"Bodenfund" mit f-L?chern
Moderator: RB
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"Bodenfund" mit f-Löchern
Hallo liebe Gemeinde, ich lese seit kurzer Zeit mit und möchte mich nicht wichtig machen, aber ich habe das Bdürfnis, Euch zu erzählen, was ich heute wieder einmal ausgegraben habe, auch wenn es nix zum Fingerpicken ist, sondern eine echte "Plektrum-Gitarre". Ich wusste ja, dass sie da ist, aber ich hatte sie regelrecht vergessen.
Die Rede ist von einer no-name-archtop-Gitarre, die bei mir lange im Schrank herumgegammelt ist. Gekauft hatte sie in den 50ern mein Vater beim Gitarrenbauer in Saalfelden im Salzburger Land, dann in den 70ern an einen Bauern in der Nachbargemeinde verkauft, und nachdem ich dann schon eine Weile auf meiner Hopf herumgeklimpert hatte, und das lustig gefunden hätte, die alte Familienklampfe wiederzukriegen, haben wir sie in den 80ern wieder zurückgeholt (die glaubten am Anfang natürlich, dass das was Wertvolles sein könnte, wenn wir es zurückhaben wollen. Meine offensichtlich schnell schwindende Begeisterung hat sie dann aber wohl veranlasst, sie doch herauszugeben).
So viel zur Vorgeschichte, nun aber zum Instrument. Es ist eine blonde, billige Sperrholz-Archtop. Über die Jahrzehnte gerettet hat sie der Umstand, dass sie soviel wie unspielbar war, wenn jemand einfache Liedbegleitung in der ersten Lage machen wollte -- viel zu hohe Saitenlage, und der extrem enge Hals! Ein dicker Knüppel, mit einer Breite von bloß 41,4 mm am Sattel (der hat einen Nullbund). Das Spacing ist noch enger, als man es erwarten würde, weil das Griffbrett dann schon wieder schmaler wird, aber zum ersten Mal kann ich bei einer Gitarre mit dem Daumen mitgreifen, denn dazu ist der Hals gemacht; zusammen mit dem Griffbrett ist das Profil bereits mehr als ein Halbkreis, wenn Ihr versteht, was ich meine. Komisches Griffgefühl! Auf das hässlich plastikweisse Pickguard hatte ich als Teenager aus kosmetischen Gründen eine schwarze DC-Fix-Folie draufgeklebt, das hat bestens gehalten.
Zum Sound: zuerst hatte ich noch die alten geschliffenen Thomastik-Saiten drauf, die natürlich praktisch überhaupt keinen Ton erzeugt haben. Ich habe dann d'Addario 011er draufgetan, und plötzlich entpuppte sich das Instrument als Mörder-laut!!! Allerdings keine Bässe, lediglich Mitten-Höhen; schneidend-schaurig. Laut, aber unschön. Kein PU natürlich.
Also, ich schicke das Ding morgen zum Gitarrenbauer meiner Vertrauens, schauen, was der sagt. Ich habe nämlich die vage Hoffnung, dass der Sound mit halbgeschliffenen Saiten angenehmer werden könnte. Was mein Ihr dazu, hat da jemand Erfahrung? Vielleicht hilft ja auch ein besser passender Steg, damit Bässe übertragen werden, der originale scheint mir nicht so toll zu passen.
Falls gewünscht, kann ich ja weiter berichten!
Alles Liebe an alle aus Tirol, nach einem strahlenden Herbsttag.
Reinhard
Die Rede ist von einer no-name-archtop-Gitarre, die bei mir lange im Schrank herumgegammelt ist. Gekauft hatte sie in den 50ern mein Vater beim Gitarrenbauer in Saalfelden im Salzburger Land, dann in den 70ern an einen Bauern in der Nachbargemeinde verkauft, und nachdem ich dann schon eine Weile auf meiner Hopf herumgeklimpert hatte, und das lustig gefunden hätte, die alte Familienklampfe wiederzukriegen, haben wir sie in den 80ern wieder zurückgeholt (die glaubten am Anfang natürlich, dass das was Wertvolles sein könnte, wenn wir es zurückhaben wollen. Meine offensichtlich schnell schwindende Begeisterung hat sie dann aber wohl veranlasst, sie doch herauszugeben).
So viel zur Vorgeschichte, nun aber zum Instrument. Es ist eine blonde, billige Sperrholz-Archtop. Über die Jahrzehnte gerettet hat sie der Umstand, dass sie soviel wie unspielbar war, wenn jemand einfache Liedbegleitung in der ersten Lage machen wollte -- viel zu hohe Saitenlage, und der extrem enge Hals! Ein dicker Knüppel, mit einer Breite von bloß 41,4 mm am Sattel (der hat einen Nullbund). Das Spacing ist noch enger, als man es erwarten würde, weil das Griffbrett dann schon wieder schmaler wird, aber zum ersten Mal kann ich bei einer Gitarre mit dem Daumen mitgreifen, denn dazu ist der Hals gemacht; zusammen mit dem Griffbrett ist das Profil bereits mehr als ein Halbkreis, wenn Ihr versteht, was ich meine. Komisches Griffgefühl! Auf das hässlich plastikweisse Pickguard hatte ich als Teenager aus kosmetischen Gründen eine schwarze DC-Fix-Folie draufgeklebt, das hat bestens gehalten.
Zum Sound: zuerst hatte ich noch die alten geschliffenen Thomastik-Saiten drauf, die natürlich praktisch überhaupt keinen Ton erzeugt haben. Ich habe dann d'Addario 011er draufgetan, und plötzlich entpuppte sich das Instrument als Mörder-laut!!! Allerdings keine Bässe, lediglich Mitten-Höhen; schneidend-schaurig. Laut, aber unschön. Kein PU natürlich.
Also, ich schicke das Ding morgen zum Gitarrenbauer meiner Vertrauens, schauen, was der sagt. Ich habe nämlich die vage Hoffnung, dass der Sound mit halbgeschliffenen Saiten angenehmer werden könnte. Was mein Ihr dazu, hat da jemand Erfahrung? Vielleicht hilft ja auch ein besser passender Steg, damit Bässe übertragen werden, der originale scheint mir nicht so toll zu passen.
Falls gewünscht, kann ich ja weiter berichten!
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Reinhard
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Ich kenne diese Dinger, die waren anscheinend in den 50ern Mode. Ich hatte mal etwas ähnliches in Rot mit so einer Art Sunburst zum Rand hin. Die Zarge war schwarz-holz-gestreift, die Streifen ca. 1 cm breit, das sah nach 50ern und Rockabilly aus. Der Hals war so, wie Du ihn auch beschreibst, nämlich ein dicker Prügel mit einem ziemlich schmalen Griffbrett. Die Markierungen am 1, 3, 5, 7 , 9 und 12ten Bund bestanden aus breiten Perlmutt-Streifen (wahrscheinlich ein künstliches Material), damit war auch die Kopfplatte belegt. Ob die Decke Sperrholz war, weiss ich nicht, damals waren mir diese feinen Unterschiede noch unbekannt.
Da keine Tonabnehmer dran waren, habe ich damals einen cremefarbenen Humbucker von Billy-Lawrence am Halsende angebracht und zwei ebensolche Knöpfe für Lautstärke und Höhenabsenkung in die Decke geschraubt. Es sah erstaunlicherweise ziemlich amtlich aus, obwohl ich die Lächer seinerzeit mit einer Papierschere
gebohrt habe. Das reicht bald an H-Bones Löffelmethode heran.
Der Klang ohne Verstärkung war auch so, wie von Dir beschrieben, eher dünn und etwas blechern. Aber mit dem Pickum über einen Kofferverstärker kam dann plötzlich dieser warme leicht jazzige und recht akustische Ton einer "vollakustischen E-Gitarre heraus. An den Hals hatte ich mich übrigens bald gewöhnt, nachdem ich die Saitenlage eingestellt hatte. Später habe ich sie dann für ca. DM 500,- verkauft, das dürfte so um 1980 gewesen sein. Waren das noch Zeiten!
Da keine Tonabnehmer dran waren, habe ich damals einen cremefarbenen Humbucker von Billy-Lawrence am Halsende angebracht und zwei ebensolche Knöpfe für Lautstärke und Höhenabsenkung in die Decke geschraubt. Es sah erstaunlicherweise ziemlich amtlich aus, obwohl ich die Lächer seinerzeit mit einer Papierschere


Der Klang ohne Verstärkung war auch so, wie von Dir beschrieben, eher dünn und etwas blechern. Aber mit dem Pickum über einen Kofferverstärker kam dann plötzlich dieser warme leicht jazzige und recht akustische Ton einer "vollakustischen E-Gitarre heraus. An den Hals hatte ich mich übrigens bald gewöhnt, nachdem ich die Saitenlage eingestellt hatte. Später habe ich sie dann für ca. DM 500,- verkauft, das dürfte so um 1980 gewesen sein. Waren das noch Zeiten!
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Die Sache ist gegessen
So, jetzt ist sie wieder zurück. Der Gitarrenbauer meint, wahrscheinlich eine Rossmeisl-Gitarre. Sie ist handwerklich EXTREM sauber und gut gebaut, AAAABER: nach dem falschen Plan! Decke und Boden jeweils 5,5 mm dick, die Decke noch dazu dicK bebalkt .... da rührt sich natürlich nix, auch kein Ohr. Das enthebt mich der Überlegung, ob man einen neuen Hals machen soll, denn die Klampfe ist eben nur was für die Wand! Immerhin weiß ich's jetzt! LieGrü, Reinhard
Hallo, das ist wohl Ansichtssache, aber die gehört nicht an die Wand.
Ich kenne den Ausdruck "Schlaggitarre" für solche Gitarren.
Man hat die für Rhythmus der 50/60ziger Schlager benutzt, als der Bass noch
leiser als das Schlagwerk war. Deshalb Schlaggitarre, weil man zum
Klampfen richtige Schläge auf die dicken Saiten ausführte.
Genau dann klingt die wie eine von damals.
Alternativ ist die natürlich geeignet für Jazz mit einem Humbucker,
kleb' doch mal einen drauf mit Powerstripes, klingt bestimmt nach Gretsch.
V.H.
Ich kenne den Ausdruck "Schlaggitarre" für solche Gitarren.
Man hat die für Rhythmus der 50/60ziger Schlager benutzt, als der Bass noch
leiser als das Schlagwerk war. Deshalb Schlaggitarre, weil man zum
Klampfen richtige Schläge auf die dicken Saiten ausführte.
Genau dann klingt die wie eine von damals.
Alternativ ist die natürlich geeignet für Jazz mit einem Humbucker,
kleb' doch mal einen drauf mit Powerstripes, klingt bestimmt nach Gretsch.
V.H.