Bis zum bitteren Ende....

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

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Misty
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Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von Misty »

Grüß euch!

Das Problem betrifft eigentlich nicht speziell Stücke auf der Steelstring, sondern kommt genauso auch auf der Nylon vor.

Wenn ich ein neues Stück angehe habe ich am Anfang meist eine sehr steile Lernkurve. Passt das Stück von der Schwierigkeit kann ichs mit Noten/Tabs recht schnell halbwegs durchspielen. Dann geht es daran an den Stücken zu Feilen..... die richtige Geschwindigkeit, Dynamik, Fehlerfreiheit....

Und das zieht sich ENORM lang.... ich kann es laaange auswendig, bevor ichs irgendwie fehlerfrei hinbekomme. Die Fehler sind oft irgendwo..... klar, wenns eine ganz bestimmte Stelle ist, dann lann man an der spezifisch arbeiten! Aber sonst?! :(

Oft bin ich irgendwann genervt und lege die Stücke wieder beiseite um mich auf was Neues zu stürzen. So liegt jetzt schon einiges, wo ich mir immer wieder vornehme es wieder heran zu nehmen und soweit durchzuarbeiten, bis ich es ohne Probleme jemandem Vorspielen kann, rum und gerät in Vergessenheit..... :whistler:

Gibt es hier von eurer Seite irgendwelche TIpps??? Wie überschreitet man die Schwelle von geht ganz gut zu kann ich jederzeit Vorspielen????? :?:

Lg
jazzloft

Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von jazzloft »

Geht mir ganz genauso. Ich schiebe es darauf, dass ich anfangs wahrscheinlich zu ungeduldig bin und das Stück "recht schnell halbwegs durchspiele" anstatt es langsam anzugehen. Dabei übt man dann aber leider die Fehler und Holperer mit ein und anstatt besser zu werden, wird es wohl immer schwieriger diese eingeübten Fehler wieder los zu werden. Obwohl ich mir dessen bewusst bin, kann es aber leider auch nicht abstellen... :?

Erst wenn ich das Stück solange liegen lasse bis ich es vergessen habe und neu lernen muss, werden die alten Fehler besser - dafür gibt es dann garantiert neue... :oops:
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HR
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Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von HR »

Hi Misty,

es hat den Anschein, dass Du etwas ungeduldig bist (versteh ich aber).
Ich denke, diese Situation kennt wohl jeder.
Ich lerne die Stücke auch häppchenweise. Die schwierigen Passagen dauern natürlich etwas länger. Dann kommt einmal ein Punkt, wo ich das Stück dann auswendig spielen kann; was nicht heißt, dass ich es wirklich spielen kann. Da passt weder die Geschwindigkeit, da scheppern die Saiten und von Dynamik ist keine Rede. Hier beginnt meist die eigentliche Arbeit. Da kenn es, wie bei Dir, auch vorkommen, dass ich das Stück einmal beiseite lege. Meistens laufen die vermeintlich schwierigen Stellen nach einiger Zeit des "Abhängens" viel besser.
Also gib Dir selbst die Zeit das Stück.
Misty hat geschrieben: ... Gibt es hier von eurer Seite irgendwelche TIpps??? Wie überschreitet man die Schwelle von geht ganz gut zu kann ich jederzeit Vorspielen????? :?:
Das ist harte Arbeit und braucht Zeit. Also bleib dran.
lg
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notenwart
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Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von notenwart »

Ich würde die Vermutung von Jazzloft unterstreichen. Übt man schnell, übt man Fehler, übt man Fehler oft, bleiben sie auch hartnäckig in den Fingern.
Ich möchte hier keine Diskussion entfachen, die postuliert: „Man muss so und so üben, alles andere ist falsch“. Aber wenn jemand, wie Du Misty, ein Stück, das einen nicht grundlegend überfordert, nicht hinbekommt, ist eine Änderung der Lernmethode zumindest überdenkenswert.

Wenn Du gleichzeitig bedenkst, dass Du schon in (sagen wir mal) 10 Stücke Zeit investiert hast, die nicht zur Aufführungsreife des jeweiligen Stückes geführt hat, dann ist das erst recht ein Argument, beim nächsten Mal alles wesentlich ruhiger und möglichst von Anfang an mit den richtigen Betonungen, richtigen Phrasierungen etc zu üben.
Nicht so steile Lernkurve – aber Ankunft!

Viel Erfolg dabei

PS: ich habe mindestens hachgottwasweißichdennwieviele Stücke im Notenheft, die hachgottwasweißichdennwieviele Stunden verschlungen haben.
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landmesser
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Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von landmesser »

Moin Misty,

meine Arbeitsweise ist zwar etwas anders - aber vom ersten Spielen eines Stückes bis zur Bühnenreife braucht es bei mir meistens Jahre, obwohl ich Stellen, die ich nicht kann, einfach weglasse, verändere, vereinfache, was anderes spiele.

Ansonsten einfach mal eine Zeit zur Seite legen und was ganz anderes spielen. Mach ich ganz automatisch, der Fachbegriff heißt Prokrastination. Das ist mir in Fleisch und Blut übergegangen.

Viele Grüße und viel Spaß beim üben
landmesser

Misty hat geschrieben: Und das zieht sich ENORM lang.... ich kann es laaange auswendig, bevor ichs irgendwie fehlerfrei hinbekomme. Die Fehler sind oft irgendwo..... klar, wenns eine ganz bestimmte Stelle ist, dann lann man an der spezifisch arbeiten! Aber sonst?! :(
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Harald H. Morton
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Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von Harald H. Morton »

... Landmesser hat mit der Aussage " obwohl ich Stellen, die ich nicht kann, einfach weglasse, verändere, vereinfache, was anderes spiele." auch meine Vorgehensweise bestätigt.

Wenn ich bei einem Stück an einer Stelle immer wieder den gleichen Fehler mache und diesen einfach nicht abstellen kann, so suche ich mir eine andere Lösung. Ich glaube, es gibt wohl kein einziges Stück in meinem Repertoire, dass die Originalversion darstellt. Dabei bin ich schon auf Lösungen gekommen, die mir besser gefallen als das Original.

Man sollte durchaus berücksichtigen, dass jeder Komponist seine eigene "Handschrift" hat. Es sind seine eigenen Vorlieben und Vorstellungen. Vielleicht hat er auch andere anatomische Voraussetzungen in Bezug auf Spreizung der Hand o.ä..

Meine Empfehlung ist deshalb, dem Stück eine "eigene Handschrift" zu geben.

Schönen Tag noch.

Harald
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scifi
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Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von scifi »

Ich mache es letztlich so wie alle Kollegen im Thread vor mir geschrieben haben (Yeah, ich bin nicht alleine mit meiner Unfähigkeit 8) ).

Ein Trick der mir hilft ist Konzerte zu spielen und Aufnahmen zu machen. Bei Auftritten - auch sei es einfach nur vor ein paar Freunden - und Aufnahmen, die ich zum Beispiel hier veröffentliche, ist die Angst vor Blamage so groß, dass ich Stücke viel mehr und besser übe, als ich es sonst machen würde. Stichwort "Verpflichtungsfalle" ;-)
Angst ist vielleicht kein sehr guter Lehrer, aber ein exzellenter Motivator.

Noch ein Trick bei mir ist, immer auch Stücke mit zu üben, die über meinem Niveau liegen, die ich also voraussichtlich nie fehlerfrei oder aufführungsreif beherrschen werde. Durch den Kampf mit diesen Stücken fallen mir die auf "meinem Niveau" deutlich leichter. Und manchmal kriege ich dann auch doch mal eins von den "Unmöglichen" in den Griff.
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dirk l
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Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von dirk l »

Hallo zusammen,

Ich fange wie wahrscheinlich die meisten auch, von vorne an zu üben. Und immer wieder startet man vorne. Damit läuft der Anfang prima, in der Mitte oder am Ende kommen die Stellen, an denen es holpert.
Manchmal gehe ich dann umgekehrt vor und übe von hinten und arbeite mich dann rückwärts bis zum Anfang.
Wenn man dann nach einiger Zeit wieder von vorne beginnt, sind die kritischen Stellen aus der Mitte oder vom Ende dann gleich etwas besser.
Bis zur "Perfektion" gelange ich dennoch meist nicht.
Aufnehmen mache ich auch manchmal, das ist aber grausam. Das Aufnahmegerät verzeiht keinen Fehler, das Gehirn schon eher (da spielt man dann halt drüber).

Grüße
Dirk
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Wolf
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Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von Wolf »

Moin,

das kenne ich als "80%-Spieler" (ich kann jedes Stück nur max. bis kurz vor Schluß :? ) nur zu gut - die Motivation ist meist vor dem Stück zu Ende.
Irgendein Schlaule gab mitr mal den Tipp, den Dirk auch schon angeführt hat: das Stückk in sinnvolle Teile zerlegen und mit dem letzten Teil anfangen.
Probiert hab´ich´s aber auch noch nicht.
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wally
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Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von wally »

Es ist ratsam, von vornherein auf die Ausführung und den Ausdruck zu achten.
Den ersten Takt von Anfang an so spielen, wie er am Ende klingen soll.
Und erst, wenn der erste Takt so klingt wie man das am Ende hören will, geht man zum Zweiten.
Und erst, wenn der erste und der zweite Takt so klingen wie sie am Ende klingen sollen, geht man zum Dritten usw.
So spielt man von vornherein Musik und nicht Noten.
Das macht einfach mehr Spaß. :guitar1:
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fingerstricker
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Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von fingerstricker »

Hi,
wally hat geschrieben:Und erst, wenn der erste Takt so klingt wie man das am Ende hören will, geht man zum Zweiten...
ohjeh, wenn ich das so machen würde, wäre ich immer noch bei meinem ersten Song im ersten Takt ... :whistler:
wally hat geschrieben:So spielt man von vornherein Musik und nicht Noten. Das macht einfach mehr Spaß...
Da is was dran. Ich habe aber auch das Gefühl "mehr Musik" zu machen, seit ich versuche mit der Akustikschrammel ganze Stücke zu spielen. Mit der Stromgitarre ist das schwerer, - da muss man aufpassen sich nicht in Licks zu verlieren... der eine oder andere Stromgitarrenspieler wird mit der Zeit eher zum Sportler als zum Musikanten, bei der Akustikgitarre isses m.E. anders rum ... erst kommt das Stück und nach und nach die Feinheiten, Ausdruck, Phrasierung....

Gruß
fingerstricker
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wally
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Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von wally »

fingerstricker hat geschrieben: ...erst kommt das Stück und nach und nach die Feinheiten, Ausdruck, Phrasierung....
Nee. Andersrum: Erst kommen die Feinheiten, der Ausdruck und die Phrasierung. Das Stück kommt von selbst.
Das geht so rum viel schneller als andersrum, verstehsse? Also das andere Andersrum mein ich getz, verstehsse?
Also erssma musse sehn, dat sich dat auch vernünftig wat klingen tuht.
Dann merksse Dich nämlich, wie sich dat klingen muss mit die Musik da vonne Tabulatur oder vonne Noten.
Und das behälze besser inne Birne als wenne da getz irgendwelche Zahlen oder Zeichen auswendich lernen tuhs.
Dat iss nix. Dat kann nix werden.
Wennze aber wissen tuhst, wie sich dat klingen tuht, dann hohlze Dich dat Stück aus den Ohr, verstehsse?
Kannze ja ma abchecken. :whistler: :mrgreen:
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hoggabogges
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Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von hoggabogges »

Desshalb sollte man ein neues Stück zumindest einigermassen im Ohr haben, dann kann ich den Fliegendreck aufm Zettel nach kurzer Zeit weglassen... überles ich eh immer die Hälfte :shock: .
Aber das mit den Ohren muss geübt werden. :wink:
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fingerstricker
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Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von fingerstricker »

wally hat geschrieben:Kannze ja ma abchecken. :whistler: :mrgreen:
hab ich eben voll abgecheckt, - kannze komplett vergessen.
Haben eben inne Faschingkapelle einen neuen Song geprobt. Keiner keine Checkung von se Song, aber schonmal Pils geschlürft und anne Phrasierung gefeilt ...
Ne ne du, dad kannse vergessen tun.
Ich mach dad weiterhin anders rum, ers die Pflicht dann ded Kür - iss besser für mich... :guitar1:

Gruß
fingerstricker
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Misty
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Re: Bis zum bitteren Ende....

Beitrag von Misty »

Wow! Danke für die vielen Antworten! :)

Dürfte wohl nicht so unbekannt sein das Problem! Das beruhigt mich zumindest ein bisschen! :)

Das von hinten nach vorne habe ich auch schon gehört, fällt mir aber schwer, weil ichs meist nur von vorne nach hinten im Ohr hab!
Mein Lehrer hat mir empfohlen Stücke EXTREM langsam zu spielen und auf jede Note und Pause soviel wert zu legen, als wäre es DIE wichtigste Note.....

Das mit dem Ersetzen hatte ich schon in Erwägung gezogen, bei Stücken wo alles geht, bis auf ein Akkord..... aber dazu fehlt mir noch viel Background.....

Für Freunde spiele ich immer gerne.... hören auch immer gerne zu und es ist ihnen egal wenn mal was nicht passt. Und es ist auch eine Herausforderung in der Kirche oder bei kleineren Feiern..... Ich spiel ja auch nur max. 2-3 Lieder! Nichts, was den Abend füllt! ;)

Im Sommer will ich dann schon 1-2mal OpenStage beim Gitarrencamp machen......

Mah, warum hab ich mit 17 nur ein Jahr durchgehalten...... hätte ich da durchgehend bis jetzt gespielt, wäre das alles kein Problem! :lol:
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