Nach innen gew?lbtes Griffbrett?

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Moderator: RB

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TomS
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Nach innen gewölbtes Griffbrett?

Beitrag von TomS »

Hallo,

eine Anfrage vom blutigen Anfänger an die Experten:

Vor ein paar Tagen habe ich eine Konzertgitarre (spanisch, handgebaut, etwa Euro 300) per Versand vom Importeur gekauft. Wenn man quer zum Hals die Bundstäbchen entlang peilt, stellt man fest, dass das Griffbrett etwa ab dem 11. bis 12. Bund abwärts mitsamt der (deshalb gebogenen) Bundstäbchen nach innen gewölbt ist. Also anders herum, als z.B. bei einer E-Gitarre, wo es ja konvex ist. Die letzten beiden Bünde (18+19) scheinen wieder relativ plan zu sein. Der Hals selbst ist soweit ich das beurteilen kann gerade.

Ist das ein Lagerschaden, gibt sich das bei feuchterer Aufbewahrung wieder? Meint Ihr das stört sehr beim Spielen? Die Saiten schnarren nicht, und in diesen hohen Lagen werde ich wohl wahrscheinlich eher selten spielen.

Für Eure Meinung wäre ich dankbar.

Viele Grüße und schöne Weihnachten wünscht

Tom
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H-bone
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Re: Nach innen gewölbtes Griffbrett?

Beitrag von H-bone »

Hallo Tom, normal und beabsichtigt ist soetwas bestimmt nicht, man müsste das mal sehen um zu dem Problem was zu sagen...

TomS hat geschrieben:... habe ich eine Konzertgitarre (spanisch, handgebaut, etwa Euro 300) per Versand vom Importeur gekauft.
Hmm, nix für ungut, aber bei 300 Euro kommt mir "handgebaut" allerdings auch "spanisch" vor... :lol: :lol:

Gruss, Martin
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Beitrag von Admin »

Von konkaven Griffbrettern habe ich noch nichts gehört. Wenn es also tatsächlich so sein sollte, würde ich vermuten, daß es ein Fehler ist. Um sicher zu sein, daß keine optische Täuschung vorliegt, wäre es sinnvoll, einmal mit einem Lineal oder wenigstens der Kante eines Schreibmaschienpapiers zu überprüfen, ob tatsächlich die beschriebene Krümmung vorliegt.
Bernd C. Hoffmann
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Re: Nach innen gewölbtes Griffbrett?

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Ich habe eine ramponierte Gitarre aus dem Vogtland um ca. 1850. Das Griffbrett ist konkav, allerdings fast durchgängig.

Man soll eine "handwerklich" gefertigte Gitarre nicht mit einer "handgebauten" verwechseln. Es gibt Firmen, die auf dem Label "Guitarras Artesanías" oder "Handmade in Spain" tragen. Das bedeutet lediglich, dass in der Werkstatt handgebaute Instrumente hergestellt werden. Keineswegs bedeutet es, dass die einzelne Gitarre, die dieses Etikett trägt, auch tatsächlich handgebaut ist. Die handgebauten tragen in der Regel eine handsignierte Unterschrift mit dem Baujahr.
Liebe Grüße
Bernd
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dadoc
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Der Leim wars...

Beitrag von dadoc »

Hi!

Ich kenne das Problem konkaver Griffbretter daher, dass es durch Veränderungen der Feuchtigkeit passiert, dass Griffbretter zur Dachrinne werden und zwar durch zwei Möglichkeiten:

1. meist bei neuen Instrumenten: Durch das Aufbringen von Leim auf die Griffbrettunterseite quillt dieses gerne auf und der meist schnell trocknende Leim erstarrt dann, bevor das Holz wieder in seine gerade Form zurückkehrt.

2. gerne bei alten Instrumenten: Das Holz trocknet an der Oberfläche sehr stark aus und schrumpft.

Beide Erscheinungen treten generell über die ganze Griffbrettlänge auf, bevorzugt jedoch in dem Bereich über der Decke, da diese nicht so stark gegenhält und deswegen dort eine Wölbung schneller zu sehen ist.

Gegen den Effekt aus der 1. Ursache kann man nichts tun, da der getrocknete Leim ein Zurückgehen der Wölbung verhindert. Da hilft nur die Bünde rausnehmen, Griffbrett plan hobeln und neu bundieren. Gegen den Effekt aus 2 müsste regelmässiges Ölen, in Bernds Fall mit einem dünnflüsigen Öl (z.B. Sesam- oder Erdnussöl), helfen. Mit Sicherheit vermeidet es das Austrocknen, ob es ein getrocknetes Griffbrett wieder zurück bringt, kann Bernd gefahrlos testen.

Schöne Greetnix!
Michael
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Bernd C. Hoffmann
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Re: Der Leim wars...

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Hi Michael,

das Griffbrett ist nicht getrocknet sondern weist Feilspuren auf, ist also bewußt bearbeitet worden, aber nur außerhalb der Decke. Die Gitarre ist völlig ramponiert. Ich verwende Sie nur als Anschauungsobjekt. Testen tue ich da nichts dran; die bleibt, wie sie ist.

Danke für Deinen Beitrag.
Liebe Grüße
Bernd
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Mario
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Beitrag von Mario »

Auch wenn es bei den hier im thread behandelten Beispielen offensichtlich um "Probleme" (Lagerung, mechanische Nachbearbeitung) geht, scheint das Thema selbst gar nicht so abwegig.

Ich hab es ja fast nicht geglaubt, aber konkave Griffbretter scheinen wirklich ein mathematischer, ergonomischer Forschungsgegentstnd zu sein:

Zitat:
• Vorgabe mathematisch optimierter
konkaver Griffbrett-Längskurven
(Fisher/ USA, U. Linder mit J. Schneider,
E. Frisch: dadurch ergeben sich
bis zu 30 % kleinere Wege und bis zu
60 % kleinere Kräfte)
Quelle: http://www.studia-instrumentorum.de/MER ... ndvoss.pdf

Aus rein physiologischer Sicht auch sinnvoll (siehe auch ergonomischer Schreibmaschinen Tastatur vom Fraunhofer IAO (ich glaub so 1984, hat sich allerdings nie durchgesetzt). Aber wie es tonal funktioniert, müssen da Sattel und Steg auch konkav gewölbt sein?

Mario
12 Töne, 24 Buchstaben, viel Gefühl im Bauch - ein neues Lied ist entstanden
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