Versuche mal, mit dem Zeigefinger der linken Hand ein vernünftiges Bending in tiefen Lagen auszuführen - das wird (im Gegensatz zum Bending mit Mittel- oder Ringfinger) kläglich scheitern
Über die nötigen Fachkenntnisse dieses klägliche Scheitern anatomisch zu begründen verfüge ich leider nicht, aber über soviel Bendingerfahrung, dass ich weiß , dass bei einem Ringfinger-Bend
a)der Zeige-und Mittelfinger meistens mithelfen. Ganz auf sich alleine gestellt würde der Spieler mit der Nummer 3 da genauso kläglich scheitern wie seine Mannschaftskameraden auf den Positionen 1 und 2
b)aufgrund von a) mehr Bendingpraxis und Selbstvertrauen im Ringfinger (oder dessen Besitzer) stecken.
c)In der ersten Lage der Moll-Pentatonik dem Ringfinger die dankbare Aufgabe zukommt von der Quart zur Quint zu ziehen, wobei ein nicht vollständiges Ausführen dieses Ganztonschrittes zur bluesigen b5 führt, also immer noch ganz annehmbar klingt, und somit ebenfalls zur"Bending confidence" des Ringfingers beiträgt.
Jerry Donahue war sich dieser Tatsachen wohl bewusst und hat den Zeigefinger von Anfang an in den Bendingprozess mit eingebunden. Und das in eher tiefen Lagen.(bei 1:10)
http://www.youtube.com/watch?v=zwikgppk3MI
Oder Michael Hawley *
Fazit:Übung macht den Meisterbender, unabhängig davon, welchen Finger er dafür einsetzt
Der Zeigefinger ist meiner Meinung nach der Wichtigste, Ich verstehe nicht wie man ohne ihn spielen kann.
Richard Thompson versteht das auch nicht. Deshalb darf sein starker Zeigefinger die verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen, zusammen mit dem Daumen ein Plektrum kraftvoll festzuhalten, während Mittel- und Ringfinger eine schlappe Melodie zupfen müssen.
http://www.youtube.com/watch?v=HApy-Xoix-g
Wohl auch so ein 50er-Jahre Hinterhoftalent, das keine Chance mehr gegen heutige Top ausgebildete Spieler hätte.
Nein, aber mal ganz im Ernst, du hast natürlich insofern recht, als weniger ausgebildete Spieler instinktiv Daumen, Mittel-und Ringfinger zu Zupfaufgaben heranziehen und den Ringfinger eher außen vor lassen.
Das war in der Klassik nicht anders bevor Tarrega ein strenges Technik-Regime einführte um inherente Schwächen menschlicher Anatomik glattzubügeln.
Zu Zeiten Sors und Carcassis wurde der Ringfinger auch eher sporadisch eingesetzt.
Man kann die Etüde Carcassi Op 60/7 natürlich im quasi-Tremolo Fingersatz D-R-M-Z-spielen, um damit den Ringfinger zu trainieren, musikalisch überzeugendere Ergebnisse erzeugt man wohl mit D-Z-M-Z, also unter Aussparung des Ringfingers.
http://www.classicalguitardelcamp.com/v ... 13&t=80935
Oder, um wieder auf den Boden der Stahlsaiten zurückzukehren: Bluegrass-Banjo Spieler zupfen durchweg mit D,Z,M.
Einzige Ausnahme:Jerry Garcia, und das auch nur weil ihm sein Bruder in seiner Jugend den Mittelfinger abgehackt hat.
*Wem Donahue zu lange dauert
http://www.youtube.com/watch?v=h840ARnGkpY