Auch Strumming will gelernt sein

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

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Orange
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Auch Strumming will gelernt sein

Beitrag von Orange »

Mahlzeit,

hatte gerade ein Gespräch mit einer Arbeitskollegin und sie hat mir erzählt das ihre Tocher früher mal Gitarre gespielt hat.
Natürlich bin ich da gleich hellhörig geworden und musste nachfragen wie, warum, wann, wieso, weshalb, ... usw.

Dann erzählte sie mir (sie hat übrigens mit Gitarre absolut nix am Hut) das ihr Tocher immer das "Zupfen" geübt hat.
Was sie jetzt genau gespielt hat weiß ich nicht und sie auch nicht mehr, ABER dann kam die Hammer-Meldung:

"So Lieder wie zum Beispiel was von den Beatles konnte sie nicht spielen, das hat sie nicht gemacht, denn wie sagt man dazu wenn man NUR SO TUT ?"
--> Sie deutete damit Strumming an !

Musst ich gleich einschreiten: "Moooooooooment, was heißt hier NUR SO TUT ?" :shock:

Aha, da war als dringend Handlungsbedarf notwendig und ich musste sie mal kurzfristig aufklären daß das "nur so tun" (sprich: Strumming)
auch gelernt werden muss.

Ist irgendwie in Phänomen das so viele Leute die Akustikgitarre meistens mit der "einfachen" Liedbegleitung in Verbindung bringen.

Warum ? Bild
Tripple xXx
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Beitrag von Tripple xXx »

Weil Strumming einfach aussieht, und es ist ja auch im Prinzip nicht soo schwer, aber den Leuten ist nicht bewusst sowas unheimlich komplex werden kann, und dann wird es schwer.
Ich hab auch mal geglaubt gut strummen zu können, bis ich zu Jafko ging :P aber das erzähle ich hier jetzt nich weiter:mrgreen: .
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arokh
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Beitrag von arokh »

Tripple xXx hat geschrieben:Ich hab auch mal geglaubt gut strummen zu können, bis ich zu Jafko ging :P aber das erzähle ich hier jetzt nich weiter:mrgreen: .
Wieso nicht? Wäre doch spannend, insb. für die Autodidakten unter uns (also inkl. mir :D), wer weiß was wir alles falsch machen :shock:
Tripple xXx
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Beitrag von Tripple xXx »

Du willst das ich mich hier freiwillig zum Affen mache?
Nee :mrgreen: .
Es nichts was ich direkt falsch gemacht hab, einfach vieles was ich nich wusste oder konnte.
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arokh
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Beitrag von arokh »

Ach so schlimm kann es doch gar nicht (gewesen) sein :shock:

Zurück zum Eingangspost: Ich habe auch schon Leute kennengelernt die strummende Liedbegleitung nie gelernt hatten, die kamen (meist) aus der Ausbildung an der klassischen Gitarre ... die meisten haben aber auch gesagt, dass sie das ätzend fanden, dass sie nun zwar alleine schöne Lieder zupfen können aber nicht mit singwilligen Freunden zusammen hocken und diese auf der Gitarre begleiten können ...
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thust
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Beitrag von thust »

Strumming und im allgemeinen die Rhythmusgitarre wird oft unterschätzt.
Es soll erfahrene Gitarristen geben, die die tollsten Solos spielen können, aber bei einem einfachen Achtelrhytmus scheitern! ;-)
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Naja, das Beherrschen von Akkorden und der einfache Auf- und Abschlag aller 6 Saiten mit der anderen Hand ist schon etwas einfacher zu erlernen, als Picking. Klingt aber auf Dauer langweilig. Aber so einfach ist das mit dem "einfach" eben nicht.
Es gibt einfaches Strumming und einfaches Picking und eben von aller Sorte des Gitarrenspiels eine leichtere und schwerere Varianten.
Und es gibt Songs, die gehen irgendwie gar nicht ohne Strumming. Man könnte jetzt natürlich z.B. aus "Big Yellow Taxi", einem gestrummten Song von Joni Mitchell, auch ein Picking-Stück machen, das wäre dann aber etwas ganz anderes und würde den eigentlichen Groove doch etwas zerstören.
Ginge - muss aber nicht.

Ein guter Fingerpicker kann bestimmt auch ganz gut schrammeln. Gegen die Monotonie hilft die Beherrschung beider oder weiterer Arten, die Saiten zu bearbeiten.
Mein momentanes Interesse gilt Lisa Hannigan, die es schafft mit 3 Fingern (manchmal auch nur Zweien) auf Gitarre, Ukulele und Mandoline Songs, bestehend aus 3 Akkorden, zu picken, die einfach wunderschön sind. Da pfeif ich doch auf die Komplexität, wenn das scheinbar Leichte auch schon eine Übung ist, die Spaß macht. Muss man erst mal können.
Ich habe für übermäßigen Ehrgeiz einfach nicht die Zeit. Ich muss mein Geld auch nicht damit verdienen, was wohl auch den Unterschied zu Musikern ausmacht, die ihre Technik stets professioneller machen müssen. Ich bin froh, dass ich soweit ganz gut strummen kann und einfache Schlagmuster wie Folkpicking immer besser spiele.

Mir ist aufgefallen, dass es eben Laien gibt, die das Gitarrenspiel nach solchen Kriterien beurteilen wie in deinem Beispiel, Kaindee. Was einfach aussieht, muss wohl einfach sein - und was bringt einem schon "nur einfach"? Solche Leute muss man einfach mal aufklären, damit sie ihren Horizont etwas erweitern:
- Johnny Cash ist nicht das schwerste, klingt aber genau so wie es sein muss - nämlich echt!
- Beatles sind schon gar nicht einfach, auch wenn es Songs sind, die sich jedem gleich einprägen.
- Viele Bands machen einfache Musik. Die meisten Popsongs haben 3-5 Akkorde, die in der gleichen Reihenfolge einfach nur das gesamte Stück durchgespielt werden - das Zusammenspiel der Instrumente und der elektrisch verzerrte Gitarrensound erwecken den Eindruck von Kompliziertheit.
- Musizieren sollte eigentlich Spaß machen
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V.H.
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Beitrag von V.H. »

Hallo, ohne annähernd selbst so spielen zu können, M.K. sieht es anders :
http://www.youtube.com/watch?v=G_8dDaPs ... re=related
Seine Möglichkeiten sind halt umfangreich ...
V.H.

P.S.: und manch Ding ist so simpel :
http://www.youtube.com/watch?v=pH-1iExL ... re=related
Zuletzt geändert von V.H. am Mi Apr 11, 2012 9:55 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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jafko
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Beitrag von jafko »

Es ist eben ein Unterschied, ob man Gitarre als Solo Instrument oder als Begleitinstrument (zB. zu Gesang) lernt.
Ich kenne diesen "nur Klassik" Effekt.
Ich finde aber auch, ein "richtiger" Gitarrist sollte auch in der Lage sein am Lagerfeuer Liedbegleitung zu machen.
http://www.wolfgang-meffert.de" onclick="window.open(this.href);return false;
jpick
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Beitrag von jpick »

Meine Meinung: "Strumming" erschöpft sich nicht - wenn ich das Wort richtig verstehe - im einfachen Kennen und Spielen von Akkorden. "Liedbegleitung" ist genau so ein Sachverhalt, der Einfachheit suggeriert, aber unter Umständen - wenn es gut sein soll, etwas mehr verlangt als das Lernen von Griffbildern und deren Fingersätzen. Ich kann nur immer auf das fette Buch von Thomas Fellow zur "Liedbegleitung" verweisen, auch wenn es hier nicht immer nur um strumming geht.

Da geht es z. B. auch um das geschickte Einbringen von Basslinien (vor allem, wenn man allein spielt), aber auch um die rhythmischen Komponenten. Das Synkopieren, bewußte Spielen vor oder hinter dem Beat ohne Treiben oder Schleppen will doch sehr wohl gekonnt sein und ist nicht trivial.

Das Spielen von Akkordvoicings als gestrummte "Akkordsoli" ist z. B. im Jazz existentiell. Die "Strumming"-Arbeit von Gypsi-Jazzgitarristen, und vor allem deren Arbeit mit der rechten Hand (schnelle Tremoli etc.) kann virtuose Züge annehmen.

Ich spiele ja u. a. in einer "Unplugged"-Truppe und da ist die Strumming-Gitarre ein tragendes Element für den "Groove". Manchmal gar nicht einfach, finde ich. Und vor allem muß ja auch Abwechslung in einen Set, immer die gleichen Chords und Klangmuster runterschrauben hat auch schnell seine Grenzen :-)

Also eine Lanze für die Strummer ...
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tired-joe
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Beitrag von tired-joe »

Der Strummer aller Strummer (IMHO) war wohl Freddie Green in der Count Basie Band. Er war wichtig fuer die Rhytmusgruppe, zusammen mit Walter Page am Bass und Jo Jones am Schlagzeug (und Count Basie am Klavier) praegte er den beruehmten Sound der Count Basie Big Band. Das Paradoxe: Man nahm sein Spielen kaum wahr, sobald er jedoch mal aussetzte merkte man sofort, dass etwas fehlte. Das was er machte war jedenfalls hohe Kunst, denke ich, und keinesfalls trivial.

Joe
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Haudiho,

ich hab die Schrupperei immer nach Gefühl gemacht und bin immer gut damit gefahren. Ein bisschen Rhythmus liegt mir schon im Blut.

Klarerweise weiß ich, dass das nicht reicht. Und dass noch mehr rauszuholen ist. Beispielsweise bei Liedern, die man in einem Shuffle-Rhythmus spielen kann, ist ebendieser dann auch viel spannender als bloßes auf- und abschruppern. Und dieses Shufflezeugs z. B. beherrsche ich (noch) nicht.

Also habe ich mir diese DVD da zugelegt:

Bild

Bin aber erst bei Kapitel drei und komm nicht recht weiter, weil immer irgendwas dazwischenkommt. Aber ich bleib dran.

Die DVD an sich ist recht gut, soweit ich das für den Anfang jedenfalls beurteilen kann.
Pyjamapicker
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Re: Auch Strumming will gelernt sein

Beitrag von Pyjamapicker »

Kaindee hat geschrieben: "So Lieder wie zum Beispiel was von den Beatles konnte sie nicht spielen, das hat sie nicht gemacht, denn wie sagt man dazu wenn man NUR SO TUT ?"
--> Sie deutete damit Strumming an !
Da muss ich an ein Erlebnis aus meiner Lehrzeit denken:
Stolz präsentierte ich mein frisch erlerntes Fingerpicking mit einigen Liedern von Wader etc. und erntete nur Naserümpfen von meiner Lehrmeisterin mit dem Kommentar: "Also, ich denke, Gitarrespielen geht so!", und sie machte dazu die typische Handbewegung des Auf- und Abschlagens...

Viele Grüße,

Michael.
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hbslowhand
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Beitrag von hbslowhand »

Ich habe da was zum Thema entdeckt:
http://www.youtube.com/watch?v=H3s2DsF5 ... el&list=UL
Das nenn' ich Strumming!
Bin jetzt mal weg. Das muss ich mir gleich draufschaffen.......
Fingerpickers have more fun!
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scifi
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Beitrag von scifi »

Ich empfehle zur Meinungsbildung mal John Doyle anzusehen:

http://www.youtube.com/watch?v=SbjLh1tqCUE

Da falle zumindest ich auf die Knie (und weiß was ich in den nächsten Jahren üben sollte).
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