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Weiter! Weiter?
Verfasst: Do Mär 31, 2011 2:09 pm
von clone
Ich mache mir da gerade Gedanken. Eventuell ist das aber auch ein unsinniges Thema.
Und zwar habe ich darüber nachgedacht, ob man vorzeitig (!) erkennen kann, wo seine technischen Grenzen beim Gitarrespiel sind. Vermutlich liegen einem bestimmte Techniken mehr, andere weniger, aber dennoch... .
Aktuell ist es noch so, dass ich innerhalb einiger Monate erheblich besser werde, bzw. die Dinge dann ´im Schlaf´ gehen, die vor 2-3 Monaten noch beschwerlich waren.
Aber das hört dann doch sicher irgendwann auf, oder? Und falls ja, gibt es Indikatoren dafür, wo die Grenzen etwa liegen?
Vielleicht wissen ja die Gitarrenlehrer unter uns etwas dazu, oder natürlich jeder andere... .
Ich komme darauf, weil der Geigenlehrer vor Urzeiten zu meinem Vater einmal sagte, er käme nicht weiter. Nach nur 2-3 Jahren... . War da schon sein Limit? (er hat dann aufgegeben...).
Verfasst: Do Mär 31, 2011 2:18 pm
von notenwart
Natürlich wird es Grenzen geben, nicht jeder kann alles gleich gut oder sogar perfekt.
Trotzdem ist das Nachdenken über eventuell vorhandene Limits wohl kaum förderlich; schließlich hat jeder die Situation schon mal gehabt „das schaffe ich nie“ um es vielleicht ein Jahr später doch zu können.
Worum geht es? Meiner Meinung nach darum, sich musikalisch auszudrücken.
Und wenn ich nie so schnell werde wie Al Di Meola, so muß ich eben zumindest versuchen, einen guten Ton zu spielen, das ist dann eben mein Können... das ich bislang immer verbessern konnte

Verfasst: Do Mär 31, 2011 2:23 pm
von clone
notenwart hat geschrieben:einen guten Ton zu spielen, das ist dann eben mein Können... das ich bislang immer verbessern konnte

Prima, freut mich!
Mir geht es jetzt auch nicht darum Geschwindigkeitsrekorde zu brechen oder den schwersten Akkord der Welt zu können.
Es ist mehr schon eine ´philosophische` Frage und ich bin da ziemlich entspannt. Würde mich nur einmal interessieren....

Verfasst: Do Mär 31, 2011 2:40 pm
von Thirty Strings
Ich bin der Meinung, dass es nicht wirklich technische / musikalische Grenzen gibt! Sicherlich erlernt keiner sämtliche Techniken des Gitarrespiel perfekt, aber das ist ja auch nicht notwenig. Ein Blues-Musiker wird kaum die Rasguedos des Flamencos beherrschen, wozu auch?
Vor vielen Jahren plagte ich mich endlos mit der Tremologtechnik. Ich wollte unbedingt die Recuerdos de la Alhambra von Francisco Tarrega perfekt beherrschen. Das war Zeitverschwendung, denn dies liegt mir einfach nicht so gut. Inzwischen habe ich aber sicher Tausende andere, tolle Stücke erlernt.
Steht man bei einer Technik an, so kann man sich es sich vorzeigen lassen; oft gibt es mehrere verschiedene Wege zum gleichen Ziel. Ober aber man geht einfach etwas aqnderes an. Dazu lernen kann man ewig!
Verfasst: Do Mär 31, 2011 2:49 pm
von ralphus
Ich finde es grundsätzlich schlecht sich selbst Grenzen zu setzen, noch schlechter finde ich es, wenn Menschen anderen Menschen Beschränkungen auferlegen (so nach dem Motto "Das bekommst Du nie hin...", oder "Mit Deinen Fähigkeiten ist hier Schluss")
Ich möchte nicht wissen wie viele Menschen unterhalb ihrer eigenen Fähigkeiten agieren, weil sie selbst glauben, dass sie nicht mehr können und/oder weil Eltern/Lehrer/Freunde/Partner ihnen das Gefühl vermittelt haben oder ihnen gesagt haben, dass Sie nicht mehr können.
Ich finde es grundsätzlich besser die Einstellung zu haben, dass der Erwerb von Fähigkeiten mehr mit Passion, Schweiß, Arbeit, zu tun hat. Also bist Du bereit den Weg zu gehen, bzw. "den Preis zu zahlen" eine gewisse Fähigkeit zu erlangen?
Leider ist der Trend in der Darstellung von "Erfolgen" in der Öffentlichkeit häufig so, dass man glauben könnte, den "Erfolgreichen" fliege alles zu und es hat weniger damit zu tun, dass viel Üben, Trainieren und Entbehrungen diesen Erfolg möglich gemacht hat.
Von daher glaube ich der Ansatz "Weiter, Weiter" ist richtig, wenn er immer damit kombiniert ist, mit dem Gedanken: "Bin ich bereit den Preis dafür zu zahlen" , also 10.000 Stunden zu üben.
“Ten thousand hours of practice is required to achieve the level of mastery associated with being a world-class expert — in anything. In study after study, of composers, basketball players, fiction writers, ice skaters, concert pianists, chess players, master criminals, and what have you, this number comes up again and again. Ten thousand hours is the equivalent to roughly three hours per day, or twenty hours per week, of practice over ten years. Of course, this doesn’t address why some people don’t seem to get anywhere when they practice, and why some people get more out of their practice sessions than others. But no one has yet found a case in which true world-class expertise was accomplished in less time. It seems that it takes the brain this long to assimilate all that it needs to know to achieve true mastery.”
[Quelle: Daniel Levitin : “This is Your Brain on Music”]
Verfasst: Do Mär 31, 2011 5:29 pm
von Herigo
heute mittag las ich einen interessanten bericht auf n-tv (ist noch aktuell). der mensch lebt nicht art gerecht. da gibt es eine bemerkenswerte stelle die besagt (sinngemäß) die heutige gesellschaft (global) nehme dem individuum seine besonderheit und damit seine stärke.
sicher werden die wenigsten von uns ein norminatives level wie unser lieber kollege agustin amigo oder auch mr335 erreichen. sie sind nah an dem was oben ist dran. das gilt sicher auch für ernesto.
aber sie unterscheiden sich schon. gott sei dank.
es besteht wohl ein hauptfehler schon darin sich STÄNDIG mit ihnen und anderen zu vergleichen. das man von solchen kapazitäten viel lernen kann und sollte steht ausser frage.
objektiv betrachtet werde ich nicht FLAMENCO spielen können, zumindest jetzt nicht und in absehbarer zeit (ist vielleicht auch schon ein fehler es so zu schreiben). ABER es muss eine stärke geben die auch ich habe, sicher ist das was ich mache nie amtlich oder von einem besonderen technischen level. aber je persönlicher es ist um stärker ist mein eindruck, dass es bei dem einen oder anderen ankommt. und rückblickend habe ich trotz allem eine menge durch den unterricht gelernt.
ich möchte das jetzt nicht zu egozentrisch sondern eher verallgemeinernd verstanden wissen.
es ist besser ernsthaft an sich zu arbeiten (auch wenn es nie mainstream wird) als einfach nur versuchen eine kopie zu sein.
Verfasst: Fr Apr 01, 2011 6:23 pm
von agustinamigo
Ich wünschte mir ich würde die Tremolo Technik beherrschen oder Flamenco spielen können und vieles mehr... eigentlich gibt es keine Grenzen, wenn da nur ein kleines Problem da wäre: KEINE ZEIT... Ich befinde mich schon länger in einer Phase wo ich kaum was zusätzliches lerne (obwohl ich es mir sehr wünschen würde), aber die 5 Stunden in der Woche die ich für das Gitarrenspielen einsetzen kann, nutze ich ausschliesslich zum arrangieren und komponieren, keine Technikübung oder so... ist leider nicht drin... Ich versuche auch aus dem was ich kann das beste zu machen.
Verfasst: Sa Apr 02, 2011 1:26 pm
von Milli
Hi,
ich denke, das man am Anfang noch nicht abschätzen kann, wie weit man kommt. Ein begabter Gitarrenspieler, der aber undiszipliniert ist und nicht übt, wird nicht so weit kommen, wie ein normal begabter, der aber Spaß an der Sache hat und übt.
Sich auf das Urteil eine Lehrers zu verlassen halte ich auch für eine unsichere Methode. Das weiß jeder aus der Schulzeit, es gibt Lehrer die motivieren und gut den Unterrichtsstoff rüberbringen und andere, da versteht man nur Bahnhof.
Das W i c h t i g s t e ist jedoch der Spaß an der Sache, alles andere kommt ganz von allein.
Verfasst: Sa Apr 02, 2011 1:56 pm
von TorstenW
Milli hat geschrieben:Das weiß jeder aus der Schulzeit, es gibt Lehrer die motivieren und gut den Unterrichtsstoff rüberbringen und andere, da versteht man nur Bahnhof.
Was aber in der Schule oft dadurch verschuldet ist, dass man in einer Klasse mit 30 Schülern sitzt, und der Lehrer ein bestimmtes Pensum in einer bestimmten Zeit schaffen muss.
Im individuellen Gitarrenunterricht sieht das schonmal ganz anders aus, da zum einen die Interessen des Schülers berücksichtigt werden können und zum andern der Unterricht an den jeweiligen Schüler angepasst sein kann/sollte.
Diszipliniertes Üben ist eine Frage der Grundeinstellung.
Entweder man entwickelt diesen Ehrgeiz irgendwann in seinem Leben (wozu Lehrer durchaus beitragen können, vor allem aber die Eltern), oder eben nicht.
Gitarrespielen ist für viele einfach ein eher nebensächlicher Zeitvertreib, auch wenn sie zum Unterricht gehen. Da gibt es Leute, die Üben in der Woche zusammengerechnet grad mal 30 min.
Logischerweise kommen die nicht wirklich schnell voran.
Davon abgesehen, gibt es aber auch Menschen die von Grund auf noch andere Probleme haben, etwa motorischer Art, und die dann zum Erlernen eines Stückes einfach länger brauchen als andere.
Dann gibt es Leute die hören sofort, wenn sie sich verspielen/ein Sound/Tempo nicht stimmt etc, und es gibt andere die nehmen das nicht sofort wahr, sondern brauchen die Hilfe eines Lehrers um das zu erkennen. Den sieht man aber meist eben nur einmal pro Woche.
Und so gibt es für jeden, ganz individuell, irgendwo Grenzen, die durch die Zeit gesteckt sind, die man in das tägliche Üben stecken kann.
Agustin sagt es schon:
Wer arbeiten geht, nebenher vllt noch Familie, soziale Kontakte etc hat, dem bleibt unterm Strich dann manchmal nur ein paar Stunden Zeit in der Woche, die eben nicht reichen um all das zu erreichen, was man technisch erreichen könnte.
Ich denke also, dass es letztlich eine Frage der Lebensumstände und -einstellung bezüglich des Gitarrespielens, sowie teilweise der Physis ist, die entscheidet wo die Grenzen des Einzelnen gesteckt sind.
Das kann ein Gitarrenlehrer aber dann durchaus (für den Moment) beurteilen.
Verfasst: Sa Apr 02, 2011 4:36 pm
von Milli
Entschuldigung. Ich wollte damit nichts gegen Lehrer sagen, war etwas unglücklich ausgedrückt. Tut mir leid. Was ich meinte war, man sollte nicht alles von der Äußerung eines e i n z i g e n Menschen abhängig machen, so wie in dem Fall von Clones Vater. Es ist schade, wenn jemandem dadurch der Spaß an einem schönen Hobby verloren geht und man ganz aufhört ein Instrument zu spielen.
nn
Verfasst: Sa Apr 02, 2011 4:55 pm
von string
Je länger du spielst, um so kleiner werden die "Fort-Schritte" .
Irgendwann habe ich mich auch gefragt, wo der Spass am Spielen bleibt, wenn ich für eine einzige Technik bespielsweise ein halbes Jahr oder noch länger üben muss, um vielleicht an das Niveau eines Vorbilds ein wenig heranzukommen. Mache ja Musik nur als Hobby und muss keine Prüfung ablegen oder davon leben. Habe beschlossen mir bestimmte Tortouren nicht mehr anzutun und meinem Level entsprechend Stücke zu üben, die mir trotzdem Spass machen und ich in absehbarer Zeit evtl. meistern kann.
Vielleicht sollte man bei seiner investierten Energie und einem realistischen Ziel auch sein Alter in Betracht ziehen
An erster Stelle sollte der Spielspass stehen. Es gibt eben nur einen TE, Paco de Lucia, David Qualey ect... Hat bei mir auch Jahre gedauert, bis ich das akzeptieren konnte.
Gruß
Klaus
Verfasst: Sa Apr 02, 2011 5:16 pm
von TorstenW
Milli hat geschrieben:Entschuldigung. Ich wollte damit nichts gegen Lehrer sagen, war etwas unglücklich ausgedrückt. Tut mir leid.
Kein Grund sich zu entschuldigen. Ich hab dir ja gar nicht wirklich widersprochen. Wollte nur aufzeigen, dass die Situation "Schule" und die Situation "Gitarren-Einzelunterricht" nicht so ohne weiteres miteinander vergleichbar sind.
Natürlich gibt es verschiedene Lehrer, und es gibt auch welche mit denen man nicht klar kommt, wieso auch immer.
Kleines Beispiel: ich hatte lange Zeit einen Lehrer, der sehr viel verlangt hat, grade im technischen und insbesondere im interpretatorischen Bereich.
Hätte ich nicht das Ziel gehabt ein Studium Richtung Musik zu machen, wär ich mit ihm auch nicht wirklich klargekommen, weil der Spaß da eben einfach auch mal auf der Strecke blieb. Das ist ganz unweigerlich so, wenn man täglich 5-6 Stunden üben "muss".
Es muss da eben immer passen, je nachdem was der Schüler erreichen will.
Ansonsten geb ich dir recht: nur weil eine Einzelperson etwas behauptet, muss das noch lange nicht stimmen. Letztlich sollte man aber selbst merken, wenn man nicht weiter kommt und dann hinterfragen woran es liegt: Lebensumstände, Übezeit, vllt auch der Lehrer selbst, durchaus möglich.
Verfasst: Sa Apr 02, 2011 8:52 pm
von Volkmar
Milli hat geschrieben:
Das W i c h t i g s t e ist jedoch der Spaß an der Sache, alles andere kommt ganz von allein.
Damit hast du den Kern ja wohl getroffen, genau deshalb spielen wir doch Gitarre...
Verfasst: So Apr 03, 2011 2:22 pm
von Rainman
Und wer viel spielt auch ohne irgend eine bestimmte Technik erlernen zu wollen, wird sich trotzdem weiter entwickeln. In Groove, Haltung, Ausdauer, Stimme, Dicke der Hornhaut, Gefühl, Rhythmik, Ausdruck, Sicherheit und Vieles mehr.
Aber diejenigen die "bewusst" besser werden wollen, müssen sich mit ihren Grenzen herum schlagen. Und wenn man seine persönliche Grenze nicht überwinden kann, gibt es vielleicht einen Weg darum herum.
Stillstand ist kein Zustand. Irgend wohin geht es immer.
Verfasst: Mo Apr 04, 2011 11:49 am
von scifi
agustinamigo hat geschrieben:Ich wünschte mir ich würde die Tremolo Technik beherrschen oder Flamenco spielen können und vieles mehr... eigentlich gibt es keine Grenzen, wenn da nur ein kleines Problem da wäre: KEINE ZEIT... Ich befinde mich schon länger in einer Phase wo ich kaum was zusätzliches lerne (obwohl ich es mir sehr wünschen würde), aber die 5 Stunden in der Woche die ich für das Gitarrenspielen einsetzen kann, nutze ich ausschliesslich zum arrangieren und komponieren, keine Technikübung oder so... ist leider nicht drin... Ich versuche auch aus dem was ich kann das beste zu machen.
Also wenn du DEIN Niveau mit 5 Stunden pro Woche auch nur halten kannst, bekomme ich ein Problem mit meinem Ego.
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