Das Wesentliche hat fretworker schon richtig erklärt, aber ich versuche es mal mit einem zusätzlichen Punkt und hole etwas weiter aus.tele hat geschrieben:Dann könntest du einem Nicht-Kaufmann vielleicht kurz den Unterschied zwischen Kernsortiment und Peripheriesortiment (oder wie nennt man das?) erklären und erläutern, was ein Händler daraus für einen Nutzen ziehen soll, in sein Nicht-Kernsortiment Instrumente aufzunehmen, die von minderer Qualität sind.
Ein weiterer Punkt sind Aspekte bekannter Namen aus der Vergangenheit. Dies gilt hier speziell für die höchst miserable Reputation von Raimundo aus dem letzten Jahrhundert. Sowas hängt einem Unternehmen immer nach. Ist das Unternehmen nach mehreren Jahrzehnten "Pause" unter neuer Führung wieder am Markt, dann hat es zwangsläufig mit den Altlasten zu kämpfen. Das erfordert eine sehr lange Durststrecke v. a. mit finanzieller Puste, weil durch das verlorene Vertrauen aus früheren Zeiten die Absatzmengen (von den Händlern gekaufte Stückzahlen) nur langsam wieder aufgebaut werden kann. Dies bringt betriebswirtschaftlich die Konsequenz mit sich, dass die Produktion bestenfalls nur suboptimal stattfinden kann (nicht an Qualität sondern im Verhältnis Produktionsmenge/Gesamtkostenkalkulation). Auf der anderen Seite wissen die Händler, für welchen Straßenpreis sie bestimmte Gitarren anbieten können. Die Schwierigkeit für den Produzenten liegt darin, eine geeignte Kalkulation zu finden, die sowohl für den eigenen Betrieb rentabel ist als auch für den Händler. Da der Händler aber die Vergangenheit kennt, besteht ein gewisses Risiko auf den Gitarren sitzen zu bleiben, wenn sie vom Markt nicht akzeptiert werden. Deswegen kauft er nur ein paar Instrumente in bestimmten Preisklassen und beobachtet, wie der Markt darauf reagiert. Das ist also eine reine Vorsichtsmaßnahme. Dabei hat der Händler auch die Möglichkeit zur eigenen "Frei-Schnauze-Qualitätsprüfung" und auch zum Quertest mit anderen Instrumenten im gleichen Preisbereich. Ist die Qualität gut oder zumindest in Ordnung, dann ist für den Hersteller die Möglicheit seine qualitativen Altlasten nach und nach hintersich zu lassen und Vertrauen für seinen Namen unter jetziger Führung aufzubauen.
Raimundo ist, glaube ich, seit 7 oder 8 Jahren wieder im Markt. Die Anfangsstrategie war gut, wenngleich auch sehr kostspielig. Raimundo hatte sich mit Antonio Aparicio zusammengetan. Neben dem Aparicio Label gab es zusätzlich das Gemeinschafts-Label "Raimundo y Aparicio". Aparicio hatte im Preis-/Leistungsverhältnis sehr gute Gitarren in allen Preisklassen angeboten. Während dieser Zeit stand Raimundo quasi im Sonnenstrahl von Aparicio. Das war sicherlich teuer bezahlt, konnte aber eine gewisse Durchschlagskraft wegen Aparicio nicht von sich weisen. So hat Raimundo von dieser Partnerschaft nach außen profitiert.
Vor 3 Jahren hat Aparicio seine gesamte Produktion in die USA verlegt und ist aus Valenzia weg. Ich denke, dass Raimundo ungefähr seit dem unter eigenem Namen läuft.
Eigentlich eher unwichtig, aber der Vollständigkeit halber: Das Peripheriesortiment ist das Sortiment um die Gitarren herum (also Zubehör, Saiten, Reinigungsmittel etc.). Das Sortiment an Gitarren, das neben dem Kernbestand in kleinerer Menge vorrätig ist, nennt man Randsortiment. Mit "gut" oder "schlecht" hat das erstmal nichts zu tun. Es kommt konkret darauf an, was man sich da genau hinstellt.
Sorry, dass es fast ein Referat wurde
