Saitenspreizung am Steg

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Klampfen-Uli
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Saitenspreizung am Steg

Beitrag von Klampfen-Uli »

Hallo,

oft wird über die Breite von Griffbrettern diskutiert.

Aber, die Griffbrettbreite ist eine Sache - eine andere, davon oft unabhängig, ist die Saitenspreizung!

Beispiel:

Griffbrettkonusverlauf: 52 mm am Sattel, 62 mm am Steg

Dazu üblicherweise der Saitenverlauf laut Lehrbuch:
42 mm am Sattel, 52 mm am 12. Bund, > 60 mm am Steg

=> in den letzten Jahren war zu beobachten, dass die Saitenspreizungen immer mehr verjüngten zum Steg hin - waren bei üblichem Konusverlauf > 60 mm üblich, findet man immer mehr enge Saitenspreizungen am Steg, von 56 mm bis 59 mm ist alles vertreten.
Das kommt ursprgl. von den Flamenco-Gitarren.

Aber, warum ist dieser Trend bei der Konzertgitarre?

Ich finde eng beieinanderliegende Saiten gar nicht so praktisch für die Zupfhand, man kommt sich leicht ins Gehege oder gerät in die Nachbarsaite rein ...

Auch optisch nicht so schön, wenn man am 12. Bund eine übliche Griffbrettbreite hat, aber die Saiten verjüngen und dann zwischen e1 und e6 ein großer Abstand zur Griffbrettkante herrscht ...

Was meint ihr dazu?
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wuwei
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Re: Saitenspreizung am Steg

Beitrag von wuwei »

Hallo Uli,

interessantes Thema.
... wenn man am 12. Bund eine übliche Griffbrettbreite hat, aber die Saiten verjüngen und dann zwischen e1 und e6 ein großer Abstand zur Griffbrettkante herrscht ...
Das wäre natürlich kontraproduktiv, da ich den Vorteil einer geringeren Saitenspreizung am Steg nicht zuletzt darin sehe, daß der Hals auch in den oberen Lagen angenehm schlank bleiben kann.

Bei meiner '82er Flamenca ergeben sich folgende Werte (nur annähernd, da mit dem Zollstock gemessen):

Saitenspreizung: 42 mm am Sattel, 50 mm am 12. Bund, 58 mm am Steg.

Griffbrettbreite: 52 mm am Sattel, 60 mm am 12. Bund.

Der Abstand von E1 und E6 zur Griffbrettkante bleibt also konstant. Ich finde die Saitenspreizung am Steg (58 mm) sehr bequem. Ob mir eine größere Saitenspreizung Vorteile böte, könnte ich als Autodidakt mit mangelhafter Spieltechnik vermutlich gar nicht beurteilen.

Herzlichen Gruß, Uwe
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Klampfen-Uli
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Re: Saitenspreizung am Steg

Beitrag von Klampfen-Uli »

wuwei hat geschrieben: Griffbrettbreite: 52 mm am Sattel, 60 mm am 12. Bund.
Das ist gut, da folgt das Griffbrett der Saitenspreizung, das ist intelligent und ergonomisch durchdacht - von wem ist die Gitarre?

... ich wollte auch so eine Verjüngung, habe ich mich dann leider doch nicht getraut, um "Futter" für die Finger zu haben .... denn,
wuwei hat geschrieben:Der Abstand von E1 und E6 zur Griffbrettkante bleibt also konstant.
... ein bisschen Futter zwischen e1 und Kante ist schon ganz gut um nicht abzurutschen. Je höher die Lagen, desto "schwabliger" die Saite, also am 14. Bund rutscht man eher ab als am 3. Bund, von daher ist etwas Futter gut, es sollte aber moderat sein. Die Entwicklung, die Griffbretter normal zu behalten, aber die Saitenspreizung zu verjüngen, kapier ich nicht ganz ... entweder ganz, also beides im Gleichklang, oder gar nicht ...

wuwei hat geschrieben: Ob mir eine größere Saitenspreizung Vorteile böte...

Die geringeren Saitenspreizungen am Steg kommen aus der Flamencogitarre, hat was mit der Anschlagstechnik, etc. zu tun - warum das bei der Klassika auch immer mehr Einzug hält, keine Ahnung ...?
Ich finde mehr Futter für die rechte Hand eher besser ...
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

hallo uli,

der saitenverlauf entspricht bei meiner manuel bellido flamenca fast exakt deinen angaben aus dem lehrbuch.

am sattel etwas mehr als 43mm
am 12. bund exakt 52mm und
am steg etwas mehr als 60mm.

die saiten laufen sehr genau parallel zu den griffbrettkanten, die genügend sicherheit bieten um die saiten nicht abrutschen zu lassen.

die bespielbarkeit war für mich von anfang an traumhaft und ist auch der grund warum ich sie am ende doch recht gebraucht kaufte und den sicher zu hohen preis bezahlte.

die bünde sind leider schon etwas flach, wahrscheinlich schon mindestens 1-2 mal gerichtet worden und müssten mal erneuert werden. man sieht der gitarre an, dass sie viel gespielt wurde. nach 28 jahren ist das sicher mal fällig. außerdem ist die "action" ziemlich niedrig. die würde ich aber so lassen wollen.

zuvor hatte ich eine amalio burquet flamenca, die bereits das von dir erwähnte engere strinspacing hatte. die saiten liefen nicht parallel zur griffbrettkante am steg wäre jedoch noch eine deutliche modifizierung möglich gewesen, der war auch breit genug. das wollte ich der gitarre aber nicht antun. beim kauf (war meine erste nylon) fiel mir dies aber noch nicht auf, ich merkte erst bei der bellido wie man sich auf einer flamenca wohlfühlen kann, da erkannte ich erst die unterschiede.

die maße der bellido reichen mir vollkommen aus.
Salud a Familia
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wuwei
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Beitrag von wuwei »

...von wem ist die Gitarre?
Von Thomas Redlin. Leider weiß ich nicht allzu viel über den guten Mann. Über Infos jedwelcher Art würde ich mich freuen. Lebt er überhaupt noch?
... ein bisschen Futter zwischen e1 und Kante ist schon ganz gut um nicht abzurutschen.
Auf jeden Fall. Bei den Stücken, an denen ich mir bisher so die Zähne ausbeiße, muß ich maximal bis zum 12. Bund. Abrutschen vom Griffbrett war dabei zum Glück von Anfang an kein Thema (gibt schließlich mehr als genug andere :oops: ).

Als Technikbanause habe ich leider keine Möglichkeit ein gutes Foto vom Griffbrett zu machen. Aber auf diesen beiden Fotos vom damaligen Verkäufer kann man glaube ich recht gut erkennen, daß die Halsbreite nur moderat zunimmt und der Hals auch insgesamt sehr schlank wirkt (obwohl ja der Korpus deutlich zierlicher ist, als bei einer Klassika):

Bild

Bild

Finde es übrigens sehr schön, daß hier mal Leben in die sonst so verwaiste Nylonrubrik kommt. Und besonders schön fände ich es, wenn nicht schlagartig Funkstille einkehrte, sobald Ihr wieder ein neues, eigenes Forum habt (was ich Euch natürlich wünsche, falls Euch danach ist).

Herzlichen Gruß, Uwe
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Andique
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Beitrag von Andique »

zumindestens am Steg ist eine allzu grosse Saitenspreizumg gar nicht so gut, wenn man mit Daumen und Zeigefinger gleichzeitig apoyando auf der E6, bzw. der e1, Saite spielen will.

mfG
Andreas
liebe Grüsse, Andreas
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Klampfen-Uli
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Beitrag von Klampfen-Uli »

Herigo hat geschrieben:am steg etwas mehr als 60mm.
... hätte ich im Nachhinein auch nehmen sollen ... und am 12. Bund das Griffbrett etwas schmaler ... leider hatte ich keinen Mut zur Lücke ...

=> für eine Flamenca sind deine Maße am Steg aber ungewöhnlich breit ...?
Klampfen-Uli
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Beitrag von Klampfen-Uli »

Andique hat geschrieben:wenn man mit Daumen und Zeigefinger gleichzeitig apoyando auf der E6, bzw. der e1, Saite spielen will.
... den Fall hatte ich noch nie..? Wo käme das vor?
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Andique
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Beitrag von Andique »

oft genug. Soll man nicht aus klanglichen Gründen das Apoyando verstärkt einsetzen?
Z.B. das bekannte Püree, ...äh Bouree von Bach.
liebe Grüsse, Andreas
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duda
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Beitrag von duda »

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Andique
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Beitrag von Andique »

duda hat geschrieben:Hallo Andreas!

Zitat: "[...]Daumen und Zeigefinger gleichzeitig apoyando auf der E6, bzw. der e1, Saite spielen will[...]"


Verstehe ich auch nicht. Bei gleichzeitigem Apoyando auf E6 und e1 ist die Spreizung doch wurscht, oder?!

Gruß, jens.
hi,

ich gebe die Frage mal weiter. Ich kann die Frage nicht allgemeingültig beantworten. Ich kann das gleichzeitige Apoyando auf E6/e1 spielen. Sogar eine grössere Saitenspreizung wäre möglich. Ich hatte mal eine 8-saitige und da ging das gleichzeitige Apoyando von der 7ten zur 1ten Saite mit Daumen und Zeigefinger auch.
Bei der 8ten zur 1ten nicht mehr (gut).
Bei mir ist es so, dass ich als Kind im Alter von 7 Jahren einen Unfall hatte. Ich bin in eine Glasscherbe gefallen (daher zerbrochenes Glas immer wegräumen, bitte).
Dabei habe ich mir die Sehne des Zeigefingers der rechten Hand durchgeschnitten (und die Sehne des Daumens angeschnitten, wenn ich mich recht erinnere).
Für die damaligen (1967) Verhältnisse ist es recht gut wiederhergestellt worden. Die Sehne des Zeigefingers ist verknotet worden und dadurch verkürzt. Wie man das heute machen würde, weiss ich nicht, würde mich aber interessieren. Gibt es jemand, der das weiss?
Wie auch immer, ich kann alles spielen. Welche Auswirkungen die Verkürzung hat ist mit Worten schwer zu beschreiben. Sagen wir mal so, das gleichzeitige Apoyando mit Daumen und Zeigefinger von der 5ten zur 1ten Saite ist mir lieber, als das Angesprochene.

mfG
Andreas
liebe Grüsse, Andreas
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