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Dämpftechnik

Verfasst: Sa Jan 21, 2006 5:59 pm
von Digger
Hallo zusammen.

Folgendes Problem: Mir macht das Fingerpicking schon Spaß, aber ich möchte rhythmusbetonter spielen können. Vorbildlich macht das Leo Kottke auf seinen frühen Aufnahmen*, die auch die größte Motivation für mich sind. Ich glaube, daß er beim Spielen die Baßsaiten dämpft; wie er das macht, habe ich aber noch nicht herausgefunden. Kann mir jemand helfen?

Gruß,
Digger

*: http://www.guitarmusic.org/kottke/gaudio.html
(insbesondere das Lied "8 Miles High"!)

Verfasst: Sa Jan 21, 2006 10:26 pm
von RB
Da ich eine eher unklassische Haltung habe, kann ich die Bass-Saiten mit dem äußeren Ballen der rechten Hand abdämpfen. Der Ballen wird leicht auf die Bass-Saiten aufgelegt, in der Nähe des Steges und je nach Bedarf horizontal und vertikal an die richtige Stelle gerollt.

Ich sitze ungefähr so:

Bild

und halte die rechte Hand so:

Bild

das klingt dann ungefähr so. Aber das würde ich weniger dem L. Kottke zuschreiben, da kenne ich es eigentlich weniger her. Besonders ausgeprägt finde ich, spielt das W. Lämmerhirt. Die Platte von ihm mit älteren Aufnahmen (gibt es als CD) finde ich sehr hörenswert.

Verfasst: So Jan 22, 2006 1:02 am
von Digger
@RB: Danke, das kommt der Sache schon sehr nahe. Hast Du Dir die Aufnahmen von Kottke schon mal angehört? Klingt toll, aber so ohne weiteres kann ich das natülich nicht reproduzieren; abgesehen von der Spieltechnik hat er dabei meines Wissens nach eine 12-saitige Gitarre benutzt. Mit meiner Dreanought würde es sich keinesfalls so anhören. Aber was soll's, das Prinzip ist wichtig: Mit Dämpfen beim Spielen mehr Rythmus reinzukriegen. Mein Picking hört sich eben wie Picking an, d.h. noch nicht perkussiv genug. Vor allem in den Bässen!

(Überhaupt werde ich in Zukunft wahrscheinlich bei einer 6-saitigen bleiben. 12-saitige hören sich in meinen Ohren schon "klanglich überladen" an.)

Verfasst: So Jan 22, 2006 12:06 pm
von Davanlo
Spielst du mit Daumenpick ?

Verfasst: So Jan 22, 2006 1:36 pm
von Holger Hendel
Blöde Frage, aber (genau dieses Problem stellt sich mir gerade mal wieder):

spielt jemand Hybrid-Picking- wenn ja: wie dämpfst Du effezient?

Ich habe ernsthafte Probleme, eine dynamische, konstante Dämpfbewegung hinzubekommen. Das führe ich darauf zurück, dass der Impuls für den (Wechsel)Bass (wird ja durch das Pick erzeugt) nicht von Sattelgelenk oder Grundgelenk ausgeht, sondern fast zu 100% aus dem Handgelenk kommt. Hier sehe ich den Hauptunterschied zwischen Hybrid-Picking und (reinem) Fingerpicking (wo ja der Bass vom Daumen gespielt wird / Impuls aus Sattel- und Grundgelenk des Daumens). Mir fällt es schwer zu dämpfen, wenn mein Handgelenk ständig in Bewegung ist. hat jemand eine Idee, wie ich das in den Griff bekommen könnte? Den Impuls nur aus dem Daumen kommen zu lassen wird nicht gehen (nicht praktikabel / zu unfelxibel). Doch welche andere Möglichkeit sehr ihr? Bin derzeit ziemlich ratlos, dabei würde ich so gerne auch im Hybrid-Picking abgedämpft spielen. :)

Freue mich auf evtl. Ideen & Tipps!

Verfasst: Mo Jan 23, 2006 1:36 pm
von Digger
Danvalo hat geschrieben:Spielst du mit Daumenpick ?
Ja. Ob Leo Kottke auf diesen Aufnahmen mit Daumenpick spielt, weiß ich allerdings nicht. Ich spiele auch erst seit kurzem mit Daumenpick, für den Baß ist das schon ganz nützlich. Die Plastik-Fingerpicks sagten mir nicht so zu, erstens saßen sie nicht stabil genug und zweitens konnte ich mich nicht an den nun größeren Abstand zwischen Fingern und Saiten gewöhnen. :roll:

Verfasst: Mo Jan 23, 2006 5:07 pm
von matthiasL
HI,

den hatten wir schon mal, damals habe ich den Link hier geposted
http://www.boegershausen.de/forum/viewtopic.php?t=40 .

Kottke hat in den ersten 15 Jahren seiner Karriere mit Picks (Daumen und Finger) gespielt dann hat er einen Musiker-Krampf (das Fachwort ist mir entfallen) bekommen und hast dann wieder langsam mit blossen Fingern angefangen.

Cheers ML

Verfasst: Do Jan 26, 2006 11:35 am
von jo
Holger Danske hat geschrieben:Blöde Frage, aber (genau dieses Problem stellt sich mir gerade mal wieder):

spielt jemand Hybrid-Picking- wenn ja: wie dämpfst Du effezient?
<SNIP>
Bin derzeit ziemlich ratlos, dabei würde ich so gerne auch im Hybrid-Picking abgedämpft spielen. :)

Freue mich auf evtl. Ideen & Tipps!
Ich habe dieses Problem bekommen, als ich vom Daumenpick auf nackte Finger gewechselt habe. Die Dämpfung, die in unserem Beispiel Kottke zustande bringt, wird zu einem Teil von seinem Handballen erzeugt, der je nach Bedarf auf den Basssaiten ruht. Das funktioniert gut, solange man mit Pick spielt. Ohne Pick muss man den Daumen etwas mehr einstellen, er liegt also nicht mehr parallel zu den Saiten und die ganze Hand ist etwas mehr eingebogen. Damit ist eine Auflage des Handballens im Bereich der Basssaiten sehr schwierig und es ist nicht mehr möglich, die Hand ruhig zu halten. Man kann durch Übung einer etwas anderen Handhaltung dieses Problem etwas abmildern, aber nicht wirklich lösen.

Unterstützen kann man die Kottke-artige Dämpfung mittels Handballen durch die anderen Techniken der Dämpfung, die alle recht übungsintensiv sind. Ich meine damit das sogenannte 'left-hand' und 'right-hand' string stopping. Das bedeutet, dass man die Saite entweder direkt nach dem Anschlag durch Aufsetzen der Finger der rechten Hand stoppt (right-hand) oder durch kurzes Anheben der Finger linken Hand (left-hand stopping). In der Kombination mit der Dämpfung der Basssaiten durch den Ballen der rechten Hand erzeugt Kottke solche rhythmischen Kracher wie etwa 'Vaseline Machine Gun' oder 'Busted Bicycle'.

Meines Erachtens gibt es Stücke, die sollte man einfach mit Daumenpick spielen. Freestyle hilft da nicht vollständig überzeugend weiter.

Verfasst: Do Jan 26, 2006 3:00 pm
von erniecaster
Hallo!

Komisch, dämpfen fand ich immer einfach. Jetzt habe ich mal hingesehen.
Ich lege schlicht meinen rechten Handballen auf den Steg, genauer: Der Ansatz des Handballens liegt auf dem Pin der A-Saite. Von diesem festen Punkt "wippe" ich je nach gewünschtem Dämpfungsgrad mehr nach vorne oder hinten. Ist schwierig zu beschreiben, müsste man sehen.

Vielleicht probierst du erstmal nur so eine stinknormale bassige Bluesbegleitung, diese Zwei-Finger-Figur ausschließlich mit dem Plektrum und veränderst da immer die Dämpfung, bis sich das in der rechten Hand quasi automatisiert hat.

Gruß

erniecaster

Verfasst: Fr Jan 27, 2006 10:04 am
von matthiasL
Hi,

das Problem ist doch flexibel zu sein. Sowohl das eine als auch das andere perfekt zu beherrschen. Daempfen hoert sich ja nicht immer gut an, manchmal (oder oft) will man ja das alles laaaange schwingt.

ML

Verfasst: Fr Jan 27, 2006 1:05 pm
von jo
matthiasL hat geschrieben:Hi,

das Problem ist doch flexibel zu sein. Sowohl das eine als auch das andere perfekt zu beherrschen. Daempfen hoert sich ja nicht immer gut an, manchmal (oder oft) will man ja das alles laaaange schwingt.

ML
Ja, da hast Du wohl recht. Aber hier geht es ja genau um solche Stücke, die eine Dämpftechnik verlangen. Und die Haupttechnik von Kottke in den frühen Jahren ist genau die, die RB und erniecaster schon beschrieben haben:
der Handballen liegt etwa im Bereich der Endpins am Steg auf, leichtes Verschieben oder Kippen der Hand variiert den Grad der Dämpfung.
Kottke spielte viele der Stücke mit ziemlich konstanter Dämpfung. Man sucht sich also eine komfortable Position mit dem richtigen Grad der Dämfung der Basssaiten und los geht's. Dazu kommen leider noch die beiden anderen Techniken der Dämpfung, wie ich sie schon oben beschrieben habe (left-/right-hand string stopping).

Gruß
Jo

Verfasst: Mo Jan 30, 2006 2:03 pm
von matthiasL
Hi Jo,
Ich hatte gedacht Kottke waere beruehmt fuer seine Akzentuierungen durch left hand string stopping. Bin kein LK Experte aber MHedges AdeGrassi haben die liHa Technik bei LK immer hervorgehoben und sie als Hauptinspiration genannt fuer ihr lH stop-Technik.
Was sind deine Quellen fuer das von dir beschriebene, hast du Artikel darueber gefunden? Wuerde mich wirklich interessieren wie er das macht, fuer mich hoert es sich an wie ein konstanter Flow aus der rechten Hand bei dem die Tonlaengen je nach Rhytmus mit der linken kontrolliert werden.

Mit der reHa hat LK er die normal Travis Handballen-Technik, wie beschrieben.

ML

Verfasst: Mi Feb 01, 2006 9:39 am
von jo
matthiasL hat geschrieben:Hi Jo,
Ich hatte gedacht Kottke waere beruehmt fuer seine Akzentuierungen durch left hand string stopping. ....
Entschuldige meine lahme Reaktion, ich war zwei Tage auf einer Baustselle in Unna (btw, jemand hier aus Unna? Man könnte sich ja mal treffen)
Ja sicher, matthiasL, die Kombination der linken Hand mit dem klassischen (Travis-)Stil der rechten Hand ist das geniale, was Kottke auszeichnet. Die linke Hand ist tatsächlich der Knackpunkt, wenn man das nachspielen will.
matthiasL hat geschrieben: Was sind deine Quellen fuer das von dir beschriebene, hast du Artikel darueber gefunden?
Ich muss mal nachsuchen, aber das meiste, was ich darüber gelesen habe (ist schon was länger her), findet sich glaube ich bei Stropes.com sowie auf den verschiedenen Webseiten von und zu Leo Kottke. Ich suche am Wochenende mal nach.
matthiasL hat geschrieben: Wuerde mich wirklich interessieren wie er das macht, fuer mich hoert es sich an wie ein konstanter Flow aus der rechten Hand bei dem die Tonlaengen je nach Rhytmus mit der linken kontrolliert werden.
Genau so. Ein bißchen wird das Mass der Dämpfung auch durch Veränderung der Position der rechten Hand kontrolliert, die rhyrhmischen Akzente kommen jedoch oft aus der linken Hand durch das Abstoppen.

Jo

Verfasst: Fr Feb 03, 2006 9:29 pm
von Holger Hendel
Hey Jo, :wink:

Danke für den Denkanstoß- werde ich mir mal in ´ner ruhigen Minute zu Gemüte führen. Wahrscheinlich ist es wirklich so, dass es nicht wirklich "perfekt" hinhauen kann. Hmmm...na ja, so wird´s immerhin nicht langweilig....üben...üben....üben......

Verfasst: Mo Feb 06, 2006 6:23 pm
von jo
Holger Danske hat geschrieben:Hey Jo, :wink:
....
Hey Holger,
und vor allem dran denken, dass bei einigen Stücken der Daumen - Pick dazugehört und ohne ist zwar aufregender, aber nicht so knackig...
Keep on pickin'

Jo