Hans Westermeier - Picking Basics... Hilfe?

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

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BerndiFolks
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Hans Westermeier - Picking Basics... Hilfe?

Beitrag von BerndiFolks »

Guten Abend Leute,

ich gehe bald in meine Examensvorbereitung und möchte mich, wenn es schon um eine grundsätzliche Lebensdisziplinierung geht, auch im Gitarrenspiel endlich voranbringen - Und ich fürchte ohne Disziplin wird das nüscht :roll:

Grundsätzlich lerne ich sehr sehr gern aus Büchern, besonders wenn sie so hervorragend sind wie die 2 Bände von Herrn Westermeier. Leider weiß ich nicht so richtig wie ich meine tägliche Übungsstunde strukturieren, oder sinnvoll gestalten soll.

Ich hab schon viel von Übungsplänen gelesen, die ein kontinuierliches, methodisches Voranschreiten ermöglichen sollen, aber wirklich umgehauen hat mich bisher nichts. Viele schwören auf Fingerübungen zu Beginn, aber was dann? Ein Pattern so lange wiederholen bis es klappt, dann das nächste und am Ende der Einheit nochmal alle durchspielen? Das letzte Mal als ich es so probiert habe, bin ich an der Gitarre eingeschlafen, und erst aufgewacht als sie mir aus der Hand zu rutschen drohte :-(

Hat vielleicht jemand auch anhand dieses Buches gelernt, und kann mir sagen wie er am besten vorangekommen ist?

Viele Grüße,
Berndi
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Liederbolt
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Beitrag von Liederbolt »

Kleiner Auszug aus "Schule für die Renaissancelaute" von Stefan Lundgren und Albert Reyermann:

Beim täglichen Üben sollten Sie nach einem festen Übungsprogramm vorgehen, etwa:

10 Min. Anschlagsübungen auf leeren Saiten
5 Min Anschlagsübungen auf gegriffenen Saiten
15 Min. Wiederholung früherer Lektionen
10 Min. PAUSE. es ist sehr wichtig, Hände und Finger zu entspannen und sich während der Übungen voll zu konzentrieren.
30 Min. Arbeit mit neuem Material.

Achtung

Sie sollten nicht üben wenn Sie müde oder unkonzentriert sind. Sie sollten die Übungen beenden, wenn Sie Schmerzen oder Verkrampfungen spüren. Der Grund dafür liegt oft in einer falschen Hand-Haltung: dagegen hilft Selbstbeobachtung und Entspannung.


Kann man 1:1 auf jedes Instrument übertragen finde ich. Die Zeiten sind natürlich variabel, und nicht sklavisch mit dem Sekunden-/Minutenzeiger einzuhalten.

Übungen die einfach nicht hinhauen wollen, kann man gern mal für 'ne Woche oder länger ruhen lassen und dann wieder neu aufnehmen. Ein einzelnes Pattern so lange zu büffeln bis es klappt, fördert evtl. Verkrampfungen - lieber nach 5-10 Min was Anderes üben, und es am nä Tag wieder aufnehmen. Die Übung findet unbewusst, bes. im Schlaf, weiter statt (Synapsenbildung). Daher gelingt ein schwieriges Pattern oft erst nach ein paar Tagen. Generell bringt es das Wiederholen, sowie das Wiederholen des Wiederholten... ...für jeweils eher kürzere Zeiträume, jedoch bei voller Konzentration.
"Mit Harrfen und Lauten schönen Metzen hofieren, solches nimmt ein böses Ende"
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Peter Fischer liefert in vielen seiner Bücher ganz konkrete Tipps ähnlich wie die aus dem Lautenbuch; dieses Prinzip ist wirklich übertragbar. Ein fester Plan kann helfen, je nachdem, was für ein Lerntyp Du bist. Dokumentiere doch Dein Vorankommen von Zeit zu Zeit, dazu reicht eine Handykamera.

Wenn es um reine motorische Übungen geht, etwa ein best. "Pattern" / Zupfmuster, Wechselschlag etc. kann es nicht schaden, dies grundsätzlich zum Metronom zu tun und dabei Lieblingsserien (z.Zt. Dexter) zu schauen. Dave Goodman würde noch hinzufügen, dass man dabei auch gerne ein Bier trinken darf.
Das letzte Mal als ich es so probiert habe, bin ich an der Gitarre eingeschlafen, und erst aufgewacht als sie mir aus der Hand zu rutschen drohte
Finde ich jetzt nicht soooo ungewöhnlich. ;) Tipp, ohne das Buch zu kennen: Verbinde die Pattern doch mit konkreten Songs oder Passagen, Akkordwechseln, dann hast Du ein klares Ziel (den Song flüssig durchspielen mit Pattern C in einem angemessenen Tempo) und die Wahrscheinlichkeit, dabei dann einzupennen ist relativ gering, denke ich.
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BerndiFolks
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Beitrag von BerndiFolks »

Vielen Dank Leute für die hervorragenden und ausführlichen Antworten!! Ich werde sobald als möglich versuchen Eure Anregungen zu verarbeiten, und werd berichten inwiefern sich die Einschlafproblematik verflüchtigt hat :-D
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

BerndiFolks hat geschrieben:Vielen Dank Leute für die hervorragenden und ausführlichen Antworten!! Ich werde sobald als möglich versuchen Eure Anregungen zu verarbeiten, und werd berichten inwiefern sich die Einschlafproblematik verflüchtigt hat :-D
das einschlafen ist seit einiger zeit auch mein problem, abgesehen davon, dass ich kein frühzubettgeher bin, ist das gitarren üben an sich die mich am entspannenste tätigkeit des tages, gleich auf mit lesen (meist am PC).

leider führt die entspannung scheinbar dazu, das die erschöpfung, bzw. müdigkeit hervorkriecht. das passiert mir nicht, wenn ich ca. um 10:00 morgens beginne und optimal bis ca. 14:00 - 15:00 ende. als angestellter muss man aber um diese tageszeit arbeiten, ausserdem merke ich genau an dem punkt das älter werden. der akku wird schneller leer und füllt sich nicht mehr so schnell.
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Gerrit
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Beitrag von Gerrit »

Das mit dem Bier trinken finde ich klasse und das klappt bei mir auch schon ganz gut.... :lol:

Man sollte zudem bedenken das ein "stumpfes" Geübe von Tonleitern, Pattern, etc. nur bedingt konstruktiv hilft. Man muss das Gelernte auch "verdauen". Ich mische immer ziemlich viel und mache meine praktrischen Übungen nur solange wie sie mich nicht langweilen/ermüden. Nach einer gewissen Pause klappt es dann oft "erstaunlich" viel besser.... :wink:
Gruss, Gerrit

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FabianJ
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Beitrag von FabianJ »

also ich mach überhaupt keine seperaten Technikübungen. Für mich ist das Zeitverschwendung. Ich will schliesslich keine Techniken sondern Songs lernen.

Mein Tipp. such dir ein Stück das die von dir angestrebte Technik benötigt, und lern dann das Stück. So lernst du die Technik und gleichzeitig noch was schönes zum spielen...

Um das stück zu lernen teile ic hes auf und loope jeden Part solange bis er sitzt, dann alles zusammenfügen - et voila ... zumindest meinstens
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

FabianJ hat geschrieben:also ich mach überhaupt keine seperaten Technikübungen. Für mich ist das Zeitverschwendung. Ich will schliesslich keine Techniken sondern Songs lernen.

Mein Tipp. such dir ein Stück das die von dir angestrebte Technik benötigt, und lern dann das Stück. So lernst du die Technik und gleichzeitig noch was schönes zum spielen...

Um das stück zu lernen teile ic hes auf und loope jeden Part solange bis er sitzt, dann alles zusammenfügen - et voila ... zumindest meinstens
ich halte das für bedenklich. ich kenne einige die diese meinung vertreten, mag sein, dass sie das fünffache an repertoire draufhaben als ich. doch hört man es auch, dass sie eben nicht die geringste technikübungen machen.

wenn man nur das geringste ernst nimmt was man über neurologische zusammenhänge erfahren kann, muss man ein minimum an "trockenübungen" machen.

es ist unmöglich z.b. ein rasqueado ohne separate übungen der rechten hand zu erlernen. bei tonleitern mag das nicht so offensichtlich sein aber spätestens beim erlernen einer neuen skala fängt man von vorne an. und wenn man nicht mal tonleitern übt weiß man meist nicht was man überhaupt spielt. und sie bleiben immer unsauber.
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FabianJ
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Beitrag von FabianJ »

ja, und Nein.
Ich denke es gibt Techniken wie das von dir genannte Rasfuego ;) bei denen Trockenübungen in gewissem Umfang sinnvoll sind.

Wogegen ich mich wehre ist das sinnlose durchpauken aller möglichen Technikübungen aus einem Lehrbauch.
Ich kenne Gitarristen die können x verschiedene Techniken und Scalen auswenig bis zum abwinken, wenns aber darum geht mal Musik zu spielen... dann ist fertig, da kommt dann nix ohne Notenheft.

Wenns zum Beispiel um das Üben von Scalen geht versuche ich das in Form einer Improvisation mit Backingtrack zu machen, so wird es musikalisch und keine stumpfe Technikübung.
Wer den bekannten Boom-Chick lernen will ist aus meiner Sicht mit Technikübungen auch nicht gut beraten, da ist ein einfaches stück besser.
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RB
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Beitrag von RB »

Technik-Übungen der beschriebenen Art habe ich auch noch nie gemacht. Ich kann mir vorstellen, dass das durchaus nützlich sein kann, allerdings vermutlich nicht bei jedem. Eher neige ich dazu, Takte, in denen Schwierigkeiten liegen, in einer Art Endlos - Schleife zu wiederholen, das auch mitunter sehr häufig und sehr lange. Dabei handelt es sich um ein ganz intuitives Verhalten, ohne Plan oder vorherbestimmte Regel.
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Beitrag von Highlaender »

Ich gehe mal davon aus, das Du Freizeitmusiker bist wie die meisten hier.

Deine Zeit ist begrenzt, die zum spielen und auch die zum üben.

Was willst Du erlernen ? Wenn Du jetzt kein aktuelles Stück hast, bei dem Du Stolperstellen hast kannst Du natürlich die verschiedensten Technikübungen durchführen - ich habe das auch mal einige Zeit lang gemacht und konnte die Technikübungen dann auch schneller, exakter spielen. Meine Stücke konnte ich aber dadurch nicht (entsprechend) besser spielen.

Irgendwann war mir das auch viel zu langweilig.
Zum "warmmachen" spiele ich meistens "meine" :D alten Stücke, einige neue Stücke haben ich immer in Arbeit mit neuen Schwierigkeiten - diese Stellen übe ich dann intensiver, dazu kommt noch etwas Theorie, Duo-Spiel mit meinem Partner
eigentlich immer viel zu wenig Zeit und manchmal auch keine Lust :wink:

Wenn Du das nicht beruflich machts, soll das Spass machen und nicht Frust erzeugen, also Technik üben wenn man es braucht und ansonsten Musik machen.
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Liederbolt
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Beitrag von Liederbolt »

"Mit Harrfen und Lauten schönen Metzen hofieren, solches nimmt ein böses Ende"
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Angorapython
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Beitrag von Angorapython »

Liederbolt hat geschrieben:Supi-Methodik zum Üben...:

http://andrewlawrenceking.com/2014/03/1 ... -practise/
Vielen Dank, sehr guter Tipp!
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