Klassische Spieltechnik ?

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

Benutzeravatar
gahlenguitar
Beiträge: 88
Registriert: Do Aug 13, 2009 12:32 pm
Kontaktdaten:

Beitrag von gahlenguitar »

Hallo an alle! Bin ganz neu im Forum und habe durchaus bemerkt, dass der Thread etwas älter ist.
Nichtsdestoweniger: Bei der Beschäftigung mit der Frage, inwieweit klassische Spieltechnik für die Steelstring-Gitarre anwendbar ist bzw. Vorteile bringt, lohnt ein Besuch der Seite von Michael Chapdelaine:

http://www.myspace.com/michaelchapdelainemusic

Er war arrivierter klassischer Gitarrist (Meisterschüler von Segovia) und hat diverse internationale Wettbewerbe gewonnen. Dann entdeckte er offenbar die Steelstring für sich und gewann '98 die National Fingerpicking Guitar Championship in Winfield, Kansas. (Ich find's befremdlich, dass die da Meisterschaften abhalten, aber das ist wohl eine extrem renommierte Veranstaltung.)

Auf jeden Fall kenne ich wenige Steelstring-Gitarristen mit einem ähnlich kultivierten Ton.

Meine unmaßgebliche Meinung zum Thema ist, dass an erster Stelle die Musik mit ihren Erfordernissen kommt; die Technik ist die Krücke, mittels derer man sich diesen Erfordernissen bestmöglich annähert. Richtig ist also, was funktioniert, klingt, und sich mit den eigenen anatomischen Voraussetzungen am besten realisieren lässt, unabhängig davon, inwieweit das irgendwelchen Lehrmeinungen entspricht.
Es kann allerdings dauern, bis man das für sich herausgefunden hat, und auf dem Weg dahin kann das Experimentieren mit verschiedenen Standard-Herangehensweisen durchaus hilfreich sein.

Präziser gesagt: ich glaube, dass die linke Hand immer dann alles richtig macht, wenn nichts schnarrt und Griffwechsel flüssig, unverkrampft und musikalisch vonstatten gehen. Völlig egal, ob der Daumen dabei mittig am Hals liegt, herumgreift, oder gar für das Greifen der E- oder A-Seite benutzt wird (schön zu sehen beim legendären und völlig überirdischen - leider toten - Lenny Breau).

Bei der Tonbildung mit der rechten Hand hingegen kommt man m.E. an der Beschäftigung mit klassischen Anschlagstechniken kaum vorbei, wenn man vom Rupfen zum Zupfen gelangen möchte. :wink:
Registerwechsel (Zupfen über dem Schalloch oder in der Nähe des Steges) oder Apoyando (angelegter Anschlag/Stützschlag) funktionieren auch mit Stahlsaiten.

Andererseits: Jerry Reed rupfte wie kein zweiter an seinen Drähten und es war trotzdem (oder gerade deshalb) geil...

Markus
Benutzeravatar
jafko
Beiträge: 918
Registriert: Mo Mai 29, 2006 10:18 pm
Wohnort: Herscheid im Sauerland

Beitrag von jafko »

Genau darüber hab ich mich mit meinem alten Gitarrenlehrer immer gestritten.

Er hatte neben seiner Edel-Klassik Gitarre nur so ne billig Westerngitarre für die "Schrammelfraktion"

Als ich mit meiner D-54 und dem Anliegen klassischen Gitarrenunterricht für Fortgeschrittene haben zu wollen zu ihm kam, hat der zuerst gesagt das ginge nicht.
Jahre später haben wir uns dann darauf geeinigt, daß man alle Techniken auf beiden Gitarretypen anwenden kann.
Lediglich die Stücke klingen manchmal einfach besser auf der Gitarre für die sie auch geschrieben sind. ZB. sind Balladen die von einem langen Sustein leben nur bedingt für ne Nylonstring geeignet usw.
Benutzeravatar
Andreas
Beiträge: 829
Registriert: Mo Feb 28, 2005 5:01 pm
Kontaktdaten:

Beitrag von Andreas »

gahlenguitar hat geschrieben: Markus
Moin Markus,

noch nie hab ich jemanden offiziell in diesem Forum begrüßt. Weder mit Keksangeboten noch mit Milchfeilbietungen. Das können andere besser.
Was mich indes stuzig macht, ist der Name 'gahlenguitar' und die Unterschrift 'Markus'.

Da frage ich mich, und auch Dich, ob Dir der wunderschöne Name 'Diavolo Plastigi'. die Stadt Recklinghausen, das dortige 'Drübbelken' & so bekannt sind.
Wenn dem so ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass Du mal in eben jenem Drübbelken zu meiner Ausstellungseröffnung zur Gitarre aufgespielt hast. Ist schon esoterisch lange her.

Wenn nicht, dann nicht.
Trotzob, herzlichstes Willkommen hier.

Groetjes

Andreas
Benutzeravatar
gahlenguitar
Beiträge: 88
Registriert: Do Aug 13, 2009 12:32 pm
Kontaktdaten:

Beitrag von gahlenguitar »

Andreas hat geschrieben:


Da frage ich mich, und auch Dich, ob Dir der wunderschöne Name 'Diavolo Plastigi'. die Stadt Recklinghausen, das dortige 'Drübbelken' & so bekannt sind.
Wenn dem so ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass Du mal in eben jenem Drübbelken zu meiner Ausstellungseröffnung zur Gitarre aufgespielt hast.
Hi Andreas, alle genannten Begriffe sind mir mehr als vertraut...
An Deine Vernissage im Drübbelken erinnere ich mich allerdings nur sehr dunkel.. :wink:

Liebe Grüße, Markus
Benutzeravatar
H-bone
Beiträge: 5582
Registriert: Mi Feb 09, 2005 4:02 pm

Beitrag von H-bone »

gahlenguitar hat geschrieben:An Deine Vernissage im Drübbelken erinnere ich mich allerdings nur sehr dunkel.. :wink:
Mensch Andreas, nu' mach halt nich ' immer so dunkle Bilder ! :roll:

Und an Markus ein Willkommen ! :D

Gruss, Martin
Benutzeravatar
jafko
Beiträge: 918
Registriert: Mo Mai 29, 2006 10:18 pm
Wohnort: Herscheid im Sauerland

Beitrag von jafko »

[quote="Howein"]

Der Gurt wird links ganz altmodisch mit einem stabilen Lederriemen an der Kopfplatte festgemacht,

[/quote]

Ich spiele aus genau den gleichen Gründen wie du mit Gurt [b]und[/b] im Sitzen.(Mit ner Lakewood D-54)

Nur halte ich es für besser den Gurt am Halsfuß zu befestigen. Die Haltung so ist wesentlich stabiler, da der Gurt dann direkt über die Schulter läuft.

Und mit nem Lehre wäre es bestimmt schneller gegangen.
In meiner ersten Stunde sagte mein Gitarrenlehrer: Kauf dir einen Gurt! :wink:
http://www.wolfgang-meffert.de" onclick="window.open(this.href);return false;
martinst
Beiträge: 153
Registriert: Sa Nov 29, 2008 9:34 am

Haltung annehmen

Beitrag von martinst »

Guten Morgen,
wenn du versäumst, die exakte Haltung wie vom Klassiker empfohlen einzunehmen, kann es ganz dumm laufen und du endest wie Chet Atkins, Les Paul, Leo Kottke, Stefan Grossman, Chris Proctor, Peter Finger, oder wie die armen Kerle alle heißen, die offensichtlich nicht richtig spielen können, mangels klassischer Haltung.
Sarkasmus beiseite: gute Technik heißt mit gutem Ton ermüdungsfrei und unverkrampft spielen können. Steht weiter vorne schon irgendwo. Idealerweise das, was der Kopf vorspielt. Mach einen Bogen um Leute, die die einzige reine Lehre verkünden, geh in Livekonzerte so viel du kannst, spiel mit anderen, schau dir an, was die alle machen, und entwickel dein Ding.
Wenn du im Laufe deiner Entwicklung merkst, dass deine Technik dir zu früh Grenzen setzt, dann analysiere das Problem, eventuell mit Hilfe eines Lehrers (kann auch ein Freund oder eine dvd sein) und arbeite dich drumrum. Man kann einmal angenommene Gewohnheiten sehr wohl abstellen, das ist eine Frage von ein paar Wochen. Das gehört zum Wachsen mit dazu. Und vergiß nicht: Spaß muß sein.
Benutzeravatar
RB
Beiträge: 20394
Registriert: Di Feb 08, 2005 11:18 pm
Wohnort: Wetzlar
Kontaktdaten:

Beitrag von RB »

Im Stehen kann ich am besten spielen, wenn mir die Gitarre fast unter dem Kinn hängt.
Benutzeravatar
chrisb
Beiträge: 1873
Registriert: Mi Apr 20, 2005 11:33 am

Beitrag von chrisb »

Im Stehen kann ich am besten spielen, wenn mir die Gitarre fast unter dem Kinn hängt.
ein minnesänger eben unser rb :D
chrisb
Benutzeravatar
Admin
Site Admin
Beiträge: 1896
Registriert: Do Jan 01, 1970 1:00 am
Wohnort: 99817 Eisenach
Kontaktdaten:

Beitrag von Admin »

Seitlich am Halsfuß, beinahe mittig, dann klappt es.
Benutzeravatar
jafko
Beiträge: 918
Registriert: Mo Mai 29, 2006 10:18 pm
Wohnort: Herscheid im Sauerland

Beitrag von jafko »

Das ist die richtige Entscheidung. :D

Schreib mal wie du den Unterschied spürst. (Zwischen Gurt am Kopf und am Halsfuß.)
http://www.wolfgang-meffert.de" onclick="window.open(this.href);return false;
Benutzeravatar
guitar-hero
Beiträge: 2627
Registriert: Mi Feb 09, 2005 3:34 pm
Wohnort: Hattingen Town

Beitrag von guitar-hero »

Howein hat geschrieben:Ich werds doch auch mal mit einem seitlichen Gurtknopf probieren.
Ich würd's nicht tun. 8)
Ich würde weiterhin den 2. Punkt am Hals belassen.

Ist m. E. erheblich "stabiler".
Benutzeravatar
RB
Beiträge: 20394
Registriert: Di Feb 08, 2005 11:18 pm
Wohnort: Wetzlar
Kontaktdaten:

Beitrag von RB »

Hoch hängen bis unter das Kinn, mensch, dann wirds.......
Benutzeravatar
guitar-hero
Beiträge: 2627
Registriert: Mi Feb 09, 2005 3:34 pm
Wohnort: Hattingen Town

Beitrag von guitar-hero »

Howein hat geschrieben:...

Erster Eindruck: Bäh ... :(

Zweiter Eindruck: Nicht viel besser ...

Position/Neigung der Gitarre zum Körper für mich halbwegs ok, aber nicht so gut wie bei Gurtbefestigung am Kopf.
Ich geb der Sache noch eine Chance, der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier ... ;-) ich teste das jetzt mal noch etwa eine Woche, dann meld ich mich nochmal ...
Vergiss es! Die Woche ist verschenkte Zeit.
"Schuster bleib bei Deinen Leisten." 8)

;-)
Werner.
Gast

Beitrag von Gast »

...ich hab auch nur mit klassischer Gitarre in klassischer Haltung angefangen und kann auch nur so (auch Steelstring) spielen.....ich halte diese Haltung auch insbesondere aus klanglichen Aspekten für sinnvoll.....

zum einen funktioniert dort die von U.P. eben genannte "Marmeladenglastechnik" ganz wunderbar.....

.ich benutze die aber auch, wenn es nur um 2, 3 und nicht nur um 4 anzuschlagende Saiten handelt.....

das wird jetzt ein wenig offtopic, aber ich habe das gefühl, das viele "Picker" die nur von der Westerngitarre kommen, doch reichlich an akustischem Klang verschenken, nämlich dadurch, dass die Saiten tatsächlich immer nur "gezupft", d.h. ggf. auch nur mit dem Nagel nach oben/hinten gezogen werden.....das ergibt einen dünnen höhenreichen Klang wie aktuel im "Youtube Funde Thread" zu höhren...da muss dann mit Hall und Elektronik gearbeitet werden um einigermaßen Klang zu produzieren

es gibt auch Zwischenformen, z.b. Ian Melrose oder Ulli B. haben eine leichte Tendez des Halses nach oben (ca. 15 - 20 Gad) ...Ulli B. erreicht dies durch eine Stütze auf dem re. Oberschenkel oder durch einen Gitarrengurt wenn er im Stehen spielt......und Ulli B. benutzt auch noch ganz häufig den angelegten Anschlag....

meiner Erfahrung nach gibt es den meisten Klangbenefit, wenn man durch vorbereiteten Druck (wie U.P. auch schrieb), die Saiten mit den fleischigen Kuppen erst in Richtung obererer Schallochrand mit leichter Tendenz nach unten drückt, und dann über einen optimal in Form (sehr individuel) gefeilten und polierten Nagel rutschen lässt ....ganz wunderbar zur Übung der Haltung und notwendigen Handhaltung ist das Üben des angelegten Anschlages......ob das auch in nicht klassischer Haltung geht, weis ich nicht, ich könnte es jedenfals nicht.....

weiter wird oft freier Klang verschenkt, weil der gesamte Unterarm auf der Decke aufliegt und somit die Decke am Schwingen hindert....oft wird dabei auch das Handgelenk nach oben abgeknickt was ebenfalls eine Behinderung (freier Lauf der Handsehnen) bedeuten kann...allerdings iss diese Technik natürlich notwendig für z.b. abgedämpfte Basssaiten, was ich dann naturgemäß überhaupt nicht beherrsche....

Einen Unterricht der auf die elementare Klangentwicklung durch Haltung und Anschlagstechnik nicht eingeht, halte ich für inkompetent......
Antworten