Travispicking

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

Balouli
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Travispicking

Beitrag von Balouli »

Hallo,
ich bin neu hier,nach sehr langer Pause habe ich wieder begonnen Gitarre zu spielen.

Nun bietet YouTube ja viele Möglichkeiten und ich bin bei meiner Suche nach Beispielen für Fingerpicking auf das sogenannte Travispicking gestoßen und das lässt mich nun nicht mehr los.

Aber so viel ich auch übe, ich schaffe es einfach nicht, dass der Daumen unabhängig von den Fingern die Bassseiten spielen kann.

Immer wenn ich den Wechselbass spiele und dann die Diskantsaiten zupfen will, habe ich die Unterbrechung dazwischen. Ich kann die Basssaiten nicht unabhängig von den Diskantsaiten spielen.

Wer hat eine Übung, mit der ich den Daumen als Anschlag (Wechselbass) spielen kann und die Finger zB. unabhängig auf den unteren Saiten zupfen.
Bin dankbar für jeden Vorschlag.

Gruß
Uwe
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

ob du es glaubst oder nicht, travis picking is die einfachste übung für den einstieg.
so ein pattern hat nicht wirklich einen unabhängigen daumen, sondern wird abwechselnd mit den zupffingern gespielt.
als einstieg empfiehlt sich das einfache outside inside pattern.

man nehme ein C Dur und spiele ab A saite bis H saite folgende reihenfolge p m p i
(daumen - p; mittelfinger - m; zeigefinger - i)
und zwar ausen p A-saite, m H-saite, innen p D-saite, i g-saite.
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Balouli
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Travispicking

Beitrag von Balouli »

Hallo,
Danke für die schnelle Antwort, aber hab ich mich wirklich so geirrt.
Ich habe mir jetzt wirklich hundertmal und mehr Tommy Emmanuel und Chet Atkins-Picking angesehen.
Immer geht es um dieses Bum Chick.
Ich will nun nicht spielen wie die beiden, dass schaffe ich in diesem Leben nicht mehr. Aber ich will verstehen !!!
Liegt es an meinem Alter? Bin nun 58 Jahre vielleicht hängt es damit zusammen.

Gruß
Uwe
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

du hast nach travispicking gefragt. außerdem bin ich genauso alt wie du (fast). vielleicht irre ich mich. :wink:

ich würde es mal als einstieg probieren, außerdem hat RB hier auf seiner site auch ein paar übungsbeispiele auf lager. schau mal in der info zone nach.
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tired-joe
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Beitrag von tired-joe »

Zunaechst mal Travispicking beinhaltet weit mehr als nur einen Wechselbass. Der Wechselbass ist aber eine Voraussetzung fuer Travispicking. Schau dir z.B mal Mississippi John Hurt an, einen Meister des muehlosen Wechselbasses.

Wechselbassuebungen gibt es jede Menge, Herigo hat ein Beispiel gegeben. Man muss langsam anfangen. Irgendwann geht das dann von selbst, auch mit 58, ja sogar mit 85 :wink:

Joe
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tomis
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Beitrag von tomis »

Hallo Uwe
lass dich nicht frustrieren
bei mir hat es auch 20j gedauert
oder so...
außerdem werden dir immer irgendwelche berge im wege sein
über die du rüber musst
mich hat es abwechselnd immer frustriert und dann -
irgendwann kannst du es und dann kommt schon wieder was:
erstmal garnichts und dann wieder von vorn
aber tröste dich: je mehr unüberwindlichkeiten du schaffst,
desto einfacher wird es mit der nächsten
die blöden finger checken es irgendwann und strecken sich,
finden von selber ihren platz
du brauchst nur immer spielen spielen spielen
und jetzt ran an die kiste
mit Blues und Gruß
Thomas
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RB
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Beitrag von RB »

Es ist wie Fahrradfahren oder Schwimmen, das geht plötzlich. Der Aussage, es handele sich nicht um einen unabhängigen Daumen, muß widersprochen werden. Man kann "Patterns" spielen, die Freiheit dessen, was im Diskant geschieht, ist aber grenzenlos.

Ich habe einmal eine Übung aufgeschrieben, die mir vor ungefähr 40 Jahren den Weg geebnet hat. Nein, es waren mehrere:

Hier kannst Du die Übung eins finden

Hier kannst Du die Übung zwo finden

Hier kannst Du die Übung drei finden

Hier kannst Du die Übung vier finden

Hier kannst Du die Übung Hier fümphf finden

Diese Übungen habe ich gespielt, weil ich damals dachte, ich müsse die Sache erst einmal auf den Kern reduzieren und versuchen, so den Einstieg in die Vermeidung der unwillkürlichen und ungewollten, außerplanmäßigen und destruktiv-ruinösen Fehlbewegungen des Daumens zu erreichen. Hat geholfen, ging von einem Moment auf den anderen, brach wieder weg, kam wieder, aber es gab einen deutlich spürbares Erlebnis im Sinne eines "Durchbruchs", den ich nie vergessen werde. Das war 1972, glaube ich, und ich hatte kein Lehrbuch an meiner Seite, das mich getröstet und unterstützt hätte. Es hat keine 20 Jahre gedauert. Eher 2 Stunden, bis die ersten zarten Erfolgsansätze auftraten.

Später habe ich mir gedacht, ich könne das doch auch einmal aufschreiben. Vielleicht hilft es. Bitte beachte nicht die Fingerhaltung, die ist nicht wegweisend. Der Zeigefinger war bei meiner Spielweise meist überföüssig, ich habe stattdessen den Mittelfinger genommen. Daher steht der Zeigefinger auf den Aufnahmen, die ich beigefügt hatte, etwas unmotiviert in der Gegend herum. Heute muß er das Plektrum halten, weil ich auf Hybrid-Picking umgestellt habe.

Die Übung 1 besteht darin, den Bass durchzuspielen, während der oder die Finger nur beim Erklingen jeder zweiten Bass-Note ihrerseits eine Note spielen. Damals in diesem uralten Jahr in der Vergangenheit zuckten die Finger noch und wollten aus irgendeiner Verschaltung der Synapsen heraus immer dann vorschnell vorschnellen, wenn der Daumen anschlug. Das abzutrainieren, war der erste Schritt.

Die Übung 2 verschiebt dann die Noten im Diskant gegenüber den gerade durchlaufenden Bassnoten, damit wird die Übung 1 im Grunde fortgeführt.

Die weiteren Übungen vertiefen den Spaß dann noch etwas.
Zuletzt geändert von RB am Di Feb 24, 2015 9:29 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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RB
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Beitrag von RB »

Ach so, hier ist noch eine: Übung sechs

Zur Unabhängigkeit sei noch das folgende gesagt: Man kann nun hergehen und Patterns als Songbegleitung spielen. Da die Bewegungsabläufe der Rechten den Rahmen fixer Muster nicht verlassen, kann man von einer unabhängigen Stimmführung in der Tat nicht sprechen. Der Reiz dieser Art Begleitung entsteht eher aus dem stabilen Schlag der Bassnoten auf den betonten Zählzeiten und den dagegen verschobenen Diskantnoten, die einerseits eine gewisse Unabhängigkeit zu haben scheinen, andererseits mit den Bassnoten ein komplexes Geflecht von Arpeggien errichten.

Man kann aber auch hergehen und über das Bass-Gerüst eine führende Melodie setzen, womit der Diskant in die Unabhängikeit entschwindet, wogegen die Bassnoten nach wie vor eher mechanisch im Akkordischen verhaftet bleiben. Im Bass gibt es also keine unabhängige Stimmführung im Sinne einer polyphonen Komposition, aber dennoch erscheint es so, weil die Melodie im Diskant sich erkennbar frei bewegt, während der Bass die Rolle eines simplen Kontrabasses aus der Volksmusik übernimmt.

Dazu zwei Beispiele, die das verdeutlichen können, nämlich einmal "Georgie", gespielt mit zwei Gitarren, von denen die eine die Akkorde schlägt, während die andere die Melodie spielt:

Georgie, zwei Gitarren

Jetzt das gleiche Stück mit einer Gitarre, gespielt in der oben beschriebenen Art und Weise, Daumen macht Bass, während die Finger im Diskant die Melodie verfolgen und hin und wieder den Akkord ein wenig füllen:

Georgie mit einer Gitarre

Mit dem Material versehen solltest Du ein wenig zu tun haben.
Balouli
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Travispicking

Beitrag von Balouli »

Danke für diese ausführliche Beschreibung.
Ich hoffe das ich es nach einiger Zeit und sehr viel üben umsetzen kann.

Mein Wunsch ist es freight train spielen zu können.

Gruß
Uwe

ps. Dies ist das hilfreichste und fachlich beste Forum was ich bis jetzt gefunden habe.
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landmesser
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Re: Travispicking

Beitrag von landmesser »

Balouli hat geschrieben:
Aber so viel ich auch übe, ich schaffe es einfach nicht, dass der Daumen unabhängig von den Fingern die Bassseiten spielen kann.

Immer wenn ich den Wechselbass spiele und dann die Diskantsaiten zupfen will, habe ich die Unterbrechung dazwischen. Ich kann die Basssaiten nicht unab.hängig von den Diskantsaiten spielen.


Gruß
Uwe


Moin Uwe,

der Vorschlag von Herigo ist m.E. der einfachste Weg, um zum Ziel zu kommen, weil du erstmal einen Wechselbass brauchst ;-). Wichtig ist, das du auch einen Wechselbass spielst und nicht Daumenschläge durch Finger ersetzt,

Ich habe früher ein paar Workshops "Einführung in das Ragtime-Picking" gegeben.

1. Es muss ein Wechselbass gespielt werden. Mit Gewalt. Auch wenns erstmal mit Fingern einfacher geht. Wechselbass ist wichtig, Unabhängigkeit später. Wenn du hier einen Daumenschlag durch einen Fingeranschlag ersetzt, brauchst du gar nicht weitermachen. An dieser Stelle haben ungefähr zwei Drittel der Teilnehmer bei meinen Workshops einfach dichtgemacht. Das ist anderes Zupfen als Wanderliedbegleitung, das geht in manche Köpfe nicht rein. Hier musst du einfach das Muster von Herigo mit abwechselnd Daumen und Finger üben. Unabhängigkeit später.

Mit Herigos Pattern kannst du alles, was Folk ist, begleiten, und dazu singen.

2. Verschiedene Pattern mit Wechselbass üben, mal einen Ton mit Finger mehr, mal weniger. Aber immer noch Pattern üben - wichtig ist der Wechselbass. Und ruhig weiterhin dazu singen, einfache, bekannte Lieder.

3. Einfache Lieder mit Wechselbass + Melodie probieren. Freight Train, Skip to my Lou, My Creole Belle. An dieser Stelle waren die Bücher von John Pearse Klasse. Aber auch Peter Bursch war hier nicht schlecht, der hat diesen Schritt glaube ich mit dem Intro von Paint it Black und Streets of London vollzogen.

Viele Grüße
landmesser
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Balouli
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Travispicking

Beitrag von Balouli »

Hallo,
Danke auch hierfür,ich behersche diese Technik die Herigo vorgeschlagen hat eigendlich schon einigermaßen.
Mein Ziel freight train spielen zu können setzt aber voraus den Wechselbass durchgehend ohne Unterbrechung spielen zu können.

Es gibt ein Buch,was es aber nur in den USA gibt.
Der Autor ist Bruth Emroy oder so ähnlich.Auch ein super Fingerpicker,dass Buch beschäftigt sich mit Travis Picking und Chet Atkins Style.
Vielleicht kennt das Buch jemand oder besitzt es sogar.
Gibt es ein Buch zu deinem Workshop
Uwe
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bob's art
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Re: Travispicking

Beitrag von bob's art »

Balouli hat geschrieben:Hallo,
Danke auch hierfür,ich behersche diese Technik die Herigo vorgeschlagen hat eigendlich schon einigermaßen.
Mein Ziel freight train spielen zu können setzt aber voraus den Wechselbass durchgehend ohne Unterbrechung spielen zu können.
Da hilft dir leider kein Buch. Das Wichtigste ist üben, üben, üben. Und noch wichtiger ist: Sehr, sehr, sehr langsam spielen. Schnell wirst Du dann von selbst.

Mir hilft am besten: Jeden Tag (!) spielen (besser jeden Tag 10 Minuten als 1 x in der Woche einige Stunden). Aber natürlich (auch) immer das gleiche (Übungs-)Stück. Es reicht ja letztlich nicht aus, die Übungen "einigermaßen" zu spielen, sie sollen ja irgendwann (fast) automatisch und nahezu perfekt (sozusagen im Schlaf) gespielt werden können.

Ach ja, ich übe ja "Fingerpicking" selbst noch. Aber die letzten Wochen habe durch diese Vorgehensweise ernorme Fortschritte gemacht!

Naja, ein gutes Buch schadet natürlich auch nicht. Aber zuviele Dinge gleichzeitig (!) lenken nur ab.

Schöne Grüße
Robert
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Balouli
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Travispicking

Beitrag von Balouli »

Hallo Robert,
ich habe schon einiges auf youtube gesehen was ich auch für sehr interessant halte.Aber du hast recht, man sollte sich wirklich nur auf eins konzentrieren und das üben.
Was für ein Stück übst du zur Zeit. Wie du sicher gelesen hast, ist es bei mir freight train was ich lernen möchte. Aber das dauert noch und mir fehlt auch eine vernünftige Tabulatur für das Lied.
Also wenn mir das einer schicken würde wäre das super.

Gruß
Uwe
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bob's art
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Beitrag von bob's art »

Hallo Uwe,

das was ich ausdrücken wollte, habe ich nicht ganz richtig rübergebracht. Ich meinte nicht, dass man nur 1 Stück üben soll. Man sollte nur, das was besser werden soll, täglich mehrmals üben und das immer wieder!. Klar kann man daneben auch Neues ausprobieren, nur sollte man an dem was man lernen möchte auch wirklich "dranbleiben".

Was das Travis-Picking (das benötigst du ja auch für Freight Train) betrifft, eignen sich die Übungen von RB und Herigo wirklich sehr gut zum Einsteigen in diese Technik!

Ich selbst übe zur Zeit eine ganze Reihe von Stücken, einiges auch von der "Guitar Nick Seite" ( http://www.guitarnick.com/ ), die im Forum hier auch auch immer wieder empfohlen wird.

Meine derzeite tägliche (!) Übungs-Liste (von der Guitar Nick Seite):
Blowing In The Wind (Thumb Picking Version), Oh My Delia (Mississippi John Hurt), I'm Going To Sit On the Porch And Pick (Johnny Cash), Folk Blues in E (2 Versionen) und noch einige mehr. Ausserdem noch einige Beatles-Songs und Django Reinhardt Songs (aus diversen Songbüchern).

Wichtig ist mir "die Liste" täglich mehrmals durchzuspielen, dann wird es immer besser ... :wink:

Gruß
Robert
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kaiserschmarrn
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Beitrag von kaiserschmarrn »

Hallo Balouli,

ich habe mit Sigi Schwabs "Folk Picking für Finger-Style Guitar" angefangen.
Ist methodisch gut aufgebaut und hat auch eine Version von Freight Train im 1. Band.

Gruß kaiserschmarrn
Meine Klampfe:
Dreizehnter Modell F
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