Klassische Spieltechnik ?
Moderator: RB
Klassische Spieltechnik ?
Hallo zusammen,
um das Thema mal wieder aufzuwärmen, gibt es eigentlich jemanden der ernsthaft die klassische Spielhaltung der linken Hand bzw. die entsprechenden Anschlagtechniken rechts, auf einer Steelstring anwendet?
Der Hintergrund der Frage ist folgender:
Vor kurzem habe ich mich mit einem Klassikgitarristen unterhalten (Studium klassische Gitarre), welcher meinte ich müsse ganz genau wissen wie weit ich mit meinen Spielkünsten kommen möchte. Er kenne meinen Lehrer und weiß das dieser über keinerlei Spieltechnik verfügt. Ich solle doch sehr darauf achten, dass ich mir die spieltechnischen Möglichkeiten nicht für alle Zeit verbaue indem ich falsche Dinge lerne.
Normalerweise gebe ich auf solche Aussagen nicht so viel, aber man beginnt doch zu Zweifeln. Bei jedem Fehler oder Saitenschnarren frage ich mich, ob es wirklich an der Technik liegt oder einfach nur ein `normaler` Fehler ist.
Ich habe versucht auf meiner Seagull mit klassischer Handhaltung zu spielen, was aber äußerst unbequem war. Der Hals ist zwar mit 47mm sehr breit, aber die Rückseite auch sehr Rund. Versuche ich den Daumen in der Mitte des Halses zu halten, rutsche ich auf Grund der Rundung entweder nach oben oder unten ab, erst recht wenns warm ist. Bei einer klassischen Gitarre ist das kein Problem, der Hals ist relativ flach, so dass man den Daumen bequem halten kann.
Viele Grüße
Thomas
um das Thema mal wieder aufzuwärmen, gibt es eigentlich jemanden der ernsthaft die klassische Spielhaltung der linken Hand bzw. die entsprechenden Anschlagtechniken rechts, auf einer Steelstring anwendet?
Der Hintergrund der Frage ist folgender:
Vor kurzem habe ich mich mit einem Klassikgitarristen unterhalten (Studium klassische Gitarre), welcher meinte ich müsse ganz genau wissen wie weit ich mit meinen Spielkünsten kommen möchte. Er kenne meinen Lehrer und weiß das dieser über keinerlei Spieltechnik verfügt. Ich solle doch sehr darauf achten, dass ich mir die spieltechnischen Möglichkeiten nicht für alle Zeit verbaue indem ich falsche Dinge lerne.
Normalerweise gebe ich auf solche Aussagen nicht so viel, aber man beginnt doch zu Zweifeln. Bei jedem Fehler oder Saitenschnarren frage ich mich, ob es wirklich an der Technik liegt oder einfach nur ein `normaler` Fehler ist.
Ich habe versucht auf meiner Seagull mit klassischer Handhaltung zu spielen, was aber äußerst unbequem war. Der Hals ist zwar mit 47mm sehr breit, aber die Rückseite auch sehr Rund. Versuche ich den Daumen in der Mitte des Halses zu halten, rutsche ich auf Grund der Rundung entweder nach oben oder unten ab, erst recht wenns warm ist. Bei einer klassischen Gitarre ist das kein Problem, der Hals ist relativ flach, so dass man den Daumen bequem halten kann.
Viele Grüße
Thomas
Ich kenne einen, der wenigtens annhähernd die Steelstring-Git. so hält, daß es der klassischen Haltung nahe kommt, der aber ansonsten mit dem Plektrum spielt. Der Mann heißt Jack Lawrence und spielte lange Jahre mit Doc Watson zusammen (tut es vielleicht noch). Das ist aber nur die halbe Antwort auf Deine Frage, weil die Anschlagshand dabei keine Rolle spielt.
Es gibt die Behauptung oder Forderung, man müsse die Stahlsaitengitarre ebenso halten und spielen, wie die klassische. Ich habe aber bislang noch keinen Stahlsaiten-Spieler getroffen, der das einhält oder selbst postuliert.
Mein Wissen ist aber äußerst begrenzt, vielleicht gibt es welche. Zwingend erscheint mir das nicht. Immerhin handelt es sich um Instrumente, die anders geformt sind, als die klassische Gitarre und die ein gegenüber Nylon oder Darm gänzlich andersartiges Saitenmaterial aufweisen. Das legt eher auch eine andere Spielhaltung und Anschlagstechnik nahe.
Es gibt die Behauptung oder Forderung, man müsse die Stahlsaitengitarre ebenso halten und spielen, wie die klassische. Ich habe aber bislang noch keinen Stahlsaiten-Spieler getroffen, der das einhält oder selbst postuliert.
Mein Wissen ist aber äußerst begrenzt, vielleicht gibt es welche. Zwingend erscheint mir das nicht. Immerhin handelt es sich um Instrumente, die anders geformt sind, als die klassische Gitarre und die ein gegenüber Nylon oder Darm gänzlich andersartiges Saitenmaterial aufweisen. Das legt eher auch eine andere Spielhaltung und Anschlagstechnik nahe.
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[Beitrag vom Verfasser entfernt]
Zuletzt geändert von Ulrich Peperle am Sa Apr 09, 2016 12:32 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Ich habe mal eine Zeit eher jazziges mit den entsprechenden Voicings gespielt,
da fand ich die klassische Haltung sehr angenehm, da ich die teils recht
komplizierten und über viele Bünde gehenden Griffbilder
anders gar nicht hätte umsetzen können.
Es ist eher die Frage, was ich spielen will,
dazu setze ich dann die entsprechende Technik ein.
Ich mein', guck Dir Hendrix an, der hatte so große Hände,
der konnte mit dem Daumen ein Barre von oben über den Hals
über das ganze Griffbrett greifen.
Edit: Richie Havens auch ...
da fand ich die klassische Haltung sehr angenehm, da ich die teils recht
komplizierten und über viele Bünde gehenden Griffbilder
anders gar nicht hätte umsetzen können.
Es ist eher die Frage, was ich spielen will,
dazu setze ich dann die entsprechende Technik ein.
Ich mein', guck Dir Hendrix an, der hatte so große Hände,
der konnte mit dem Daumen ein Barre von oben über den Hals
über das ganze Griffbrett greifen.

Edit: Richie Havens auch ...

Zuletzt geändert von marcus am Mo Jun 29, 2009 7:33 am, insgesamt 1-mal geändert.
»A painter paints pictures on canvas.
But musicians paint their pictures on silence.«
Leopold Stokowski
-----
http://www.nonoise-online.de
But musicians paint their pictures on silence.«
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Vielen Dank für eure Antworten. Es gab bei meinem Lehrer überhaupt keine Anleitung zum Halten der Gitarre. Vom ersten Tag an spielen wir Musikstücke und alles andere kommt dann schon von selbst wurde mir erklärt.
Das heißt, dass der Lehrer nur eine Kontrollfunktion beim Vorspielen der geübten Sachen ausübt und ansonsten für Fragen zur Verfügung steht.
MfG
Thomas
Das heißt, dass der Lehrer nur eine Kontrollfunktion beim Vorspielen der geübten Sachen ausübt und ansonsten für Fragen zur Verfügung steht.
MfG
Thomas
Ich spiele seit wenigen Monaten auch klassische Gitarre, vorher nur Steelstring.
Zwar bemühe ich mich, bei Benutzung der Konzertgitarre konsequent die klassische Haltung einzunehmen (Fußbank, Gitarre auf dem linken Oberschenkel, Hals im 45° Winkel, Daumen hinten am Hals usw.), aber andererseits spiele ich die klassischen Stücke "zwischendurch" auch mal auf einer Steelstring. Und da finde ich die klassische Haltung gar nicht machbar. Hals zu lang, Korpus zu groß (Dreadnoughts!). Das tut den Stücken aber keinen Abbruch, die klingen auch auf der Steelstring bei nicht-klassischer Haltung prima.
Klassische Stücke sind also offensichtlich auch ohne klassische Haltung spielbar.
Zwar bemühe ich mich, bei Benutzung der Konzertgitarre konsequent die klassische Haltung einzunehmen (Fußbank, Gitarre auf dem linken Oberschenkel, Hals im 45° Winkel, Daumen hinten am Hals usw.), aber andererseits spiele ich die klassischen Stücke "zwischendurch" auch mal auf einer Steelstring. Und da finde ich die klassische Haltung gar nicht machbar. Hals zu lang, Korpus zu groß (Dreadnoughts!). Das tut den Stücken aber keinen Abbruch, die klingen auch auf der Steelstring bei nicht-klassischer Haltung prima.
Klassische Stücke sind also offensichtlich auch ohne klassische Haltung spielbar.
- Holger Hendel
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Die Westerngitarre gehört mMn zwischen die Beine.
Ich spiele seit ca. fünf Jahren mit Fußstuhl / Zarge auf li. Oberschenkel und es funktioniert bestens, es ist die mMn bessere Position im Kontext der Anatomie unseres Körpers. Auslöser für den Wechsel der Haltung waren fiese Nackenschmerzen, die seitdem Geschichte sind. Manati fidnet die Dreads ja zu groß für die klas. Haltung...hmmm...finde ich gar nicht, k.a., bin nicht der kleinste (198 cm), vielleicht liegt´s daran.
Ohne jemals einen studierten Lehrer gehabt zu haben helfen mir kleine "Regeln" sehr gut, eine für mich sinnvolle Handhaltung durchziehen zu können, z.B. "mögl. dicht vor dem jew. Bundstäbchen greifen"; "Endglied eines jeden greifenden Fingers mögl. senkrecht aufs Griffbrett aufsetzen"; "Halsunterseite nicht in Kontakt mit Hohlhand kommen lassen"...unter Wahrung dieser Regeln konnte ich bislang so gut wie alles lernen, was ich mir vorgenommen hatte.
Zu der Lehrer-Sache: "gut" ist ein Lehrer dann, wenn er dich darauf hinweist, was im Unterricht abgeht - sprich: wenn er dir transparent macht, was du erwarten kannst und was nicht; wenn du das weißt kann die Suche schon weitergehen oder du bist beim richtigen. Mir ist ein Lehrer, der mir genau das draufschafft was ich lernen möchte 1000 Mal lieber als einer, der in allen Stilistiken heimisch ist. Davon habe ich zunächst erst mal gar nix, da ich mich idR nur schwerpunktmäßig für eine Sache interessiere. Ist zumindest bei mir so.

Ohne jemals einen studierten Lehrer gehabt zu haben helfen mir kleine "Regeln" sehr gut, eine für mich sinnvolle Handhaltung durchziehen zu können, z.B. "mögl. dicht vor dem jew. Bundstäbchen greifen"; "Endglied eines jeden greifenden Fingers mögl. senkrecht aufs Griffbrett aufsetzen"; "Halsunterseite nicht in Kontakt mit Hohlhand kommen lassen"...unter Wahrung dieser Regeln konnte ich bislang so gut wie alles lernen, was ich mir vorgenommen hatte.
Zu der Lehrer-Sache: "gut" ist ein Lehrer dann, wenn er dich darauf hinweist, was im Unterricht abgeht - sprich: wenn er dir transparent macht, was du erwarten kannst und was nicht; wenn du das weißt kann die Suche schon weitergehen oder du bist beim richtigen. Mir ist ein Lehrer, der mir genau das draufschafft was ich lernen möchte 1000 Mal lieber als einer, der in allen Stilistiken heimisch ist. Davon habe ich zunächst erst mal gar nix, da ich mich idR nur schwerpunktmäßig für eine Sache interessiere. Ist zumindest bei mir so.
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Kann durchaus sein. Ich bin 30 cm kleiner als du und habe ziemlich kurze Arme; eine Parlor könnte ich vermutlich problemlos "klassisch" halten, aber kein Schlachtschiff. ;-)Holger Danske hat geschrieben: Manati fidnet die Dreads ja zu groß für die klas. Haltung...hmmm...finde ich gar nicht, k.a., bin nicht der kleinste (198 cm), vielleicht liegt´s daran.
Das ist für mich die überhaupt alles entscheidende Erkenntnis plus vielleicht noch die, das Handgelenk möglichst rechtwinkling zum Hals zu bewegen. Wenn ich das alles einhalten will, geht es gar nicht anders, als die Klampfe im 45-Grad-Winkel, also eher klaschiss, vor den Bauch zu hängen. Hab halt so angefangen."Endglied eines jeden greifenden Fingers mögl. senkrecht aufs Griffbrett aufsetzen"
Gruß,
Frank
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so mache ich es auch....egal ob Dread, Auditorium oder Nylon!Holger Danske hat geschrieben:Die Westerngitarre gehört mMn zwischen die Beine.Ich spiele seit ca. fünf Jahren mit Fußstuhl / Zarge auf li. Oberschenkel und es funktioniert bestens, es ist die mMn bessere Position im Kontext der Anatomie unseres Körpers.
moin,
wie holger und klaust spiel ich auch klassische technik auf einer dread.
kann mich aber auch aufs sofa lümmeln und einfach entgegen allen klassischen regeln rumschrammeln.
die technik ist halt "nur" ein werkzeug.
und je nachdem was du "bauen" willst brauchst du ein anderes.
mein lehrer sagte in der ersten stunde: "wenn du auf ner klassikgitarre spielen kannst (sprich die technik beherrschst) kannst du auf jeder gitarre spielen".
ich würde nicht sagen das ich gut spielen kann, aber ich glaube die klassische technik hilft dabei einige technische hürden zu überwinden.
andereseits gibt es natürlich auch die freaks die sich autoditaktisch alles selbst beibringen und für die technische schwierigkeiten keinerlei hürden darstellen (auch ohne strikte klassiktechnik).
wie holger und klaust spiel ich auch klassische technik auf einer dread.
kann mich aber auch aufs sofa lümmeln und einfach entgegen allen klassischen regeln rumschrammeln.
die technik ist halt "nur" ein werkzeug.
und je nachdem was du "bauen" willst brauchst du ein anderes.
mein lehrer sagte in der ersten stunde: "wenn du auf ner klassikgitarre spielen kannst (sprich die technik beherrschst) kannst du auf jeder gitarre spielen".
ich würde nicht sagen das ich gut spielen kann, aber ich glaube die klassische technik hilft dabei einige technische hürden zu überwinden.
andereseits gibt es natürlich auch die freaks die sich autoditaktisch alles selbst beibringen und für die technische schwierigkeiten keinerlei hürden darstellen (auch ohne strikte klassiktechnik).
chrisb
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Zuletzt geändert von Ulrich Peperle am Sa Apr 09, 2016 12:31 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Mein bescheidenes Wissen stammt noch aus den späten 1980zigern. Schon damals hat mir mein Gitarrenlehrer eine solide Beherrschung der Grundkenntnisse bescheinigt. Mehr aber auch nicht. Leider ist das Hobby dann aus vielschichtigen Gründen eingeschlafen. Heute versuche ich auf das damals Gelernte weiter aufzubauen. Das klappt seit einem Dreivierteljahr voll zu meiner Zufriedenheit. Nur gefällt mir ein Bourrée von Bach genausogut wie ein Blues. Mit dem von mir erwähnten Grundgedanken komme ich zumindest aktuell ganz gut in beiden Stilrichtungen zurecht. Bei der rechten Hand hilft mir sehr, diese beim Zupfen möglich statisch über den Saiten zu halten, also wirklich nur durchs Anwinkeln der Finger die Saiten zu ziehen. Noch keine richtige Idee habe ich beim Anschlagen von Akkorden (ohne Plektrum), aber ich meine, dass es auch hier besser geht, wenn man die Knöchel der Finger möglichst immer im gleichen Abstand an den Saiten vorbei führt. Ist etwas schwierig zu beschreiben. Was mir außerdem hilft, ist ein wenig die Mischung der Spielhaltungen. Ein wenig Fußbank, ein wenig im Stehen und ein wenig auf einer Dynarette (das ist ein Kissen, dass man sich aufs linke Bein unter die Gitarre klemmen kann).Damit ist der Kern der "klassischen Haltung" im Prinzip gut erkannt.
Viele Grüße
Frank
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Zuletzt geändert von Ulrich Peperle am Sa Apr 09, 2016 12:31 pm, insgesamt 1-mal geändert.