Bluesschema

Alles, was mit dem Spielen des Instruments zu tun hat

Moderator: RB

Antworten
Benutzeravatar
Capella
Beiträge: 39
Registriert: Di Jul 12, 2005 12:33 pm
Wohnort: Münster
Kontaktdaten:

Bluesschema

Beitrag von Capella »

Hi,

weniger eine Frage zur Spieltechnik, eher zur Musiktheorie, aber eine entsprechende Kategorie hab ich nicht gefunden.

Ich hab gerade einen Songtext geschrieben und möchte da einen Blues draus machen. Das heißt, ich suche jetzt ein möglichst simples Akkordschema, das aber alleine von der Akkordfolge her schon bluesig klingt (ich erinnere mich grob, dass mir jemand schonmal sowas gezeigt hat, das war irgendwie so E E6 E7 E6 oder so und klang schon gleich sehr nach viel Regen am mittleren Mississippi, aber ich habe vergessen, was da noch zugehörte, waren insgesamt 8 Takte, glaub ich, was für meinen Text ganz gut hinhauen müsste, wiederholt sich dann halt ewig).

Und gibt es einen speziellen Bluesanschlag oder macht man das dann so nach Gefühl? Sorry, ist vielleicht eine doofe Frage, aber Blues hab ich bis jetzt noch nicht gespielt.

gruß,
Capella
nein, mein Name hat nichts mit dem gleichnamigen Notationsprogramm zu tun... ;)
Benutzeravatar
RB
Beiträge: 20071
Registriert: Di Feb 08, 2005 11:18 pm
Wohnort: Wetzlar
Kontaktdaten:

Beitrag von RB »

Hi Capella, der Blues ist im Grunde das Spielen der Kadenz, also Tonika, Subdominante, Dominante und Tonika. Eine Ur- Grund- und Regelform hat 12 Takte und geht ca ungefähr so:
E
IIII IIII IIII IIII
A......... E
IIII IIII IIII IIII
H....A....E....H7
IIII IIII IIII IIII
Die Striche sind Viertel, ein Klötzchen aus vier Strichen ist ein Takt.

Den "Blues" macht uA wesentlich die Melodie, nämlich das, was man in der Musiktheorie die "Blue Note" nennt. Wenn Du davon ausgehst, daß ein Akkord eine Aufeinanderschichtung von Terzen ist, gilt folgendes:

Durakkord = Grundton-große Terz-kleine Terz
Mollakkord= Grundton-kleine Terz-große Terz

Beim Gesang und der Melodieführung würde man, wenn man den Grundton erkannt hat, an der Terz ausmachen, ob man sich im Dur oder im Moll bewegt. Beim Blues ist die Terz nicht auszumachen. Sie wird nicht sauber gesungen, sondern schwankt und "schmiert" und "wabert" in der Mitte zwischen großer und kleiner Terz umher.

Ein Probates Mittel ist es, den Grudton zu spielen/singen, dann mit der kleinen Terz weiterzumachen und diese während des Tons in Richtung große Terz zu ziehen.

Spiel mal E dur und behalte den Akkordklang im Ohr. Dann spiele auf der tiefen E Saite das E, dann das G (am dritten Bund) und ziehe es leicht in Richtung G#, dann das a auf der leeren A-Saite. Das Ziehen kann man bewerkstelligen, indem man den Greiffinger mit dem üblichen Greifdruck während des Greifens und während der Ton erklingt, quer parallel zum Bund in Richtung hohe E-Saite zieht. Probiers mal, dann kommt der Bluesige Klang.
Benutzeravatar
Fatzenkicker
Beiträge: 184
Registriert: Mi Feb 09, 2005 4:46 pm

Beitrag von Fatzenkicker »

Schon fast alles gesacht, glaube ich. Aber der Blues-Anschlag.......

Ich meine, den gibt es nicht wirklich. Aber es ist bestimmt nützlich, "ternär" zu spielen, d.h. zwei Viertel oder zwei Achtel so zu spielen, als ob es sich um eine Triole mit einer Pause in der Mitte handelt. Das gibt dann so einen gleichmässigen treibenden Rhytmus, "wo jeder mitmuss".
---------------------------
Seagull S6 plus cedar
Benutzeravatar
Capella
Beiträge: 39
Registriert: Di Jul 12, 2005 12:33 pm
Wohnort: Münster
Kontaktdaten:

Beitrag von Capella »

Hi,

danke für die Tipps. Das war wirklich sehr ausführlich und aufschlussreich.

Dieses bending finde ich auf meiner neuen Klampfe noch sehr schwierig, die Saiten sind ja deutlich strammer und härter als auf der Konzertgitarre, da hab ich das Gefühl, die bewegt sich kein Stück, wenn ich versuche, die zur Seite zu ziehen. Dafür müsste ich wahrscheinlich leichtere Saiten spielen (ich hab jetzt einen 12er Satz drauf).

Mal schauen,

gruß,
Capella (die ihre neue Klampfe immer noch nicht fotographiert hat...dieses Wochenende...bestimmt...)
nein, mein Name hat nichts mit dem gleichnamigen Notationsprogramm zu tun... ;)
FaxxeausFlaake
Beiträge: 35
Registriert: Mi Feb 09, 2005 2:36 pm
Wohnort: Graz, Austria

Beitrag von FaxxeausFlaake »

Hallo Capella!

Erstmal herzlich Willkommen!

Reinhard hat ja schon viel zur Theorie des Ganzen erläutert. Bzgl. der E E6 E7 Geschichte die du angesprochen hast möchte ich vielleicht noch folgendes hinzufügen, wenn du es nicht eh schon weißt:

Die "Standard" Blues Begleitung ist folgende:

Nehmen wir als Tonart A Dur her weil du hier die Leersaiten am besten nutzen kannst. Greif die D Saite am 2ten Bund (Ton E Quinte zu A) und schlag sie zusammen mit der leeren A Saite an. Ergibt einen "geschlechtlosen" Zweiklang, auch Powerchord genannt. Jetzt legst du den Ringfinger auf den 4ten Bund, ergibt E6.

Das ganze kannst du dann beim 5ten Takt (Subdominante) mit der D und G Saite bzw. beim Takt 9 Dominate E mit der E und A Saite in gleicher Weise machen.

Spiel das ganze triolisch also nicht 1 UND 2 UND... sonder EIN ER LEI-ZWEI ER LEI... usw.

Hoffe etwas geholfen zu haben!

Viel Erfolg
Faxxe

€: War wieder mal zu langsam
:lol:
Benutzeravatar
RB
Beiträge: 20071
Registriert: Di Feb 08, 2005 11:18 pm
Wohnort: Wetzlar
Kontaktdaten:

Beitrag von RB »

Noch als Ergänzung: Diese E - E7 - E6 - Geschichte kann man zwar spielen, und das ist auch recht beliebt bei einem Blues in E, aber letztlich handelt es sich dabei nur um eine bestimmte "Verzierung" derjenigen Stellen, bei denen man sich gerade im E-dur - Akkord befindet-

Man könnte das oben vorgestellte 12-Taktige Bluesschema wie folgt modfizieren, um die Verzierung einzubauen:

E
IIII IIII IIII IIII
A......... E
IIII IIII IIII IIII
H....A....E.E7.E6.E..H7
IIII IIII I..I...I...I..IIII
Die Akkorde könnte man so spielen:

E7
e||---|---|---|---|---|---|
h||---|---|-o-|---|---|---|
g||-o-|---|---|---|---|---|
D||---|-o-|---|---|---|---|
A||---|-o-|---|---|---|---|
E||---|---|---|---|---|---|
E6
e||---|---|---|---|---|---|
h||---|-o-|---|---|---|---|
g||-o-|---|---|---|---|---|
D||---|-o-|---|---|---|---|
A||---|-o-|---|---|---|---|
E||---|---|---|---|---|---|
Das ziehen der tiefen E-Saite war eigentlich nicht als Spiel-Hinweis gedacht, sondern sollte nur diesen für den Blues typische Melodieverlauf demonstrieren. In E wäre das halt E <"G-schmier bis beinahe G#"-A> Du brauchst Dir also zum Spielen nicht die Finger abzubrechen!
Antworten