2 oder 3 Finger?

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

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Pick-Nick
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2 oder 3 Finger?

Beitrag von Pick-Nick »

Hi Leute habe eine Frage zu meiner Spieltechnik.

Ich hatte vor 12 Jahren klassischen Unterricht. Streng nach Noten und Haltung usw. Hab den Unterricht damals nach einen halben Jahr abgebrochen. Im Laufe der Zeit habe ich gelegentlich hin und wieder mal ein par Akkorde geschrubbt. Seit etwa 5 Jahren spiele ich wieder regelmäßig und rein autodidaktisch. Heute behersche ich das Spielen mit Plec sowie verschiedene Fingertechniken.

Ich spiele manche stücke ausschließlich mit Daumenpick, Zeige-, und Mittelfinger. Dabei hat kein Finger eine feste Saitenzuordung, also in gewisser Weise schon, aber der Daumen wandert dann auch schon mal zu den Melodiesaiten und der Zeigefinger in den Bass. Diese Spielweise lässt sich wahrscheinlich durch mein von Paul Simon geprägtes Folkpicking ableiten. Ich merke, dass ich mit dieser Technik weitaus mehr Speed erreiche, als mit Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger. Auch beim Celtic setzte ich die Technik ein.

Andere Stücke hingegen spiele ich ganz klassisch mit drei Fingern. (Geht auch manchmal nicht anders). Aber deutlich langsamer.

Bei dem Stück von R. Becker "Down at Milow´s house" , benutze ich quasi ein Mix aus beiden Techniken. Da wird die hohe E-saite mal mit Mittelfinger und mal mit Ringfinger gespielt. Wieviel Sinn macht das? Sollte ich mich bei einzelnen Stücken auf eine Spieltechnik beschränken? Ich denke dann dass ich vieleicht irgendwann mal ganz durcheinander kommen könnte. Vieleicht hast du, Rheinhard, auch ein guten Tipp für mich.

Vielen Dank

Grüße Nico
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Hallo,

ich halte es genau so wie Du! Ich mische die Techniken an den Stellen, bei denen es mir notwendig erscheint, bzw. da, wo es mir mit einem Mix aus verschiedenen Techniken am leichtesten fällt.

Aus meiner Perspektive gibt es keinen Grund das nicht so zu tun und ein Lied zwingend nur in einer Technik durchzuspielen. Ich probiere bestimmte Zupfmuster mit zwei und drei Fingern aus und entscheide dann nach zwei Gesichtspunkten:

1. Was fällt besonders leicht, bzw. besonders schwer?

2. Welche Technik ist dem Sound am dienlichsten. Es macht schon einen Unterschied, ob ich eine Saite mit dem Ring-, Zeige- oder Mittelfinger anschlage oder ob ich den Daumen, wohlmöglich noch im Stützschlag, benutze.

Gruß Ralf
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RB
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Beitrag von RB »

Hi, ich muß erst einmal richtigstellen: Das Stück ist ein Traditional von einer Platte v. Norman Blake und ich habe es nachgespielt, weil es mir so gut gefiel.

Ich spiele so, wie Ihr auch, nur, daß ich Daumen, Mittel- und Ringfinger nehme. Der Zeigefinger kommt nur gelegentlich dazu. Mit der dreier-Kombination ist die Geschwindigkeit am leichtesten erreichbar, aber an bestimmten Stellen läßt sich ohne Hinzunahme eines weiteren Fingers nichts erreichen. Das gilt z.B. für eine Stelle in "Last Steam Engine Train" und noch verschiedene andere.

Ich halte es nicht unbedingt für zwingend, sich für ein System zu entscheiden. Vielmehr will ich es situationsbedingt mal so und mal anders halten, je nachdem, mit welcher Technik man besser zurecht kommt. Der Wechsel ist auch innerhalb eines Stückes und Taktes möglich.

Die Frage, ob Daumen und Finger hinsichtlich der Saitenzuordnung feste Rollen haben, ist übrigens immer aktuell, ich glaube, besonders in der Klassik ist es eher üblich, den Daumen auf EA und D zu beschränken, wogegen die Finger G, H und e zu bearbeiten haben. Das mache ich zwar an manchen Stellen, aber beileibe nicht immer. Manchmal "justiert" sich die gesamte Hand um und der Daumen spielt bis zur D-Saite.
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Die feste Zuordnung sehe ich auch nicht so verbissen. Im Extremfall spielt der Daumen die H-Saite oder auch mal der Zeigefinger die A-Saite.

Hauptsache es Flutscht.

Keep the movements simple!
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RB
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Beitrag von RB »

Jenau
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Pick-Nick
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Beitrag von Pick-Nick »

Dann mach ich so weiter, vielen Dank.
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Tja, ich mach das auch so.

Je nach Klangvorstellung ( der Klang ist ja bei den verschiedenen Fingern/Daumen unterschiedlich ), Lautstärke und Betonung, Geschwindigkeit und überhaupt, ob eine betonte Melodie mitgespielt wird oder nur eine "einfache" Liedbegleitung... Ich wechsle je nach Lust, Laune und Anforderung zwischen verschiedenen Techniken und schrecke auch nicht davor zurück, einmal den Fingernagel als Pick zu gebrauchen. 8) Das kommt halt davon, wenn man sich alles selber zusammenschustert....

Aber @RB:

Du spielst mit Daumen, Mittel- und Ringfinger???? Nix Daumen - Zeigefinger - Mittelfinger? :shock:

Wenn man dann noch bedenkt, dass Du den C-Dur so greifst
Admin hat geschrieben: Dann sieht das ganze so aus:

Code: Alles auswählen

e||-----|-----|-----|-----|-----|-----|
h||-(3)-|-----|-----|-----|-----|-----|
g||-----|-----|-----|-----|-----|-----|
D||-----|-(2)-|-----|-----|-----|-----|
A||-----|-----|-(1)-|-----|-----|-----|
E||-----|-----|-----|-----|-----|-----|
ist das schon nahe am gitarristischen Kamasutra.

Reinhard - Du bist mir unheimlich.....
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"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
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matthiasL
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Beitrag von matthiasL »

Ich mache immer zum aufwaermen einige dieser Arpeggien von Guiliani (sp???) mit Metronom einfach um alle moeglichen Ablaeufe in die rechte Hand zu kriegen, um fuer alles gewappnet zu sein.
Bei den einzelnen Stuecken bestimme ich dann den Fingersatz der reH beim laaaannngsaaaamen herantasten. Und das haengt dann wirklich von der Ergonomie und dem Sound ab.
Doc Watson und viele alte Blueser haben fast nur mit D und Z gespielt, Jacques Stotzem spielt nur mit D, Z, M und viele andere spielen mit D, Z, M, R wie es ihnen am besten passt.

Es gibt KEINE Regel (im Fingerstyle)!

Cheers ML
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Es ist ja eigentlich schon alles gesagt. Weil die Konzertgitarre angesprochen wurde, hier noch ein kleiner Zusatz:
Auch in der Klassik geht der Daumen bis zur 2. Saite. Ob der Ringfinger eingebaut wird, richtet sich hauptsächlich danach, in welcher Folge die geforderten Töne auf welchen Saiten liegen. Ebenso liegt es daran, aus wieviel Stimmen der Melodiesatz gerade besteht. Wichtig ist - so lege ich meine Fingersätze zurecht -, daß man einen flüssigen und sauberen Ablauf erreicht.
Liebe Grüße
Bernd
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RB
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Beitrag von RB »

Das mit dem Akkord wird mir ewig nachhängen. Nicht daß ich auch noch aufgefordert werde, die Griffweise vorzuführen. Naja, ich übe vielleicht besser schon mal :mrgreen:

Aber die rechte hand ist tatsächlich so, wie ich es beschrieben habe, Sowohl dies, als auch das Daumen-shifting bis auf die D-Saite kann man hier sehen:

http://www.fingerpicker.de/pickingPatterns/example5.avi

Das AVI hat nur 185 KB, dafür aber eine beschi#*+ene Sound- und Bildqualität.
PaulMc

Beitrag von PaulMc »

Es geht auch noch ganz anders:
Bild

Gruss

Ulrich
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

Ja Linkshänder machen das so :lol: :lol:
Gruss
Joachim :guitar1:

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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Ich habe da - gerade in letzter Zeit - in einigen Filmen und Videos Gitarristen gesehen, die als Linkshänder noch nicht einmal die Saiten umgespannt haben. Das sieht vielleicht witzig aus.... :lol:
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Joachim
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Beitrag von Joachim »

@Old-Picker:

Dieter.
Ich glaube da gibt es auch einen ganz bekannten Fingerpicker (allerdings m. W. schon historisch), der die Saiten nicht umspannt, mit einer eigens dafür kreierten Technik, aber ich habe den Namen nicht mehr parat...
Gruss
Joachim :guitar1:

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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Aaaalso.....

Ich habe vor ein paar Minuten meine kleine Kamera aufgestellt und wollte meine rechte Hand beim Spielen aufnehmen. Ich habe also ein wenig herumgedaddelt ( mit der Stanford RD5 - deutlich zu sehen ohne Pickguard! ).

Das kleine Machwerk ist allerdings 21 MB / 2:09 min groß geworden. :roll:

Wer das sehen möchte, klicke hier und warte:
:arrow: OldPickers dicke Finger auf der Stanford

Wer das Teil komprimieren kann, damit auch andere in den zweifelhaften Genuss kommen, möge sich bitte dringend melden. Ich habe dafür keine programme und auch keinen Schimmer... :roll:
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