Gitarren aus heimischen Hölzern

Alles über die Nylon- und Darmbesaiteten

Moderator: RB

alex sustain
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Beitrag von alex sustain »

Torres arbeitete Boden und Zargen sehr dünn aus, obwohl dies mit dem damaligen Mitteln wohl recht aufwändig war. Es war für ihn offenbar wichtig, leichte Instrumente zu bauen. Es wäre daher vielleicht verkürzt zu sagen, er habe diesen Bauteilen keine klangliche Bedeutung zugemessen.
Doch ich denke schon, dass bei ihm die kuppenartig gewölbte, in den Randpartien hauchdünn ausgearbeitete Decke, also die Idee der "schwingenden Membran", absolut zentral war. Die Holzwahl für Boden und Zargen war für ihn wohl eher eine Frage von Optik und Prestige bzw. des Geldbeutels des Kunden.
rwe
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Beitrag von rwe »

alex sustain hat geschrieben: Doch ich denke schon, dass bei ihm die kuppenartig gewölbte, in den Randpartien hauchdünn ausgearbeitete Decke, also die Idee der "schwingenden Membran", absolut zentral war.
Ja, ganz klar. Das war sein Ansatz und sicherlich war es eine oder seine zentrale Intention, dies mit der Pappmache-Gitarre zu demonstrieren. Meine Fragestellung kommt da etwas "aus dem Off", aus dem Ansatz, was man auf Grund seines Experimentes überhaupt beweisen kann, da mir nicht von verschiedenen Experimental-Reihen Torres' bekannt ist.
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

alex sustain hat geschrieben:Torres arbeitete Boden und Zargen sehr dünn aus, obwohl dies mit dem damaligen Mitteln wohl recht aufwändig war. Es war für ihn offenbar wichtig, leichte Instrumente zu bauen. Es wäre daher vielleicht verkürzt zu sagen, er habe diesen Bauteilen keine klangliche Bedeutung zugemessen.

Ich bin weg
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Der Papa
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Beitrag von Der Papa »

:bang: :aua:

Ich komme mit...

das meinte Paulino Bernabe Senior mal zu der Pappgitarre
das ganze Interview hier : http://www.thomaskarstens.de/instrument ... erview.htm


T.K.: Torres soll einmal um eine Holzdecke einen Korpus aus Karton konstruiert haben, um zu beweisen, daß dieser für den Klang des Instruments unerheblich ist.
P.B.: Damit bin ich überhaupt nicht einverstanden. Selbstverständlich ist die Decke bei einer Gitarre wichtig, aber eigentlich ist alles an einer Gitarre wichtig. Und auch Don Antonio Torres sollte so etwas nicht behaupten. Das Palisanderholz ist für eine Konzertgitarre ebenso wichtig wie das Zypressenholz für eine Framencogitarre. Mit Karton kann man kein Qualitätsinstrument bauen; ich glaube nicht daran. Soll mal einer kommen und mir so eine Gitarre bauen!
alex sustain
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Beitrag von alex sustain »

Na ja...
Die Ansicht, klassische Gitarren bräuchten unbedingt Palisander, halte ich für einengend.
Ahorn kann auch unglaublich gut klingen, z.B. bei Thames:
http://youtu.be/cLTzVbeaKeA
Der Papa
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Beitrag von Der Papa »

Hallo Alex,

Bernabe Sr. hat alles verbaut über Ziricote , Ahorn, Kirsche ,
Nussbaum, Lorbeerbaum , Pernal usw...er war ein sehr aufgeschlossener Mensch und unermüdlicher Forscher ...schau mal auf seiner Homepage ....
Desweiteren besitzt die Familie Bernabe eine Riesensammlung Historischer Gitarren von Torres , Arias , Esteso usw...
http://www.paulinobernabe.com/ColeccionPersonal.php

Das Bernabe SR. in einem Interview auf eine Frage exemplarisch 2 Hölzer nennt , heisst ja nicht das er die anderen nicht als würdig ansah verbaut zu werden. das ist Wortklauberei ...


...aber wer an Mythen wie Pappmascheé glauben mag und es besser als
Paulino Senior weiss , der als einer der angesehensten
Gitarrenbauer aller Zeiten gilt... bitte ....
alex sustain
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Beitrag von alex sustain »

Nene, so ist es nicht. Ist halt immer ein Problem mit der schriftlichen Kommunikation. Die Aussage im Interview tönte in meinen Ohren so absolut und endgültig wie eine Verlautbarung des Papstes persönlich.
Ich bin ein Lernender, stehe ganz am Anfang.
Aber warum soll diese Papiergitarre von Torres denn ein Mythos sein?
Ich hielt sie für eine historisch belegte Realität.
Wenn sie auch nach anderthalb Jahrhunderten nicht mehr in einem brauchbaren Zustand sein sollte (wen wundert's?), so ist mir doch die weiter oben genannte Replika ein starker Hinweis darauf, dass sie ansprechend geklungen haben könnte. Dass bei Torres anschliessend keine Massenbestellungen für Pappgitarren eingingen, kann ich sehr gut nachvollziehen.
Wer der Nachwelt eine These beweisen will, versteigt sich oft ins Extrem. (Wie z.B. Freud in der Psychologie...)
Torres wollte beweisen, dass die Decke hauptsächlich verantwortlich ist für die Qualität der Gitarre. Das ist ja unbestritten so, nehme ich an.
Auch die Tatsache, dass Ahornböden im (gehobenen) Instrumentenbau immer geriegelt sind (oder mit "Vogelaugen"), spricht für diese Annahme. Das widerspricht der Maxime, Holz mit geradem Faserverlauf habe ideale Schwingungseigenschaften.

Und ganz grundsätzlich: Bitte entschuldigt, liebe Profis, wenn ich armseliger Amateur Euch ab und zu mit pointierten Äusserungen zu ebensolchen Antworten verleite. Der lernende Alex tut das nur, um Euch aus der Reserve zu locken, um mehr zu erfahren... :)
Ich habe erst 12 Gitarren gebaut, nebenberuflich, verteilt auf fast zwei Jahrzehnte. Drei davon konnte ich an Berufsmusiker verkaufen, zwei spiele ich selber, eine spielt meine Tochter, den Rest habe ich - mehr oder minder - als Experiment/Lehrgeld abgebucht.
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RB
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Beitrag von RB »

Von der Torresschen Pappgitarre hatte ich gehört, aber danke einmal für den Link, über den man die Replik sehen udn hören kann, mit den Netz-spezifischen Einschränkungen, versteht sich.
Der Papa
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Beitrag von Der Papa »

Hallo Alex,

wenn du schon Gitarren gebaut hast, hast du mir einiges vorraus.
Es wäre doch interessant , wenn du mal eine mit Pappkorpus baust und uns schilderst, ob die genauso toll klingt wie deine Anderen im Vergleich.

Vielleicht spielen wir dann demnächst alle nur noch auf
Recycling Gitarren...und fürs Weltklima wärs auch noch gut :P
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HR
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Beitrag von HR »

Für Somogyi ist nicht allein die Decke für die Tonerzeugung zuständig. Er spricht auch dem Boden einen erheblichen Teil zu. Im Gegensatz zu den Zargen, die für ihn offensichtlich nur Distanhalter für Decke und Boden sind. (siehe seine Artikel auf seiner homepage http://www.esomogyi.com/tonewoods.html)

Was Birne als Tonholz betrifft bin ich nicht der Meinung, dass es nur als Hals und Griffbrett zu verwenden ist. Als Korkusholz gibt es meiner Meinung nach einen wunderbaren Ton. Viellicht nicht so voll wie Palisander, ich würde es eher mit Mahagoni vergleichen. Zumindest ist es bei einer meiner Stahlsaitengitarre so. Bei einer klassischen Gitarre kann das vielleicht anders aussehen.
lg
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alex sustain
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Beitrag von alex sustain »

Hallo Papa
Zum Bau einer Pappgitarre fehlt mir ehrlich gesagt die Motivation. Ich glaube auch nicht, dass Torres ernsthaft davon ausging, dass diese Gitarre besser wird als ihre hölzigen Pendants. Ich bin ein Holzfan und liebe es, Gitarren zu bauen, die auch beim Umdrehen einen "Aaah" - Effekt auslösen.
Vielleicht ist es für Dich auch interessant zu hören, wie Nussbaum klingen kann. Wenn alles klappt will ich noch diesen Frühling ein Video aufs Netz stellen mit meinen beiden neuesten "Kindern", einer in Nuss und einer in Ahorn, 100% FSC, Tropenholzfrei (also auch gut fürs Klima!) und mit einer verstellbaren Halsbefestigung, die ich so noch nie gesehen habe.
Sobald der Film existiert, werde ich den Link hier posten.

Gruss

Alex
alex sustain
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Beitrag von alex sustain »

Hallo Frank

Freut mich, dass Du so ungeduldig bist. (Wenigstens einer, der sich das ansehen wird :D .)
Da ich weder selber aufnehmen noch selber spielen werde (und das ist gut so!) muss ich mich selber noch etwas gedulden. Mal sehen, wann es uns dreien passt. Wenn es noch etwas dauert, werde ich als Zugabe gleich noch eine zweite Gitarre (Fichte/Ahorn) vorstellen können. - Der Frühling dauert ja noch eine Weile.

Gruss

Alex

PS: Wir pflattern eher vor Kälte. - Wo bleibt denn der Pfrühling???
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RB
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Beitrag von RB »

Ich werde es mir auch anschauen und anhören.
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Angorapython
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Beitrag von Angorapython »

Drei!
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Beitrag von Der Papa »

alex sustain hat geschrieben: Grundsätzlich lässt sich anmerken, dass Torres Boden und Zargen keinen grossen Beitrag am Klang der Gitarre beigemessen hat. Er baute zur Untermauerung dieser Theorie sogar eine Gitarre aus Papmaché.
Hier der Link zu der angesprochenen Pappmachée Gitarre von Torres
Sie existiert tatsächlich noch !!!!

http://www.granadaexpert.com/johnray/lu ... rres-1862/

John Ray ist ein sehr bekannter Gitarrenbauer aus Granada, der in einer Art Blog große Gitarren der Altmeister hin und wieder vorstellt.
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