Was für eine Nylon für Fingerstyle/Fingerpicking?

Alles über die Nylon- und Darmbesaiteten

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chrisb
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Beitrag von chrisb »

hi gerrit,

mal was anderes aber auch eine überlegung wert:
http://www.fine-lutherie.com/
ich spiele das kasha-model von thomas ochs.
die gitarre hat für eine nylon eine unglaubliche trennschärfe, klarheit, ausgeglichenheit, einen knackigen bass und ist denke ich wenn du von der steelstring kommst vielleicht eher dein geschmack als eine typische klassik.
die optik ist allerdings ein anderes thema. und der preis nochmal........
chrisb
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rudi
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Beitrag von rudi »

@ tired-joe

dazu zwei Zitate aus einem anderen Forum von 2 Gitarrenbauern.

Als erster Armin Dreier:

"Nylonsaiten sind dicker als Stahlsaiten, daher brauchst Du mehr Platz. Auch brauchen sie beim Schwingen mehr Platz. Deswegen sind die Griffbretter breiter. Ein Griffbrett für Nylonsaiten mit einer Sattelbreite von weniger als 50mm lässt sich nur sehr unkomfortabel spielen.

Gruß
Armin"

Als zweiter Michael Ruhe ( auch Gitarrenbauer www.ruhe-gitarren.de )

"Die Griffbrettbreite bei klassischen ist am Sattel zwischen 48 und 56 mm, wobei das extreme Werte sind. Das normale Mass ist bei Fabrikgitarren ca. 50 mm und bei den sog. Meistergitarren eher 52 mm. Am 12. Bund sind es dann 58 bis 66 (wieder extrem) und normalerweise 60 bis 62 mm.

Diese Masse zusammen (Sattel und 12. Bund) ergeben die Trapezform.

Der Grund dafür ist recht einfach: Es gibt in der klassischen Spieltechnik einige Formen, die man sonst eher nicht findet, z.B. einen Akkord mit einem Triller oder Abzug auf einer mittleren Saite oder man spielt einen Abzug während auf der Saite über und unterhalb derer mit dem Abzug je ein Ton weiterklingen soll. Das ginge nicht mit den geringen Saitenabständen der Steelstrings. Und im sog. "Legato"-Spiel müssen Noten auf einer Saite weiterklingen, während auf den benachbarten Saiten Griffwechsel erfolgen. Das wäre unmöglich bei engen Abständen, da man sich dann dauernd die Noten abdämpfen würde...

Die Steelstrings hingegen erfordern viel mehr Kraft z.B. bei Barreés und deswegen sind die Saiten näher zusammen, da die dann leichter gehen. Bei Nylons sind die Barreés eher leicht zu greifen, deswegen kann man sich da mehr Saitenabstand erlauben."


Ich hoffe das erklärt die Problematik ein wenig .
Es ist natürlich ein "soll" und kein "muss" !!

Gruß Rudi
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tired-joe
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Beitrag von tired-joe »

Hallo rudi,

danke fuer die ausfuehrliche Erklaehrung, die ich nachvollziehen kann.

Werde mich mal auf die Suche nach einer Nylonsaiten Gitarre mit 48mm Griffbrett machen. Das scheint das untere Limit zu sein.

Joe
---
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rudi
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Beitrag von rudi »

Hallo tired-joe,

Griffbrettbreite (Sattelbreite) ist ja nicht alles !
Die Stärke ( Dicke) und das "Shaping" (Form) des Halses ist für den "Wohlfühleffekt" auch sehr wichtig.
Ich könnte mir also vorstellen das Dir eine 50mm Sattelbreite mit einem schlanken Hals genauso zusagen würde wie eine 48mm mit einem stabileren Hals.

Wie immer sind allein die Daten nicht das Entscheidende, sondern das Probieren hilft am meisten für eine Lösung!
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troubadix
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Beitrag von troubadix »

Hallo zusammen,

also, ich spiele auf meine Hanika auch Latin und das klingt - für meinen Geschmack - sehr gut. Und nüchtern kann ich meine auf gar keinen Fall finden. Die Hanikas stehen in dem Ruf, eher nüchterne und zuverlässige Gitarren zu sein. Das kann ich für meine nicht sagen. Die hat sehr viel Gefühl.
Auch die Deckenfrage ist sicher Geschmackssache. ich mag eher Fichte und andere stehen auf Zeder. Die Zeder ist etwas toleranter, dafür entwickelt die Fichte ( für mich ) nach einer Weile den schöneren Ton. Aber das ist alles Geschmacksache. Da hilft wirklich nur Anspielen und Testen. Auch die Frage der Griffbrettbreite würde ich beim Anspielen klären. Mancher Hals spielt sich wie ein schmaler, obwohl er 50 mm hat. ;-)
Gruß, Troubadix
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rudi
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Beitrag von rudi »

@ Troubadix
Ich wollte mit meine Aussage über Hanika und Latin auch keinesfalls alle Modelle des Herstellers beschreiben.
Da gibt er sicher riesen Unterschiede !
Ich hatte es nur als Beispiel nehmen wollen, da Hanika doch für einen eher nüchternen Klang bekannt ist.
( Wahrscheinlich bekomme ich für diese Aussage schon wieder "die Jacke vollgehauen" ! :-)
Auch die Aussagen die immer wieder über das Deckenmaterial (Fichte/Ceder) getroffen werden halte ich für relativ.
Die grobe Richtung mag stimmen, aber für eine hochwertige Cederndecke oder einen minderwertige Fichtendecke ( oder umgekehrt) mögen die allgemeinen Aussagen nicht mehr zutreffen.
Es ist nun einmal immer ein anderes Stück Holz, und der Gitarrenbauer wird auch noch seinen Teil zum Klang beitragen.
Letztendlich sind es aber wahrscheinlich doch die Finger (und der der sie bewegt) die eine Gitarre richtig gut klingen lassen! :wink:
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rudi
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Beitrag von rudi »

Ach übrigens.......

Eigentlich geht es hier ja um eine Hanika 58 PF.

Hier: http://konzertgitarre-forum.de/viewtopic.php?f=12&t=382

wird grade eine 58er angeboten, allerdings mit Ahornkorpus und Fichtendecke.
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troubadix
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Beitrag von troubadix »

@Rudi
Ich wollte dir gar nicht die Jacke volhauen. ;-)
Eigentlich sehe ich das eher wie du. Man muss das jeweilige Modell anspielen, den Klang hören und die Spielgefühl selbst erleben. Das ist eben wichtig. Und natürlich waren meine Aussagen bzgl. Zeder und Fichte eher allgemein und selbstverständlich qualitäts- und preisabhängig.
Und das Wichtigste bleibt: Entscheidend ist, was der Musiker aus dem Instrument herausholt.
Gruß, Troubadix
Gerrit
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Beitrag von Gerrit »

Habe heute 58PF und Cut PF anspielen können.....Ich weis nicht wie die sich noch entwickeln, aber etwas mehr Klang darf es schon sein. Ich bin durch meine Dreier Steelstring ja durchaus "etwas" verwöhnt.... :wink:

Hals mit wohl 52mm ist absolut o.k., habe nicht oft daneben gegriffen...

Nächste Stufe wäre bei Hanika für mich dann die 60PF. Mal schauen ob ich die auch zwischen die Finger bekomme. Hatte nur kurz Zeit über mittag.....

Was für "Seriengitarren" kann man sonst noch anspielen für meine Zwecke? Keiner eine weitere Idee?

Ah ja.....die Gitarre sollte auch nach Gitarre aussehen, sprich das Loch vorne haben und so..... :wink:
Gruss, Gerrit

Dreier Concert Classic, Rio/Alpenfichte, Taylor GS Mini Mahogany
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rudi
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Beitrag von rudi »

:lol: :lol:

Tja Gerrit,

ich glaube da wirst Du generell ein kleines Problem bekommen.
Den Klang einer Steelstring ist ganz schlecht mit einer Nylon zu vergleichen.
Im direkter Vergleich klingt die Nylon meist eher dumpf, läßt Spritzingkeit vermissen und kann bei der Lautstärke auch nicht so recht mithalten.
Da braucht es schon die richtigen Stücke um die Klangvorteile eine Nylon herauszuarbeiten.
Ich weiß nicht wie teuer Deine Dreier war, aber falls Du bei einer neuen Konzertgitarre nicht mindestens im gleichen Level einsteigst, wirst Du, so meine Vermutung, wohl ein paar Entäuschungen hinnehmen müssen.

Aber immer fleißig weitersuchen !
Sehr oft hat man Glück und wird an einer Stelle überrascht an der man es nicht vermutet hätte.

Viel Erfolg
Rudi
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troubadix
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Beitrag von troubadix »

Hm... das hängt doch auch wieder sehr am persönlichen Geschmack und an der Musik, die man spielen will. Die Steelstring ist natürlich heller, spritziger und vielleicht auch druckvoller. Dafür ist die Konzertgitarre lieblicher, läßt mehr Tongestaltung zu. Aber jetzt wird der Fred zum Vergleich von Nylon- und Stahlsaiten. :)
Gerrit, wenn du gerne Nylon spielen möchtest, solltest du mal die Hanika 1A PF anspielen, aber die ist deutlich teurer. Aber sie hat Druck und klingt sehr schön. Aber natürlich ist der Nylonklang ganz anders als der von Stahlsaiten.
Schöne Gitarren sind auch die hier: http://www.ruhe-gitarren.de/

Oder schau mal hier: http://www.satoguitar.com/html/start.php

Das kommt natürlich auch darauf an, was du ausgeben möchtest. Nach oben ist die Skala immer offen. ;-)
Gruß, Troubadix
Gerrit
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Beitrag von Gerrit »

Hallo zusammen

Musik, Preis (ca.), etc. hatte ich oben ja bereits alles angegeben....

Es ist auch nicht so das ich noch nie eine Nylon besessen habe. Nur ist das ca. 25-30 jahre her und war damals im Bereich von gut 500,-DM angesiedelt....

Die grundsätzlichen Unterschiede zwischen Steel- und Nylon sind mir "knapp" klar..... :wink:


Zur Verdeutlichung: Ich muss nicht morgen oder nächste Woche so ein Teil haben. Würde mir gerne in den nächsten Monaten oder länger mal verschiedenes anschauen und anspielen. Nur das gerne etwas gezielter um überhaupt mal einen Eindruck zu bekommen ob sowas für mich eventuell eine Wahl sein könnte.

Da ich in der Schweiz lebe ist es mit Läden auch nicht so einfach, leider.....
Gruss, Gerrit

Dreier Concert Classic, Rio/Alpenfichte, Taylor GS Mini Mahogany
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rudi
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Beitrag von rudi »

Eventuell würde ich auch mal eine Takamine (Hirade) antesten.

http://www.musikland-online.de/onlinesh ... irade.html
Muss ja nicht genau die sein !

Ich bin mir auch sicher das Armin Dreier Dir eine sehr gute Nylonstring bauen kann ! :wink:
sejuro
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Beitrag von sejuro »

Eine gute Nylon kannst du erst wirklich ausspielen, wenn du die klassische Technik beherrschst. Dann erst kannst du die Stärken einer wirklich guten Klassikgitarre überhaupt herausspielen.

Eine gute Klassikgitarre hat für mich folgende Eigenschaften:

1. Schnelle direkte Ansprache

2. Gute Dynamik, d.h. laut und leise sind leicht und beinahe wie von selbst zu erzeugen. Günstigere Gitarren klingen oft nur laut.

3. Gute Formbarkeit des Tons. Die Gitarre reagiert gut auf den Winkel der Nägel beim Anschlag (schärferer oder dumpferer Ton) und auf den Ort des Anschlages (am Steg ein härterer Ton und der Ton wird weicher je weiter oben). Diese Eigenschaft fehlt oft bei günstigeren Gitarren, die sonst einen guten Klang hätten.

4. Gute Modulierbarkeit des Tones, d.h. die Gitarre reagiert leicht darauf, was ich mit den Fingern der Greifhand mache. Diese Eigenschaft ist ebenfalls bei günstigern Gitarren nicht so ausgeprägt.

5. Ausgewogenheit zwischen den Bässen und Höhen. Das ist besonders schwierig einzuschätzen, da sich neue Fichtendecken im ersten halben Jahr stark verändern. Es nehmen die Bässe und Mitten zu, der Ton wird voller.

Ich habe unter anderem eine Hanika 54PF. Die klingt sehr gut aber eben immer gleich. Die Punkte 2 3 und 4 sind bei Instrumenten dieser Preisklasse nicht so ausgeprägt. Bis 2000€ wird es nicht viel besser. Eine wirklich große Steigerung tritt erst bei handgefertigten Meisterinstrumenten vom Gitarrenbauer ein, die dann aber so ab 4000€ aufwärts kosten. Außerdem lässt sich der endgültige Klang eines solchen Instrumentes erst nach einem halben Jahr Einspielen einschätzen, da sich besonders Fichtendecken stark verändern. Ich kann nicht sagen, ob das bei Stahlsaiten auch so ausgeträgt ist, da ich keine Stahlsaitengitarre dieser Qualität besitze.

Grüße
Sejuro
Zuletzt geändert von sejuro am Mi Okt 27, 2010 6:38 pm, insgesamt 1-mal geändert.
fretworker
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Beitrag von fretworker »

Gerrit hat geschrieben:Zur Verdeutlichung: Ich muss nicht morgen oder nächste Woche so ein Teil haben. Würde mir gerne in den nächsten Monaten oder länger mal verschiedenes anschauen und anspielen. Nur das gerne etwas gezielter um überhaupt mal einen Eindruck zu bekommen ob sowas für mich eventuell eine Wahl sein könnte.
Hallo Gerrit,
wenn du keine Eile hast, schau dich auf dem Gebrauchtmarkt um, z.B. bei vioworld.de. Da gibt es immer wieder schöne Instrumente, und ein Alter von 20 oder 30 Jahren macht überhaupt nichts, im Gegenteil. Wenn dein Limit bei 2,5 k€ liegt, kriegst du sicher ein tolles Instrument, für das du heute neu sehr viel mehr zahlen müsstest.

Grüße
Antworten