Hallo Klaus,
danke für das Willkommen. Ich bin allerdings schon länger in diesem Forum vertreten, bis jetzt aber nur im Bereich "Bücher und Noten". Deiner Anregung, mich den jüngeren Semestern in diesem Forum kurz vorzustellen, komme ich aber gerne nach.
Die reinen Zahlen und Fakten kann man auch auf Wikipedia nachlesen, hier nun ein paar Ergänzungen:
Die Gitarre habe ich für mich entdeckt, als ich etwa 10 Jahre alt war. Ein Freund zeigte mir ein paar Akkorde, den Rest habe ich selbst rausgefunden. Unterricht hatte ich nie. Das Resultat ist: Zwar "falsche" Haltung und keine Ahnung von Noten, dafür ein relativ eigener und unorthodoxer Stil.
Mit 13 kaufte ich mir ein Schlagzeug und trommelte mir in diversen lokalen Bands die Wirren der Pubertät quasi aus dem Leib. Mit den Jahren wurde die Gitarre aber immer wichtiger und ich war auch ein wenig frustriert, weil man als Drummer immer auf andere angewiesen ist und musikalisch relativ wenig zu bestimmen hat. Gitarrenmäßig war ich zunächst von John Fahey, dann von Hannes Wader und später von Werner Lämmerhirt beeinflusst, von diesen Dreien lernte ich das Fingerpicking per Ohr.
Als ich 17 war, hatte ein Freund die (etwas abgefahrene) Idee, eine Platte von meinen gitarristischen Versuchen zu produzieren und zog das tatsächlich auch durch. Wir hatten Glück: Der (damalige) SDR spielte meine Instrumentalversion von Paul Simons "Mrs Robinson" recht oft, was viele Anfragen nach Konzerten nach sich zog. Auf einmal war ich - eher ungewollt und ungeplant - im "Geschäft".
Zu dieser Zeit besuchte ich noch das Gymnasium und die Gitarrenkonzerte UND das Schlagzeug wurden einfach zu viel, deshalb verkaufte ich das Drumset, als ich 18 war; eine Entscheidung, die mir angesichts des Erfolgs der Gitarrenkonzerte relativ leicht fiel. Ich bin aber immer noch dankbar für diese rhythmische "Vorbildung", denn diese ist für jedes andere Instrument, das man spielen möchte, von großem Vorteil.
Die ersten drei LPs veröffentlichte ich noch, als ich in der Schule war (für die ich übrigens zwei Jahre länger brauchte als "normal" - das sind dann halt die Konsequenzen der Gigs an den Wochenenden). Es lief eigentlich richtig gut, die Auftritte waren zahlreich und gut besucht, ich wurde von Radio- und TV-Sendern eingeladen, die Platten verkauften sich ordentlich und doch empfand ich das Alles-aus-sich-selbst-holen als Solist mit der Zeit als immer mühsamer.
Das änderte sich schlagartig, als ich Ende 1976 einen Gitarristen aus dem Nachbarort traf, eher zufällig. Wir jamten zusammen und da passierte etwas Magisches, völlig Unerwartetes. Irgendwie entstand da etwas ganz Neues, Großes, Unbekanntes, Aufregendes, das uns so in den Bann zog, dass wir sehr bald beschlossen, von nun an alles in einen gemeinsamen Topf zu werfen. Ach ja, sein Name: Ralf Illenberger.
Von nun an ging alles sehr schnell und es entwickelte sich eines aus dem anderen. Die Stücke für die erste gemeinsame Platte entstanden in wenigen Wochen, eine eher Jazz-orientierte Plattenfirma nahm uns unter Vertrag und unterstützte uns, wie man es sich nur wünschen kann. Die LP "Waves" wurde sehr gut aufgenommen und der Terminkalender füllte sich wie von selbst. Bald standen wir auf den großen Bühnen der Republik und das Goethe-Institut schickte uns als "deutsches Kulturgut" um die halbe Welt. Irgendein Kritiker pappte uns das Etikett "bestes deutsches Gitarrenduo an", was ab da an uns klebte wie ein lästiger Kaugummi am Schuh. Meine Güte - im Sport mag es einen Besten, Schnellsten, Weitspringendsten etc. geben, aber in der Kunst? Das ist doch lächerlich.
Man kann Musik nur schlecht beschreiben und unsere schon gar nicht - schon damals wusste niemand so recht, wo sie einzuordnen war. Wer mag, kann auf YouTube einiges von damals finden.
Nach 10 Jahren, sieben gemeinsamen Platten und über 1000 Konzerten machte mir meine Erkrankung einen Strich durch die Rechnung. Ich habe leider die Karte "Bipolare Störung" gezogen (wer da mehr wissen will, findet auf der Seite
http://www.dgbs.de umfassende Informationen). Von einem Tag auf den anderen schmiss ich alles hin und dachte, alleine mache ich das doch viel besser. Nun ja... wenige Tage später fand ich mich in einer psychiatrischen Klinik wieder und blickte auf den Scherbenhaufen meines bisherigen Lebens.
Meine kleine Familie zog erst mal in die Schweiz, ich kümmerte mich als Hausmann um die Kinder und entwickelte in den Nächten ein neues musikalisches Projekt. Es sollte etwas ganz anderes sein als die bisherige Beschränkung auf Gitarrenmusik und so habe ich aus dem Vollen geschöpft, was die Welt der Keyboards so hergab. Dabei kam es mir mehr auf die Komposition an als auf die instrumentale Virtuosität. Ein US-Label, das sich auf New Age spezialisiert, veröffentlichte das dann und versuchte, mich mehr und mehr in diese New-Age-Kiste zu zwängen, in der ich mich nun überhaupt nicht wohl fühle. Das geschäftliche Verhältnis endete dann auf eher unerfreuliche Art und Weise, was mir die Lust auf das sogenannte "Business" nachhaltig vergällte.
Seither arbeite ich an sehr autobiografischen Songs (alle mit englischen Texten, weil die nur in dieser Sprache kommen), die sich vor allem mit meinen Erfahrungen mit der Erkrankung, der Psychiatrie und den Menschen befassen, die ich dort getroffen habe (eine Auswahl wird auch in Hannover zu hören sein). Ob das je veröffentlicht wird? Keine Ahnung, ich lasse es auf mich zukommen.
Ansonsten engagiere ich mich seit ein paar Jahren ziemlich stark in der DGBS (siehe Link oben). Ich war nie ein Vereinsmensch, aber das ist nun wirklich eine Sache, für die es sich einzusetzen lohnt.
So, das war nun doch etwas länger als eine "kurze Geschichte". Ich hoffe, ich habe euch damit weder gelangweilt noch genervt - beides war nicht meine Absicht.
Herzlich
Martin