DADGAD & Co

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

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Orange
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DADGAD & Co

Beitrag von Orange »

Mahlzeit,

habe mich mit dem Thema "verschiedene Stimmungen" noch nie beschäftigt, deshalb werfen sich auch Fragen (warum, wieso, weshalb) auf:

) Warum wird in verschiedenen Stimmungen gespielt ?
) Spart man sich dabei vielleicht komplizierte Griffe oder kommt man damit in neue "Spielsphären" ?
) Was erleichtert / erschwert dabei den Gitarristen ?

Da lasse ich mich von den Profis hier gerne belehren ... :)
Tripple xXx
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Beitrag von Tripple xXx »

Also ich persönlich spiele hin und wieder gerne mal Stücke in dieser Stimmung weil sie sich einfach anders schöner anhört als EADGHE anhört also die Standardstimmung.
Und standard Stimmung spiele ich schon viele Jahre,man will ja auch mal was neues ausprobieren.
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Manati
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Re: DADGAD & Co

Beitrag von Manati »

Kaindee hat geschrieben: ) Spart man sich dabei vielleicht komplizierte Griffe oder kommt man damit in neue "Spielsphären" ?
Ja, ggf. schon. Und ja, kommt man.

Stimme einfach mal eine Gitarre in Open D und probiere selbst ein wenig. Man kann dazu viel schreiben und lesen; selbst spielen ist ergiebiger.

Diese Seite könnte ein guter Einstieg sein:

http://www.gitarre-stimmen.de/html/open_tunings.html

Und das "Loch in der Banane" ist ein hervorragender Einstieg in Open D, finde ich.
Zuletzt geändert von Manati am Di Aug 30, 2011 12:42 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Blues53
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Beitrag von Blues53 »

Offene Stimmungen haben schon ihren besonderen Reiz, sowohl spieltechnisch als auch klanglich. Du kannst (z.B. in einem offenen D) leichter Melodie und Bassbegleitung gleichzeitig spielen oder per Bottleneck über einige oder gar alle Saiten 'sliden'. Außerdem kannst Du manche Stücke einfach nicht so wohlklingend in normaler Stimmung spielen.

Bekanntes Beispiel: Das Loch in der Banane von Klaus Weiland.

Weitere Informationen
http://de.wikipedia.org/wiki/Offene_Stimmung

Gruß Norbert
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

Moin,

abgesehen vom klanglichen Erlebnis einer tiefer gestimmten Gitarre ermöglicht z.B. DADGAD durch das kleinere Intervall zwischen g und a schnellere Melodien mit Hammerings und Pull-offs. Schönes Beispiel: Pass the Buck von Laurence Juber.
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
(Jean Paul)
Tripple xXx
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Beitrag von Tripple xXx »

Das Loch in der Banane ist ja mal ein Meissterstück,das spiel ich grade hammer geil.
stringbound
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Re: DADGAD & Co

Beitrag von stringbound »

Kaindee hat geschrieben:Mahlzeit,

habe mich mit dem Thema "verschiedene Stimmungen" noch nie beschäftigt, deshalb werfen sich auch Fragen (warum, wieso, weshalb) auf:

) Warum wird in verschiedenen Stimmungen gespielt ?
Ich kann nur für mich sprechen.
Bei mir hängt das mit den Bässen zusammen, die ich benötige, um eine Melodie zu unterstützen.
Manche Bässe sind in Standardstimmung nicht zu erreichen, oder sie klingen nicht.
Manchmal macht es auch Sinn, eine Melodie anders über das Griffbrett zu verteilen, um unerreichbare, hohe Töne als Flagolett spielen zu können.
) Spart man sich dabei vielleicht komplizierte Griffe oder kommt man damit in neue "Spielsphären" ?
Naja, man spielt eher andere komplizierte Griffe, aber man kommt in neue "Spielsphären", weil durch das Umstimmen neue Kombinationen von Bassbegleitung und Melodieführung möglich werden.
) Was erleichtert / erschwert dabei den Gitarristen ?
Es wird weder etwas erleichter, noch erschwert.
Einige Stücke werden aber erst durch das Umstimmen angemessen und mit dem "richtigen" Ausdruck spielbar.
Es geht mir immer darum, was dem Stück dienlich ist.
Da lasse ich mich von den Profis hier gerne belehren ... :)
Da gibt es nichts zu belehren, da jeder seine eigenen Gründe hat offene Stimmungen zu benutzen.
Bei dem einen geht es um die "sportliche Komponente" bzw. die Schwierigkeit, die das mit sich bringt, bei Anderen um den Einbau perkussiver Techniken, die erleichtert werden, wenn man einfache Akkorde mit einen Finger legen kann, oder ganz einfach darum, der Musik dienlich zu spielen.
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Wolf
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Beitrag von Wolf »

Moin, moin,

ich würde diese Überlegungen gleich mal wieder weglegen!

Meine Martin ist in Standard - bzw. 1/2 Ton tiefer gestimmt.
Die Stevens in DADGAD bzw. DADFisAD (geht gerade noch so mit dem Umstimmen 8) )

Wenn jetzt noch ´ne Stimmung dazu kommt wird´s schon wieder eng mit den Gitarren - und mit dem Platz :roll:

Du siehst - die Beschäftigung mit anderen Stimmungen hat neben der klanglichen Freude auch seine "unerfreulichen", weil teuren Saiten :wink:
--- ab hier beginnt die Signatur ---

Grüße vom Wolf


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notenwart
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Re: DADGAD & Co

Beitrag von notenwart »

Ich spiele ja nur nach, was andere sich ausdenken; da ich auch einigermaßen gut nach Noten spielen kann, habe ich mir schon des öfteren die FRage gestellt, warum soll ich für das Stück XYZ erst die Gitarre umstimmen, geht doch auch so, aber
Kaindee hat geschrieben: ) Warum wird in verschiedenen Stimmungen gespielt ?
Wie schon Stringbound sagte, die Interpretation muss dem Stück dienlich sein. Wenn Du bspw einen Bordunbass spielen möchtes (ähnlich wie der immer klingenede Ton eines Dudelsackes) ist es natürlich einfacherdafür eine offene Saite nutzen zu können.
Ebenso kann es sinnvol sein, den Tonumfang etwas zu erweitern, indem Du die E-Saite auf D ode sogar C stimmst

Von Griffen im Sinne geriffener Akkorde würde ich gar nicht so sprechen, weil Liedbegleitung (soweit ich weiss) nicht oft in offenen Stimmungen praktiziert wird.
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Hi - now I give my mustard to it :o)

a) wenn man mit Open Tunings beginnt, ist vieles einfacher und man erreicht schnell einen Wohlklang, das hat den Vorteil, dass man motiviert ist weiterzuforschen und

b) irgendwann merkt man dann nach einigen Fortschritten, dass man sich wiederholt und wechselt das Tuning oder

c) vertieft das Wissen oder das Eintauchen darin und dann ist plötzlich auch nicht mehr so viel leichter....

und....irgendwann ist dann Musik in einem Menschen und der muss sich dann entscheiden welches Tuning am besten geeignet ist, die Essenz der Musik am besten zu transportieren. Ich kann einige Stücke in verschiedenen Stimmungen spielen (meist recht einfache wie The Water is wide oder Fields of Gold).

Der Bensusan hat so einen schönen Begriff geformt... "the gravitiy of the guitar"...also die Anziehungskraft der Gitarre, damit meint er, dass man sich bewusst machen solle, wann die Gitarre oder das Tuning quasi die Musik vorgeben, weil es vielleicht ergonmisch/motorisch leichter wird oder halt ein Schönklang erreicht wird - und wann die Musik das Tuning diktiert.

Es sollte sich auch nicht ausschliessen, denn es ist wunderschön einfach so vor sich hinzudöngeln und sich von einem Tuning berieseln zu lassen, genauso wie es toll ist, neue abgefahrene Akkorde zu finden oder welche aus der Standardstimmung zu portieren.
Notenwart: Von Griffen im Sinne geriffener Akkorde würde ich gar nicht so sprechen, weil Liedbegleitung (soweit ich weiss) nicht oft in offenen Stimmungen praktiziert wird
Oh da gibt es aber schon einige Gegenbeispiel und es wird immer mehr.
Selbst ich habe ja auf der CD einen Gesangstitel in Dadgad (This moment), Hans York spielt einige Gesangstitel in Dadgad und der Bensusan auch....ich glaube, dass funktionert immer dann wenn man sich als Musiker de zufällig Gitarre spielt begreift und nicht nur als Gitarrist.
Schöne Grüße, Rolli
www.daskulturgut.de - KulturGUT
www.rolandkalus.de - Gitarrenunterricht, aber nur wenn's wirklich sein muss ;)
stringbound
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Re: DADGAD & Co

Beitrag von stringbound »

notenwart hat geschrieben:Von Griffen im Sinne geriffener Akkorde würde ich gar nicht so sprechen, weil Liedbegleitung (soweit ich weiss) nicht oft in offenen Stimmungen praktiziert wird.
Wenn ich die Sängerin begleite, mit der ich zusammenarbeite, dann meist in DADGAD, CGDGAD oder einem verwandtem Drop-Tuning.
In Standardstimmung begleite ich sie nur bei ein paar Stücken.
Das hängt mit den Bässen zusammen, die der Melodie das Gerüst geben.

Hier ist eine Begleitung in DADGAD: She's like the Swallow.

Und hier eine in CGDGAD: Here's a Health.

Zum Abschluß gibt's noch DGDGAD: Danny Boy.

PS: Wer war eigentlich die Nase, die behauptet hat, dass Liedbegleitungen weniger anspruchsvoll und leichter zu spielen seien, als Solostücke?

PSS: Sorry für die vielen Postings heute.
Bin gerade krankgeschrieben.
Rücken kaputt, da kann ich nicht so viel sitzen und Gitarre spielen...
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

ich habe, wie andere auch, eine steelstring in standard und eine in DADGAD gestimmt. die 12string aus hauptsächlich klanglichen gründen eine ganzton tiefer standard, wobei ich hier eigentlich mindestens auch noch eine 2. bräuchte da ich auch hier mit alternativen stimmungen spielen will und muss wenn ich slide einsetze. ich nenne sie mal alternative stimmungen, weil die standardstimmung genau genommen auch eine offene ist. jedoch hört sich der über alle sechs leersaiten angeschlagene akkord eben nicht so wohlklingend an wie bei den sogenannten "offenen stimmungen". wobei auch dieser offene akkord beschreibbar ist. eine davon wäre Em7/4 wobei der in der lage nicht so gut klingt, greift man aber mal am 5 oder 7 bund hört sich das schon viel besser an.
drauf gekommen bin ich durch die beschäftigung mit flamenco akkorden, wobei hier die leersaiten ganz gerne auch mal vermindert oder übermäßig klingen. die eigentliche andalusische kadenz bleibt irgendwie immer erhalten. also zb. Am G F E, selbst die vielen erweiterungen bewegen sich meist von der Moll Tonika zur Dur Dominante die sich dann wieder zb. in Amoll auflöst.
so kann man fast durchgehend die hohe leere e-saite klingen lassen wenn man sich von Dmoll nach A bewegt. das ergibt D9 (oder Dmoll oder Dmoll+5, aber hier dann f greifen); C7/9 (und/oder Gmoll6); (und/oder Fmaj7/+11) Bb+11; A (oder A-9). all die kompliziert klingenden bezeichnungen sind mit den leersaiten relativ einfach zu greifen.
für flamenco ist nach meiner erfahrung die sogenannte standardstimmung optimal.

ich erwähne das deshalb so deutlich weil eben die spanische schule mehr oder weniger die heutige standardstimmung festgelegt hat. aus rein klassischer sicht müsste die gitarre wie die meisten anderen streich- oder zupfinstrumente in quarten oder quinten gestimmt werden. machen sechsaiterbassisten auch so und ich habe ganz am anfang mal in einer band gespielt in der ein gitarrist so stimmte weil er es anfangs gar nicht anders wusste und sich später wider "besseres" wissens daran gewöhnt hatte, wahrscheinlich spielt der heute noch so. ich habe nichts falsches gehört nur fiel mir auf, dass er manche akkorde so "komisch" greift. der hat alles nach gehör gemacht!

Stimmungen haben auch "Stimmungen", zum beispiel durch den drone oder borduneffekt der leeren saiten und des veränderten tonunfangs. bei DADGAD kannst du mit der gleichen grundtonbasis sowohl dur als auch moll spielen und dabei die leersaiten genauso weiter benutzen, dh. du musst nicht in die parallele moll oder dur tonart wechseln, das erzeugt einen sehr subtilen stimmungswechsel.

mit anderen stimmungen habe ich mich noch nicht so befasst, bis auf das Droped D oder der sehr ähnlichen DADF#HE stimmung. aber das entscheidende ist eben nicht die vereinfachung (na ja bis auf open G, die sogenannte amerikanische hausfrauenstimmung) sondern vor allem der klangliche charakter.
Salud a Familia
Herigo Carajillo de los Bomberos de Alemania
kostenlos CD runterladen: www.mydrive.ch user: guest@current password: Burro01
notenwart
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Beitrag von notenwart »

Hallo Rolli und Hallo Joe,
ok, "soweit ich weiss" war eben nicht besonders weit :-) ich werde das mal im Auge (nee in den Ohren) behalten... Danke für die Hinweise
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Manati
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Beitrag von Manati »

Lustig wird's übrigens immer, wenn jemand zu Besuch kommt, sich eine Gitarre greift, einen Akkord anschlägt und total verdattert guckt, weil's völlig daneben klingt ... dann hat er halt die erwischt, die offen gestimmt ist.
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Terry Pratchett, 1948 - 2015
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Orange
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Beitrag von Orange »

BOAH EY ... da kommt man mal "ausnahmsweise" zu späterer Stunde nach Hause und checkt noch das Forum ab und dann das. Jaja, jetzt wird´s schon klar warum manche so viele verschiedene Stimmungen verwenden. Auch wenn für mich noch nicht brauchbar, aber doch sehr sehr interessant - DANKE !

Ich denke ich habe mal gehört (wenn ich mich recht erinnere), das Peter Ratzenbeck bei einem Konzert gesagt hat das er in 21 verschiedenen Stimmungen spielt ? Ist / wäre das möglich ? Zutrauen würde ich es ihm, denn er ist schon Weltklasse wie ich finde ...

Ich muss jetzt ins Bett gehen, soviel Info´s zu später Stunde ... (werde mir das morgen alles nochmal durchlesen) :|

Danke für die Links ! :P
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