Lernfortschritt und pl?tzlich R?ckschritt ? Normal ?

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

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RB
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Lernfortschritt und plötzlich Rückschritt ? Normal ?

Beitrag von RB »

Ich muß mal etwas fragen. Ich bin von Haus aus Fingerpicker. Das fiel mir schon immer eher leicht. Plektrum spielen (Wechselschlag) kann ich erst seit kürzerer Zeit, vielleicht seit drei, vier Jahren und nun will ich das Bluegrass Melodiespiel verbessern, wofür ich das Plektrum wieder in die Pfote nehmen muß. Derzeit habe ich also - noch dazu durch klampfende Kinder und Jugendliche angeregt - gezielt wieder mit dem Üben angefangen. Sonst pflege ich unsystematisch zu spielen und auf breiter Front entwickelt sich alles sehr historisch voran.

Jetzt aber habe ich ein Stück gelernt. Ich nehme als Begleitautomaten den Computer, lasse ein kleines Arrangement als "Band" mitlaufen und spiele dazu die Melodie auf der Gitarre. Dafür eignet sich, nebenbei bemerkt, TablEdit bzw. Tefview seht gut, weil es eine Menge Bluegrass-Stücke zum Download gibt. Das vorhandene Melodieinstrument schalte ich aus, stelle das Tempo ein und lasse das Arrangement in einer Endlosschleife laufen. Eine geduldigere Sparringspartner-Band kann man sich nicht vorstellen!

Nachdem ich es (Red Haired Boy in einer Tony-Rice-mäßigen Version) in 160 BpM spielen konnte, habe ich das Tempo meines Begleitautomaten auf 180 gesteigert und probiert, ob es geht. Das war auch der Fall, nur an einer Stelle kam ich gelegentlich ins Schleudern. Das war am Samstag.

Gestern abend habe ich es mir wieder vorgenommen. Erst habe ich es mit 160, dann mit 180 gespielt. Klappte recht lässig, ich habe versucht, ein wenig zu improvisieren, was mir im Tempo 180 sogar einen Durchgang ganz gut gelungen war. Hätte ich es bloß mal aufgenommen. Dann habe ich das Tempo auf 200 gesteigert, auch da ging es überwiegend, aber die für mich schwierige Stelle brachte mich etwas häufiger aus dem Kontext.

Nun kommts: Daher habe ich es wieder mit 180 probiert, aber plötzlich ging auch das nur noch miserabel. Daher zurück zu 160, ein Tempo, in dem ich das Stück anfangs völig sauber hinbekam und da lief nun auch nichts mehr zusammen. Die Zielgenauigkeit der Rechten mit dem Plektrum hatte immens gelitten und war an diesem Abend nicht mehr herzustellen.

Kennt jemand das Phänomen, ich bin leicht irritiert.
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Ralle
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Beitrag von Ralle »

Hi Reinhard,

jo, das kenne ich nur zu gut. Das passiert mir sogar ziemlich regelmässig.
Ich lasse die ganze Geschichte dann meistens ein paar Tage ruhen. Danach funktioniert es wieder und machmal sogar besser.
Persönlich meine ich in diesen Fällen immer, dass meine Finger/Hand/Arm- Motorik irgendwie eine Auszeit braucht.
Nach einer gewissen Regenerationphase läufts dann halt wieder.
stringbound
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Beitrag von stringbound »

Ja, das kenne ich auch. Das liegt am "inneren" Tempo, dass auf sich auf die höhere Geschwindigkeit eingestellt hat. Beim schnelleren Spiel hast du keine Zeit über das was du machst nachzudenken und handelst quasi automatisch.

Spielst du das Stück jetzt wieder mit langsamerem Tempo fängst du an es "bewußt" zu spielen und "bremst" dich dadurch selber aus.

So geht den meisten Musikern die ich kenne, wenn sie versuchen anderen etwas langsamer vorzuspielen, als sie es im Normalfall tun. Spielfehler sind da quasi vorprogrammiert...
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Beitrag von Admin »

Danke erst einmal, beides beruhigende Antworten, ich hätte sonst nur unter inneren Windungen und Wendungen die Gitarre heute abend angepackt. Aber die Sache ist eher die, daß garnichts mehr ging, weder schnell noch langsamer. Ich dachte auch eher daran, daß es eine Art "innere Abschaltung" sein könnte; vielleicht ist das auch der Verarbeitungsprozeß im Koppe, der solche Folgen bringt. "Gehirnmuskelkater" :bl: sozusagen.
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Ralle hat geschrieben:Hi Reinhard,

jo, das kenne ich nur zu gut. Das passiert mir sogar ziemlich regelmässig.
Ich lasse die ganze Geschichte dann meistens ein paar Tage ruhen. Danach funktioniert es wieder und machmal sogar besser.
Persönlich meine ich in diesen Fällen immer, dass meine Finger/Hand/Arm- Motorik irgendwie eine Auszeit braucht.
Nach einer gewissen Regenerationphase läufts dann halt wieder.

dito... dito... :roll:
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"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
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Beitrag von Admin »

Ich werde heute abend probieren und, sollte nichts gehen, eine Pause einlegen. Man kann ja auch zwischendurch was anderes machen. Fingerstyle-Sachen spielen, zB. Es lebe die Vielsaitigkeit.
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troubadix
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Beitrag von troubadix »

Hallo Reinhard,

ja, das kenne ich auch nur zu gut. Wenn das so ist, lasse ich das erst einmal in Ruhe und mache etwas anderes. Meistens klappt es auch dann wieder besser.
Ich kann dir da aus meine Berufserfahrung etwas sagen: Das hat m.E. etwas mit dem verfügbaren Menge an Konzentration zu tun. Irgendwann geht einfach gar nix mehr. Wenn du dann "mit Gewalt" weiter übts, machst du es wahrscheinlich nur schlechter, weil das Gehirn dann die flaschen Dinge "verdrahtet". Dann solltest du sogar unbedingt aufhören, damit das nicht passiert.
Mach' etwas anderes und versuch's am nächsten Tag wieder. Da geht's wahrscheinlich besser. Und... mach' dir keine Gedanken... ;-)
Gruß, Troubadix
Gast

Beitrag von Gast »

Wenn den Wechselschlag nicht jahrelang gespielt hat ist es völlig normal!

Du kannst also beruhigt sein :)

Als eigentlicher E-Gitarrist spiele ich öfters (sehr oft gerade Wechselschlagtechnik) solche Sachen, auch jenseits der 200bpm. Das erfordert aber regelmässiges training, damit es auf den beat (Punkt) kommt. Dabei gibts ja Variationen, die weit schwieriger sind als jetzt den reinen gleichmäßigen Auf- und Abschlag, z. Bsp. mit Akzentuierungen - das tut ab einer gewissen Geschwindigkeit echt weh und wenn das auch noch länger andauert umso mehr.

Schwierig dabei ist auch das spontane umswitchen auf eine andere Anschlagtechnik.

Das mit dem "ruhen" lassen ist wohl eine Sache...
Ich würd da aber eher am Ball bleiben und das konseqent weiterverfolgen, vll. nicht ganz in so krassen Geschwindigkeitssprüngen. 20 bpm sind schon viel, ich würde es lieber in kleineren Schritten steigern, oder mir erst mal 160bpm flüssig antrainieren. Die Geschwindigkeit kommt dann mit Sicherheit.... lässt sich ja je nach Gerät (verfügbare bpm Geschwindigkeit dann steigern). Mein Zoom PS02 geht bis 250bpm, die ich aber sicher auch nicht bei einer komplexen Technik schaffe.
Das ist ja auch schon ein Wort - was Geschwindigkeit anbetrifft, aber man kanns ruhig übertreiben, langsamer geht dann immer
Aber ich denke da hilft beharrliches Üben mehr als Verzicht und in 2-4 Wochen ist das eh Geschichte! :wink:
Gast

Beitrag von Gast »

:-) hat geschrieben:Wenn den Wechselschlag nicht jahrelang gespielt hat ist es völlig normal!

Du kannst also beruhigt sein :)

Als eigentlicher E-Gitarrist spiele ich öfters (sehr oft gerade Wechselschlagtechnik) solche Sachen, auch jenseits der 200bpm. Das erfordert aber regelmässiges training, damit es auf den beat (Punkt) kommt. Dabei gibts ja Variationen, die weit schwieriger sind als jetzt den reinen gleichmäßigen Auf- und Abschlag, z. Bsp. mit Akzentuierungen - das tut ab einer gewissen Geschwindigkeit echt weh und wenn das auch noch länger andauert umso mehr.

Schwierig dabei ist auch das spontane umswitchen auf eine andere Anschlagtechnik.

Das mit dem "ruhen" lassen ist wohl eine Sache...
Ich würd da aber eher am Ball bleiben und das konseqent weiterverfolgen, vll. nicht ganz in so krassen Geschwindigkeitssprüngen. 20 bpm sind schon viel, ich würde es lieber in kleineren Schritten steigern, oder mir erst mal 160bpm flüssig antrainieren. Die Geschwindigkeit kommt dann mit Sicherheit.... lässt sich ja je nach Gerät (verfügbare bpm Geschwindigkeit dann steigern). Mein Zoom PS02 geht bis 250bpm, die ich aber sicher auch nicht bei einer komplexen Technik schaffe.
Das ist ja auch schon ein Wort - was Geschwindigkeit anbetrifft, aber man kanns ruhig übertreiben, langsamer geht dann immer
Aber ich denke da hilft beharrliches Üben mehr als Verzicht und in 2-4 Wochen ist das eh Geschichte! :wink:
Ist vll. vergleichbar mit komplizierten Barree-Griffen, die gehen auch nicht leicht von der Hand, und ein eher weniges üben (abwarten) bringt dich da ja auch nicht weiter - sowas muss man sich halt antrainieren, maßvoll!


EDIT:
====
Sorry, da bin ich auf den Zitat, statt dem edit-Button gelandet. Verzeiht!
Zuletzt geändert von Gast am Di Okt 23, 2007 2:32 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

Reinhard,

Dein Problem ist mir leider völlig unbekannt :wink: :wink: :D :D
Gruss
Joachim :guitar1:

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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

... und vergiss nicht, ab 315 bpm die Brandsalbe vorher aufzutragen. :roll:
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Ralle
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Beitrag von Ralle »

.... oder zumindest das Griffbrett einzuwässern - datt kühlt schön :?
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RB
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Beitrag von RB »

Heute ging es. Ich habe mal 220 eingestellt, ging auch bis auf die eine noch ungewohnte Stelle, aber das wird noch. Mit 180 habe ich das Stück dann eine Weile gedaddelt, bis die Hand wieder nachließ. Also wird es schon der oben erwähnte Gehirnmuskelkater gewesen sein. Hinzu tritt noch die Verkrampfung des rechten Unterarms, die ich heute in schöner Reinkultur bei mir beobachten konnte. Das ist wiederum mangelnde Übung. Ich denke, das wird schon werden. Nun bin ich gespannt auf meine weitere Entwicklung. Ich werde sie wohlwollend begleiten.
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RB
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Beitrag von RB »

Eine Aufnahme im Tempo 180 (sagt zumindest das Metronom, das im Micro BR eingebaut ist), habe ich heute zustande gebracht. Oder ist es schon morgen.......... brrr, wenn ich auf die Uhr sehe. Das ist echter Fanatismus, gegen den jedes GAS der blasse Abglanz ist. Meiner Meinung nach klingt das erst ab 200 bis 220 so wie ich es mir vorstelle, aber immerhin: Red Haired Boy mit 180 Sachen
In einigen Jahren werde ich es als Opa einigermaßen hinbringen, denke ich.
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

Hallo Reinhard,

schönes Stück.

Ich würde das aber jetzt auf keinen Fall schneller üben, im Gegenteil, ich würde mit der Geschwindigkeit wieder etwas runtergehen, bis das Stück ganz souverän und fliessend daherkommt, erst dann würde ich die Geschwindigkeit erhöhen, weil ich mir ansonsten vorstellen könnte, dass das Ganze verkrampft klingt und das dann nicht mehr weg zu bekommen ist.

Ein Ausspruch dieses jungen Django-Jazzers, ich glaube Joschka Stephan oder so Ähnlich, der in wirklich atemberaubender Geschwindigkeit spielt war, dass er so schnell sei, weil er immer so langsam Üben würde, ich glaube da ist was dran.

Diese Mando-Bluesgrass Sachen gefallen mir sehr gut, ich freue mich schon auf viele perfekt von Dir eingespielte Stücke und nicht erst als Opa :wink:
Gruss
Joachim :guitar1:

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