Das Restaurant ist ruiniert... (Denkmäler und ihr Sockel)

Alles über die Nylon- und Darmbesaiteten

Moderator: RB

Benutzeravatar
Holger Hendel
Beiträge: 11949
Registriert: Do Feb 17, 2005 7:18 am
Wohnort: Soltau, Niedersachsen
Kontaktdaten:

Beitrag von Holger Hendel »

Sein Rausschmeißer-Spruch hat schon ein bissl was von der berühmten Trapattoni-Rede. Für mich sehr unterhaltsam, v.a. gegenüber einem Interpreten der wahrlich toll mit der Gitarre umzugehen weiß. ;) Ein gutes Beispiel für die Grenzen eines Lehrmeisters der nicht bereit ist über den Tellerrand hinauszuschauen und sich mit den Fingersätzen des Schülers auseinandersetzen will - muss er aucht nicht - und er macht auch mehr als deutlich, dass er es nicht möchte und es nicht als sinnvoll erachtet. Das ist eine gute, da ehrliche Grundlage für eine evtl. weitere Zusammenarbeit. Die in diesem Fall sicher nicht mehr stattgefunden hat, oder?
www.holgerhendel.com | facebook | youtube | twitch | Heavy Silence - finest acoustic cover
Stefan H.S.
Beiträge: 25
Registriert: Sa Okt 20, 2012 4:46 pm
Wohnort: Vienna

Beitrag von Stefan H.S. »

Ohne jetzt Segovia verteidigen zu wollen, aber man muss hier schon ein bisschen differenzieren.
Wenn ihm schon die Segovia-Bearbeitung dieses Stückes (Mallorca, Isaak Albéniz) vorgelegt wird,
dann darf er sich auch erwarten, dass seine Fingersätze praktiziert werden.
Gerade bei diesem Stück macht es nämlich vom Schwierigkeitsgrad her keinen großen Unterschied.
Es war auch einigermaßen naiv von Chapderlain zu glauben, dass er sich diese Freiheiten ungestraft
herausnehmen könne. Jeder kannte Segovia und nichts konnte ihn mehr in Aufregung versetzen,
als so eine Anmaßung. Wir müssen das bitte immer aus der Sicht der damaligen Zeit betrachten!
Autoritäten hatte man einfach unwidersprochen zu respektieren.
Aus heutiger Sicht erscheint sowas natürlich lächerlich.
Solche Dinge werden heute glücklicherweise wesentlich lockerer gehandhabt.

LG
Stefan H.S.
Bernd C. Hoffmann
Beiträge: 3608
Registriert: Di Mär 01, 2005 1:11 pm
Wohnort: Fulda

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Stefan H.S. hat geschrieben:Solche Dinge werden heute glücklicherweise wesentlich lockerer gehandhabt.
Wenn Du Dich da nicht mal täuschst. Gehe doch mal zu Oscar Gighlia. Der brüllt Dir lautstark ins Gesicht und zeigt Dir deutlichst, wo der Hammer hängt.
Liebe Grüße
Bernd
:
Klassik & Flamenco
Tabulaturservice auf Anfrage
=> Klassikliste anfordern
jorpheus
Beiträge: 4
Registriert: Sa Okt 20, 2012 10:37 am
Wohnort: Karlsruhe

Beitrag von jorpheus »

Holger Danske hat geschrieben:Das ist eine gute, da ehrliche Grundlage für eine evtl. weitere Zusammenarbeit. Die in diesem Fall sicher nicht mehr stattgefunden hat, oder?
Doch, am nächsten Tag wurde das Stück gewechselt, und da lief alles glatt!
Yamaha LJ36 ...
... Fender Squier Strat. ...
... und ein Dutzend Konzertgitarren.
Benutzeravatar
ralphus
Beiträge: 3355
Registriert: So Aug 19, 2007 11:39 am
Wohnort: Big Jack Village - Germany SH
Kontaktdaten:

Beitrag von ralphus »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben: Wenn Du Dich da nicht mal täuschst. Gehe doch mal zu Oscar Gighlia. Der brüllt Dir lautstark ins Gesicht und zeigt Dir deutlichst, wo der Hammer hängt.
Jeder bekommt den Lehrer, den er bezahlt - oder den er zu bezahlen bereit ist - mit allen Vor- und Nachteilen. Bei Oscar Gighlia gibt es wahrscheinlich keine kostenlose Probestunde ;-)
Viele Grüße

ralphus
Stefan H.S.
Beiträge: 25
Registriert: Sa Okt 20, 2012 4:46 pm
Wohnort: Vienna

Beitrag von Stefan H.S. »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:
Stefan H.S. hat geschrieben:Solche Dinge werden heute glücklicherweise wesentlich lockerer gehandhabt.
Wenn Du Dich da nicht mal täuschst. Gehe doch mal zu Oscar Gighlia. Der brüllt Dir lautstark ins Gesicht und zeigt Dir deutlichst, wo der Hammer hängt.
Interessant! Oscar Gighlia war ja auch mal Teilnehmer der Segovia Master Class.
Da muss er aber einen ordentlichen Schaden davon getragen haben! :)

Ja Bernd, du hast wohl Recht damit! Dass es heute noch Lehrer gibt, die auf Segovias Fingersätze bestehen, weiß ich aus eigener Erfahrung.

LG
Stefan H.S.
Benutzeravatar
Orange
Beiträge: 6045
Registriert: So Dez 12, 2010 5:56 pm
Wohnort: Linz
Kontaktdaten:

Beitrag von Orange »

Über Segovia wird bei euch Klassikern genau so diskutiert wie bei uns hier über Gibson. :mrgreen:

Wenn mir mein Gitarrenlehrer ins Gesicht brüllt da kann er heißen wie er will, daß war dann die letzte Stunde.
Bernd C. Hoffmann
Beiträge: 3608
Registriert: Di Mär 01, 2005 1:11 pm
Wohnort: Fulda

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Stefan H.S. hat geschrieben:Ja Bernd, du hast wohl Recht damit! Dass es heute noch Lehrer gibt, die auf Segovias Fingersätze bestehen, weiß ich aus eigener Erfahrung.
Ich war selbst nicht bei Gighlia, habe aber öfters davon gehört u. gelesen. Von einem Teilnehmer erfuhr ich, dass O. G. fast ausgeflippt ist, weil der Teilnehmer nicht "seine" Ausgabe für das betreffende Stück hatte. Soweit ich mich erinnere, war das auch nicht gefordert. Auf der Musikmesse sagte mir ein Italiener, dass er wegen seiner "maffiosen" Art bei vielen sogar regelrecht verhasst ist; er sei ein zweiter Berlusconi.

Ich finde es wrklich bedauerlich, wenn offenkundig hervorragende Gitarristen über ihren vermeintlichen Heiligenschein glauben, auf Kosten anderer herauswachsen zu müssen. Kein Wunder also, dass der eigene Heiligenschein durch überkandideltes Arroganzgehabe derart Beulen fängt, dass man sich damit ins massenhaft gemiedene Abseits bringt. Aber solche Vögel wird es immer geben.
Liebe Grüße
Bernd
:
Klassik & Flamenco
Tabulaturservice auf Anfrage
=> Klassikliste anfordern
Bernd C. Hoffmann
Beiträge: 3608
Registriert: Di Mär 01, 2005 1:11 pm
Wohnort: Fulda

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Kaindee hat geschrieben:Wenn mir mein Gitarrenlehrer ins Gesicht brüllt da kann er heißen wie er will, daß war dann die letzte Stunde.
Absolut richtig! Noch schlimmer ist, wenn man vor versammelter Mannschaft im Seminar "zurechtgewiesen" wird. Ich denke, in der Situation wäre ich zu stolz, um auf meine direkte Meinung zu verzichten.
Liebe Grüße
Bernd
:
Klassik & Flamenco
Tabulaturservice auf Anfrage
=> Klassikliste anfordern
Benutzeravatar
ralphus
Beiträge: 3355
Registriert: So Aug 19, 2007 11:39 am
Wohnort: Big Jack Village - Germany SH
Kontaktdaten:

Beitrag von ralphus »

Na im "künstlerischen" Umfeld bzw. bei "bildenden Künsten" gehört es für "junge" Nachwuchskünstler mit zu ihrem eigenen "Marketing", damit zu "werben" bei wem sie "in der Klasse" waren, z.B. Joseph Beuys, oder Gerhard Richter oder, oder, oder. Dadurch entstehen auch im "Kunstbetrieb" bzw. im Kunsthochschulbetrieb Seilschaften bestehend aus Lehrern und Schülern, die sich gegenseitig empfehlen, bzw. empfohlen werden.

Und wenn ich mir so anhöre, was meine Tochter aus dem "Lehrbetrieb" dieser Anstalt http://www.hfbk-hamburg.de/de/ so berichtet, sind leider die Kunstausübenden selten die besten bzw. gute "Lehrer".

Kann es sein, dass das bei den "klassischen" Musikern ähnlich ist? (Nicht nur Gitarre, sondern auch Geige, Klavier usw.)
Viele Grüße

ralphus
Bernd C. Hoffmann
Beiträge: 3608
Registriert: Di Mär 01, 2005 1:11 pm
Wohnort: Fulda

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

ralphus hat geschrieben:Kann es sein, dass das bei den "klassischen" Musikern ähnlich ist?
Definitiv. Ein herausragendes Talent, das einem bis zur künstlerischen Reifeprüfung bringt, sagt i. d. R. nichts über Empathie und pädagogische Fähigkeiten aus. Aber solche Musiker haben sich eben den Schwerpunkt nicht ohne Grund im aktiven Konzertleben ausgesucht. Der Unterricht ist nur ein Zubrot. Zudem ist ab einem gewissenen Niveau auch uninteressant, anderen zunächst das Krabbeln und den festen Stand zu vermitteln, bevor sie laufen oder fliegen können.

In meiner Stadt gibt es jemand, der gitarristisch auf seine eigene Weise gut ist. Seine Technik ist allerdings hundsmiserabel. Er hat sich das selbst beigebracht und kriegt tatsächlich alles sehr gut hin. Er wurde auch von einem damals existentem Musikgeschäft vor Ort für Kurse verpflichtet. Ein besonderes Talent kann man ihm nicht absprechen, wohl aber bin ich der festen Überzeugung, dass "so jemand" nicht unterrichten soll, insbesondere keine Anfänger, denn die später erforderliche Entwicklungshilfe dürfen dann andere ausbügeln - und kommen nicht selten dabei an die Grenzen des Schülers. Diese verlieren dann das Interesse, weil sie die Geduld über die buchstäbliche "Mistmotorik" zu fest im Unterbewusstsein haben, als dass sie ordentlich mit vergleichsweise einfachen Sachen weiterkommen. Ich muss hierzu fairerweise sagen, dass es sich nicht um einen Klassikgitarristen geht. Um den Bogen auf mich zu lenken: Ich weiß auch, warum ich mich damals deutlich im Unterricht engagierte und bei "Adam & Eva" anfing (auch bei einigen Workshops), anstatt meinen Schwerpunkt auf Konzerte zu legen.
Liebe Grüße
Bernd
:
Klassik & Flamenco
Tabulaturservice auf Anfrage
=> Klassikliste anfordern
classical
Beiträge: 101
Registriert: Mi Sep 26, 2012 11:48 am

Beitrag von classical »

ralphus hat geschrieben: ...Und wenn ich mir so anhöre, was meine Tochter aus dem "Lehrbetrieb" dieser Anstalt http://www.hfbk-hamburg.de/de/ so berichtet, sind leider die Kunstausübenden selten die besten bzw. gute "Lehrer"....
Na, da hat sich ja in den letzten 20 Jahren nichts geändert.
Damals hat ein Bekannte dort studiert (später gewechselt)
Ihr damaliger Dozent:
...ihr dürft Gott zu mir sagen....

Beste Grüße
classical
Hans W.
Beiträge: 52
Registriert: Sa Okt 20, 2012 10:15 pm

Beitrag von Hans W. »

Das ist beim Segovia-Seminar nicht eine normale Unterrichtssituation.
Da werden doch alle wissen bei wem sie Unterricht haben werden, also auch einschätzen was abgeht. Das sind doch alle Profis
und keine Sensibelchen.
Also weiß man, daß man nicht im Streichelzoo ist. Es ist ein wenig naiv oder sogar provokativ sich gegenüber Segovia mit anderen Fingersätzen, als von ihm erarbeiteten behaupten zu wollen. Das kam halt als Provokation bei ihm an und er reagierte sauer. Kann man vielleicht auch verstehen.
Wenn da keine Kamera gewesen wäre, hätte Segovia ihn vielleicht gleich hinaus geschmissen.
Antworten