Und dann kommt folgendes Kapitel zur Spache:
e) Fingernägel
Fingernägel sind ein ewiges Thema bei Gitarrenspielern und zwar sowohl bei den Klassikern, als auch bei der Gruppe der Stahlsaitenfanatiker. Selbst bei diesen Weichsaitenspielern kursieren Themen wie: „Was muß ich tun, damit meine Fingernägel härter werden ?“ und ähnliches. Schlimmer ist es noch um unsereinen bestellt! Nach manchen Abenden, an denen ich viel gespielt habe, habe ich an den Nägeln des Zeige- Mittel- und Ringfingers regelrechte Buchten eingefräst. Wenn man viel spielt, kann man sich die Nägel der besagten Finger regelrecht herunterraspeln. Ich gehöre zu den Glücklichen, die wenigstens über einen starken Nagel am Zeigefinger verfügen. Der verläßt mich fast nie und das ist auch gut so, denn ich brauche ihn für das, wofür andere ein Plektrum nehmen. Aber Mittel- und Ringfinger ? Damit sieht es bei mir oft düster aus. Als Abhilfe habe ich fünf Methoden:
aa Methode 1: Fingerpicks - Ich streife mir Sitarpicks aus Indien über.
Die sind aus Draht gemacht. Ich empfinde sie als die einzigen Picks, mit denen ich ohne große Umgewöhnung sofort spielen kann. Natürlich gibt es am Markt auch Fingerpicks aus Kunststoff und Blech, ebenso wie die oben erwähnten Daumenpicks.
Es gab auch einmal eine Zeit, als ich an diese Art Picks – sogar aus Blech – gewöhnt war und damit spielen konnte. Das ist aber lange her. Hier muß jeder sehen, mit welchem Fabrikat welcher Machart er am besten zurecht kommt. Einen Nachteil weisen die meisten Fingerpicks auf, die ich kenne und getestet habe: Sie produzieren auf den umwundenen Saiten Nebengeräusche. Insbesondere die Sitar-Nägel erzeugen ein gewisses "schrapp schrapp schrapp", wenn sie leicht seitlich über die Windungen der Saite abgezogen werden.
bb Methode 2: Künstliche Nägel, die mit Sekundenkleber auf den zu kurzen Original-Nagel aufgeklebt werden. Derlei gibt es in Drogerien und Drogeriemärkten zu kaufen. Nagelstudios machen das für ein mäßiges Entgelt sogar so, daß es ganz natürlich aussieht und die Leute nicht fragen: „Was haben Sie denn mit Ihrer Hand gemacht“. Ich habe das auch schon gemacht und es hat ausgezeichnet funktioniert. Da ich aber inzwischen wieder eine Quelle für Sitar-Picks aufgetan habe, bin ich derzeit wieder zur Methode aa zurückgekehrt. Die Haltbarkeit beträgt bei mir etwa drei bis vier Wochen, danach löst sich der künstliche Nagel und fällt, ohne sich zu verabschieden, zu Boden. Vorsicht beim Umgang mit Sekundenkleber. Hinweise auf dem Gebinde lesen und beachten!
cc Methode 3: Verstärken der Fingernägel mit Sekundenkleber und Backpulver. Diese Methode habe ich von verschiedenen Seiten gehört und im Selbstversuch getestet. Es funktioniert recht gut und scheint mir einfacher zu sein, als die Methode bb. Auf den oberen, vorderen Rand des Fingernagels wird etwas Sekundenkleber (Cyanacrylat) vom rechten bis zum linken Rand aufgetragen und der Nagel anschließend in Backpulver getaucht. Das Backpulver dient als Füllmittel. Es bildet sich ein Horn-ähnlicher Placken, der den Nagel in der Stärke etwa verdoppelt. Das verlangsamt den Verschleiß "am Stahl". Vorsicht beim Umgang mit Sekundenkleber. Hinweise auf dem Gebinde lesen und beachten!
dd Methode 4: Ohne Nägel spielen. Wie schon erwähnt, tun dies eine Reihe von Leuten. Unter anderem der berühmte Leo Kottke hat sich nach eigenen Äußerungen völlig umgestellt. Früher habe er mit Picks gespielt, jetzt spiele er nur noch mit den Fingern. Zuvor habe er diejenigen beneidet, die mit den Fingern ohne Picks spielten. Diese Spieler hätten viel mehr Ausdrucksmöglichkeiten. Manche Spieler spielen auch, indem sie die Saiten mit den Fingerkuppen UND dem kurz gehaltenen Fingernagel anschlagen. Ich meine, daß auch an dieser Stelle wahrscheilich jeder sehen muß, wie er sich am wohlsten fühlt und mit welcher Methode er am besten spielen kann. Das einzige Dogma ist, daß es keins gibt.
ee Methode 5: Nagelstudio.
Auf dem Bild sieht man Zeige-, Mittel- und Ringfinger meiner rechten Hand. Bei Zeige- und Ringfinger sind die Nägel nur mit einem Gemisch aus Gel und Fasern bestrichen, das UV-gehärtet wird. Obenauf kommt noch eine Schicht "Finish", das ebenfalls in einem UV-Lichtkasten gehärtet ist, in den man die Hand hält. Der Nagel des Ringfingers ist mit einem "Tip" künstlich verlängert und dann ebenfalls wie oben behandelt worden. Nach meiner Erfahrung ist die Behandlung im Nagelstudio die beste, aber auch die teuerste Methode, das Nagelproblem zu beheben, denn sie muß regelmäßig wiederholt werden, weil Nägel nun mal wachsen und der Rand der behandelten Fläche damit herauswächst. Das UV-gehärtete Gel ist so fest und zäh, dass es den Anforderungen brutalsten Pickings gegen Stahlsaiten locker wegsteckt. Also: Gelbe Saiten aufschlagen, Nagelstudio heraussuchen und nach den Preisen fragen.