Verzierungen

Alles über die Nylon- und Darmbesaiteten

Moderator: RB

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Kerstin Muc
Beiträge: 281
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Verzierungen

Beitrag von Kerstin Muc »

Hallo in die Runde,

ich habe über die Ferien eine neue Aufgabe bekommen. Ich soll mir das Linnemann Stück "Canzone d' Amore" erarbeiten. Erstmals finden sich hier viele Verzierungen, zu denen ich ein paar Fragen habe, bevor ich mich an die Gitarre setze. Die Fingersätze nebst Vorzeichen (# vor c und f) sind soweit klar, aber es finden sich auch viele Bindebögen, Abzugs- und Aufschlagsbindungen.

Anhängend das Bild und die Frage, ob ich das richtig verstanden habe:

A = klassischer Bindebogen, d.h. das E im Bass wird einmal angespielt und klingt dann weiter.

B = Abzugsbindung? Sprich ich spiele das d und dann ziehe ich mit dem c über das cis?

C= Aufschlagsbindung, ich spiele das cis und hämmere dann mit dem 3. Finger das d?

Ich freue mich über Infos, ob ich das so richtig verstanden habe?!

PS. Zum Nachlesen: Es ist Takt 25/ 26.

Liebe Grüße von einer im Theoriemodus befindlichen Kerstin



Bild


edit: @admin: Ich bin versehentlich wohl falsch, müsste ggf. in Spieltechnik. Bitte wenn notwendig verschieben. Danke!
Hans W.
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Registriert: Sa Okt 20, 2012 10:15 pm

Beitrag von Hans W. »

Das passt so. Viel Spaß dabei.
Grüße, H.W.
Kerstin Muc
Beiträge: 281
Registriert: Mi Jun 15, 2011 5:37 am

Beitrag von Kerstin Muc »

Vielen Dank. Das heißt dann also tatsächlich auch, dass untenstehender Auschnitt NUR als Aufschlagsbindung gespielt wird? Oh man, das dauert, bis ich das um Klingen bringe. Oder hat das unten eine andere Bedeutung?

Beste Grüße

Bild

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JoCa
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Registriert: So Sep 14, 2008 11:39 am

Beitrag von JoCa »

Kerstin Muc hat geschrieben:dass untenstehender Auschnitt NUR als Aufschlagsbindung gespielt wird?
Nein, es bedeutet, dass die Noten, auch über ihren eigentlichen Notenwert hinaus, weiter klingen sollen. In diesem Fall bis man die Töne des D-Dur? Akkord wieder anschlägt.

lg
JoCa
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Nachtrag: JoCa ist mir während des Schreibens zuvorgekommen ;-)

Hallo Kerstin,

eine kurze Anmerkung zu Deinem ersten Beitrag:
Im Beispiel A, wo Ausgangs- und Zielnote gleich sind, spricht man auch von einem 'Haltebogen'. Dieser Begriff beschreibt etwas genauer, was mit der Bindung geschieht, wie bei B und C.

Die kleinen bögen im unteren Beispiel sind sind der Eigenart vieler Saiteninstrumente zugeschrieben. Die Eigenart ist es, dass die Töne mehrerer Saiten ineinanderklingen. Die kleinen Haltebögen zeigen an, dass hier das Ineinanderklingen der einzelnen Saiten ausdrücklich erwünscht ist. Den D-Dur Akkord über die 2 Takte spielst Du mit p - i - m - a / m - i - m - i. Beim 2. Takt kannst Du auch andere Fingersätze ausprobieren, die für Dich gut in der Hand liegen. Vermeiden würde ich beim Taktübergang unbedingt, 2x den Ringfinger zu nehmen.
Liebe Grüße
Bernd
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Kerstin Muc
Beiträge: 281
Registriert: Mi Jun 15, 2011 5:37 am

Beitrag von Kerstin Muc »

Schönen Dank fuer die Infos! kann mir jemand noch sagen, wie ich Haltebogen und Aufschlagsbindung auseinanderhalten kann? Für mich sieht alles irgendwie gleich aus.

Kann man sagen: alles was über der Note steht ist Aufschlag- oder Abzugsbindung, sobald es unterhalb der Note steht ist es Halte bzw Bindebogen? Sonst wüsste ich gerade nicht, wie ich die Bögen voneinander unterscheiden kann.

Vielen Dank!
JoCa
Beiträge: 46
Registriert: So Sep 14, 2008 11:39 am

Beitrag von JoCa »

Kerstin Muc hat geschrieben:Haltebogen und Aufschlagsbindung auseinanderhalten
Bis auf ganz wenige Ausnahmen gilt: gleiche Tonhöhe - Haltebogen,
ansonsten Bindebogen, d.h. entweder hämmern, abziehen oder durchschlagen (sweepen). Schwierig wird es nur, wenn die gleiche Tonhöhe
auf verschiedenen Saiten gespielt werden soll, z.b. d auf der g-Saite gefolgt
von d auf der h-Saite. Dann würde ich es aber mit der Nummerierung der
Saite kenntlich machen.

lg
JoCa
Kerstin Muc
Beiträge: 281
Registriert: Mi Jun 15, 2011 5:37 am

Beitrag von Kerstin Muc »

JoCa hat geschrieben:
Kerstin Muc hat geschrieben:Haltebogen und Aufschlagsbindung auseinanderhalten
Bis auf ganz wenige Ausnahmen gilt: gleiche Tonhöhe - Haltebogen,
ansonsten Bindebogen, d.h. entweder hämmern, abziehen oder durchschlagen (sweepen). Schwierig wird es nur, wenn die gleiche Tonhöhe
auf verschiedenen Saiten gespielt werden soll, z.b. d auf der g-Saite gefolgt
von d auf der h-Saite. Dann würde ich es aber mit der Nummerierung der
Saite kenntlich machen.

lg
JoCa
Hallo JoCa,

Das verstehe ich nicht, Sorry. Wie unterscheiden sich dann im ersten Bild das Bsp. C und das letzte Bild? Im ersten spiele ich doch eine Aufschlagsbindung, während im letzten Bild nach Deiner Beschreibung, die Töne nur weiter klingen, während ich die nächsten anspiele? Einziger Unterschied den ich erkenne: bei einem ist der Bogen über den Noten, beim anderen darunter (letztes Bild). Ich hoffe ich konnte das gut erklären.
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gem
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Beitrag von gem »

Hallo Kerstin,

ob die Bögen nach oben oder nach unten gehen richtet sich nach der Richtung der Notenhälse. Also Bassnoten nach unten, Diskant- oder Melodienoten nach oben. Mehr ist da nicht!

Wenn zwischen zwei gleichen Noten ein Bogen, ein sogenannter Haltebogen, ist, dann wird nur die erste Note angeschlagen, die zweite nicht mehr. Der Ton wird eben so lange gehalten, wie die Zähleinheit der beiden Noten ist. Du siehst das auch daran, daß der Bogen waagerecht liegt.

Ist jedoch die zweite Note höher als die erste, ist das eine sogenannte Aufschlagbindung. Du spielst die tiefere Note an und schlägst mit dem im Fingersatz angegebenen Finger die höhere Note an. Der Bogen geht rechts nach oben!

Ist die zweite Note niedriger als die erste, ist das eine sogenannte Abzugbindung. Du spielst die höhere Note an, wobei Du einen dem Fingersatz entsprechenden Finger bereits auf der tieferen Note hast. Dann, nach dem Anschlag, ziehst Du den ersten Finger ab, und oh Wunder, der tiefere Ton ertönt. Der Bogen geht rechts nach unten!

Sei mir nicht böse, aber was hast Du für einen Lehrer, der Dir nicht einmal diese einfachen grundlegenden Fähigkeiten vermittelt? Und dann gibt er Dir für die Ferien so ein Stück zum Üben auf. :roll:

Gruß gem
JoCa
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Beitrag von JoCa »

Hi Kerstin,

im Deinem 2ten Bild geht der Bogen quasi nach nirgendwo. Notiert sind nur
Achtel und wenn man die auf anderen Instrumenten, wie Trompete oder Blockflöte spielen würde, dann käme ein Ton nach dem anderen ohne irgendwelche "Überhänge". Da hier jedoch gewünscht ist, dass sich der Akkord aufbaut, sollen die Töne losgelöst von ihrer absoluten Tonlänge weiter klingen. Beim Klavier gibt es für solche Fälle sogar ein Pedal.
Eine modernere Notationsweise wäre "let ring" darüber oder darunter zu schreiben. Würde man die Bögen weg lassen, dann müsste man eigentlich die Töne dann abstoppen, wenn die nächste Note angeschlagen wird.
Das kommt z.B. dann vor, wenn man ein Sax imitieren will.

Die Bindebögen in Deinem ersten Bild (B+C) sind wegen der besseren Lesbarkeit über den Noten. Ich würde nachgerade B darunter setzen, um die Abwärtsbewegung noch zusätzlich zu verdeutlichen.
A ist übrigens kein Binde- sondern ein Haltebogen.
lg
JoCa
Kerstin Muc
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Beitrag von Kerstin Muc »

gem hat geschrieben:Hallo Kerstin,

ob die Bögen nach oben oder nach unten gehen richtet sich nach der Richtung der Notenhälse. Also Bassnoten nach unten, Diskant- oder Melodienoten nach oben. Mehr ist da nicht!

Wenn zwischen zwei gleichen Noten ein Bogen, ein sogenannter Haltebogen, ist, dann wird nur die erste Note angeschlagen, die zweite nicht mehr. Der Ton wird eben so lange gehalten, wie die Zähleinheit der beiden Noten ist. Du siehst das auch daran, daß der Bogen waagerecht liegt.

Ist jedoch die zweite Note höher als die erste, ist das eine sogenannte Aufschlagbindung. Du spielst die tiefere Note an und schlägst mit dem im Fingersatz angegebenen Finger die höhere Note an. Der Bogen geht rechts nach oben!

Ist die zweite Note niedriger als die erste, ist das eine sogenannte Abzugbindung. Du spielst die höhere Note an, wobei Du einen dem Fingersatz entsprechenden Finger bereits auf der tieferen Note hast. Dann, nach dem Anschlag, ziehst Du den ersten Finger ab, und oh Wunder, der tiefere Ton ertönt. Der Bogen geht rechts nach unten!

Sei mir nicht böse, aber was hast Du für einen Lehrer, der Dir nicht einmal diese einfachen grundlegenden Fähigkeiten vermittelt? Und dann gibt er Dir für die Ferien so ein Stück zum Üben auf. :roll:

Gruß gem



Hallo gem,

Ich habe einen guten Lehrer, es sind nur gerade Ferien....Er hat mir nicht aufgetragen "komm wieder in 2 Wochen und hab das drauf", sondern gemeint, ich solle es mir erst einmal anschauen und mich damit vertraut machen (während ich weitere an anderen Sachen arbeite).

Und nun kommen eben diese Fragen und die Fachliteratur die ich hier habe (ABC der Musik) hat das nicht so klar erklärt, dass ich es verstanden habe. Also frage ich da, wo ich denke Rat zu erhalten, nämlich hier. Hat auch Super funktioniert, Danke an alle!

Viele Grüße Kerstin
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gem
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Beitrag von gem »

Hi Kerstin,

ja, es kommt ein bisschen hart rüber, was ich über Deinen Lehrer geschrieben habe. Vielleicht, weil ich selbst schon einmal schlechte Erfahrungen mit einem Lehrer gemacht hatte, dem ich viel Geld für wenig in den Rachen geworfen hatte. Das kommt dann manchmal wieder hoch.

Hast Du es mit den Bögen ein wenig verstanden?

War nicht so drastisch gemeint, wie es für Dich klingen mag. :)

Gruß gem
Kerstin Muc
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Beitrag von Kerstin Muc »

Hi gem,

ja das habe ich denke ich verstanden. Habe das ganze Stück jetzt mal mit Fingersätzen versehen und mir auch die verschiedenen Verzierungen angeschaut.

Ich verstehe natürlich Deine Aussage...Ich merke bei mir einfach, dass mich das Notenlernen und die vielen Zusatzinfos z.B. Tondauer, Rhytmus, Lautstärke etc.pp. bisweilen einfach noch überfordern. Das dauert eine Weile bis es in Fleisch und Blut übergeht. Bis dahin mache ich mir meist farbliche Notizen (z.B. Note mit Haltebogen), das prägt sich gut ein und ich bin da eher visuell.

Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich als Spätlerner und nun auch schon älter hier Rat bei versierten Spielern bekomme. Egal welche Stilrichtung.

Diese Hilfsbereitschaft schätze ich sehr, sie stellt neben meinem Unterricht eine Bereicherung dar!

So jetzt geht es mal an die ersten Takte in der Praxis.

Schönen Sonntag

Kerstin
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Kerstin Muc hat geschrieben:Habe das ganze Stück jetzt mal mit Fingersätzen versehen
Das hat auch Nachteile! Je mehr dort steht, um so mehr musst Du lesen, was nicht selten den Spielfluss beim Üben lähmt. Bei notieirten Wiederholungstakten, wo z. B. nur die Schlusstakte variiert sind - Stücke mit sog, A B A Schema - würde ich nur die Anfangstakte (als Erinnerung) versehen sowie die schwierigen Stellen. Alles andere ist ja schon bekannt. Ich hatte das meinen Schülern so empfohlen. Nach meiner Erfahrung bekommt nan die Stücke damit auch schneller "rein".
Liebe Grüße
Bernd
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Kerstin Muc
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Beitrag von Kerstin Muc »

Hallo Bermd,

verstehe Deinen Ansatz. Für mich heißt "erarbeiten" aber erst einmal Zugang zu diesem Stück zu finden und das bedeutet (für mich) in einer Kopie alles aufzuschreiben und ggf. kenntlich zu machen, was wichtig ist. Dazu zählen besagte Aufschlagsbindungen resp. Abzug, Haltbögen und eben auch Fingersätze re. und linke Hand. Dann spiele ich immer erst mal nach diesem Blatt und irgendwann kehre ich dann zum "nackerten" Original zurück. Dann sind aber viele Dinge schon Automatismen.
Das ist der Weg, den ich für mich gut finde. Aber da darf jeder seinen eigenen finden und gehen. Ich kann z.B. NULL nach Gehör spielen und bewundere hier einige, die das können!

Grüße Kerstin
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