Seite 1 von 1

Basslinie und Melodieführung getrennt üben?

Verfasst: Di Nov 14, 2006 10:19 am
von pointfighter
Hallo liebe Fingerpickergemeinde,

langsam aber sicher versuche ich mir ein kleines und bescheidenes Repertoire zu erarbeiten.

Ich habe mal gelesen (wo?), dass mann beim Draufschaffen neuer Stücke doch die Basslinie zuerst und dann dazu die Meliodieführung lernen soll. Macht ihr das so oder ist das eher ein Spezialfall?

Wenn ich das so machen möchte befürchte ich, dass ich wegen der vielen "Vorgaben" ja gar nicht mehr durch das Stück kommen werde.

1. Langsam üben
2. Taktweise
3. Basslinie zuerst
4. Melodieführung dazu
5. Bausteine zusammensetzen
? Wann darf das Tempo endlich angezogen werden? :oops:


Viele Grüße

Verfasst: Di Nov 14, 2006 10:48 am
von Admin
Getrenntes einüben von Bass und Melodie habe ich noch nie gemacht. Eher habe ich das Stück in kurze, überschaubare Fragmente von etwa drei bis vier Takten unterteilt und diese komplett versucht. Die Steigerung der Geschwindigkeit ergibt sich bei mir von selbst. Einige Stellen kann ich meist recht kurzfristig schon schnell spielen, andere sträuben sich. Ich versuche, mich immer an der schwierigsten Stelle zu orientieren. So schnell, wie die noch ohne Mühen gespielt werden kann, versuche ich, das Ganze zu spielen. Dabei unterstelle ich, daß eine Steigerung der Geschwindigkeit überhaupt nötig und wünschenswert ist. Wenn die erforderliche, angemessene und passende Geschwindigkeit erreicht ist, sollte die Steigerung enden.

Dann tritt bei mir gelegentlich der Fehler auf, daß ich das Tempo weiter anziehe, womit dann der Musik nicht gedient ist. Werde ich mir dessen bewußt, setzt eine Bremsung ein und ich versuche, mich der Tonerzeugung, dem Ausdruck zu widmen. Der Feinschliff, also die Entwicklung vom reinen "spielen können" bis zu etwas, das die Bezeichnung "Vortrag" verdient, dauert es bei mir noch einmal.

Verfasst: Di Nov 14, 2006 11:27 am
von Joachim
Hallo,

Trennen von Bass und Melodie habe ich auch nie gemacht. Lieber ganz ganz langsam üben. Wichtig ist m. E., dass man auch beim Üben versucht "Musik" zu machen, ich meine damit, dass man auch, wenn man das Stück sehr langsam spielt, auf Betonungen, Phrasierungen und saubere Spielweise achtet. Dann macht es auch viel mehr Spaß...

Verfasst: Di Nov 14, 2006 3:29 pm
von Wolf
Moin,

mir geht es wie Reinhardt und Joachim schon schrieben - getrennte Stimmen habe ich
1. noch nie geübt und halte ich
2. auch für wenig sinnvoll, weil Du bei getrennter Spielweise ev. andere Fingersätze und Abläufe der rechten Hand benützt, und Du die Teile dann sowieso nicht mehr zusammen bekommst.

Einn Problem das bei mir öfters (wenn nicht immer) auftaucht:
Durch das ständige Wiederholen beim Übern kann ich den Anfang gut den Mittelteil immer besser und den Schluß nie :cry:
Ich glaube U.B. hat dazu mal empfohlen, die oben schon genannten "Sinneinheiten" von hinten zu üben, sprich mit dem Schluß anfangen. Habe ich aber auch noch nicht probiert.

Um "schlauen" Sprüchen gleich mal entgegenzuwirken: natürlich nicht von Schluß rückwärts gespielt :wink: :wink: :wink:

Verfasst: Di Nov 14, 2006 4:09 pm
von hobbit
Hallo!

Nun ja es kimmt immer mindestens einen der es dann doch anders macht.
Ja ich oute mich: ich uebe manchmal die Stimmen getrennt.
Gerade bei langen schnellen laeufen die nur ab un dan einen zusaetzlichen Bass haben, kann ich so erstmal meine Finger sortieren. Wenn dann die Linie laeuft nehme ich den Bass hinzu.
Meine wichtigste erkenntniss war, langsam ueben. Ich tendiere dazu zu schnell schnell zu werden (soll ja grooven...)
Ein Metronom hilft da viel!

Verfasst: Di Nov 14, 2006 4:16 pm
von Christine
Ich habe schon öfter Melodie und Bass getrennt. Gerade am Anfang, wenn ich noch überhaupt keine Idee habe, wie das Stück denn eigentlich klingen soll, ist es für mich hilfreich, erstmal die Melodie herauszuarbeiten (was allerdings auch nicht immer ganz einfach ist), die Melodie ein paarmal zu spielen, bis ich sie im Ohr habe und dann den Bass und die Mittelstimme dazu zu nehmen. Ich spiele allerdings kein Fingerpicking, sondern eher klassisch (natürlich auch mit moderneren Stücken). Vielleicht ist das beim Fingerpicking ja nicht sinnvoll, aber bei meinen Stücken hat mir der Tipp schon manchmal geholfen. Bei bekannten Stücken ist das natürlich nicht notwendig, aber bei ganz neuen ohne CD oder Lehrer verlaufe ich mich dann weniger im Stück.

Viele Grüße
Christine

Verfasst: Di Nov 14, 2006 5:58 pm
von saitenkiller
Ich übe Melodie und Bass getrennt. Und wenn die Griffe sitzen kommt "Musik" in die Sache. So klappts bei mir am Besten.
Grüße

Re: Basslinie und Melodieführung getrennt üben?

Verfasst: Di Nov 14, 2006 6:05 pm
von RAc
...

Verfasst: Di Nov 14, 2006 6:18 pm
von pointfighter
Scheint ja wirklich verschiedene Ansätze zu geben. Auf jeden Fall bin ich schon mal beruhigt, dass viele es auf einen Satz angehen. Wahrscheinlich liegt es wirklich, wie RAc es dargestellt hat, daran wie stark die beiden Linien voneinander abweichen um zu entscheiden zu können was besser funktioniert.

Auf jeden Fall schonmal vielen Dank für die guten Informationen aus euren "Labors".

Viele Grüße

Verfasst: Mi Nov 15, 2006 10:55 am
von matthiasL
Ist ja schon alles gesagt. Was aber immer und ueberall gilt: Intelligent ueben statt Rezepte anwenden. Sich ein Stueck zu erarbeiten ist eine sehr herausfordernde, sehr intellektuelle und ganzheitliche Sache.
Immer wieder hinterfragen (zB Fingersatz, richtige Haltung) und Hirn einschalten. Das gleiche gilt natuerlich auch die Bass/Melodie, manchmal hilft das getrennte ueben manchmal nicht.

ML

Verfasst: Fr Nov 17, 2006 10:52 am
von Holger Hendel
Wichtiges Thema für jeden hier im Forum und es ist wirklich schon so gut wie alles gesagt, viele für mich neue und spannende Ansätze waren dabei, danke; ist wirklich eine total individuelle Sache und mMn gibt es keinen "Masterplan". Ich habe auch mal einen selbstgebastelten Basslauf "Steh´doch auf, Du armer Hund" trocken geübt, das fand ich einfach angebracht an der Stelle- anders hätte ich´s wohl auch nicht draufbekommen.

Was das Tempo angeht: ich spiele "sichere" Stücke auch gerne mal "ultra-langsam", also schon unterhalb meiner Schmerzgrenze --> das übt mMn ungemein das Timing; ich kam auf die Idee dazu beim Spiel mit den Qi-Gong Kugeln (Kugelpaar, dass man in der Hand rotieren lassen kann; verschiedene u. a. therapeutische Einsatzgebiete, z. B. Training der Feinmotorik...) --> schnelles Rotierenlassen der Kugeln war kein Problem mehr, sicher: ich liege noch weit unterm Weltrekordhalter aus China (was Rotationen pro Minute angeht), doch ganz so engagiert bin ich da nun auch wieder net. Also hab´ich mal versucht, es so langsam wie möglich zu tun! Und das war für mich absolut überraschend total schwer; ich mußte mich viel mehr auf die einzelnen Gelenkstellungen und Bewegungsübergänge konzentrieren als beim schnellen Spiel, der Übungserfolg stellte sich jedoch fix ein. Diese Erfahrung kann man sehr gut auf das üben eines (auch schon recht sicheren) Gitarrenstücks übertragen, meine ich.

Verfasst: Fr Nov 17, 2006 11:29 am
von mass
Holger Danske hat geschrieben:
....Und das war für mich absolut überraschend total schwer; ich mußte mich viel mehr auf die einzelnen Gelenkstellungen und Bewegungsübergänge konzentrieren als beim schnellen Spiel, ....
Hallo Holger,

Yo man.die Lütten sind gut.
Versuch auch irgendwann, in eine hand langsam-Uhrzeigersinn od. umgekehrt, in der andere schnell, entgegen der uhrzeigersinn od. umgekehrt zu drehen. Das dauert bißelle, aber dann hast du....... :idea: . :wink:
gruß
mass

Verfasst: Fr Nov 17, 2006 12:59 pm
von jo
@Holger: Ich denke, dass dieses langsame spielen überhaupt der Königsweg ist, um ein Stück richtig zu lernen, auch Stücke, die man eigentlich schon zu können glaubte. Es gibt immer Stellen, die man gaaaaanz langsam üben sollte, damit sie sich richtig einprägen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das der kürzeste Weg zur Beherrschung eines Stückes ist.

Ist allerdings nicht immer einfach, soviel Geduld aufzubringen. Ich setze mich oft selber vor lauter Ungeduld unter Druck und will Tempo, Tempo machen.

Ich spiele ein Stück also ganz langsam und versuche dabei zu merken, wo und wie ich mich verspanne oder unsicher bin, und übe die Problemstelle auch ganz langsam und bewusst entspannt. Wenn ich dann im Tempo anziehe, merke ich ziemlich deutlich, wo die aktuelle Geschwindigkeitsgrenze liegt, und bleibe darunter. Spiele ich zu schnell, dann habe ich das Stück nicht mehr voll im Griff, ich werde unsicher, verkrampft etc. etc.

melodie und bass gleichzeitig einlernen

Verfasst: Fr Nov 17, 2006 2:26 pm
von gitarre-heilbronn
zu meiner vorgehensweise...
ich nehm als erstes die musik auf den pc auf. hörs mir an und lass dann das lied gestretcht (langsam gespielt) laufen, guck mir dabei die tabulatur an bis zum schwersten teil. dann nehm ich mir immer 2 bis 3 takte zur brust bis die sitzen, dann die nächsten 3 bis ich das stück kann. ich versuche dann immer das lied vom anfang an bis an die zu lernende stelle zu spielen, das heisst zum schluss ist der erste teil so gut drin dass ich dabei zeitung lesen kann, das zweite geht mit konzentration und beim letzten teil muss ich höllisch aufpassen. logisch wenn man beim üben immer auch das spielt was man vorher gelernt hat, deshalb werden viele gitarristen auch zum ende hin langsamer. oft spiel ich dadurch den ersten teil schneller als im original. dann fängt aber die arbeit erst richtig an. die geschwindigkeit von anfang an bis zum schluss muss ok sein. wo liegt die betonung, wo gibts kleinste schnarrer, wo zirpen pull offs und wo ist das hammring nicht ganz sauber. erst diese ausgefeiltheiten hauchen dem stück das lebenen ein. also immer 2 bis 4 takte dann die nächsten und das vorherige auch spielen. sonst klappts oft nicht mit den übergängen usw. viel spass noch .....