Antrainierte Langsamkeit - wie könnte ein Weg daraus sein?

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

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Finnes
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Antrainierte Langsamkeit - wie könnte ein Weg daraus sein?

Beitrag von Finnes »

Hallo zusammen,

irgendwie bin ich grad in einer gitaristischen Sinnkrise. Und am liebsten würde ich im Moment alles an den Nagel hängen.

Ich spiele die letzten Monate jeden tag mindestens 1,5 Stunden Gitarre.
Für mein Weinachtsprojekt habe ich 10 Stücke eingeübt. Ich kann alle spielen, aber es fehlt ihnen der Groove. Man erkennt was gespielt wird, aber das war es dann auch. Dann bin ich auf die Suche gegangen woran das liegen könnte und es ist mir aufgefallen, das ich viel zu langsam spiele, also mit langsam meine ich so max. 80 Bmp.

Und wenn ich schneller spielen will, geht es einfach nicht, die linke Hand kommt einfach nicht mit. Und dabei ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen, ich habe mir diese Spielweise die letzten 15 Jahre so angeeignet und ich komme irgendwie nicht raus.

Vielleicht hat ja jemand Tipps wie ich dieses antrainierte wieder loswerden kann, denn wenn es dabei bleiben sollte, werd ich irgendwann die Lust verlieren, ich seh das schon kommen, irgendwie will ich mir schon noch ne Chance geben, aber sicher nicht unendlich.

Was ich selbst machen will, ist erstmal die Stücke auswendig spielen zu lernen, was ich bislang nch nie gemacht habe und desweiteren arbeite ich dann beim Übene nach der Jafko Methode, will heissen, immer 1,5 Takte vornehmen und diese 8 mal spielen und das mit 5 Wiederholungen, und sollte was falsch gespielt sein, fängt man den Take wieder von vorn an. Mal schauen, was daraus wird. 2 Stücke habe ich mir so vorgenommen Classical gas und Windy and Warm technisch sollte ich die Stücke meistern können, aber sie leben nun mal vom groove und der Geschwindigkeit.

Wie ich die Schnelligkeit der linken Hand tranieren kann, hab ich noch keine Ahnung über Tipps würde ich mich freuen.

Greetings
Finnes
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Brokenstring
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Beitrag von Brokenstring »

Wie wärs mit einem Gitarrentrainer ala Tascam GTR 5(?) oder dem Programm guitar pro. Bei beiden kannst Du Songs loopen und bei gleicher Tonhöhe langsamer stellen. Bei Guitarpro kannst Du sogar loopen und sagen dass jede Wiederholung um x% schneller gespielt werden soll. Dann kannst Du mit beiden zunächst langsam spielen und stufenweise deine Geschwindigkeit steigern. Bei Guitar Pro must Du Dir Deine Tabs herunterladen oder selbst erstellen, der Tascam funktioniert mit Wave oder mp3 files, die Du Dir selber aufnehmen oder irgendwoherladen kannst.

Mein Geschwindigkeitsproblem liegt übrigens eher rechts denn links...
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Manati
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Beitrag von Manati »

Noch einfacher: Benutze ein Metronom.

Ich mag die Dinger nicht, aber manchen hilft das sehr. Einfach jeden zweiten Tag oder jede Woche, was auch immer, die Geschwindigkeit gaaanz leicht erhöhen.
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jafko
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Beitrag von jafko »

Du übst ja nach der Jafko Methode. Gut!! 8)
Mach folgendes: Sobald du die kleinsten Einheiten (1-2 Takte) sicher und sauber spielen kannst, machst du die Übeeinheiten größer. Teile das Stück in musikalisch sinnvolle Einheiten ein. Phrasen, oder sonstige Parts gehen meistens über 4 oder 8Takte.
Die übst du dann auch nach der Jafko Methode, aber mit Metronom.
Stelle fest in welchem Tempo du normerweise übst und stelle das Metronom dann auf etwa 80% deines normalen Übetempos. Damit spielst du 2x8-10 Wiedeholungen. Bei den nächsten 3 Durchgängen stellst du das Metronom auf 90-100- und 110%
Sobald du bei 110% keine Probleme mehr hast, definierst du dieses Tempo als 100% und übst wieder von 80%-110% Tempo.
Und so weiter...

Es ist wichtig in Stufen schneller zu werden. Steigerungen unter 5% werden von unserem Nervensystem nicht als solche erkannt und es erfolgt keine signifikante Anpassung.
Auch wichtig ist immer wieder langsam anzufangen.
Achte auch auf lockeres Spiel und vor allem auf ökonomische Bewegung der Finger. Vermeide unnötige Bewegungen der Greiffinger (zB. unwillkürliches abspreitzen oder strecken.)
Zuletzt geändert von jafko am Do Dez 16, 2010 10:32 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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tired-joe
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Re: Antrainierte Langsamkeit - wie könnte ein Weg daraus sei

Beitrag von tired-joe »

Loes dich von den Noten oder den Tabs, versuch eigene Stuecke, Interpretationen, Improvisationen oder Variationen zu entwickeln. Und vor allem, hoehr dir selbst beim Spielen zu.

Joe

P.s. Und benutze ab und zu ein Metronom zur Kontrolle.
---
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stringbound
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Beitrag von stringbound »

Kann es sein, dass du die Stücke mit der Geschwindigkeit spielst, die du brauchst um Noten/Tabulaturen zu lesen und auf dem Griffbrett umzusetzen?
Falls ja, versuch dich von den Noten zu lösen und frei zu spielen, dann kannst du dich auf das Spiel an sich konzentrieren und dabei wahrscheinlich auch deine Spielgeschwindigkeit erhöhen.
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Hallo Finnes
Was du für Sorgen hast! Ich meine das nicht böse. Ich habe oft das umgekehrte Problem. Ich merke bei meinen Aufnahmen (nicht bei allen), dass ich zum Ende hin oft schneller werde. Hab schon daran gedacht mir ein InEar Metronom zu kaufen damit der Taktgeber nicht mit aufgenommen wird.
Vor Publikum habe ich das auch, wahrscheinlich das Adrenalin das die eigenen Aktionen langsamer erscheinen lässt. Schussfolgerung daraus dann, Tempo anziehen. Ist eine Theorie von mir…
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

hi finnes,

es ist auch eine frage was du hörst! oder was du bisher gehört hast. welche musik macht dich an?

wie hörst du überhaupt zu? auf was konzentrierst du dich beim zuhören?

macht es dir spaß auch mal 2 akkorde 5 minuten oder noch länger durchzuspielen, nur auf den rhythmus zu achten?

was ist zum beispiel an t. emmanuel so toll? aus meiner sicht groovt er wie tsau. sein gefrickel macht mich weniger an, wass bei ihm fesselt ist das wahnsinnig gute rhythmus gefühl und nicht die schnellen finger links und rechts.

dreh die gitarre um und benutze sie mal als bongo. vielleicht hast du dabei so viel hemmungen wie ich vorm singen. 8)

im prinzip ist langsam spielen schwerer als flott.

warum nicht mal drei akkorde schrammel, warum immer alles haarfein nachspielen?

wenn man etwas abliest braucht das gehirn mehr energie als wenn man es auswendig kann, diese energie fehlt beim ausdruck und groove.

timming kann man kaum lernen aber man kann es entdecken. in sich selbst, das ist die persönlichste aller noten.

musik ist die stille zwischen zwei noten. eine melodie wird erst dann eine melodie wenn sie eine rhythmus hat, sonst bleibt es eine tonleiter.

wenn dir das alles klar ist, dann spiel einfach schneller. :D

@gitarrenspieler - ich möchte auch so ein sticker.
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

@Herigo
Du hast ´ne PN
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Finnes
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Beitrag von Finnes »

Hallo zusammen,

Ach ich weiß auch nicht, will hier auch kein Mitleid erregen oder sowas.
Ich merke nur es füllt mein Gitarrenspiel nicht mehr aus. Und ich würde mich gern weiterentwickeln und trete nur auf der Stelle. Würde gern einen Gitarrenlehrer mir nehmen, der mich weitrerbringt, aber hier in Hannover irgendwie keine Chance.

Ich denke das ich schon ein grundsätzliches Rhythmusproblem habe.
Ich kann zwar alles in Noten und Tabs lesen und verstehe auch was da steht, aber ich weiss es nicht umzusetzen. Und wenn ich es dann mal so halbwegs mit den achtel und viertelnoten hinbekome, dann halt nur in zeitlupentempo.

Mit Metronom zu üben habe ich schon oft angefangen, aber durch das Klickern und das ganze komme ich selbstr bei langsamen geschwindigkeiten immer raus und das fazit ist dann immer, das lernst du eh nie.

Aber ich will, aber weiß halt nicht wie.

Greetings
Finnes
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jafko
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Beitrag von jafko »

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tbrenner
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Beitrag von tbrenner »

Hi Finnes,

ich glaube die Vorschläge von jafko kannst Du 1:1 annehmen. Das was Du "antrainierte Langsamkeit" nennst, ist halt Deine "comfortzone". Und die kannst Du nur in kleinen Schritten verschieben.
Ich finde ja, daß Schnelligkeit / Geläufigkeit nur ein "Abfallprodukt" beim regelmäßigen Spielen + Üben ist; nie ein eigentliches Ziel darstellen sollte.

Grüssle,

tbrenner :wink:
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Finnes
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Beitrag von Finnes »

Hallo Thomas,

na Wolfgangs Tipps haben immer Hand und Fuß und werden auch versucht umzusetzen, das Buch hab ich mir bestellt, da vertrau ich schon drauf das es genau das richtige für mich sein wird.

Aber was du schreibst mit dem Abfallprodukt das schneller werden, das dachte ich ja auch immer, bloß da kam dann nix und das ist das fatale und üben tu ich schon reglmäßig und mindestens eine Stunde, aber vielleicht übe ich auch falsch das kann wohl auch sein.
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Beitrag von tbrenner »

Hallo Finnes,

wir meinen jetzt mit Üben aber schon das Gleiche ?
Also: sich mit neuem Material auseinandersetzen, das ich mir Schritt für Schritt erschliesse.
Ich kenne von mir das Phänomen: "Vor -sich hin-Spielen" von Sachen, die man eh schon lange kennt und wo man mit geringstem Konzentrationslevel dabei ist - man wird dabei bestimmt nicht besser; es ist halt irgendeine Form von Zerstreuung.

Ansonsten glaube ich nicht, daß für irgend jmd. ohne manifeste Behinderung bei tempo 80 bpm Ende der Fahnestange sein müsste (außer Du meinst 16-tel-Triolen über dieses Tempo :roll: ...). Wenn du Dein Stück bei 80 bpm sicher, technisch sauber und schön artikuliert spielen kannst, gibt´s für mich keinen einleuchtenden Grund, warum Du das nicht auch nach kurzer Zeit bei 85, 90 und auch 110 bpm können solltest.
Ich kenne es bei mir halt so, daß dann die Unzulänglichkeiten offenbar werden: d.h. ich habe das Fingering schon beim langsamen Tempo noch nicht sauber drauf oder habe unökonomische Bewegungsabläufe.

Dranbleiben ...

tbrenner :wink:
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Manati
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Beitrag von Manati »

Finnes hat geschrieben:Und ich würde mich gern weiterentwickeln und trete nur auf der Stelle.
Das hatten wir im Blackbird-Thread, das Thema. Da hilft nur eins: Geduld und Gelassenheit. Das nächste Hoch wird schon kommen, keine Sorge.
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