Timing Gesang Anschlag

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

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Newbie
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Timing Gesang Anschlag

Beitrag von Newbie »

Feile derzeit an meinen Gesangsfähigkeiten, das ist alles sehr bescheiden und in den Anfängen. Dennoch würde ich mich über ein paar Tipps und Hinweise freuen. Zur Zeit nutze ich mein Zoom H1 um das Gespielte aufzunehmen und abzuhören. Wenn ich ein komplexeres oder improvisiertes Schlagmuster zu Vers und Refrain spielen möchte, rutsch ich immer mal raus. Daher die Frage, ob ihr Tipps für das Training zur zeitlich besseren Abstimmung von Gesang und Gitarre habt? Spielt ihr anfangs nur Viertel, und wie geht ihr vor wenn mehr synkopiert werden soll? Das kommt wahrscheinlich mit der Zeit von allein, aber vielleicht gibt es ein paar Übungen, die den Lerneffekt erleichtern. Oder jemand hat nen Buchtipp.
"Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen" I. Strawinsky
mipooh

Beitrag von mipooh »

Laß den Kopf so weit wie möglich aus dem Spiel, das wäre die einfachste Möglichkeit.
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webbrause
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Beitrag von webbrause »

Ich pfusche, d.h. ich nuschele mal eine Silbe weg oder dazu. Bei einem Song packe ich glaube ich ein zwei viertel Noten dazu um hinzukommen (wenn man alleine spielt ist das ja nicht so tragische).
Ibanez RG 550
mrguitarpete
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ideen

Beitrag von mrguitarpete »

Es geht bei deiner Frage darum, bestimmte stellen der melodie mit bestimmten zählzeiten zu synchronisieren. Die Schwierigkeiten, die dabei auftauchen können, werden in der Regel ziemlich unterschätzt - vor allem von Spielern, die dafür begabt sind und denen es weitgehend einfach gelingt. Das ist aber keinesfalls bei allen Spielern so sondern eher bei den wenigsten.

Hier ein paar Ideen:

Genauso wie den Gitarrenpart solltest du also die Melodie von deinem Song ebenso im Schlaf (zum Üben) immer wieder gleich reproduzieren können. Ansonsten synchronisierst du immer andere Stellen und hast deutlich weniger vom gewünschten Übeeffekt. Alte Übeweisheit:"Das Gehirn lernt immer das, was es übt" - egal ob technisch oder musikalisch Fehlerhaftes oder Richtiges. Insofern ist ein möglichst fehlerfreies oder fehlerarmes Üben immer die bessere Wahl ;-)

Schreibe deinen Text auf und die Akkorde silbengenau darüber (findet man im Internet äußerst selten, da sind die Akkorde meistens irgendwo platziert, aber nicht da, wo sie hingehören)

Such dir zu Anfang einen nicht zu stark synkopierten Song aus (also eher "This Land Is Your Land" als "Bacardi-Song"

Übe kleine Abschnitte von nur 2 oder 4 Takten und wiederhole diese 5 - 7 Mal in möglichst gleichbleibender, fehlerfreier Qualität (die meisten Gesangsphrasen in einem Song sind selten länger als 2 oder 4 Takte)

Mach zunächst taktweise Anschläge, dann einen Durchgang mit Halben, dann einen mit Vierteln. Dann versuche es mal mit deinem Begleitpattern. Auch das sollte am Anfang nicht zu stark synkopiert sein.

Als zusätzliche Lernhilfe kannst du dir auch bei kniffligen Stellen die Silben, welche mit deinen Abschlägen/Anschlägen zusammen kommen, unterstreichen.

Wie immer gilt: am Anfang nicht gleich zu schwer und zu viel. Lieber einfach starten und so Schritt für Schritt in die Materie reinkommen.

Sich an Grenzen bringen und sich zu überfordern ist keine Kunst. Die richtige Dosis finden dagegen erfordert viel Feingefühl und Selbstreflexion.

Noch was Allgemeines zum Thema "Autodidakt": wer merkt, dass er beim Dosieren nicht gut klar kommt oder das Gefühl hat, nicht weiter zu kommen, der kann sich auch überlegen, mal ein paar Stunden mit dem gewünschten Thema bei einem guten Lehrer zu nehmen.

Ich habe vor einiger Zeit unter http://musica-viva.de/musikkurse/gitarr ... nline.html auch mal ein paar Gedanken zu Chancen und Grenzen von "Gitarre Online Lernen" verfasst.
Das Leben ist zu kurz für eine schlechte Gitarre
Fayol
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Beitrag von Fayol »

Danke fuer die hilfreichen Tipps mrguitarpete!
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RB
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Beitrag von RB »

Wenn ich das einmal aus der Sicht des Autodidakten schildern darf: Die Texte mit Akkorden, die man im WWW findet, sind nach meinem bisherigen Eindruck hinsichtlich der silbengenauen Akkordeintragung häufig überraschend präzise, da findet man schon recht gutes Material.

Ich habe allerdings das Problem bei Deiner Schilderung, mir vorzustellen, was ein komplexeres Schlagmuster oder gar ein improvisiertes Schlagmuster bedeuten soll. Eine Hilfestellung wäre einfacher zu geben, wenn Du einmal ein Beispiel geben könntest.

Allgemein kann man nur so viel sagen: Jedes Lied erfordert seine eigene Begleitung. Ein Muster, das im 4/4-Bereich als Gesangsbegleitung dennoch als Ausgangspunkt oft recht gut funktioniert, ist das gute alte Bassnote-Akkordnoten-Bassnote-Akkordnoten-Spiel, etwas despektierlich auch "boom-tschick" genannt. Sieht ungefähr so aus:

Bild

Ich bitte, mir die übertriebene Urheberbenennung zu verzeihen.

Das gibt vielen 4/4 -Liedern schon eine gute Struktur und fortlaufenden Schub, mehr jedenfalls, als das sehr verbreitete "Schrumm-Di-Schrumm-Di-Schrumm (pause) Schrumm-Dich-Schrumm-dich dumm". Davon sollte man so bald wie möglich weggkommen, weil es eigentlich eher den Fluß ständig unterbricht und dem Song oft den Zusammenhalt und Antrieb raubt.

Could you please be a little bit more specific ?
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Newbie
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Beitrag von Newbie »

schon mal schönen Dank für die Tipps, und vor allem mrguitarpepe für die konkreten...

@RB: auch für den Fall mich hier zu blamieren, das kommt wohl dem Schrumm-di-Schrumm-dich-dumm ziemlich nahe 8) :D 8), und daher möchte ich nochmal voranstellen, ich spiel erst seit Januar, und dazu singen tu ich seit vorgestern.

https://soundcloud.com/roger-rabbit-5/bornandraised 8) :D 8)
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RB
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Beitrag von RB »

Dann solltest Du den Boom tschick Anschlag erlernen. Neben dem Vorteil, der in einer durchgehenden Triebkraft besteht, kommt hinzu, dass man der Begleitung und der ganzen Darbietung eine Struktur verleiht, in der die Stimme einerseits eine tragende Rolle besitzt, andererseits aber gut eingebettet ist. Ausserdem erzwingt und verlangt diese Technik zwangsläufig eine grundlegende Spielweise mit dem Plektrum. Die kann einem dann keiner mehr nehmen.

Man sollte möglicherweise beispielhaft alte Aufnahmen von Donovan Leitch und Bob Dylan aus den sechziger Jahren anschauen. Diese Burschen haben die beschriebene Begleittechnik gerne und gut angewendet. Mal schauen, ob das Verlinkten klappt, ich schreibe das mit einem Tablet

Donovan

Dylan
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Newbie
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Beitrag von Newbie »

Danke für den Tipp. Das Boom-Chick-Pattern werd ich mal verinnerlichen. Allerdings ist das Schlagmuster schon recht eng an das Original angelegt, und das ist eben kein Boom-Chick:

Ich hör da sowas wie, bin mir aber nicht sicher.

Code: Alles auswählen

1 . . . 2 e + e . . + e 4 e . .
A - - - A V A V - - A V A V - -

oder ein

1 . . e 2 e + . . . + e 4 . . .
A - - V A V A - - - A V A - - -
es ist also eher ein:

schrumm---schrumm-di-schrumm-di--schrumm-di-schrumm-di
gefolgt von nem
schrumm---di-schrumm-di-schrumm---schrum-di-schrumm
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RB
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Beitrag von RB »

Das sind nur zwei Beispiele, die nicht sklavisch zu befolgen sind. Sie sollen nur das Prinzip darstellen. "Boom-Chick" ist eine Beschreibung, die darauf abstellt, daß eine Trennung der Bassnoten (Boom) von dem Diskant (Tschick) erfolgt. Die beiden Beispiele klingen folgender maßen: Na so klingen sie eben
mrguitarpete
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Methodische Empfehlung

Beitrag von mrguitarpete »

Mal etwas Struktur und Methodik: ich teile Begleitpattern in drei grundsätzliche Gattungen ein:

1. Strumming
2. Strumming & Basston
3. Fingerpicking

Zum Einstieg in die Begleitung von Gesang eignen sich zu allererst immer Strummings - dann bist du während dem Singen nicht noch gleich damit beschäftigt, die richtigen Basstöne mit der rechten Hand zu treffen.

Im zweiten Zug eignen sich einfache Zupfmuster wie p - i - ma - i oder p - i - m - a. Sie teilen vor allem einen Takt in durchgehende Viertel bzw. Achtel ein. Bei 8 Tönen in einem 4/4 Takt wird dann auf jeder Zählzeit ein Ton gespielt (1+2+3+4+) Dadurch wird bei den meisten Songs gewährleistet sein, dass eine Silbe, egal wieviele Synkopen du auch haben magst, mit einem der Anschläge zusammenfällt. Lange Rede, kurzer Sinn: stark synkopierte Songs lassen sich mit gleichmäßig durchlaufenden Begleitmustern besonders gut üben.

Erst im dritten Zug kommen Strumming & Basston dran, da du hier mit der rechten Hand quasi freihändig gezielt Bass- und Diskantbereich auseinanderhältst und gezielt einzelne Bässe anschlagen musst - das ist feinmotorisch eine andere Liga, als ein einfaches Strumming wie ab - ab auf - ab - ab.

Also dann: strumme und picke mal los :-) Viel Erfolg !
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Newbie
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Beitrag von Newbie »

@RB und mrguitarpepe: vielen Dank für die Hinweise und das Soundbeispiel. Ich werd mal fleissig üben(, was mir nachdem ich meine Taylor gegen ne OM21 getauscht hab, wieder viel mehr Spass macht).
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