die Jazz - Gitarre gibt es wohl nicht, da könnte man von When the saints go marching in und Down by the riverside bis Barney Kessel, und Pat Metheny wandeln. Kommt also drauf an was du vorhast..
Wobei ich nicht nur zwischen verschiedenen Stilepochen, sondern auch zwischen verschiedenen Arten der Instrumentenbehandlung unterscheiden würde.
Ich sehe drei Arten, sich auf der Gitarre jazzmäßig zu betätigen:
-Comping, also reine Begleitung ohne solistische Ambitionen
-Single String Soloing, wobei die Gitarre teilweise dem Klangideal eines "Horns" nacheifert.
-ungegleitete Solo-Jazzgitarre, sei es jetzt Chord Melody auf einer Archtop, jazzige Fingerpicking-Arrangements auf einer Steelstring oder in klassischer Technik gezupfte Jazzstücke wie Roland Dyens sie dargeboten hat.
Wer an einem Einblick in den Begleitstil von Freddie Green interessiert ist, dem empfehle ich:
EARLY JAZZ AND SWING SONGS FOR GUITAR - arrangiert für Gitarre - mit Tabulator - mit CD [Noten / Sheetmusic] Komponist: HAMBURGER DAVID
Darin sind Leadsheets von TradJazz Songs wie "Avalon" oder "After you've gone" mit Akkordsymbolen und Griffdiagrammen für auf 3 Töne reduzierte Akkordgriffe in der Art wie Freddie Green sie auf seiner akustischen Archtop gespielt hat.
Wer einen "Learning by Doing"-Ansatz beim Erlernen des Single-String Solierens bevorzugt, dem seien die zwei Hefte
Jazz Solos: Improvised Solos Over Standard Progressions [With CD] (Frank Vignola Jazz Play-Along)
ans Herz gelegt.
Frank Vignola gehört ja wahrscheinlich zu den spielerisch meistbietenden Gitarristen, die die aktuelle Szene anzubieten hat, aber in seinen Büchern beweist er durchaus auch ein Herz für Musikanten, die "spielerisch eher weniger zu bieten haben": die Beispielsoli sind technisch auch für weniger Bietende machbar, rhythmisch übersichtlich, und man muss nicht am Berklee College studiert haben, um zu verstehen, wie sie mit den Chord Changes zusammen passen.
Die Akkordfolgen der Standards sind im Vergleich zum Real Book auch etwas vereinfacht.
Zur Demonstration habe ich mal
Satin Dolls aufgenommen, wie die Akkordfolge wohl aus Copyright-Gründen hier genannt wird.
Dafür habe ich die Akkorde im Do-Whacka-Do-Whacka-Strum aufgenommen.
Dann habe ich die Melodie aus dem Real Book über die vereinfachte Akkordfolge gespielt. Passt, wie ich finde.
Im zweiten Chorus habe ich das Solo, dass Vignola in seinem Heft vorschlägt, gespielt. Passt auch.
Im dritten Chorus habe ich ein Mandolinensolo mit Variationen der Melodie des Songs und Zitaten von internationalem Liedgut versucht.
Wer sich jazzigem Solieren ohne viel graue Theorie nähern will, könnte mit den zwei Heften einen Schritt in die richtige Richtung tun.
Auch beim Vermitteln der Fähigkeiten, einen Song als Chord Melody arrangieren, beweist Vignola einen beachtlichen
Geduldsfaden..
Weil ich aber lieber mit Büchern lerne, als vor dem Bildschirm, wäre ich dankbar für eine Tipp bezüglich Literatur in diese Richtung, also Chord-Melody ohne allzu schräge Akkorde und auch verstänlich für jemanden, der "spielerisch eher weniger zu bieten hat".