollgas auf der Geraden :wink: !
Antworten