Nur noch mit FIngerkuppen, ganz ohne Nägel - realistisch?

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

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Yens
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Nur noch mit FIngerkuppen, ganz ohne Nägel - realistisch?

Beitrag von Yens »

Weil die Haut unter meinen Fingernägeln regelmäßig spinnt (Psoriasis) und eine Belastung der Nägel dann weh tut, bin ich für die Westerngitarre längst auf Picks umgestiegen (Propik Finger-Tone). Mein wachsendes Repertoire für meine halbakustische Jazzgitarre macht aber jetzt auch da eine Alternative zu Fingernägeln fürs Picking notwendig. Doch für die schmale, sensible Jazzgitarre sind die Picks zu grobmotorisch, alle Alternativen haben sich bisher als untauglich erwiesen.
Jetzt hab ich erstmals versucht, rein mit Fingerkuppen zu spielen, aber das ist abenteuerlich. Keine Anschlagspräzision mehr und der Ton wird dumpfer und leiser.
Frage nun: Ist trotzdem eine Chance da, auf diese Weise einmal so picken zu können wie einst mit Fingernägeln? Gibt es berühmte Vorbilder? Oder welche hier im Forum?

freu mich auf Resonanz

Jens
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Also bei mir geht ganz ohne Nägel gar nicht. Dumpfer leiser Ton.
Es bildet sich auch keine Hornhaut, so dass ich da irgendwie besser
reinlagen könnte. Versuch es mal mit ganz wenig Nagel, nicht so lang
wie auf deinem Profilbild. Nur so lange, dass die Nägel quasi mit der
Fingerkuppe abschließen.
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Rolli
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Re: Nur noch mit FIngerkuppen, ganz ohne Nägel - realistisch

Beitrag von Rolli »

Yens hat geschrieben: Frage nun: Ist trotzdem eine Chance da, auf diese Weise einmal so picken zu können wie einst mit Fingernägeln? Gibt es berühmte Vorbilder? Oder welche hier im Forum?

freu mich auf Resonanz

Jens
Klar, Adam Rafferty, Michael Fix, Andrea Valeri und Tommy Emmanuell....alles reine Kuppenspieler....halt viel viel Spielen!!!!
Schöne Grüße, Rolli
www.daskulturgut.de - KulturGUT
www.rolandkalus.de - Gitarrencoaching
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wally
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Beitrag von wally »

Ich.
Der pickt schon seit Jahrzehnten meistens mit den Kuppen.
Er hat in den Neunzigern auch mal ein Jahr lang mit Picks gespielt.
Dann aber bemerkte er, dass er in so eine seltsame Abhängigkeit dieser Plastikspielhilfen geriet.
Ab da war Schluss mit Plaste.
Das ist alles gar kein Problem.
Das ist eher sowas wie eine Frage der Gewohnheit.
Highlaender
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Beitrag von Highlaender »

da ich Heimwerker bin ... brechen immer mal wieder einige Nägel ab.

Meine Lösung: Nägel kurz (also nicht ganz kurz, etwa bündig mit den Fingerkuppen) und
spielen
spielen
spielen

es bildet sich so etwas wie eine Hornhaut, kein vergleich zur linken Hand, geht aber.
Gruß
Signatur ist, wenn hier etwas steht
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landmesser
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Re: Nur noch mit FIngerkuppen, ganz ohne Nägel - realistisch

Beitrag von landmesser »

[quote="Yens"
Frage nun: Ist trotzdem eine Chance da, auf diese Weise einmal so picken zu können wie einst mit Fingernägeln? Gibt es berühmte Vorbilder? Oder welche hier im Forum?
[/quote]

Moin Yens,

ich picke standardmäßig mit Stahlpicks auf Daumen und Finger. Mit verstärkter Gitarre ist es bei mir allerdings vom Gehör her egal, ob ich mit Fingerpicks, mit Nägeln oder mit Kuppe spiele. Ob kurze Fingernägel (Höhe der Kuppe) oder mit der Kuppe wird egal, wenn ich mal einen Tag Brennholz gemacht habe.

Ich habe mal ein ganzes Konzert ohne Fingerpicks gespielt, weil ich die einfach vergessen hatte. Ging auch. Zum glück lag ein Daumenpick no so im Koffer rum. Das einzige, wo ich nicht drauf verzichten kann, ist der Daumenpick. Dann kann ich mit dem Handballen nicht mehr dämpfen.

Mein Fazit: Es geht auch ohne Picks, ist nur etwas leiser und verdammt ungewohnt. Und nach dem Auftritt hatte ich das Gefühl, dass meine Finger bluten ... also Hornhaut antrainieren.

Viel Spaß beim Üben
Viele Grüße
landmesser
Frei Cörper Kultur auch für Dicke
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wolfwal
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Beitrag von wolfwal »

Nur Fingerkuppen? Geht auf jeden Fall! :guitar1:
Der Nachteil am Nichtstun ist, dass man nie weiß, wann man fertig ist!

Gruß, Wolfi!
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

Noch ein Vorbild: Steven King ;)
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
(Jean Paul)
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Ralle
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Beitrag von Ralle »

ich hatte erst vor kurzem in der Fingerkuppenpickingvhsselbsthilfegruppe mein Fingerkuppenpickingcommingout *erleichtert*
Ich steh dazu .... :wink:

Aber mal ehrlich: Das ist doch nicht ungewöhnlich, oder ?
Oder ? :heul:
Quit est ambach ?
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Yens
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Beitrag von Yens »

Hallo, danke für die ersten Mut machenden Anregungen.

Zeitgleich zum Aufsetzen meines Threads hier hab' ich gestern meine Nägel an der rechten Hand ultrakurz geschnitten und nur noch Kuppe gespielt. Auf der Jazzgitarre geht das schon ganz gut, bei Zweifinger-Läufen oder wenn's schnell wird, klappt's allerdings noch kaum. Und: Je dünner die Saiten werden, desto schlechter funktioniert es (weswegen man umgekehrt ja einen Bass ja auch problemlos mit Kuppen spielen kann).

Auf meiner Lakewood Western allerdings klingts mit Kuppen schlicht dumpf und ich kann mir noch nicht vorstellen, dass das auch gehen kann. Aber da kann ich ja auch weiter mit den Propiks spielen.

Gruß aus FR
Gerrit
Beiträge: 1158
Registriert: So Jan 29, 2006 1:45 pm

Beitrag von Gerrit »

Das ist natürlich auch Gitarren abhängig. Wenn du eine Gitarre hast die eh schon wärmer, oder gar dumpfer klingt, dann verstärkt sich das beim Umstieg von Picks/Fingernagel auf Kuppe. Aber es wird mit ein wenig Übung auch wieder ein wenig anders. Der Klang bleibt zwar dunkler als mit Picks/Fingernägel, aber man muss es wirklich erstmal lernen und der Ton wird immer besser.

Ich hatte selber verschiedentlich versucht mir Fingernägel zu züchten. Leider ohne Erfolg. Meine Nägel sind dünn und wetzen sich ab, oder reissen dann ein. Verschiedene Picks habe ich auch ausprobiert, aber die waren mir alle zu sehr fremdkörpermässig und so habe ich es dann gelassen. Was ich ganz gerne nochmal benutze ist ein Daumenpick (Dunlop, Kunstoff). Damit kann ich dann den Bass knackiger gestalten und auch strummen kann man damit erstaunlich gut.

Letzten Endes hilft die Gitarrenauswahl natürlich auch. Wenn es zu dumpf ist mit einer Gitarre, dann kann man mal was anderes probieren. Möglicherweise hilft bereits ein Wechsel der verwendeten Hölzer. Z.B. eher Palisander als Mahagoni beim Korpus, eher Fichte als Zeder bei der Decke, usw. Oder erstmal ein Umstieg von PB auf 80/20 Saiten.

Seitdem ich mit Kuppen spiele habe ich für mich auch ein viel besseres Spielgefühl bekommen. Es hat natürlich etwas gedauert, aber das Gemurkse mit Fingernägeln und Picks habe ich auch nicht mehr....Ausprobieren!
Gruss, Gerrit

Dreier Concert Classic, Rio/Alpenfichte, Taylor GS Mini Mahogany
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Auf meiner Gibson SJ100 funktionierts ohne Nägel schon recht gut.
Aber an anderen Gitarren teilweise recht schlecht.
kelly

Lakewood klingt dumpf

Beitrag von kelly »

Yens hat geschrieben: Auf meiner Lakewood Western allerdings klingts mit Kuppen schlicht dumpf und ich kann mir noch nicht vorstellen, dass das auch gehen kann.
Ich spiele grundsätzlich mit kurzen Fingernägeln, was eine Dosierung der Lautstärke für die Nachbarn erträglich macht. Viel weniger spiele ich auch darum mit dem Plektrum.

Dass meine Lakewood Jumbo J-32 (also Palisander) mit Elixir 13er Nanoweb (einen ganzen Ton tiefer gestimmt) irgendwann dumpf sein sollte, kann ich wirklich nicht sagen. Egal mit welcher Anschlagtechnik.

Ganz im Gegenteil - sie kann wirklich laut werden. Einfach nur ein tolles Instrument.

kelly
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

[Beitrag vom Verfasser entfernt]
Zuletzt geändert von Ulrich Peperle am Sa Apr 09, 2016 11:31 am, insgesamt 1-mal geändert.
kelly

Aha ...

Beitrag von kelly »

Ulrich Peperle hat geschrieben:
Ich spiele grundsätzlich mit kurzen Fingernägeln, was eine Dosierung der Lautstärke für die Nachbarn erträglich macht. Viel weniger spiele ich auch darum mit dem Plektrum.
Ich sehe da keinen Zusammenhang zur Lautstärke. Mit kurzen Fingernägeln (und einem Anteil Kuppe) kann man - eine gute Anschlagstechnik vorausgesetzt - einen sehr tragfähigen Ton erzeugen. Wenn man mit dem Plektrum leiser spielen will, kann man das doch einerseits über die Anschlagsenergie, andererseits über Stärke und Materialsteife des Plektrums kontrollieren: je dünner und biegsamer, umso leiser.
Im Gegensatz zu langen Fingernägeln, bei denen der Ton auch bei leisem Anschlag noch ausreichend definiert ist, haben kurze Fingernägel doch eher den Nachteil, dass sie erst ab einer höheren Anschlagsstärke ausreichend Obertöne und somit eine akzeptable Tonfarbe produzieren.

mfG
Ulrich
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