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unbekannte Gitarre

Verfasst: So Apr 22, 2012 11:37 am
von melodymaker
Hallo community,

als fleißiger Mitleser und gelegentlicher Wenigschreiber habe ich heute mal eine Frage an die Experten der klassischen Gitarre.
Spiele ja nur steelstring und hab wirklich keine Ahnung von der Nylon-Fraktion :oops:'
Habe letzte Woche eine Gitarre von meinem Prof. geschenkt bekommen, die er in den 70er Jahren im Musikhaus Knobloch in München gekauft hat. Damaliger Kaufpreis war ca. 700 DM. Leider kann ich diesem Gerät keinen Namen zuordnen, da im Schalloch das Label auf irgendwelchen ostasiatischen Schriftzeichen geschrieben steht.
Kennt jemand diesen Gitarrenbauer und kann mir mehr Informationen geben?
Die Hölzer sehen auf jedenfall interessant aus. Rosewood back? Zeder Decke?
Kein Trussrod, Mechaniken wirken hochwertig, Gitarre ist sehr leicht. Laminiert, oder Echtholz? Gitarre glänzt wie eine Speckschwarte.
Viele Fragen

Danke für eure Hilfe!
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Verfasst: So Apr 22, 2012 1:07 pm
von Saitensprung
Ohne dir wirklich mit einem Namen helfen zu können, aber das ist bestimmt ein feines Stück Holz aus Japan (Schriftzeichen).
Die Rosette sieht auch sehr schön aus und sieht mir nicht nach Folie aus. Der 5-teilige Hals ist wohl Mahagoni und der Korpus aus Palisander sieht toll aus.
Hochglanz ist bei klassischen Gitarren üblich, ebenso der spanische Halsfuß. Im ganzen ein sehr schönes Stück. Würde mir gefallen.
700 DM war bestimmt auch ein nicht zu hoher Preis für die Gitarre. Vielleicht ein reduziertes Stück, denn heute würde man bestimmt mehr als 700,- dafür verlangen.

Verfasst: So Apr 22, 2012 11:55 pm
von Tonsen
Ein Vergleichen der Holzmaserung des Bodens auf Bild 1 mit der gleichmäßigen geradlinigen Maserung von außen auf z.B. Bild 5 lässt auf einen laminierten Korpus schließen. Decke (Farbton lässt auf Zeder schließen, könnte natürlich auch getönt sein) würde ich bei dem Preis dann aber schon auf massiv tippen... kann ich aber anhand der Bilder nicht beurteilen. Die Verleimung im inneren sehen unsauber aus. Hab mir kürzlich von einem erfahrenen Händler für Meister-Konzertgitarren sagen lassen, dass die Fertigungsqualität im Fabrikbereich in den letzten Jahren sehr stark zugenommen hat, vermute also eher man bekommt Qualität wie diese heute deutlich billiger.

Verfasst: Mo Apr 23, 2012 2:33 pm
von bookwood
Hallo Frank,

ich teile Tonsens Ansicht zum laminierten Palisanderkorpus. Bei der Decke würde
ich aufgrund der Maserung eher auf kräftig nachgedunkelte Fichte tippen. Ob sie
massiv ist, müsste am Rand des Schalllochs zu erkennen sein, wenn der Verlauf
der Maserung von außen nach innen durchgehend ist.

An der Hochwertigkeit der Mechaniken habe ich rein optisch Zweifel. Soweit
im Foto an den Führungen der Schneckenachsen sichtbar, ist die mechanische
Qualität vermutlich denkbar schlicht. Das muss aber kein grundsätzlicher Nachteil
fürs Instrument sein, mindere Qualität findet man oft auch an relativ hochwertigen
Instrumenten. Du wirst ja merken, ob die Teile ausreichend gängig und stimmstabil
sind. Außerdem könnte man sie leicht gegen bessere Ware austauschen.

Vielleicht kannst du mehr erfahren, wenn du mal direkt Kontakt mit dem
Musikhaus Knobloch aufnimmst.

Verfasst: Mo Apr 23, 2012 2:51 pm
von stringbound
Die Schriftzeichen sehen chinesisch aus und rote Stempel werden in China als Unterschrift verwendet.
Meine Freundin ist Sinologin und kann dazu sicher mehr sagen.
Heute Abend werde ich sie mal fragen, ob sie das Schild lesen kann.
Wenn sie das Schild lesen kann sind die Schriftzeichen chinesich.

Verfasst: Mo Apr 23, 2012 8:29 pm
von stringbound
Meine Freundin sagt, dass die Gitarre aus Japan kommt.
Die Schriftzeichen sehen zwar auf den ersten Blick chinesisch aus, sind aber eindeutig japanisch.

Die oberen drei Zeichen bedeuten übersetzt "Handarbeit".
Der linke Stempel wiederholt die oberen drei Zeichen.

Die beiden großen Zeichen darunter stehen für das verwendete Holz.
Es könnte sich um eine Art Palisander handeln.
Bei den, für den Bau der Gitarre verwendeten, Hölzern muss es sich aber um echte, hochwertige Hölzer handeln.

Die nächsten Zeichen bedeuten übersetzt "Seriennummer".
Darunter kommen Kataganga, typisch japanische Zeichen, die meine Freundin nicht kennt.
Bei der Nummer unter den Katagana scheint es sich um die Seriennummer zu handeln.

Der rote Stempel auf der rechten Seite scheint den Hersteller anzugeben.

Zusammengefasst handelt es sich bei der Gitarre um ein handgefertigtes Instrument aus einer japanische Meisterwerkstatt.

Ein Japaner oder Japanologe kann dir bestimmt mehr dazu sagen.

Verfasst: Di Apr 24, 2012 3:08 am
von wuwei
stringbound hat geschrieben:Zusammengefasst handelt es sich bei der Gitarre um ein handefertigtes Instrument aus einer japanische Meisterwekstatt.
Das ist auch mein Eindruck (ohne, daß ich die Schriftzeichen lesen kann :wink: ), trotz mancher Ungereimtheiten, wie z.B. den zweifelhaften Mechaniken. Aber der mit einem Ebenholzstreifen verstärkte Hals und das ungewöhnlich schöne (Rio?)Palisander, auch wenn's vermutlich Furnier ist, sprechen ziemlich eindeutig gegen ein Fabrikinstrument. Die Decke würde ich auch für Fichte halten (vermutlich schon bei der Herstellung getönt und inzwischen weiter nachgedunkelt).

Es gab (und gibt) ja einige exzellente japanische Gitarrenbauer, die, nachdem sie ihr Handwerk in Spanien bei den Großen der Zunft gelernt hatten, im eigenen Land zwischen Selbständigkeit und Lohnarbeit für Kohno oder/und Asturias hin und her wechselten. In diesem Dunstkreis würde ich den Erbauer vermuten. Ohne Japanischkenntnisse wird's aber schwer werden genaueres herauszufinden.

Jedenfalls ein schönes Geschenk. Willst Du uns nicht mal was darauf vorspielen? 8)

Herzlichen Gruß, Uwe

Verfasst: Di Apr 24, 2012 10:29 am
von bookwood
wuwei hat geschrieben:...das ungewöhnlich schöne (Rio?)Palisander,...
Die gleichmässige Maserung spricht eher für normalen Ostinder.

Außerdem gebe ich zu bedenken, dass wirklich hochwertige Instrumente
meist ein Ebenholzgriffbrett haben. Hier ist es wohl aus Palisander.
Ein weiteres kleines Indiz für die Einschätzung wäre der Obersattel (sofern
noch original): Knochen oder Kunststoff?

Und...hören würde ich sie auch gern mal... :)

Verfasst: Di Apr 24, 2012 10:36 am
von melodymaker
Guten Tag Gemeinde,

vielen Dank für die fachkundigen Kommentare. Hab mir schon gedacht, dass es nicht leicht wird dem Gerät einen Namen zu verpassen. Ist sicher auch schwer, aus der Entfernung nur mit ein paar Bildern eine Ferndiagnose zu stellen.
Aber schon mal wertvolle Erkenntnisse. Ich bleib am Ball und werde weiterhin versuchen was herauszufinden.

@wuwei: Ich glaub, das du das nicht hören willst. :oops:
Spiele nur steelstring und dann auch nur strumming oder flatpicking.
Fingerstyle-mäßig bin ich die absolute Null. :?
Hab auch nicht vor, es professionell zu erlernen.
Es hört sich mit dieser Gitarre bei MIR nur dilletantisch an.

Vielleicht fällt ja dem einen oder anderen noch etwas dazu ein. Evtl. ein professioneller Zupfinstrumentenbauer?

Verfasst: Do Sep 13, 2012 9:00 pm
von dadoc
Hi!

Eine Freundin ist Japanerin und hat den Zettel wie folgt entschlüsselt:

Es steht folgendes geschrieben:
手工品 Handarbeitsware (auch der rote Stempel oben links)
木曽 Kiso (Ort in der Präfektur Nagano, im Südosten Japans)
貳拾号 Nummer 2 10 (Zeichen für Nummern in Dokumenten)
鈴木バイオリン社 Firma Suzuki Violin
In dem roten quadratischen Stempel unten rechts kann ich nur Firma Kiso Suzuki Violin ... lesen.
Ich habe im Internet noch folgende Links (2 auf Japanisch mit Fotos, 1 auf Englisch) entdeckt.

http://www.suzukiviolin.co.jp/
www.nagoyasuzukiamerica.com
http://www.town-kiso.com/kisogaku/1336/001340.html

Soweit die Analyse meiner Freundin. Also entweder hat da jemand - weils cool aussieht - einen Geigenzettel verklebt oder die Firma baute auch mal Gitarren oder eier aus der Firma baut nebenbei Gitarren...

Vielleicht kommst Du damit weiter!

Viele Grüße!

Michael

Verfasst: Fr Sep 14, 2012 10:41 am
von Lothar
Schau mal hier:
http://kisosuzukiclassical.blogspot.de/

Zumindest der Kopf sieht sehr ähnlich aus.

Verfasst: Fr Sep 14, 2012 6:59 pm
von Bernd C. Hoffmann
Jiri Knobloch hat sich bei Hieber eingekauft. Ich glaube, das Geschäft ist in der Sonnenstraße. Ich kann mir vorstellen, dass er sich an die Gitarre erinnern wird. Immerhin ist ein japanisches Etikett hierzulande etwas außergewöhnliches, was sich im Kopf leicht festsetzt.

Verfasst: Mo Sep 17, 2012 7:45 am
von melodymaker
Hi,

das ist ja klasse, dass noch jemand etwas gefunden hat. Glaube, wir kommen der Sache langsam näher.
Hier in meiner Region war ich bei 2 Gitarrenbauern, die konnten mir nicht weiterhelfen.
Werd mich mal ans Musikhaus Knobloch wenden. Vielleicht wissen die ja noch was.
Auf jeden Fall: Vielen Dank für die nützlichen Tipp´s.

Verfasst: Mo Sep 17, 2012 11:11 am
von Ulrich Peperle
[Beitrag vom Verfasser entfernt]

Verfasst: Mo Sep 17, 2012 12:12 pm
von Bernd C. Hoffmann
melodymaker hat geschrieben:Werd mich mal ans Musikhaus Knobloch wenden.
Nein, ans Musikhaus Hieber und dort Jiri Knobloch ansprechen! Das Musikhaus Knobloch existiert nicht mehr.