Handgelenk oder doch Unterarm?

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

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tele
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Handgelenk oder doch Unterarm?

Beitrag von tele »

Man lernt ja gemeinhin, dass die Bewegung beim Plektrumanschlag vorweigend aus dem Hangelenk kommen soll, und der Unterarm eher ruhig bleiben soll. Neulich habe ich aber in der St.Ingberter Fußgängerzone eine Domraspielerin gesehen, bei der sich nur der Unterarm bewegt hat, und die trotzdem ziemlich flott gespielt hat, ähnlich wie diese Dyevushka:http://www.youtube.com/watch?v=a__fk6A2Ukw Jetzt bin ich doch etwas verwirrt, ob das bißchen, was ich mr in den letzten Jahren antrainiert habe, so korrekt ist. :wink:
stringbound
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Beitrag von stringbound »

Sieh dir das Video noch mal an. Wenn die Spielerin anfängt Single-Note Läufe zu spielen, spielt sie aus dem Handgelenk, so ab 2:11 Minuten.

Denk auch daran, dass eine Gitarre andere Spieltechniken erfordert, als eine Balalaika, eine Mandoline oder ein Banjo. Außerdem, wo steht geschrieben, dass man mit dem Plektrum IMMER aus dem Handgelenk spielen muss? Das ist ungefähr genauso zutreffend, wie die Behauptung, dass eine Gitarre IMMER in EADGHE gestimmt sein muss.
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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RB
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Beitrag von RB »

Und es ist bei vielen Spielern außerdem eine Mischung - meistens Addition - mehrerer dieser Bewegungen, also eine kleine Bewegung des Unterarms zuzüglich einer kleinen Rotation des Handtellers zuzüglich einer kleinen Bewegung des Zeigefingers und des Daumens.
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tele
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Beitrag von tele »

Wenn die Spielerin anfängt Single-Note Läufe zu spielen, spielt sie aus dem Handgelenk, so ab 2:11 Minuten.
Bei 0:51 spielt sie auch schon Einzelnoten, klar aus dem Armgelenk.
Ab 2:11 ist das nur so schnell, dass die Bewegung minimal wird.
Denk auch daran, dass eine Gitarre andere Spieltechniken erfordert, als eine Balalaika, eine Mandoline oder ein Banjo.
So lange mit einem Plektrum Saiten zum klingen gebracht werden ist, glaube ich Stimmung, Form und Name des Instruments ziemlich egal.http://www.youtube.com/watch?v=zx-a_17OVc4 Hier bewegt sich ja auch vorwiegend das Hangelenk.

@Ulrich: Danke für die wissenschaftliche Beleuchtung des Themas, Werde ich mir ausdrucken und eingehend studieren. (Ich hab am Bildschirm halt nicht die Geduld...)
Und es ist bei vielen Spielern außerdem eine Mischung - meistens Addition - mehrerer dieser Bewegungen, also eine kleine Bewegung des Unterarms zuzüglich einer kleinen Rotation des Handtellers zuzüglich einer kleinen Bewegung des Zeigefingers und des Daumens.
Ist mir schon klar, deshalb habe ich ja auch "vorwiegend" geschrieben. Aber so extrem, wie bei солистка Вера Махан - домра hatte ich das noch nie gesehen. Ich kann mir das nur durch die Schwermut der russischen Seele und die nicht enden wollenden russsischen Winter erklären, warum es sich einfach machen, wenn man auch sühnen kann. Die Italiener mit ihrer südländischen Leichtlebigkeit machen es sich da leichter, und spielen eher aus dem Handgelenk, schließlich muss auch noch Zeit für den Lido sein :P http://www.youtube.com/watch?v=puTFJJX5mVg
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

RB hat geschrieben:Und es ist bei vielen Spielern außerdem eine Mischung - meistens Addition - mehrerer dieser Bewegungen, also eine kleine Bewegung des Unterarms zuzüglich einer kleinen Rotation des Handtellers zuzüglich einer kleinen Bewegung des Zeigefingers und des Daumens.
Du bringst es immer so schön auf den Punkt. :D

Wenn ich mir das so durchüberlege.... bei mir ist es eine Mischung aus:

Unterarm auf- und ab
Unterarm Rotation
Handgelenk auf und ab
Handgelenk Rotation
Handteller Rotation
Zeigefinger/Mittelfinger und Daumen auf und ab

... ist echt eine Wissenschaft.

Am besten nicht nachdenken! 2 Achterln guten Rotwein, dann wirste schon locker und dann kommt die Bewegung von ganz allein...
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RB
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Beitrag von RB »

Aber nicht mehr, sonst haut es nicht mehr hin, bei mir zumindest.
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Orange
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Beitrag von Orange »

Pappenheim hat geschrieben:Am besten nicht nachdenken! 2 Achterln guten Rotwein, dann wirste schon locker und dann kommt die Bewegung von ganz allein...
GENAU, keine Wissenschaft draus machen, einfach spielen ... (mit oder ohne Alk) ! :wink:
stringbound
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Beitrag von stringbound »

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tele
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Beitrag von tele »

Gute Mandolinenspielerin, schöner Song, aber sie setzt den Arm auch nur zum Akkordstrumming ein, bei Singlenotes ist es das Handgelenk, genau wie bei Chris Thile (Mandoline), Tenor-Banjospielerin Cynthia Sayer, die in ihrer Lesson ausdrücklich betont, dass die Bewegung beim Tremolo aus dem relaxed Wrist kommen sollte, oder Kraan-Bassist Hellmut Hattler. http://www.youtube.com/watch?v=7BGPOqwHucohttp://www.youtube.com/watch?v=i_VF35Wa2iAhttp://www.youtube.com/watch?v=hSZ40V0teGM
Oder kennt jemand von euch einen Nicht-Domra-Instrumentalisten, bei dem das so extrem ist wie bei солистка Вера Махан - домра ?
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tomis
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Beitrag von tomis »

geht's hier um domra, mandoline oder gitarre ?
versucht mal ein ordentliches crosspicking
dann werdet ihr schon merken, was da sich alles bewegt
mit oder ohne drogizitäten
bei diesen kleinen streichholzschachteln ist das was anderes
als auf einer zigarrenkiste
zumindest bei mir
mit Blues und Gruß
Thomas
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Liederbolt
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Beitrag von Liederbolt »

Die Rekonstruktion der Renaissancelautentechnik ergab, dass sehr wahrscheinlich der Anschlag im Melodiespiel zum großen Teil aus dem Unterarm kam. Dies resultierte aus dem mittelalterlichen Plektrum-/Federspiel, wo es dann wohl auch so war...

https://www.youtube.com/watch?v=GUAMdPsBJ8M
"Mit Harrfen und Lauten schönen Metzen hofieren, solches nimmt ein böses Ende"
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tele
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Beitrag von tele »

Das, was ich irrtümlicherweise als Bewegung aus dem Handgelenk beschrieben habe, ist wohl bei genauerer Betrachtung eher eine Drehbewegung des Unterarms, übertragen durch ein lockeres Handgelenk. So eine Auf-und Abbewegung mit steifem Handgelenk wie bei der Domraspielerin hatte ich halt noch nie gesehen und war einigermaßen erstaunt. Das Streichholzschachtelformat des Inststruments sollte ja eher eine kleinere Bewegung begünstigen.
Wahrscheinlich hängt die Art der Bewegung von der Art der Droge ab, die man einnimmt, um ein zu bewusstes Nachdenken darüber zu unterdrücken:
-Rotwein fördert die Drehbewegung und das lockere Handgelenk
-Vodka fördert die Auf-und Abbewgung des Unterarms. :wink: http://www.youtube.com/watch?v=V2rSYPQyQEs
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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tele
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Beitrag von tele »

Das meine ich mit Handgelenk:http://www.youtube.com/watch?v=Gk_9Uo2eIpo Ist doch was anderes als bei der Domra-Dame, auch wenn die Instrumente sich von der Größe her nicht so sehr unterscheiden.
Diese begabte Schülerinhttp://www.youtube.com/watch?v=orFWkPs1k-o bekommt in ihrer Musikschule wahrscheinlich auch die Unterarmtechnik beigebogen. Trotzdem:Здорово играет!(Spielt super). Wahrscheinlich ist es also nicht so wichtig, wie man das Plektrum hält oder bewegt, sondern wie streng die Lehrerin ist. :wink:
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