Verkrampftheit des Greifdaumens

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Kaindee hat geschrieben:Bei mir schaut der Daumen außer bei den Barreegriffen bei jedem Akkord "oben raus". Der Ballen liegt auf der Halsrückenseite entspannt auf. Wenn ich meinen Daumen bei einem C-Dur-Akkord so dagegendrücke dann bekomme ich auch einen Krampf.
Jup, ist bei mir genauso. Bedenke aber, dass der Finnes ja der Zupf-Fraktion angehört. Da sieht die Sache dann etwas anders aus.
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JeSter
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Beitrag von JeSter »

Fürs "einfache" strummen muss man auch nicht dauernd die fingersätze wechseln und/oder im 4. - 8. Bund auf den diskantsaiten spielen. Zb. ne normale Spinne.

Ich hab Anfangs auch autodidaktisch den Daumen oben rausgucken lassen, bzw konnte die locker die tiefe Saite damit greifen. Nachdem ich mir dann nen Gitarrenlehrer besorgt habe, habe ich gelernt das es so einfach falsch und unökonomisch ist. Zum Umgewöhnen muss man sich allerdings zwingen.

Auf meinen Einwand das TE und Konsorten oft auch mit dem Daumen umgreifen sagte mir mein Lehrer nur: "Ja wenn Du irgendwann richtig gut klassich greifen kannst und schwierige Sachen auch hinbekommst, dann ist es mir scheiss egal wie du danach Dinge greifst!"

Will sagen, TE und alle anderen greifen zwar alle oft über, aber sie haben alle sicherlich gelernt auch schwierige Klassikstücke zu greifen während der Daumen hinten am Hals anliegt.

Zum anderen ist das was du im Eingangspost schreibst und das was ich im Video gesehen habe was ganz anderes als auf den geposteten Bildern?!
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Hallo Finnes,

wenn Du im Alltag so greifst, wie auf dem Video, ist imho eine falsche Positionierung des Daumens der Greifhand die Wurzel allen Übels.

Bei Dir liegt das zweite Daumenglied am Hals auf, das erste Daumenglied schaut über den Hals hinaus und somit bekommst Du die Handfläche selber nicht mehr weit genug weg vom Griffbrett. Die Winkel der Finger werden sehr spitz und Du hast zwangläufig eine Handhaltung, die eher einer Gichtkralle als einer entspannten Position der Greifhand nahe kommt. Zudem "verkürzt Du den möglichen Aktionsradius der Finge radikal. Wenn ich so greife wie Du, bekomme ich sehr schnell Verkrampfungen im Handrücken.

Ich behaupte mal, dass Du dir das Leben leichter machst, wenn der Hals der Gitarre deutlich nach oben kommt, Du das erste Glied des Daumens mittig auf den Hals legst und den Ellbogen nicht nach hinten ziehst sondern nach vorne schiebst und locker nach unten hängen läßt.

Vielleicht hilft es ja.

Gruß Ralf
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Orange
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Beitrag von Orange »

Pappenheim hat geschrieben:
Kaindee hat geschrieben:Bei mir schaut der Daumen außer bei den Barreegriffen bei jedem Akkord "oben raus". Der Ballen liegt auf der Halsrückenseite entspannt auf. Wenn ich meinen Daumen bei einem C-Dur-Akkord so dagegendrücke dann bekomme ich auch einen Krampf.
Jup, ist bei mir genauso. Bedenke aber, dass der Finnes ja der Zupf-Fraktion angehört. Da sieht die Sache dann etwas anders aus.
Deswegen habe ich auch "Akkord" dazugeschrieben. :)

@Finnes: Greifst du beim "einfachen" ( :roll: ) Strumming auch den C-Dur-Akkord so wie auf den Bildern, oder nur wenn er die beim Zuppeln unterkommt ?
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Finnes
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Beitrag von Finnes »

Hallo zusammen,

Ralf hat das wunderbar analysiert und dargestellt, besser geht es nicht, danke dir Ralf. Und da es so nicht mehr sein sollte, was natürlich mein Gitarrenlehrer auch festgestellt hat, bin ich ja dabei umzulernen und den Daumen sauber hinter dem Griffbrett zu lagern. Das Umgewöhnen beedarf natürlich Zeit.
Das Problem ist aber das mein Handballen gerade dann verkrampft, wenn ich den Daumen sauber hinter dem Griffbrett habe, und das ganze auch wenn kaum Druck auf dem Daumen lastet, denn das runterdrücken der Greiffinger findet ja nicht über den Daumen statt. Ich kann sagen, so unökomomisch die andere Greifweise mit dem Daumen über den Griffbrett sein mag, da hatte ich nie eine Verkrampftheit, aber ich muss zugeben, da waren schnelle Griffwechsel auch eher ein Tuck langsamer.

@Jürgen: Vorwiegend beim Zupfen, beim Strummen achte ich da nicht so drauf.

Greetings
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Finnes
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Beitrag von Finnes »

Hallo zusammen,

Ralf hat das wunderbar analysiert und dargestellt, besser geht es nicht, danke dir Ralf. Und da es so nicht mehr sein sollte, was natürlich mein Gitarrenlehrer auch festgestellt hat, bin ich ja dabei umzulernen und den Daumen sauber hinter dem Griffbrett zu lagern. Das Umgewöhnen beedarf natürlich Zeit.
Das Problem ist aber das mein Handballen gerade dann verkrampft, wenn ich den Daumen sauber hinter dem Griffbrett habe, und das ganze auch wenn kaum Druck auf dem Daumen lastet, denn das runterdrücken der Greiffinger findet ja nicht über den Daumen statt. Ich kann sagen, so unökomomisch die andere Greifweise mit dem Daumen über den Griffbrett sein mag, da hatte ich nie eine Verkrampftheit, aber ich muss zugeben, da waren schnelle Griffwechsel auch eher ein Tuck langsamer.

@Jürgen: Vorwiegend beim Zupfen, beim Strummen achte ich da nicht so drauf.

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Brokenstring
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Beitrag von Brokenstring »

Sperris hat geschrieben:Ich behaupte mal, dass Du dir das Leben leichter machst, wenn der Hals der Gitarre deutlich nach oben kommt
Das ist wohl der entscheidende Satz. Außerdem erfolgt die Gegenkraft genau mit dem Daumen , das ist wie eine Zange zwischen z.B. Daumen und MIttelfinger, nur ist noch ein Hals und eine Saite dazwischen. Vielleicht probierst Du das mal bewusst aus. Also Daumen gegen Zeige, Mittelf. etc. Das geht zwar eigentlich nur immer auf einer Note, oder Du musst den Daumen bewegen, aber vielleicht hilfts Dir ja, des Gefühles wegen.
Ansonsten sollte man das Ganze auch nciht überbewerten. Viele Leute sind mit der "falschen" Griffhaltung schon Millionär geworden :D
Gast

Beitrag von Gast »

Brokenstring hat geschrieben:
Sperris hat geschrieben:Ich behaupte mal, dass Du dir das Leben leichter machst, wenn der Hals der Gitarre deutlich nach oben kommt
Das ist wohl der entscheidende Satz.
hab ich in dem faden wo es um seine zupfhand ging auch geschrieben.
das würde beiden händen gut tun.

tr
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

[Beitrag vom Verfasser entfernt]
Zuletzt geändert von Ulrich Peperle am Sa Apr 09, 2016 12:26 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Da hab ich ja mal unbewußt und außnahmsweise alles richtig gemacht :D .

Sach ma Ulrich, alle Gitarren verkauft, datt ett nur noch zum Bleistift reicht? :D

Gruß Ralf
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Orange
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Beitrag von Orange »

Ulrich Peperle hat geschrieben:Dogmatische Diskussionen über die "ideale (Daumen-)Haltung" zäumen das Pferd vom Schwanz her auf: die Position des Daumens ist nicht Voraussetzung, sondern Konsequenz einer effizienten Greiftechnik, daher läßt sich die optimale Daumenstellung (ebenso wie die Handstellung als solche) immer nur in Relation zur konkreten Grifftätigkeit, nicht aber in Relation zum Gitarrenhals bestimmen.

Zum Verkürzen einer Saite benötigt man selten mehr Kraft, als zum Halten eines Bleistifts, wobei für diese Grifftätigkeit zwei kleinflächige Kontaktpunkte mit minimalem Fixierungsdruck ausreichen ("Punkt gegen Punkt").
Auf den Fotos von Finnes ist jedoch zu sehen, dass das Endglied des Daumens "mit voller Breitseite" einen starken Druck gegen den Gitarrenhals ausführt - statt eines minimalen Kontaktpunktes entsteht eine breite Kontaktfläche mit starkem Klammerdruck ("Fläche gegen Punkt"):

Das Problem läßt sich relativ leicht lösen:
1. Die greifenden Finger bewegen sich immer in Richtung des Daumen-Mittelgelenks.
2. Zur Präzisierung der Greifbewegung wird der Daumen mit leichter Eigenspannung durchgestreckt, was außerdem zu einer erhöhten Aktionsfähigkeit der Finger-Grundgelenke führt:

Konsequenz: der Daumen berührt den Hals nur noch ganz leicht im Bereich des Mittelgelenks, der Kontaktpunkt liegt zudem näher an den Muskeln des Daumenballens, was eine optimale Fixierung der Saite bereits bei geringem Krafteinsatz gewährleistet.
Dass die Finger je nach Griffprofil auf unterschiedlichen Saiten bzw. Bünden "einrasten", ist unerheblich. Entscheidend ist vielmehr, dass man sich unabhängig von der realen Fingerposition die Wirkungsrichtung des Fingerdrucks "durch das Griffbrett hindurch" immer als gerade Verbindungslinie zwischen Kuppe(n) und Daumenmitte vorstellt. Jede Griffaktion wird quasi im Zentrum des Daumengelenks "gebündelt":

Außer bei Überstreckungen, bei denen der Daumen meist in den unteren Halsbereich wandert, weil das Handgelenk zur Lockerung der Fingerseitenbänder etwas nach vorne geschoben werden muss, befindet sich der Kontaktpunkt des Daumengelenks (bei möglichst gerader Linie zwischen Unterarm und Handgelenk!) möglichst im Bereich der Halsmitte, also an der dicksten Stelle der Halsrundung.

Ob der durchgestreckte Daumen bei einer großen Hand noch einen halben Meter über den Gitarrenhals hinausragt oder die Handfläche bei einer kleinen Hand die unterkante des Griffbretts leicht berührt, ist dabei zunächst ebenso irrelevant, wie stehendes oder sitzendes Spielen bzw. die Positionierung des Instruments auf dem rechten oder linken Bein oder der Winkel des Gitarrenhalses.

mfG
Ulrich
Kurz und prägnant auf den Punkt gebracht.
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Finnes
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Beitrag von Finnes »

Danke Ulrich für deine Ausführungen. Ich hab das gleich mal ausprobiert.

@all: Wenn bei euch der Daumen hinter dem Griffbrett ist, ist dann der Handballen am Daumen etwas angespannt oder entspannt?

Ich frage, weil bei mir ist es immer egal wie ich den Daumen platziere, der Ballen ist immer angespannt.

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Pida
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Beitrag von Pida »

Finnes hat geschrieben:@all: Wenn bei euch der Daumen hinter dem Griffbrett ist, ist dann der Handballen am Daumen etwas angespannt oder entspannt?

Ich frage, weil bei mir ist es immer egal wie ich den Daumen platziere, der Ballen ist immer angespannt.
Beides kommt vor. Möglicherweise musst du dich einfach an die neue Technik gewöhnen. Eine gewisse Muskulatur muss sich schon entwickeln, bevor man auf einer A-Gitarre überhaupt bzw. mit einer neue Technik sauber greifen kann.
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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