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"einspielen"

Verfasst: Fr Apr 06, 2007 10:14 am
von schinkenkarl
habe das vergnügen ein neuinstrument zu bespielen.
nun bemerke ich mit wachsenden interesse wie sich die gitarre entwickelt; sprich die bässe runder und tiefer werden, die höhen samtiger und das sustain sich allgemein verlängert.

aber was versteht nun und dem begriff einspielen?

was macht man dabei, dafür und wie lange?

oder ist das nur so eine allgemein gültige redewendung?

hat sich der ein oder andere mal damit beschäftigt?

gruß
frank

Verfasst: Sa Apr 07, 2007 9:05 pm
von Gast
Ich glaube, Du spielst grade eine Gitarre ein. Jedenfalls wüsste ich keine speziellen Riten die da zu beachten sind.

Gruß Joe

Verfasst: So Apr 08, 2007 3:06 pm
von Admin
Gemeint sind eigentlich Klangveränderungen, die in der ersten Zeit eines Gitarrendaseins auftreten. Ich habe es bisher bei zwei neuen Gitarren selbst mitverfolgen können. Die Veränderungen hatten bei beiden eine Verbesserung des Diskant, der anfangs etwas schrill und spröde klang. Er wurde weicher und hatte mehr substanz. Insgesamt hat bei beiden Instrumenten die Ansprache sich verbessert und der Obertonreichtum wurde besser. Alles in allem nur BVerbesserungen, die vor allem im ersten Jahr recht deutlich ausgefallen sind.

einspielen

Verfasst: Mo Apr 16, 2007 11:36 am
von stringbender
Klasse, Reinhard hat schon fast alles gesagt was ich auch sagen wollte, das erspart Arbeit :D
bei regelmässigem Spiel tut sich im ersten halben Jahr am meisten. Das git vor allem für Gitarren mit Fichtendecke. Die braucht meist ein paar Monate bis sie richtig da ist, dann geht aber auch was.
Eine Zederndecke benötigt eigentlich keine lange Einspielzeit. Sie klingt auf Anhieb gut.
Der grösste Schock ist allerdings das Anschlagen des ersten Tons auf dem neuen Instrument. Ich wollte da schon oft weinend die Werkstatt verlassen, vor lauter Frust. Doch schon nach 1-2 Tagen (nur durch die Saitenspannung) verbessert sich der Klang. Wenn man etwas spielt ist Sie nach 2 Wochen aus dem gröbsten raus.
Holz ist eben ein lebendiger Werkstoff. Menschen müssen das singen auch erst lernen. :P

Verfasst: Mo Apr 16, 2007 4:23 pm
von erniecaster
Hallo!

Zum Einspielen habe ich mal gehört, dass man möglichst über alle Lagen spielen soll, möglichst alle Töne, auf jeden Fall bei sauber gestimmter Gitarre.

Ich habe das mal bei einer Gitarre gemacht - sehr lange her, ich war jung und hatte Zeit - ob das aber nun DEN Effekt gebracht hat, weiß ich nicht.

Viel spielen. Ich denke, das ist es.

Gruß

erniecaster

Verfasst: Di Apr 17, 2007 9:25 am
von Admin
Vielleicht noch die eine Ergänzung: Eine der neuen hatte einen eher mäßigen Klang, nachdem ich sie aus dem Koffer genommen und die Saiten gespannt hatte. Das war unmittelbar nach Erhalt der Lieferung. Erste Reaktion: "Das soll also alles sein ?" Ich spielte drauflos und etwa zehn Minuten später wurde mir klar, daß ich ein Klangmonster in den Händen hielt. Es war unglaublich, wie sehr die Stimme des Instruments sich binnen Minuten verändert hat. Ich spiele sie selten, es ist so eine Art heiliger Gral. In abgeschwächter Form ist der Effekt immer noch da, die Gitarre beginnt allerdings inzwischen auf einem hohen Niveau und steigert sich binnen 20 Minuten noch.

Ich hatte den Einspiel-Effekt zuvor innerlich ein wenig in das Reich der Fabel verwiesen, bin aber inzwischen belehrt und bekehrt.

Verfasst: Di Apr 17, 2007 9:40 am
von klaust
Admin hat geschrieben:Ich hatte den Einspiel-Effekt zuvor innerlich ein wenig in das Reich der Fabel verwiesen, bin aber inzwischen belehrt und bekehrt.
ich würde zu diesem Einspiel-Effekt auch in hohem Maße das einfache vertrautwerden von Spieler und Instrument dazuzählen.
Admin hat geschrieben:Ich spielte drauflos und etwa zehn Minuten später wurde mir klar, daß ich ein Klangmonster in den Händen hielt.
:lol: so einen Effekt konnte ich auch schon beobachten - wobei ich das aber meist nicht auf das Instrument zurückführe, sondern auf einen der seltenen guten Tage meinerseits... :wink:

Verfasst: Di Apr 17, 2007 11:43 am
von Admin
Das ist das subjektive Element und das spielt garantiert auch eine bedeutende Rolle, das sehe ich auch so.

Verfasst: Di Apr 17, 2007 12:19 pm
von thust
Hallo,
ich hab auf bei der Messe in Frankfurt mehrere neue Cuntz Gitarren gespielt und auch eine ca. 1 Jahr alte von Martin Harley eingespielte Cuntz-Gitarre. Da war schon ein deutlicher Unterschied zu hören und zu spüren!
Auch bei meiner Cuntz Gitarre habe ich ab und zu das Gefühl, dass es wieder einen Sprung nach vorn in der Verbesserung des Klanges gab.
Als ich letztens mit meiner Gitarre bei Andreas Cuntz war und er darauf spielte meinte er: "Du hast aber viel gespielt!". Auf meine Frage ob man das sieht, antwortete er nur: "Nein das hört man!"

einspielen

Verfasst: Di Apr 17, 2007 12:27 pm
von stringbender
Das kenne ich :D
Ich höre auch immer ob meine Kunden meine Gitarren viel spielen oder eher nicht. Der Klang wird einfach besser. Umgekehrt funktioniert das aber leider auch. Wenn die Gitarre längere Zeit nicht gespielt wird und Du holst sie aus dem Koffer, dann ist sie beleidigt und klingt nicht. Je besser das Instrument, desto deutlicher der Effekt. Da muss man schonr einige Stunden rauaf spielen um sie wieder zum leben zu erwecken.

Re: einspielen

Verfasst: Di Apr 17, 2007 12:41 pm
von klaust
stringbender hat geschrieben:Wenn die Gitarre längere Zeit nicht gespielt wird und Du holst sie aus dem Koffer, dann ist sie beleidigt und klingt nicht. Je besser das Instrument, desto deutlicher der Effekt. Da muss man schonr einige Stunden rauaf spielen um sie wieder zum leben zu erwecken.
aha...das werde ich jetzt aber gerne glauben! :wink: :lol:
Dann war mein "Gute" also höchst beleidigt, dass sie nicht mit in Urlaub durfte. So hat sie sich jedenfalls angehört als ich sie nach zweieinhalb Wochen wieder aus dem Koffer genommen habe.
Und ich dachte schon, es läge an mir das das so gräßlich klang...mittlerweile gehts ja wieder 8)
:wink:

Verfasst: Di Apr 17, 2007 8:40 pm
von MarioG
nabend ...

dieses Phänomen kenne ich auch, daß Gitarren klanglich "einschlafen".
So das man sie klanglich "wecken" muß, wenn man auf ihr lange nicht spielte
Aber kann ein Instrument auch ermüden ? Ich denke mal, es liegt am eingenem Gehör, wenn es irgendwie nicht mehr klingen will. Da hört sie nicht nach ein paar Tagen besser an.


...

Verfasst: Mi Apr 18, 2007 3:47 pm
von chrisb
tja, und wie ist das beim gitarrenkauf :?:

angenommen ich gehe morgen in einen großen gitarrenladen und spiele dort 20 gitarren an.
10 davon sind nagelneu und niemand hat sie je angespielt.
6 stück hängen seit jahren dort rum und
4 sind ein gitarristenvolksmodell und werden täglich angespielt.

wie soll man da vernüftig die potentiell, (nach vernünftiger einspieldauer) bestklingenste herausfinden? da vergleich ich doch äpfel mit birnen.

daher fordere ich für alle gitarren eine genormte werksseitige einspielprozedur (per-hand-einspielen oder einschwingen nach EMIL lass ich offen) und würde mich bereiterklären bei der erstellung einer DIN-Norm mitzuwirken.

Verfasst: Mi Apr 18, 2007 4:02 pm
von Joachim
chrisb hat geschrieben:... und würde mich bereiterklären bei der erstellung einer DIN-Norm mitzuwirken.
Bei der Erstellung oder der Ausführung ? :wink: :D

Verfasst: Do Apr 19, 2007 6:12 am
von chrisb
moin joachim,

beides natürlich.
das wär nicht schlecht - hauptberuflich gitarreneinspieler. :guitar1: